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Der gläsernere Bürger

Elmar Getto – Seit 1. November sind wir der völligen Überwachung wieder ein bisschen näher gekommen: Die RFID-Reisepässe sind eingeführt. Sie enthalten einen Chip, der aus einigem Abstand und ohne, dass dies bemerkt wird, abgelesen werden kann.

Chip wird in dem Dokument sein, das man ständig mit sich tragen muss

Er enthält neben den Daten des Passinhabers ein digitalisiertes Photo von ihm und wird in Kürze auch noch digitalisierte Fingerabdrücke enthalten. Platz ist auf dem Chip auch noch für die DNA-Analyse. Irgendeinen erkennbaren Nutzen hat der neue Chip nicht, außer für die Alles-Überwacher der Stasi-Dienste, die nun ein lückenloses Bewegungsprofil aufstellen können, oder jede einzelne Person einer Demonstration erfassen können, wenn jemand so schlau wäre, mit seinem Reisepaß herumzulaufen.

RFID sind ‚Radio-Frequency-Identification-Chips’, wie sie zunehmend für Supermarktwaren zur Identifikation benutzt werden. Ein Schlaumeier mag nun anmerken, dass der oben beschriebene Alptraum ja in Wirklichkeit noch nicht verwirklicht ist, dass die DNA-Kennung noch gar nicht eingeführt ist, dass die Daten bisher nur ausgelesen werden können, wenn man in ein spezielles Lesegerät den Pass eingelesen hat, dass deshalb auch noch nicht Bewegungsprofile erstellt werden können, die aber sehr wohl mit dem Handy möglich sind, das fast jeder mit sich herumträgt usw. Das ist wahr, aber es wurde ja auch noch gar nicht davon gesprochen, dass der oben angedeutete Ausweg, einfach den Pass zu Hause zu lassen, in absehbarer Zeit ebenfalls verschlossen wird. Dann wird der Chip natürlich in dem Dokument sein, das man ständig mit sich tragen muss.

Legale Terroristen
Gegen den Terrorismus, d.h. gegen Anschläge auf Zivilpersonen, bringt das überhaupt nichts, denn alle Terroristen, denen z.B. die Anschläge in New York vom 11. September oder die Anschläge auf die Vorortzüge in Madrid oder die Anschläge auf die U-Bahnen in London zur Last gelegt werden, hatten gültige Reisepässe und waren alle legal in den jeweiligen Ländern.

Was andere Verbrechen betreffen, so ist ebenfalls der Anteil von ihnen, der mit gefälschten Pässen durchgeführt wird, unter 1%. Kurz, gegen wirkliche Terroristen und Verbrecher kann sich das Ganze nicht richten.

Es beruht auf der Anweisung des Lehrmeisters aus den USA, alle Europäer müssten in Zukunft Pässe mit maschinenlesbaren Komponenten zur Identifikation besitzen, wenn sie weiterhin ohne Visum in die Vereinigten Staaten einreisen wollten. Die meisten europäischen Staaten lassen sich damit Zeit, nur die deutschen Musterschüler haben den Befehl bereits vorzeitig ausgeführt. Aye – Aye, Sir!

Das kleine Problem, das man noch mit den lesenden Maschinen hat, die z.B. Bilder mit mit wirklichen Personen vergleichen können sollen, ist, dass die dabei noch immer einige Prozent Fehler machen. Man kann sie sehr scharf einstellen, dann werden einige Prozent von Leuten mit gültigen Pässen nicht ins Land gelassen oder man stellt sie locker ein, dann erkennen sie nicht mehr in jedem Fall, dass die reale Person gar nicht mit dem Bild übereinstimmt. Jetzt raten Sie einmal, was davon man in den USA machen wird. Einer Sache kann man sicher sein: die Schlangen vor der Passabfertigung werden nicht kürzer werden.

Grüsse von der Stasi
Was da vor sich geht, ist die Stasiesierung der Gesellschaft, so wie es in der DDR war. Die Stasi wusste eine Menge, aber ihr ging auch unheimlich viel durch die Lappen, weil sie den Fehler machte, den alle Stasis machen: Sie will immer mehr Daten von möglichen Verdächtigen und erstickt sich damit selbst mit Daten und Fakten.

Die Stasisierung der Gesellschaft besteht also gar nicht darin, dass immer mehr über die Bürger des Staates gesammelt und gespeichert wird und dem Staat bekannt ist. Sie besteht darin, Angst und Schrecken zu verbreiten unter denen, die eventuell etwas vorhaben könnten, wie in den Westen zu fliehen, oder wie bei der Revolution mitzumachen – und sie so möglichst davon abzuhalten.

Es geht gar nicht so sehr um die Intimsphäre der Menschen, sondern um das Gefühl, man werde ständig überwacht. Es geht nicht um Datenschutz, sondern um die Würde des Menschen, aber die liegt seit Hartz IV in Deutschland sowieso im Sterben.

Die große Welt der kleinen Chips
Chipen bis die Leiche qualmt
Deutschland kommt in den Genuss implantierbarer Chips
US-Konzerne setzen auf RFID-Chips

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Bush-Foto biometrisch nicht verwertbar

Harald Haack – In Deutschland gelten ab dem 1. November 2005 die neuen Bestimmungen für Reisepässe.


Ursprünglich sollten deutsche Reisepassinhaber auf dem Foto eine Staubmaske tragen. Doch von diesem Vorhaben ist Schily ohne Nennung von Gründen abgerückt.

Lebenslustige Deutsche, die den neuen und teuren Reisepass beantragen wollen, sollten sich zunächst an einen Bestatter wenden. Bei diesem können sie den für den Pass notwendigen starren Leichenblick einstudieren, denn: Wer wie George W. Bush grinst, der wird den neuen Reisepass nicht kriegen. Wem aber der Weg in die Leichenhallen zu beschwerlich ist, kann sich auch den „biometrischen Blick“ von einem Porträtfoto des ehemaligen Bundesinnenministers Schily abgucken. Dieser hatte, allen anderen seiner europäischen Kollegen voran, dafür gesorgt, dass Deutsche sich nun den Mängeln und Macken der Computertechnik zu unterwerfen haben. Anstatt noch an der Biometrie-Software feilen und diese an den Menschen anpassen zu lassen, boxte Schily die Anpassung der Deutschen an die tumbe Technik durch. Als Konsequenz hieraus ist nun zu erwarten, dass besonders deutsche Amerika-Reisende sich nicht nur in ihrer Mimik, sondern auch im Gang und in der Sprache den Biometrie Computern und halbgaren Softwares anzupassen haben.


