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Professor Christoph Broelsch – Die lange Reise eines Starchirurgen auf die Anklagebank

Dr. Alexander von Paleske — 23.9. 2009 — Der Transplantationschirurg Professor Broelsch steht nicht mehr im Operationssaal, zumindest nicht in Deutschland. Nicht weil er mit 65 Jahren ohnehin ausscheidet, sondern weil er bereits vor 2 Jahren wegen gegen ihn erhobener massiver Vorwürfe suspendiert wurde.Jetzt steht er vor Gericht.

Ihm wird von der Staatsanwaltschaft Steuerhinterziehung, Betrug und Bestechlichkeit vorgeworfen. Wenn man die Reportagen in der Presse liest, dann kommen sie oftmals einer de facto Vorverurteilung nahe.

Es kann einfach nicht mehr zugewartet werden, bis die Zeugen nicht nur gehört, sondern sie auch auf ihre Glaubwürdigkeit abgeklopft werden.

Auch Professor Broelsch hat aber das Recht als unschuldig zu gelten, solange er nicht rechtskräftig verurteilt ist. Gleichwohl muss die Frage gestellt werden: Wie kommt es, dass ein Chirurg mit derartiger Reputation überhaupt auf der Anklagebank landet?

Ein Ruf nach Hamburg
Broelsch hat einen erheblichen Teil seiner Karriere in den USA verbracht, und zwar nicht irgendwo, sondern an einer der renommiertesten Universitäten in den USA, der Universität von Chicago (UoC).

Im Universitätskrankenhaus Hamburg- Eppendorf gab es seinerzeit eine Transplantation von Leber und Pankreas bestenfalls in rudimentärer Form.

Der dortige transplantierende Oberarzt war in erster Linie Abdominalchirurg, der auch gelegentlich mal eine Lebertransplantation vornahm.

Mit der Emeritierung des damaligen Leiters der Abdominalchirurgie, Prof. H.W. Schreiber, sollte nun, neben der Knochenmarktransplatation, die sich damals im Aufbau befand, auch die Transplantation von Leber und Bauchspeicheldrüse auf Weltstandard gehoben werden.

Dafür kam aber aus Deutschland kaum jemand in Frage, der mit der Erfahrung von Broelsch und den von ihm initiierten Fortschritten im Bereich der Transplantationsmedizin mithalten konnte. Broelsch erhielt folgerichtig den Ruf und legte in Hamburg, später dann in Essen, los.

Grenzgänger und Tabubrecher
Allerdings muss man Broelsch wohl auch als Grenzgänger und gleichzeitig als Tabubrecher bezeichnen. Grenzgänger insoweit, als er dort weitermachte, wo andere längst aufgegeben hätten.

Tabubrecher insoweit, als er einstmals die Pfortader in einer intraoperativ festgestellten terminalen Situation bei einer Patientin öffnete, woran die Patientin verblutete. Im nachfolgenden Strafverfahren konnte eine signifikante Kausalität des Eingriffs als letztliche Todesursache jedoch nicht festgestellt werden.

Wem er helfen konnte, der wurde zu seinem Bewunderer. Wer starb, dessen Angehörige wurden enttäuscht und nicht gerade zu seinem Freunden. Die Enttäuschung ist umso grösser, je mehr die mit solchen Operationen verbundenen Risiken vor der Operation heruntergespielt werden. Wie weit das für Broelsch zutraf, wird möglicherweise im Prozess zur Sprache kommen.
Broelsch war – auch hier steht er nicht allein – offenbar ein „Besessener“, gerade dort, wo andere keine Chance mehr sahen, da sah er seine Herausforderungen.

Und dass Broelsch nicht nur ein guter Chirug, sondern ein Starchirurg war, einer der absolut Besten seines Faches, auch daran gibt es wenig Zweifel.

Masslosigkeit als Resultat einer Erwartungshaltung
Ohne dem Ergebnis des Prozesses vorgreifen zu wollen, so lässt sich aber wohl zweierlei sagen: ein gewisses Mass an Masslosigkeit und ein Environment, dass diese Masslosigkeit nicht zurechtstutzte, sondern offenbar förderte. Denn jemand wie Broelsch mit seinem ausgezeichneten Ruf motivierte weltweit Patienten, so sie es sich leisten konnten, nach Hamburg und später dann nach Essen zu kommen. Auch der verstorbene ehemalige Bundespräsident Johannes Rau liess sich von Broelsch eine von Krebs befallene Niere herausoperieren.

Die Macht der Krankenhausverwaltung

Anders als noch vor 20 Jahren, müssen Chefärzte heute aber mehr als die Hälfte ihrer Privatliquidationen an die Krankenhausverwaltung abführen, und jemand wie Broelsch brachte die Ladenkasse der Universitätsklinik wohl ordentlich zum Klingeln.

Ansonsten sind die Krankenhaus-Verwaltungen gegenüber den leitenden Aerzten in den letzten Jahren immer mächtiger, man möchte fast sagen dreister, geworden, machen ihnen Vorschriften, kürzen Budgets, jedenfalls dann, wenn sie nicht von der Statur eines Broelsch waren. Bei ihm war das wohl etwas anders.

Weiter gilt: Je höher man in der Medizinerhierarchie aufsteigt, und so hoch wie Broelsch kommen nur sehr, sehr wenige, je unangreifbarer werden sie, komme was da wolle. Und das hat in Deutschland eine lange Tradition. Das schlimmste Beispiel dafür ist das berufliche Ende des wohl bedeutendsten Chirurgen Deutschland, des Professors Ferdinand Sauerbruch, in Buchform glänzend beschrieben durch Jürgen Thorwald Die Entlassung. Das Ende des Chirurgen Ferdinand Sauerbruch

Heute gibt es eigentlich genügend Sicherungen, die in den Krankenhäusern, anders als zu Sauerbruchs Zeiten, eingebaut sind, und die gerade das verhindern sollen: Ethik-Kommission, Mortality Meetings, pathologische Konferenzen, wo die Klinik-Todesfälle besprochen werden um dann daraus die nötigen Konsequenzen zu ziehen.

Wenn ein Chef sich darüber hinwegsetzt?
Da gibt es doch Oberärzte und Assistenzärzte?.
Wer mit dem Alltag in den Krankenhäusern, insbesondere in den Universitätskrankenhäusern vertraut ist, der weiss, dass dies eine Sicherung ist, die überhaupt nur funktioniert, wenn der Klinikchef nicht mit Furchtverbreitung sondern mit Überzeugung agiert, wenn er Kritik nicht nur zulässt sondern dazu einlädt.

Ich hatte das Glück, mit meinem Eppendorfer Chef, Professor Dieter K. Hossfeld, ehemaliger Leiter der Abteilung Hämatologie/Onkologie, so jemanden gehabt zu haben, der Kritik austeilte, aber auch dazu einlud und eigene Fehlentscheidungen freimütig und vor allem selbstkritisch einräumte. Diese Art der intellektuellen Bescheidenheit ist an Universitätskliniken allerdings keineswegs immer vorhanden.

Wer eine Krankenhaus- oder gar Universitätskarriere anstrebt, der muss sich habilitieren. Selbst kleinere Krankenhäuser verlangen heute für Chefärzte diese Qualifikation, die nichts über die praktischen Fähigkeiten und klinischen Erfahrungen aussagt, also gerade das was in diesen kleineren Krankenhäusern am meisten gebraucht wird. Der Titel „Professor“ soll Patienten anlocken.

Wer das Pech hat, unter einem autoritären Chef zu arbeiten und sich mit ihm anlegt, der kann seine Karriere an den Nagel hängen. Diese Karriereabhängigkeit, die auch Einstellungen bei anderen Kliniken oftmals unmöglich macht, führt dann zu dem was in Zeitungsartikeln als „Duckmäuserei „ bezeichnet wurde, eine höchst ungerechte Betrachtungsweise. „Halbgott in Weiss“, Dr. Mausbach und Professor Ungeheuer in Frankfurt, wer erinnert sich noch an die Auseinandersetzung in den 70er Jahren?