Aus dem Mustertableau für Passbildknipser: Deutschlands Kreuzzug gegen individuelles Aussehen.

Wer schon jetzt für eine flüssige Grenzabfertigung trainieren möchte, findet in den Spielfilmen der STAR-WARS-Trilogie von George Lucas schöne Beispiele fürs steife Benehmen von Droiden und anderen Robotern.

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US-Konzerne setzen auf RFID-Chips

Stephan Fuchs / Franz Ramerstorfer – RFID heißt das Zauberwort. Der Einkaufskorb wird, dank der kontaktlosen Radiofrequenz Technik automatisch gescannt, beim einführen der Kreditkarte wird der Kassenzettel ausgedruckt und fertig. Kein mühsames ausladen und auftürmen auf dem Fliessband, kein erzwungenes Lächeln, kein Smalltalk mehr. Für die Kassiererinnen wird es sich über kurz oder lang ausgelächelt haben. Millionen von Jobs werden der Vergangenheit angehören. Alternative? Wohl keine. Nun erschien auch ein Buch, das sich kritisch mit der Materie auseinandersetzt.


Auf P&G einschiessen

Kritisches Sachbuch stürmt Amazon-Verkaufscharts
Spychips, ein Buch über Radio Frequency Idendification (RFID) und deren Verwendung in Chips stürmt derzeit die Verkaufscharts auf Amazon.com. „Spychips: How Major Corporations and Government Plan To Track Your Every Move with RFID“ beschäftigt sich mit der Rolle großer Konsumgüterkonzerne wie Procter & Gamble (P&G) bei der Einführung der RFID-Chips. Die Autoren prangern RFID-Chips an, da sie nach deren Meinung direkt zu ungewollter Bespitzelung der Konsumenten nicht nur durch Marketingverantwortliche, sondern auch seitens der Regierung führen können.

Das Buch schießt sich vor allem auf P&G als Hauptverantwortlichen hinter der globalen Entwicklung der RFID-Technologie ein. Gemutmaßt wird auch, dass die Gillette-Akquisition mit dieser Technologie zu tun habe. Der Konzern streitet jedoch jeglichen Zusammenhang ab. Im Jahr 2001 meldete P&G aber ein Patent namens „Systems and Methods for Tracking Consumers in a Store Environment“ an, so das Buch. Laut dem Direktor für Global Customer Business Development, Milan Turk, nimmt P&G die Privatsphäre der Kunden sehr ernst. P&G konnte für kein Statement erreicht werden.

Drin ist drin
Die Transponder sind schon längst im Alltag integriert. Seit in Europa eine elektronische Wegfahrsperre Pflicht ist, stecken in den meisten Neuwagen Chips in den Autoschlüsseln und funken ein Echtheitszertifikat ans Zündschloss. Sie leisten ihren Dienst in Millionen berührungsloser Chip-Karten mit denen die Bürger Londons, Sao Paulos, Bombays, Pekings, des Ruhrgebiets und früher oder später auch auf den SBB Strecken, den öffentlichen Verkehr nutzen. Die meisten Einwohner Hongkongs besitzen eine kontaktlose Karte für Transport und Einkauf, in Moskau dient ein ähnliches System zusätzlich als Gesundheitskarte, in Beijing wird damit bei den Parteitagen überwacht, ob die 30’000 Mitglieder nicht schummeln. Sie stecken in Handys, in Uhren, an Brieftauben, Skipässen und im Fleisch der Familie Jacobs aus Florida, die RFID lesbare Chips mit ihren medizinischen Daten von Verichip implantieren ließ.

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Deutschland kommt in den Genuss implantierbarer Chips

Stephan Fuchs – Die Service Company GmbH aus Lampertheim wird zur glücklichen Vertreiberfirma der Heissbegehrten implantierbaren Chips. Nicht exklusive, der Vertrag sieht lediglich 500 Chips und 50 Scanner vor. 100 der winzigen Reiskörner und 10 Leser wollen unverzüglich geliefert werden, dies verkündete die Homepage von Verichip im Sonnenstaat Florida.

Investoren fragen um Rat
Andere deutsche Firmen können also noch mitmachen, Verichip ist ein Geschäft das sich bestimmt lohnt. Bereits vor einigen Monaten haben sich einige Interessenten bei mir über E-Mail nach Verichip erkundigt… bis sich herausstellte, dass es sich um Investoren handelte die sich in den Markt einkaufen wollen. Selbstverständlich habe ich sie zur Investition ermuntert, denn die Fakten liegen auf dem Tisch: Was von vielen schon lange befürchtet wurde und von Skeptikern als kruden Verschwörungs- Blödsinn belacht worden ist, ist Realität geworden. Der Chip ist bereits unter der Haut.

Von Katzen & Hunden…
Die Firma Destron Fearing, die seit den fünfziger Jahren auf dem Gebiet der Tieridentifikation arbeitet, vermarktete bereits 1987 implantierbare Chips für Tiere. 1991 wurde deren Radiofrequenz Identifikations-Technologie von Hughes Aircraft Corporation gekauft, eine auf Kampfflugzeug- und Weltraumtechnik spezialisierte Firma in Amerika.


Wenn der kommt…

Hughes Aircraft modifizierte den Chip in der auf Zugangsberechtigung spezialisierten Abteilung „Hughes Identification Devices“ zum Humanimplantierbaren Chip. Die Ausweitung der Anwendung vom Tier zum Menschen geht patentrechtlich relativ einfach. Man stützt sich auf die evolutionistische Biologie, wo der Mensch als höheres Säugetier eingestuft wird, und schon ist das Problem gelöst. Der für Menschen modifizierte Chip wurde schließlich 1997 von Raytheon aufgekauft und Hughes Microelectronics Espãna S.A., da wo die Chips hergestellt werden, wurde nun zur Raytheon Microelectronics Espãna S.A. umbenannt und beliefert Destron Fearing, die mittlerweile mit Applied Digital Solutions fusionierte, welche eben den „Verichip“ anbietet. Die meisten vierbeinigen Klein-Viecher haben mittlerweile einen Chip in der Schulter. In der Schweiz wird es für das Schosstierchen gar zum Gesetz.