Politiker auf die Anklagebank
Der vor Gericht verhandelte Fall steht aber nicht nur stellvertretend für Machtstrukturen an Krankenhäusern, sondern auch für das Versagen der staatlichen Gesundheitspolitik unter der Gesundheitsministerin Ulla Schmidt, eine Ministerin, die ohnehin kaum eine Gelegenheit auslässt, die Aerzteschaft anzugreifen.

Der Fall Broelsch kommt da vermutlich wie gerufen. Aber dieser Fall hat auch damit zu tun, dass die Krankenhäuser finanziell unterversorgt sind, dass die Abkehr vom Tagessatz zur Fallpauschale die Kliniken nicht nur zwingt, Patienten möglichst schnell zu entlassen, aber auch damit, dass eine geordnete Gesundheitspolitik die auch den Ärzten längerfristiges Planen ermöglicht, überhaupt nicht mehr erkennbar ist.

Der Fall hat auch damit zu tun, dass, um vernünftige Forschung zu betreiben, die Einwerbung von sogenannten Drittmitteln nicht nur wünschenswert sondern zwingend erforderlich ist.

Eine nicht unerhebliche Anzahl von Ärzten wird mittlerweile über Drittmittel finanziert, obgleich sie, zumindest teilweise, an der Patientenversorgung teilnehmen, also eigentlich insoweit von den Universitätskliniken bezahlt werden müssten, aber selbst dafür fehlen die Gelder. Von Forschungsgeldern ganz zu schweigen.

In dieser Situation hat offenbar Prof. Broelsch zu einem Mittel gegriffen, das angreifbar ist, und das ich persönlich für moralisch inakzeptabel halte. Nicht notwendigerweise strafrechtlich relevant, da kommt es auf die weiteren Umstände an, die jetzt im Prozess aufgeklärt werden sollen: Die Zahlung vor der Operation oder die Spende oder wie immer man das bezeichnen will, auch wenn sie nicht in der Privatschatulle des Professors Broelsch landete.
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Der Patient ist verzweifelt und möchte natürlich die beste Behandlung bekommen, also versucht er irgendwie die Mittel aufzutreiben, nachdem er erkannt hat, dass offenbar nur dies den Zugang zum Starchirurgen erleichtert bzw. ermöglicht.

Spenden als Selbstverständlichkeit
In den USA, wo Professor Broelsch seine Weiterbildung hinter sich brachte, gehört es für viele vermögende Patienten als Ausdruck der Dankbarkeit,oder als Verpflichtung gegenüber der Allgemeinheit dazu, z.T. grosse Summen bereitzustellen.
Es wäre sicherlich erfreulich, wenn eine derartige Einstellung sich auch hier durchsetzen würde.

Bessere Wege
Es hätte wohl kaum jemand etwas einzuwenden gehabt, wenn nach der Operation die Patienten um Zuwendungen gebeten worden wären, aber da wären erstens einmal alle diejenigen weggefallen, bei denen die Operation erfolglos geblieben wäre, zum anderen löst Dankbarkeit leider oftmals eine weniger starke Spendenbereitschaft aus, sofern man das überhaupt so nennen will , wie Verzweiflung. Aber Verzweiflung sollte niemals ausgenutzt werden. Gerade deshalb die Einstufung als „inakzeptabel“.

Dass es auch andere Möglichkeiten gibt, zeigt die seinerzeitige Initiative der Krebskinderklinik Eppendorf damals noch unter Professor Landbeck, wo die Aerzteschaft in der Innenstadt Geld für eine Krebskinderklinik sammelte. Das Echo war enorm. Das Geld kam zusammen. Oder Prof. Hossfeld mit der Errichtung der Abteilung für Knochenmarkstransplantation in Eppendorf – aus Spendengeldern – und zwar nicht von verzweifelten Patienten..
Es gibt also bessere Wege, die von Prof. Broelsch verfolgten Ziele zu erreichen. Und gerade in der Medizin gilt nicht uneingeschränkt der Satz, dass der gute Zweck automatisch die Mittel heiligt.