…zu den Toten
Was im finanziellen Anlegerbereich heiss begehrt ist, liegt auch im kalten Körper der Toten. Vornehmlich in den Krisengebieten. Was bei den Tsunami Opfern noch als Spekulation galt, wird seit der Umweltkatastrophe in New Orleans als Geschenk der Götter zelebriert. Die Toten werden mit den RFID Chips von Verichip versehen.


…kommt das raus,

Damit das ordentlich vor sich geht und es definitiv keine Verwechslungen gibt, werden sie in den Körper gespritzt. Derweil herrscht Freude Spenderfreude bei Verichip, denn die Chips für die Toten sind ein Geschenk der Firma und obendrein eine angenehm Sinnvolle PR Kampagne.

Prima orchestrierte PR
Die Totenkampagne ist nicht die erste gelungene PR Schlacht des Unternehmens. Das grosse Zeichen Gottes ereignete sich natürlich am 11/9, als NYC angegriffen wurde. Seither ist Verichip ein Aufsteigender Engel bei allen die an Sicherheit denken. Obwohl, das soll hier klar für weitere Investoren gesagt werden: Verichip rettet seine Träger nicht vor dem zerrissen werden bei einer Bombe.


und wenn der kommt…

Es ist noch nicht mal sicher ob ein Verichip Träger A und ein Verichip Träger B die zur gleichen Zeit zerrissen werden ihre Chips noch sinnvoll auseinander halten können. Nun denn: Am 26. April 2002 erklärte ADS (die Mutter Firma von Verichip) Präsident Scott R. Silverman: „Wie wir von potenziellen Kunden rund um die Welt hören, ist die Zeit reif für unser neues Personal Location Device (PLD). PLD ist die implantierbare Form von Verichip mit GPS Kapazität. Wir haben das Verlangen nach dem implantierbaren Chip mit GPS Ortung gehört! Wir arbeiten jetzt daran.“ Möglich machte dieses Statement die Larry King Show Live auf CNN am 4. März 2002. John Walsh, Showmaster von „America most Wanted“ vom TV-Kanal FOX wurde von einem Anrufer aus Tampa (Florida) gefragt, ob implantierbare, GPS-lokalisierbare Chips nicht dem Kidnapping vorbeugen würden. Walsh antwortete: „Das ist eine brillante Idee. Ich wünschte, jemand würde so etwas entwickeln. Ich hoffe jemand macht das noch zu meiner Lebzeit.“ ADS, ganz in der Rolle einer ritterlichen Geste, konnte nun per Zufall partout so etwas bieten. Der zweite Gag richtete sich an gefährdete Menschen, wie Staatsanwälte:

In einem Pressekommunique von Verichip am 2. August 2004 schreibt die Firma: „Was haben verlorene Hunde, verrückte Kühe und die mexikanische Polizei gemeinsam?“ Verichip natürlich, denn der mexikanische Generalstaatsanwalt Rafael Macedo de la Concha und 160 seiner Mitstreiter seien implantiert worden. Rund 43 Nachrichtenagenturen und Zeitungen haben die Pressemeldung übernommen, unter ihnen CNN, MSNBC & die Washington Post. Offensichtlich sind aber, laut Macedo de la Concha, nur gerade 18 Personen implantiert worden. Korrigiert wurde freilich nicht.


kommt das rein.

Der dritte Streich richtete sich an das Trend- & Partypublikum. Dabei wurden einige Spanier und einige Schotten zu ihrer eigenen Brieftasche. Will ein Gast zum „Very Important Person“ VIP werden, lässt er sich einen Chip in den linken Oberarm spritzen. Dann noch schnell den Vertrag unterschrieben, der den Club von der Verantwortung für gesundheitliche Schäden entbindet, ein kleiner Piekser und der Kunde ist zu einer wichtigen Person geworden. Es ist geschafft. Der VIP bezahlt seine Drinks, indem er den Arm an ein Lesegerät hält, das Geld wird praktisch vom Konto abgebucht. Das ist praktisch, denn in den dusteren Clubs kann es durchaus schwierig sein ein paar Pfund auf den Tresen zu knallen.

Duster ist’s auch anderswo
Wir haben keine Ahnung wohin die Chips geliefert werden. Geheim!“ meinte Angela Fulcher, Verichip’s Kommunikationschefin. Sie meinte dann auch: „Rund 7000 Chips sind verkauft worden, etwa 1.000 davon sind implantiert. Wir haben keine Ahnung wohin die Chips geliefert wurden, wir vermuten, dass viele zu Testzwecken von militärischen Einheiten und Nachrichtendiensten gebraucht werden. Darüber können wir aber nicht sprechen.“ Es sind aber weit mehr Chips verkauft worden. Unter anderem an die schweizerisch-russische Firma Russgps mit Sitz im Kanton Zürich. ein Tochterunternehmen von Russline.ru. Die Firma Russline.ru, ist ein Joint Venture russischer Investoren und dem schweizerischen Internet Service Provider SwissWeb GmbH in Zürich. RussGPS, mit Büros in Moskau und Zürich hat sich auf die Lokalisierung von Fahrzeugen und Personen spezialisiert. In einer ersten Tranche verpflichtete sich RussGPS zum Kauf von insgesamt 1000 implantierbaren Chips sowie 100 Scannern. Über die nächsten fünf Jahre, so der Deal, verpflichtet sich RussGPS zu einem Ankauf von mindestens 51’000 Chips und 2’600 Scannern, um die Exklusivverkaufsrechte über den schweizerischen und russischen Markt behalten zu können.

Dazu kommt der nun ansteigende Markt in den USA. Bereits sind einige Krankenhäuser mit Scannern ausgerüstet… ein Geschenk der „Firma Freundlich“ aus Florida… In den südamerikanischen Absatzländern werden insgesamt 135’000 Chips und 7.650 Scanner ausgeliefert. Eine Risikomanagement Gruppe, die Metro Risk Management Group mit Sitz in Miami beliefert in diesen Ländern den Markt. Die Firma wurde 1998 von Sicherheitspersonen aus CIA und FBI gegründet und spezialisierte sich auf Antiterrorismus, Geiselbefreiung und Überwachungsfragen. Dies sollte für Investoren aber wirklich kein Hindernis sein. Verichip ist die Zukunft, ob wir wollen oder nicht.

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Weiterführende Artikel:

Buchtip:
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Chipen bis die Leiche qualmt

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Stephan Fuchs – Durch den Einsatz von Funk-Chips versuchen die US-Behörden, einen besseren Überblick über die Opfer des Hurrikans Katrina zu bekommen. Die Katastrophen-Einsatztruppe DMORT (Disaster Mortuary Operational Response Team) setzt den Toten der Naturkastrophe winzige Sender unter die Haut, berichtet News.com.

Per Handscanner werden die Opfer dann für eine Datenbank katalogisiert – so wie auch Paketversender arbeiten, wenn es darum geht, einzelne Sendungen auffindbar zu machen. Die als RFID bekannte Technik arbeitet mit winzigen Chips, die individuelle elektronische Signale aussenden, die wiederum von Empfängern aufgenommen werden können. Das ist kein Novum. Bereits bei den Tsunami Opfern wurden Chips von Verichip eingestetzt.

Die Chips der Hurrikan Opfer enthalten eine 16-stellige Identifizierungsnummer. Über die Datenbank wird diese mit Informationen wie etwa Fundort oder Zustand der Leiche verknüpft. Auch der Ex-Gesundheitsminister von US-Präsident Bush, Tommy Thompson , liess sich einen RFID-Funkchip unter die Haut implantieren. Hintergrund ist Thompsons Berufung in den Verwaltungsrat von Applied Digital, deren Tochterfirma Verichip sich auf die Funkchips spezialisiert hat, ihn und seine Firma wird der Hurrikan gefreut haben, denn die US-Behörden bedienen sich nun der Technik von Verichip. Nur ganz knapp erhielt die Firma im vergangenen Jahr die Zulassung der Food and Drug Administration für den Einsatz im menschlichen Körper.

Verichip konnte, solange die US Food and Drug Administration (FDA) die Zulassung als medizinisches Gerät verweigerte, amerikanischen Bürgern bislang nicht ohne weiteres in Massen eingepflanzt werden. In anderen Ländern, Mexiko und Spanien aber schon. Ein praktisches Spielfeld für Tests. Am 13. Oktober 2004 verkündete ADS endlich die langersehnte Freigabe der Bundesbehörde. Für die Aktionäre der Firma ein finales Geschenk und einen weiteren Höhenflug an der Nasdaq Börse. Seltsam immerhin die Randnotiz, denn bereits am 22. Oktober 2002 war in einer Pressemitteilung der Firma zu lesen, dass diese Genehmigung von der FDA erteilt worden sei. Diese Falschmeldung von ADS wurde von der Aufsichtsbehörde schriftlich gerügt, worauf die Pressemitteilung eine Korrektur erfuhr.


FDA Auszug

Vom Einsatz der RFID-Chips erhofft man sich einen besseren Überblick über Zahl und Identität der Opfer. Auch der Bundesstaat Louisiana will der Technik bedienen.

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Buchtip:

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TOP SECRET

Stephan Fuchs – Information is Power. Auch im Museum für Kommunikation. Das sagen sich die Geheimdienstler. Und die Wirtschaftsspione. Und die Hacker. Spätestens seit dem Computer und der öffentlich- zivilen Nutzung des WWW sollte jede/r ein wenig hinter die Informationsgewinnung moderner Informationstechnologie schauen und verstehen um was es geht.

Sie haben das sicher schon gehört: Von Terroristen wird vermutet, dass sie geheime Botschaften in digitalen Bildern verstecken und sich so ungestört austauschen können. Vielleicht haben sie schon von der National Security Agency, NSA, dem grössten amerikanischen Geheimdienst gehört. Sie wurde im Auftrag von Harry Truman in den 40er Jahren gegründet und wurde über Jahre geheim gehalten. Die Aufgabe des Superdienstes ist es, „nützliche“ Daten abzufangen, darunter ausländische Nachrichtenverbindungen.

Sie stehen im Verdacht, mit dem Abhörsystem ECHELON weltweit Emails, Faxe und Telefongespräche abzuhören. Auch in der Schweiz, obwohl die Schweizer Dienste nicht gerne darauf angesprochen werden. Auch Windows 2000 machte von sich reden, das, wie Hacker zeigen konnten, einen vordefinierten Generalschlüssel für asymmetrisch verschlüsselte Verbindungen besaß – und dessen Eigentümer unter der Bezeichnung «NSA» firmierte.

Entsprechenden Gesetzesinitiativen in den USA, die den Gebrauch von Verschlüsselungsmethoden regulieren oder staatlichen Stellen eine Entschlüsselungsgarantie geben sollten, blieben schließlich erfolglos. Der Supersauger ist Arbeitgeber von sage und schreibe 16‘000 Mathematikern, darunter einige „umgedrehte“ Superhacker. Kein Wunder ist die NSA auf dem Gebiet der Verschlüsselung der Öffentlichkeit um Jahre voraus. Spionage software die sich auf ihrem Computer selber installiert weiss genau über ihr Surfverhalten Bescheid, registriert ihre Bewegungen, leuchtet ihr Surfverhalten aus, bombardiert sie mit Werbung, oder mit bösartigen Viren, oder klaut ihnen Passwörter.

Der Phantasie zum Schutz vor echten und eingebildeten Bedrohungen sind keine Grenzen gesetzt: Schlüssel und Codes werden entwickelt. Wer kennt sich in diesen Kommunikationslabyrinthen noch aus? Dieser Frage geht die Führung TOP SECRET nach. Auf dem gut einstündigen Rundgang werden aber auch Geschichten aus der Vergangenheit zu hören sein. Zum Beispiel von den «Simpsons» im Museum für Kommunikation.

Oder warum die Geschichte Englands wohl anders verlaufen wäre, hätte Maria Stuart die Häu. gkeitsanalyse gekannt. Exklusiv wird ausserdem eine originale Chiffriermaschine der Schweizer Armee in Betrieb genommen. Und zu guter Letzt nimmt die Führung noch den eigenen Schlüsselbund genauer unter die Lupe. Sie werden staunen, was der Bruder über sie weiss…

TOP SECRET
Museum für Kommunikation, Helvetiastrasse 16,
Bern. Jeweils sonntags; 14:00. Anmeldung bis 5 Minuten
vor Führungsbeginn am Museumsempfang.
Die Führung ist im Eintritt inbegriffen.

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Wir sind alphanumerisch, also PIN ich

Alle in der Schweiz lebenden Personen werden zu Glas. Wie das Bundesamt für Statistik (BfS) erst jetzt bekannt gab, soll die neue und universelle Personen-Identifikationsnummer (PIN) die bisherige AHV-Nummer ablösen. Und mit ihr gleich auch noch alle anderen Kennnummern, unter denen Bürger X und Bürgerin Y bei den verschiedenen Ämtern registriert sind. Diese Nummer soll bereits bei der Geburt oder der Einreise zugewiesen werden und die ganze berufliche Karriere hindurch unverändert bleiben.