Wenn man dann die Gesamtsumme allerdings betrachtet, um die es hier geht, weniger als 200.000 Euro, und sie in Relation setzt zu dem, was die Banker – straflos – verzockt haben, nämlich Milliardenbeträge, Zehntausende der Arbeitslosigkeit ausgeliefert haben, einige aus Verzweiflung in den Selbstmord getrieben, dann ist man doch geneigt, Fragen zu stellen, unangenehme Fragen…

Der Verfasser ist leitender Arzt in Gaborone/Botswana und ehemaliger Rechtsanwalt beim Landgericht Frankfurt (M)

Satire zu Ulla Schmidt
Schluss mit den Angriffen auf Ulla Schmidt
Ministerin Ulla Schmidt: Nie wieder unter Hartz IV- Bedingungen leben

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Elf – oder Sprit für Bestechungen im Grossformat

Dr. Alexander von Paleske —- 20.9. 2009 — Dieser Artikel fällt eher in die Abteilung Zeitläufte, nicht weil die Ereignisse schon sehr lange zurückliegen, sondern weil er sich mit einer Materie beschäftigt, die eigentlich immer noch der Aufklärung harrt, aber, so wie es aussieht, wohl vergeblich.

Dabei geht es hier um Riesenbestechungsgelder, die angeblich an Personen ganz oben in der Politikerhierarchie geflossen sind, und immer wieder taucht ein Name auf: Elf-Aquitaine (jetzt Total).

Nicht dass es jetzt Elf schlägt, nein, auch mit einem Elferrat hat das nichts zu tun, denn es handelt sich nicht um eine Karnevalsveranstaltung, ganz im Gegenteil, vielmehr um offenbar sehr, sehr schmutzige Geschäfte.

Die Länder, die es zu besuchen gilt sind Frankreich, Deutschland und Taiwan und als Knotenpunkt für Geldtransfers das Grossherzogtum Luxemburg.

Auftanken bei ELF
ELF –Aquitaine war ein französischer Mineralölkonzern, bevor er im Jahre 2000 mit Total fusionierte und sich fortan TotalFinaElf nannte.
ELF war nicht nur vorwiegend im Mineralölgeschäft tätig, und unterhielt ein ausgedehntes Tankstellennetz in Frankreich, sondern offenbar gleichzeitig eine „Grosstankstelle“ für eine ausgewählte Kundschaft, vorwiegend Politiker, eine Geldtankstelle sozusagen, also ein Knotenpunkt für Bestechungen im Grossformat.

Der Sprit lief angeblich auch über Finanz-Clearing-Firmen wie CEDEL, angeblich ohne deren Wissen.

Seit 2000 ist Cedel in Clearstream aufgegangen, ein Finanzinstitut in Luxemburg, über das wir gerade berichtet haben. Es gehört seit 2002 voll der Deutschen Börse AG und wird von morgen ab, zumindest namensmässig, im Zentrum eines hochpolitischen Strafprozesses stehen, denn der vor Gericht verhandelte Skandal ist nach ihm benannt: Der Clearstream II -Skandal.
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Ein Blick zurück
Starten wir in Taiwan, eine grosse Insel und ein Gebilde, das im Prinzip eine Provinz Chinas ist, wohin sich der Kuomintang- Führer Tschiang Kai-schek mit den Resten seiner geschlagenen Armee seinerzeit hinflüchtete, nachdem MaoTse-tung ihn aus dem Kernland China vertrieben hatte.

Eine Insel, die staatliche Eigenständigkeit beanspruchen will, aber nur noch von weniger als einer Handvoll Staaten als eigenständiger Staat anerkannt wird.

Taiwan wollte Ende der 80er Jahre Fregatten kaufen, um gegen Angriffe der Volksrepublik China besser gewappnet zu sein.
Sechs Fregatten sollten es sein, zum Gesamtpreis von 2,8 Milliarden US Dollar, angeblich darin 350 Millionen US Dollar Schmiergelder versteckt.