Mit diesem PIN würde die Person in allen Verwaltungsdatenbanken-, Einwohner-, Zivilstands-, Stimmrechts- und Steuerregister-, aber auch mit den Datenbanken der Sozialversicherungen und AHV korrespondieren.

Schnittstelle Bürger/Behörden
Am 10. Juni entschied sich der Schweizer Bundesrat für den Glasbürger. Registerharmonisierung heisst das hübsch klingende Projekt, denn Heute werden in vielen Personenregistern auf kommunaler, kantonaler und Bundesebene eigene, nicht koordinierte Personennummerierungen geführt, welche die gesetzlich geregelte Datenkommunikation zwischen den Registern behindern. Auf Bundesebene ist dies z.B.

► Die STAR-Nummer des Personenregisters INFOSTAR im Zivilstandswesen, eingeführt im Jahre 2004 (EJPD);
► Separate Personenidentifikatoren in den Registern zur ausländischen Wohnbevölkerung und zu den Flüchtlingen (EJPD). Die Zusammenlegung der zwei in ein Register ist vorgesehen;
► Eigenständige Identifikationsnummern im Informationssystem Ausweisschriften (EJPD);
► Die AHV-Nummer im Sozialversicherungsbereich, die voraussichtlich ab 2008 durch eine neue Sozialversicherungsnummer abgelöst wird (EDI);
► Die Identifikationsnummer (voraussichtlich die neue Sozialversicherungsnummer) der von den Eidgenössischen Räten beschlossenen Versichertenkarte (EDI);
► je eigene Personenidentifikatoren verschiedener weiterer, weniger umfangreicher Personenregister (z.B. Diplomatenregister).

Auf Kantonaler und kommunaler Ebene:
► Meist kommunal unterschiedliche Nummerierungssysteme der Einwohnerregister;
► Die AHV-Nummern, die zumeist in Steuerregistern verwendet werden und abgelöst werden müssen.

Der Wildwuchs bei den Identifikationsnummern ist ineffizient und unverständlich, das will man natürlich nicht mehr. Schon gar nicht in diesen Zeiten, wo das Böse unter uns lebt, Missbrauch im Sozialsystem und Drückerei bei Steuerpflichten herrscht. Das Bundesamt für Statistik schreibt dazu: Mit einer registerübergreifenden Personenidentifikationsnummer entsteht also primär ein Nutzen für die Bevölkerung und für die Verwaltung. Eine einzige, für alle Register und Bereiche gültige Personenidentifikationsnummer kann diesen Missstand (ed. Die frivole Vielfalt der Nummern) beheben.

Endlich Durchsicht
Mit dem PIN Identifikator, lässt sich mit jeder Nummer auch eine Wohnung verknüpfen, da jedes Haus und jede Wohnung ebenfalls eine Nummer hat. Anhand der digitalen Rechnungen erhält man Einblick auf den Stromverbrauch, Gasverbrauch, Heizkosten, Verbindungsdaten des Telefon oder Internetanschlusses die Kreditkartennummer, medizinische Informationen, die Sozialversicherungsnummer, was in den Einkaufskorb kommt, Arbeitsweg, Reisen, über den neuen Fahrausweis wer wo falsch geparkt hat. Über den neuen Reisepass, der den Schweizern seit Januar 2003 zur Verfügung steht, wird jeder und jede in die Datenbank des ISA (Informationssystem Ausweise) eingespeist über die alle Kantone mit dem Bund vernetzt sind. Der Eidgenössische Datenschutzbeauftragte Hanspeter Thür meint: „Bei einer universellen PIN besteht die Gefahr, dass Daten über eine Person verknüpft werden können und wir so zu ‚gläsernen Bürgern‘ werden.“ Das Innenleben dieses „gläsernen Menschen“ sähe dann etwa so aus: PIN eingeben, und auf einen einzigen Mausklick tauchen Krankheiten, säumige Steuerrechnungen, eingereichte Beschwerden oder gar Vorstrafen innert Sekundenbruchteilen auf dem Bildschirm auf. Glasig wird’s…

Weiterführende Artikel:

  • Zu Besuch im Ministerium für Wahrheit

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Big Brother im Gefängnis von Maricopa County Arizona

Die langweiligen und unlustigen Big Brother Container Shows in Europa sind im amerikanischen Gefängnis von Maricopa harte und bittere Realität. Gefangene werden dort rund um die Uhr gefilmt und sind Live im Internet zu sehen. Wer mal Glück hat kriegt sogar den Einsatz eines SWAT Teams in die gemütliche Stube geliefert. Seit 1993 ist Joe Arpaio Sheriff von Maricopa County in Phoenix Arizona; er gilt als der härteste Sheriff in Amerika.

Nachdem Joe Arpaio von 1950 bis 1952 in der US Army gedient hat, arbeitete er als Undercover Agent für die Drug Enforcement Administration DEA, die amerikanische Anti- Drogen Behörde. Der Job brachte ihn unter anderem nach Mexiko, Süd Amerika und in die Türkei um dort Drogen Syndikate zu infiltrieren. Seine DEA Karriere schloss er als DEA Leiter im Staate Arizona ab.


Die Öffentlichkeit ist mein Boss

Im Jahre 1992 gewann er die Wahl zum Sheriff von Maricopa County. Er weiss genau was die Öffentlichkeit will: „Die Öffentlichkeit ist mein Boss“ pflegt er zu sagen „und als solches will sie sehen was da im Knast geschieht.“

Nicht nur was im Knast passiert, sondern auch draußen auf der Strasse. Man sieht sie, die schweren Jungs.


Zehnerpack

Muskelbepackte Oberkörper, eindrückliche Tätowierungen, Menschen die vom Kampf mit der Gesellschaft gezeichnet sind. Das sind die berüchtigten Chain Gangs, aneinandergekettete Sträflinge, die sechs Tage die Woche im orangen und gelben Overall auf der Strasse schuften. Die Gefahr, dass sie mal ausbüxen ist minim. Sie sind von Schützen bewacht, im Zehnerpack aneinandergekettet und sie tragen rosa Unterhosen. Eine sicher peinliche Farbe für Stahlharte Kerle. Die Männer und weltweit nun auch die ersten Frauen Chain Gangs putzen Highways, übermalen Graffiti und beerdigen die Armen der Stadt. Das sehr zum Gefallen der Steuerzahler.