Aber jedes Land, das solch einen Auftrag annimmt, muss sich anschliessend auf diplomatische Auseinandersetzungen mit der Volksrepublik China gefasst machen, bis hin zum Handelsboykott.

Auf der anderen Seite sind solche Fregatten natürlich ein verlockendes Geschäft, weil zu dem normalen Kaufpreis noch erhebliche, sagen wir mal „Unbequemlichkeitszuschläge“ für die dann zu erwartenden diplomatischen Auseinandersetzungen mit der Volksrepublik China hinzukommen.

Aber nicht nur das, auch innerhalb eines auftragnehmenden Landes, und da kommen nicht viele in Frage, führt so etwas dann in der Regel noch zu innenpolitischen Auseinandersetzungen.

Also, die französische Firma Thomson CSF, die sich jetzt Thales
nennt, war hochgradig interessiert. Aber der damalige französische Aussenminister Roland Dumas,
der sozialistischen Partei angehörend, sagte 1990 NEIN, vorläufig jedenfalls.

Ein Politiker fällt um
Daraufhin trat die bereits erwähnte Firma ELF-Aquitaine in Aktion, getreu dem Motto „Wer gut schmiert, der gut fährt“ und bestach Dumas. Dumas fiel um, der Fregattenbau begann.
Der Politiker Dominique Strauss-Kahn,
auch er Mitglied der sozialistischen Partei, aber eher deren rechtem Flügel damals angehörend und ausserdem Mitglied einer Freundschaftsgesellschaft Frankreich –Taiwan, soll angeblich ebenfalls „Unbequemlichkeitszuschläge“ kassiert haben.

Strauss-Kahn musste aus anderen Gründen zurücktreten, verschwand aber, anders als Roland Dumas, anschliessend nicht in der politischen Versenkung, sondern wurde wieder Minister und ist heute Chef des IMF, des internationalen Währungsfonds.

Ein Offizier wird ermordet
Wäre ja alles gutgegangen, wenn in der taiwanesischen Armee nicht jemand versucht hätte, sich querzulegen, ein Offizier namens Yin Ching- Feng, der ein kritisches Dossier über dieses Fregattenbauprogramm verfasst hatte. Also musste der aus dem Wege geräumt werden. Er wurde 1993 ermordet.

Die Schüsse auf ihn gingen aber letzten Endes nach hinten los, denn die Polizei Taiwans trat nun in Aktion, und bei deren Untersuchungen stellte sich heraus, dass 1/3 der oben angegebenen Bestechungsgelder an taiwanesische Generäle zwecks „Gehaltsaufbesserung“ geflossen waren, der Rest angeblich an hochgestellte politische Persönlichkeiten in Frankreich.

Auch der ehemalige Präsident Frankreichs, Chirac, soll profitiert haben. Die satirische Zeitung Canard Enchaine
jedenfalls berichtete von 45,5 Millionen US Dollar, die angeblich auf einer japanischen Bank für Chirac bereitstünden.

Die anderen Bestechungsgelder seien angeblich dann unter anderem über Cedel, der Vorgägerin von Clearstream, auf Geheimkonten gelandet, was von Cedel/Clearstream allerdings heftig bestritten wird.

Nachdem die Angelegenheit ruchbar wurde, bemühte sich die französische Justiz Licht in die Affäre zu bringen, um dann ggf. Anklagen zu erstellen – bisher vergeblich.

Aber einen anderen Prozess gab es bereits, einen Schiedsgerichtsprozess. ELF wollte nämlich jetzt seinen Lohn für die intensive Lobbyarbeit bekommen, siehe oben. Aber Thomson/Thales wollte nicht zahlen. Darauf hin verurteilte ein Schiedsgericht Thomson CSF zur Zahlung.
Auch Schmiergelder müssen ja wohl bezahlt werden, jedenfalls dann, wenn sie von anderen vorgeschossen werden, möchte man meinen, jedenfalls in diesen Kreisen.