Nicht romantisches Feriendorf

Sheriff Arpaio hat draussen in der Wüste, im Niemandsland, Zeltstädte aufbauen lassen. Über 1200 verurteilte Männer, Frauen und Jugendliche leben in diesen speziellen Zeltlagern für Klienten der normalen bis mittleren Sicherheitsstufe eingekerkert. Nicht etwa lustige Ferienlager. Sie sind von Schützen bewacht und die Lager mit Stacheldraht umzäunt. Die Zeltstadt hat nicht nur bei der Regierung, sondern weltweit Aufmerksamkeit erregt. Die Infrastruktur der Zeltstadt hält die Kosten niedrig und die Gefangenen arbeiten für den Gemeindeunterhalt, das stösst auf positive Reaktionen.

Im Gefängnis selber herrschen strickte Regeln, denn ein Gefängnis ist schließlich kein Country Club meint Arpaio. Es wird nicht geraucht, kein Kaffee getrunken, es werden keine Porno Heftchen gekuckt und getauscht und auch keine Filme angesehen. Die Gefängnisküche ist stolz darauf, landesweit die billigsten Mahlzeiten zu servieren: eine Mahlzeit kostet unter 45 Cent.


Transparenz ist Humbug

Das Madison Street Jail Gefängnis bietet Live Übertragungen aus vier Perspektiven. Die Big Brother Show über das Internet betrachtet der Sheriff als Transparenz Zeugnis und sollte potenziellen Kriminellen zugleich eine abschreckende Botschaft vermitteln. Das ist natürlich Humbug, denn Vergewaltigung und Gewalt unter den Häftlingen oder von sadistischen Wärtern, können auch so durchgeführt werden. Auf insgesamt vier Levels (Stockwerke) sind Zellen für 960 Häftlinge eingerichtet, zurzeit sind es 1500 Inhaftierte der höchsten Sicherheitsstufe, zu zweit in Einzelzellen. Die vier Kameras, über welche die Häftlinge über das Internet weltweit überwachbar sind, decken nicht den ganzen Komplex, es gibt zig tote Ecken, Gänge und Zellen wo die Gewalt und der Interne Kampf um Gunst und Macht weiterhin wüten kann.

Vielmehr animieren die Web- Cams zur voyeuristischen Alternative des Big Brother Programms, unter dem Motto: Lass uns mal die Mörder und Gesellschaftswracks anschauen. Ganz riesig wäre es ja, wenn die SWAT Einheit (Special Weapons and Tactics Team) zum Sturm bläst und die Häftlinge filzt. Drei Versionen einer kürzlich geschehenen Gefängnisrevolte werden im Internet präsentiert. Das ist dann echte Action, die einem keine Big Brother Show bieten kann. Trotzdem verschafft einem die Live Übertragung einmal mehr Grund um über das Fundament des Systems nachzudenken.

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Fußball-WM als Überwachungs-Großprojekt

Die Fussballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland wird zum Datenschutz-rechtlichen Fiasko. Die Tickets enthalten einen RFID-Chip, über den eine eindeutige Zuordnung zur berechtigten Person hergestellt werden kann. Die Weisung ist einfach: wer sich nicht durchleuchten lassen will, geht nicht Fussball gucken. Und klar ist, wofür sich die Mehrheit voraussichtlich entscheiden wird: Bis Mitternacht 22. März 2005 wurden insgesamt 3.945.487 Karten geordert.

Der ehemalige oberste Datenschützer Schleswig Holsteins Helmut Bäumeler schlug Alarm: „…Welche Person ist im Stadion, das will man damit feststellen können. Und so sehr ich Verständnis dafür habe, dass man Fußball-Rowdys rechtzeitig abwehren und erkennen möchte, hier sieht man ganz genau, wohin diese Technologie führt, nämlich zur Überwachung von Menschen.“ So ist es möglich Bewegungsprofile von WM-Zuschauern anzulegen ohne dass diese es merken. Die Ticket-Kontrolle erfolgt an den Eingangsschleusen der Stadien per RFID-Leser, möglich sind aber auch Kontrollen außerhalb der Stadien. Auf dem Chip werden zwar weder Name noch sonstige Identitätsdaten gespeichert, es handelt sich bei der Kennnummer des Chips um ein personenbeziehbares Datum. Über die eindeutige Kennnummer auf dem RFID-Chip werden sämtliche in einer Datenbank des Deutschen Fussball Bundes (DFB) erfassten Antragsdaten erschlossen und sind online abrufbar.

Die Problematik der RFID-Technologie besteht darin, dass die Transponder-Chips noch aus einer Entfernung von 10 cm unbemerkt „ausgelesen“ werden können. Wer also Zugriff auf die DFB-Ticket-Datenbank hat und die Chips ausliest, kann genau zuordnen, wer der Karteninhaber ist und wo sich der jeweilige Mensch gerade aufhält. Wäre an jedem Sitzplatz im Stadion ein RFID-Leser angebracht, so könnte präzise lokalisiert werden, welcher Fußball-Fan auf welchem Platz sitzt.

Ob damit die Sicherheit in den Stadien erhöht und Fälschungen verringert werden ist fraglich, denn Hooligans finden es auch in den Städten lustig sich zu prügeln und mit Hilfe einer Chipkopie ist es möglich vor dem tatsächlich Berechtigten das Stadion zu betreten. Viele Datenschützer und Bürgerrechtsgruppen befürchten es gehe eher um die Akzeptanz neuer Überwachungstechnologie. Die WM2006 soll den grossen RFID Durchbruch schaffen. „Die Weltmeisterschaft wird von Sponsoren und Überwachungsindustrie missbraucht, um Schnüffeltechnik einzuführen und die Fans auszuspionieren“, meint Rena Tangens vom FoeBud e.V. in Bielefeld. In Bezug auf RFID wird es im Nachhinein wohl heißen: Auf geht’s! Die Fußballfans haben die neue Technik positiv aufgenommen.