Elf und die Leuna-Affäre

Als Mineralölfirma hat ELF- Aquitaine natürlich mit Schmierfetten zu tun, aber auch in Deutschland, wie zuvor in Frankreich, handelte es sich um Schmierfette der besonderen Art.
Damit sind wir beim Leuna -Skandal angekommen.
Dieser Skandal hat mit einem Tankstellennetz aus DDR Zeiten zu tun, genannt Minol, was hochprofitabel war, und das wollte Elf Aquitaine gerne kaufen, nicht nur Elf- Aquitaine, es gab noch andere Interessenten.
Aber dazu musste noch eine Kröte geschluckt werden, nämlich die marode Raffinerie Leuna, wo praktisch ein Neubau erforderlich war, und dazu die Beseitigung der Altlasten, nicht zu vergessen.

Hier half die Kohl-Regierung und das Land Sachsen, oder soll man sagen köderte, mit unglaublichen Subventionen in Milliardenhöhe. So verwandelte sich die „Kröte“ dann in „leckere Froschschenkel“.
Details finden sich hier.

Das interssiert uns aber weniger. Wir sind vielmehr an den von ELF-Aquitaine vorgenommenen angeblichen Schmiergeldzahlungen an Partei(en) oder Politiker in Deutschland interessiert, die niemals aufgeklärt wurden, jedenfalls nicht in Deutschland. Immerhin aber in Frankreich, dank der hervorragenden und unerschrockenen Untersuchungsrichterin Eva Joly.

Als Zahlmeister und Bestechungskassenwarte für die Schmiergeldzahlungen fungierten der ELF-Mann Alfred Sirven und der Konzern-Manager Le Foch-Prigent
Auf deutscher Seite waren als Empfänger der Schmiergeldzahlungen angeblich der mittlerweile wegen anderer Delikte verurteilte Rüstungslobbyist und Ex-Staatssekretär Ludwig Holger Pfahls
und Dieter Holzer beteiligt. Pfahls tauchte 1999 für 5 Jahre unter und wurde erst im Jahre 2004 in Paris gefasst.

Die Strafverfolgung blieb jedoch bei ELF in Frankreich stehen, niemals schlug es zwölf für die Verdächtigen in Deutschland und anderswo. Dafür gab es aber offenbar Bundeslöschtage

Es hätte doch nahegelegen, mal in Luxemburg vorbeizuschauen, und dort zu sehen, ob Herr Pfahls die von ELF übermittelten Geldströme so lange hin- und herschob, bis sie im Konten- Nirwana verschwanden. Aber es ist mit dem Geld so, wie mit den Donau-Versickerungen: Sie kommen irgendwo wieder ans Tageslicht, und finden könnte man sie auch, wenn man nur intensiv suchen würde .

Hier sind die Staatsanwaltschaften offenbar überfordert.

In einem Interview, das ich vor acht Wochen mit dem ehemaligen Generalstaatsanwalt von Berlin, Dr. Hansjürgen Karge, führte, schnitt ich auch dieses Thema an:

Frage: Die Staatsanwaltschaften nennen sich scherzhafterweise manchmal Einstellungsbehörden statt Strafverfolgungsbehörden, weil mehr als 70 Prozent aller Verfahren eingestellt werden.
Ist die Staatsanwaltschaft nicht „Klassenjustiz“ insofern, als Tagediebe, Handtaschenräuber etc., wo der Sachverhalt meistens recht einfach aufzuklären ist, verfolgt, angeklagt und verurteilt werden, hingegegen Wirtschaftkriminelle, wo der Sachverhalt oftmals komplex ist, wo Sachverständige notwendig sind, weil den Staatsanwälten die erforderlichen Kenntnisse fehlen, oftmals frei ausgehen, weil die Staatsanwaltschaft kapituliert?

Antwort:Ich selbst habe mich nach zwei Jahren allgemeiner Kriminalitätsbekämpfung auf das Wirtschaftsstrafrecht gestürzt, aus genau diesen von Ihnen genannten Gründen. Es gab aus vielen soziologischen Untersuchungen, beispielsweise aus den USA, die Erkenntnis, dass vornehmlich der Kleinkriminelle verfolgt wird. Boshafterweise könnte man sagen: Das entspricht dem, was die Staatsanwälte können.

Wenn es kompliziert wird, wozu die organisierte Kriminalität im allgemeinen aber insbesondere die Wirtschaftskriminalität gehört, war jedoch die Hoffnung, dass wir auch da effektiver werden können.

Man hatte zuerst in Nordrhein-Westfalen Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften gegründet, inzwischen gibt es überall schwerpunktmässig arbeitende Wirtschafts-Staatsanwälte.

Jedoch, wir sind, aus meiner Sicht gesehen, letztlich gescheitert. Die Justiz hat nicht die finanziellen Resourcen gehabt, um genügend gute Fachleute einzustellen. Und neben den Fachleuten muss die Justiz Staatsanwälte haben, die den energischen Willen haben, Straftaten zu verfolgen. Das ist nichts Anstössiges, wie manche „fortschrittliche“ Menschen meinen.
Verfolgungswillen zu haben, und sich auch wehzutun beim Arbeiten, und nicht nachzugeben, ohne diesen starken Willen wird man bei schwierigen Komplexen keinen Erfolg haben.

Und daran fehlt es neben der Masse und den Resourcen. Es ist nicht so sehr die fehlende wirtschaftliche Ausbildung der Staatsanwälte, es ist der Wille, zu verfolgen und natürlich die Möglichkeiten der Unterstützung durch die Polizei und durch Wirtschaftsfachleute, die uns nach wie vor weitgehend fehlen.
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Das gesamte Interview hier

E-Mail avonpaleske@yahoo.de

Clearstream ein Megaskandal in Frankreich
Justiz in der Krise oder Krisenjustiz?

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Geburtstagsnutten in Muammar al- Gaddafis Gruselkabinett

Stephan Fuchs – Der Revolutionsführer ohne offizielles Mandat weiss, wie er sein Regime durchsetzt. Einer der für ihn arbeitet – im Geheimdienst zum Beispiel, der bekommt gleich mal den neuesten BMW. Frei Haus vor die Türe gestellt.

Mit dem „Bund Freier Offiziere“, Gaddafi wurde ausgebildet in England, stürzte er am 1. September 1969 König Idris. Am kommenden Dienstag feiert er desshalb 40 Jahre „Diktatur in Libyen“.

1979 trat er offiziell von der Staatsführung zurück, ohne jedoch seinen beherrschenden Einfluss auf sämtliche Staatsgeschäfte zu verlieren. Libyen hat einen Schattendiktator, der sämtliche Unannehmlichkeiten auf sein Volk schieben kann: Er – der Diktator – verdient kein Geld, hat keinen Besitz und gibt sich im Volk als einer der ihren. Er hat Schulden beim Metzger, beim Bäcker, beim Gemüsehändler – wie jeder andere auch. Ein ganz normaler Typ.

Nicht so, wenn jemand eine Partei gründen will. Da öffnet sich die Pforte zur Hölle des Ex-Terroristen und Finanziers verschiedener Attentate. Wer in Libyen eine Partei gründet, der ist tot. Wird erschossen, bevor er überhaupt Partei schreiben kann, oder wird gefoltert, bis er weiss das es keine Partei braucht. Ist doch auch verständlich in einem Land, das seit vierzig Jahren von einem Phantom regiert wird, der gerne im Beduinenzelt nach New York, Rom, oder Paris reist und dafür die eigentümlichste Karnevalstruppe sein eigen nennt: Frauen in Faschingsanzügen schützen den Diktator.

Sexy sind die Weiber schon. Sehen stolz aus, haben lustig-drollige Uniformen, schauen böse in die Gegend und man weiss nicht recht ob dies nun das Harem oder die Leibgarde ist. Dem Faschings Kostüm nach – welches der Chef manchmal mit lustigen Postkarten an die Brust geheftet trägt, könnte es sich um eine Love Parade handeln. Also kein Grund zur Panik.