Siehe auch: Die grosse Welt der kleinen Chips

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Schwofen bis der Chip qualmt

Stephan Fuchs – Applied Digital Solutions (ADS) sprach von Verschwörung. Es ging um die 75-prozentige ADS-Tochter Digital Angel, welche die Patente am so genannten Verichip hält. Dieser implantierbare Chip dient zur digitalen Brandmarkung und drahtlosen Identifikation von Vieh, Schosstieren und Menschen. Beinahe wäre der Firmenschatz, das Patent mit der Nummer 5,629,678 in die Hände des Computerriesen IBM gefallen, denn diese hält die Firma Digital Angel als Pfand in der Hand. ADS hatte bei IBM Schulden von insgesamt 77 Millionen Dollar. 46 Millionen US-Dollar wurden 2003 fällig, die ADS allerdings auch nach der zweiten Deadline nicht zurückzahlte.

Intrigante Telefonverschwörung
Dafür beschuldigte ADS die Firma IBM der intriganten Telefonverschwörung: ADS habe in Verhandlungen mit einer Investmentfirma gestanden, die 20 Millionen US-Dollar anlegen wollte, dann aber von einem Angestellten von IBM davon abgebracht worden sei. Um den „Gral“ behalten zu können, wurden dann Flugs 25 Millionen Aktien verkauft. Dank der Einigung mit IBM, gehört die Aktie des Technologieunternehmens Applied Digital nun zu den grössten Gewinnern an der Nasdaq. Die Aktie stieg um satte 37%.


Schwofen bis der Chip qualmt

Nicht gestiegen ist die Sympathie Aktie des Unternehmens. Das Konsortium macht sich trotz PR-Gags, wie dem Implantieren von Stammgästen im holländischen Tanztempel Baja Beach Club in Barcelona und Rotterdam und als allerneusten Gag in der Bar Soba im schottischen Glasgow nicht beliebt. In dem Club sind durch die Implantation bereits 40 Spanier zu ihrer eigenen Kreditkarte geworden. Jeden zweiten Donnerstag im Monat trommelt der Baja Beach Club zur „Implantation Night“. Will ein Gast zum „Very Important Person“ VIP werden, lässt er sich einen Chip in den linken Oberarm spritzen. Dann noch schnell den Vertrag unterschrieben, der den Club von der Verantwortung für gesundheitliche Schäden entbindet, ein kleiner Piekser und der Kunde ist zu einer wichtigen Person geworden. Es ist geschafft. Der VIP bezahlt seine Drinks, indem er den Arm an ein Lesegerät hält, das Geld wird praktisch vom Konto abgebucht. Der Besitzer des Chip –Clubs, Conrad Chase, wollte seinen Gästen einfach etwas wirklich Originelles anbieten. Das hat er geschafft. Der Baja Beach Club ist nicht nur PR Gag, sondern auch Testlabor, wie wir weiter unten noch sehen werden.

Auf einen Schlag in die Weltpresse
Nicht ganz so originell war das Pressekommunique von Verichip am 2. August 2004. Darin schreibt die Firma: „Was haben verlorene Hunde, verrückte Kühe und die mexikanische Polizei gemeinsam?“ Verichip natürlich, denn der mexikanische Generalstaatsanwalt Rafael Macedo de la Concha und 160 seiner Mitstreiter seien implantiert worden. Offensichtlich sind aber, laut Macedo de la Concha, nur gerade 18 Personen implantiert worden. Rund 43 Nachrichtenagenturen und Zeitungen haben die Pressemeldung übernommen, unter ihnen CNN, MSNBC, Washigton Post etetc. ADS hat geschafft was die Kritiker des implantierbaren Chips nie schafften: Diese zwei Meldungen, jene über den Baja Club und die Mexikaner, haben Verichip auf einen Schlag in die Weltpresse geschossen. Verichip korrigierte die Zahl der in Mexiko implantierten Regierungsmitglieder nie. Vielleicht war das auch nicht so wichtig, denn die weltweite Aufmerksamkeit war nun gewiss. Die letzte Hürde war jedoch noch nicht genommen. Die US Food and Drug Administration.

Seltsame Randnotiz
Verichip konnte, solange die US Food and Drug Administration (FDA) die Zulassung als medizinisches Gerät verweigerte, amerikanischen Bürgern bislang nicht ohne weiteres in Massen eingepflanzt werden. In anderen Ländern, Mexiko und Spanien aber schon. Ein praktisches Spielfeld für Tests. Am 13. Oktober 2004 verkündete ADS endlich die langersehnte Freigabe der Bundesbehörde. Für die Aktionäre der Firma ein finales Geschenk und einen weiteren Höhenflug an der Nasdaq Börse. Seltsam immerhin die Randnotiz, denn bereits am 22. Oktober 2002 war in einer Pressemitteilung der Firma zu lesen, dass diese Genehmigung von der FDA erteilt worden sei. Diese Falschmeldung von ADS wurde von der Aufsichtsbehörde schriftlich gerügt, worauf die Pressemitteilung eine Korrektur erfuhr. Wie vertrauenswürdig ist eine solche Firme? Besonders wenn sie Vorbehalte der FDA nicht klar kommuniziert? Denn der Chip birgt auch Risiken. In einem Brief von der FDA, datiert vom 12. Oktober 2004 steht: “The potential risks to health associated with the device are: adverse tissue reaction; migration of implanted transponder; compromised information security; failure of implanted transponder; failure of inserter; failure of electronic scanner; electromagnetic interference; electrical hazards; magnetic resonance imaging incompatibility; and needle stick.”


FDA Auszug

Dass es bei der Mini-Operation zu Infektionen kommen kann, dürfte nicht verwundern. Schließlich ist jeder operative Eingriff mit diesem Risiko verbunden und sei er noch so klein. Ähnliches gilt für die Gefahr, dass es im Körper zu Abstoßungsreaktionen kommen könnte. Die FDA weist aber auch daraufhin, dass es zu „elektromagnetischen Interferenzen“ kommen könne, zu „elektrischen Problemen“ und auch zur Inkompatibilität zum „Magnetic Resonance Imaging“, also dem hier meist als Kernspintomografie bezeichneten Diagnoseverfahren. Laut einem 1997 von der FDA erstellten Primer zu diesem Verfahren muss damit gerechnet werden, dass in metallischen Implantaten möglicherweise elektrische Ströme erzeugt werden, die zur Erhitzung und damit zu Verbrennungen des Patienten führen kann.

Fliegende Aktienkurse
Macht nichts, Business as usual und am 10. November 2004 doppelte das Unternehmen mit einem weiteren Erfolg nach. Die Allianz mit dem Pharmakonzern Henry Schein! Über finanzielle Details vereinbarten die Parteien Stillschweigen. Applied Digital betonte jedoch, dass Henry Schein einer der größten Vertreiber von Healthcare-Produkten an Arztpraxen in Nordamerika und Europa sei. In über 125 Ländern Nordamerikas und Europas vertreibt Henry Schein aus Melville, N.Y. medizinisches Gerät. Die Aktie von ADS stieg wiederum um 20%. ADS will jetzt, grosszügige Geste, 200 amerikanische Schmerz-Zentren mit Chip-Scannern beschenken, um der Chip-Krankenakte zum Durchbruch zu verhelfen. Zwischenzeitig verkündete ADS auch die bindende Erwerbsabsicht des Technologie Unternehmens eXI Wireless Inc. Damit hat Verichip eine potente Firma mit weltweit über 200 Verteilern und Händlern gewonnen. Am 6. Dezember 04, verkündete eXI Wirless seinen Stolz die ersten zu sein, den Markt von Nordamerika mit Produkten von Digital Angel zu beglücken.

Larry Kings mysteriöser Gast
ADS hat sich nun erfolgreich positioniert, um den Engel Verichip fliegen zu lassen. Das GPS kompatible Projekt konnte nun wieder aus der Schublade geholt werden. Bereits am 26. April 2002 erklärte ADS Präsident Scott R. Silverman: „Wie wir von potenziellen Kunden rund um die Welt hören, ist die Zeit reif für unser neues Personal Location Device (PLD). PLD ist die implantierbare Form von Verichip mit GPS Kapazität. Wir haben das Verlangen nach dem implantierbaren Chip mit GPS Ortung gehört! Wir arbeiten jetzt daran.“ Möglich machte dieses Statement die Larry King Show Live auf CNN am 4. März 2002. John Walsh, Showmaster von „America most Wanted“ vom TV-Kanal FOX wurde von einem Anrufer aus Tampa (Florida) gefragt, ob implantierbare, GPS-lokalisierbare Chips nicht dem Kidnapping vorbeugen würden. Walsh antwortete: „Das ist eine brillante Idee. Ich wünschte, jemand würde so etwas entwickeln. Ich hoffe jemand macht das noch zu meiner Lebzeit.“ ADS, ganz in der Rolle einer ritterlichen Geste, konnte nun per Zufall partout so etwas bieten. Interessant wäre herauszufinden, wer der Anrufer aus Tampa war und ob John Walsh für den dankbaren Gag eine Extra-Gage bekommen hat. Um es ganz klar zu verdeutlichen: die Firma ADS schaffte es, ihren lange gepflegten aber durch breiten öffentlichen Druck zurückgezogenen Plan eines implantierbaren GPS Chips zu lancieren: Auf öffentlichen Druck eines Anrufers aus Tampa! Im May 2003 verlautete Dr. Peter Zhou von ADS die Frohbotschaft: „Wir sind sehr ermutigt über die Feldtests des implantierbaren PLD/GPS Prototyps.“

Höhenflug auf 775 Km
Vorweihnachtlich, am 15.12.2004, veröffentlichte ADS in einer Pressemitteilung eine der letzten wichtigen Komponenten zum Verlinken der PLD/GPS Technologie: Die Allianz mit Orbcomm. Die amerikanische Firma Orbcomm garantiert durch 35 Microstar low earth orbit (LEO) Satelliten in Umlaufbahnen auf 775 km Höhe, die weltweit flächendeckende Verfügbarkeit der Daten die von Dulles in Virginia aus überwacht werden. Pegasus Raketen, welche von Flugzeugen aus gestartet werden, befördern gleichzeitig 8 Orbcomm Satelliten in die Umlaufbahnen. Dadurch können nun PLD implantierte Personen lokalisiert werden. Der Schulterschluss ADS / Orbcomm soll im weiteren auch weltweit neue Anwendungen im Militär- sowie im Sicherheits- und Gesundheitsbereich entwickeln.

Phantom Fuchs
Orbcomm wird in Deutschland durch die Fuchs-Gruppe vertreten. Bereits im Jahre 2002 hielt die Fuchs-Gruppe durch die OHB Teledata AG 12.70% Aktienanteile an Orbcomm. SES Global S.A., der weltweit führende Satellitenbetreiber, hält 9% der Anteile und ist Teil einer Kapitalerhöhung von 26 Mio. $US. Der Name OHB steht für Orbitale Hochtechnologie Bremen und ist eine von insgesamt acht Firmen der Fuchs-Gruppe, die unter anderem auch in Mailand und Moskau ihren Sitz hat. Das 1993 gegründete Phantom der Fuchs-Gruppe ist nicht nur deshalb bemerkenswert, weil niemand die Hintermänner kennt, sondern auch weil dieses Unternehmen mit mehreren Tochtergesellschaften eine „Gesellschaft bürgerlichen Rechts/G.b.R.“ ist. Neben OHB gehören die Mailänder Carlo Gavazzi Space und die Cosmos International Satellitenstart GmbH. zum Gepäck der Fuchs-Gruppe. Letztere, die Cosmos International, kooperiert mit russischen Firmen über Satellitenstarts in Plesetsk und Kapustin Yar.

„Wir haben keine Ahnung wohin die Chips geliefert werden. Geheim!“
Doch vorerst wird nun der Markt auf dem medizinischen Segment gestärkt. Wohl konnten bereits in einigen Ländern Verträge mit Verichip Verteilern gezeichnet werden. Unter anderem mit der schweizerisch-russischen Firma Russgps und Metro Risk, einer Firma mit Sitz in Miami, die 1998 von Sicherheitspersonen gegründet wurde und sich auf Antiterrorismus, Geiselbefreiung und Überwachungsfragen spezialisierte. Die Verteiler-Firmen bleiben suspekt und abgerundet wird diese Meinung durch Angela Fulcher, Verichip’s Kommunikationschefin. Sie meinte dann auch: „Rund 7000 Chips sind verkauft worden, etwa 1.000 davon sind implantiert. Wir haben keine Ahnung wohin die Chips geliefert wurden, wir vermuten, dass viele zu Testzwecken von militärischen Einheiten und Nachrichtendiensten gebraucht werden. Darüber können wir aber nicht sprechen.“ Der Engel fällt tief.

PDF Download unter dem Titel: „Schwofen bis der Chip qualmt“
Weiterführende Artikel:


Dieser Artikel erschien zum erstenmal im FACTUM Magazin.