Dem ist weit gefehlt! Der Diktator ohne Mandat, dafür mit Sonnenbrille und einem Stall voller Weiber, weiss wie er Panik verbreiten kann: Sein Geheimdienst – jene mit dem neusten BMW – töten, verstümmeln, foltern und ficken sich durch die Opposition, aber er hat auch noch die ultimative Geheimwaffe die sich international einsetzen lässt: Öl! Geld!

Sein Sohn – mit dem für unsere Ohren lächerlichen Namen Hannibal, aufgewachsen in der Diktatur von Papi, reist – natürlich mit Diplomatenpass – nach Genf. Hochburg des Geldes, der Macht, der Öldiktatoren, der Gehheimdienste und der Lust. Hannibal schlägt seine Bediensteten. Die gehen zur Polizei.

Die Genfer Polizei ging bei der Einsatzbesprechung von 8 Leibwächtern aus (männlich & bewaffnet) und rückt – multipliziert mit drei – mit 24 Polizisten aus. Schwerbewaffnet. Sie stürmen das Zimmer, Leibwächter sind nur deren drei, die Hochschwangere Frau von Hannibal hochschockiert, Hannibal bleibt kooperativ wird aber trotzdem mit Handschellen abgeführt. Die Operation ist übertrieben brachial, aber nach Schweizerrecht. Ein Diplomatenpass fällt erst mal ins Wasser, weil Hannibal nicht diplomatisch in der Schweiz weilt. Die Polizeiaktion ist rechtens.

Weil er aber Hannibal ist, findet Papi die Verhaftung auch nicht lustig. Also lässt er flugs zwei Geiseln nehmen. Das ist ja auch normal, denn auf eine forsche aber juristisch korrekte Polizeiaktion folgt logisch eine Geiselnahme im Auftrag des Staatspräsidenten – pardon Diktators. Erstaunlich ist das alles nicht.

Erstaunlich ist nur, dass ein Bundespräsident die Geiselnahme nicht verurteilt, vielmehr einen Kniefall hinlegt, sich für eine rechtens ausgeführte Polizeiaktion im Namen der Schweiz entschuldigt und somit das Recht untergräbt.

Also – geht hin nach Genf: Macht was ihr wollt verprügelt wen ihr wollt und sagt einfach bei der Verhaftung das euer Papi Muammar al-Gaddafi heisst. Das Polizei Corps von Genf wird es danken und…

… Happy Birthday Herr Revolutionsführer, Herr Diktator, Herr Volksphantom, Herr Folterknecht und in Anbetracht der dreitägigen „Trauerfeier“ um den Tod von Saddam Hussein, Heuchler…

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The Millionaire and the Murder Mansion

Adrian Gatton – In August 2008, a devastating fire raged at a Shropshire mansion. As the flames engulfed Osbaston House, mystery surrounded the disappearance of Christopher Foster, his wife Jill and 15-year-old daughter Kirstie.

What started out as a fire became a double-murder, suicide and arson investigation that would shock Britain. As vital evidence went up in smoke before their eyes, the police were faced with a number of conspiracy theories and a frenzy of press speculation about the Fosters‘ fate.

With exclusive access to the West Mercia police’s painstaking investigation and interviews with close friends and family members, The Millionaire and the Murder Mansion charts the complex jigsaw puzzle involving pathologists, forensic anthropologists, and arson, ballistics and CCTV specialists.

Interspersed with the detailed investigation are the emotional interviews with family members and friends who provide an insight into the dark secrets and many sides of the apparently doting husband and father who committed this horrific crime.

Adrian Gatton is a London-based journalist and television producer frequently specialising in investigations for the BBC, Channel 4, Channel 4 News and national newspapers.

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Die Mafia, die ZEIT und ein ehemaliger Generalstaatsanwalt

Dr. Alexander von Paleske —- 25.8. 2009 — Nun hat auch die Wochenzeitschrift DIE ZEIT die Mafia in Deutschland mit einem Dossier bedacht, Titel“ Die Mafiosi von nebenan ZEIT Nr. 34 vom 13. August 2009 Seite 13.

Das ist eigentlich sehr lobenswert wenn auch reichlich spät, bedenkt man, dass die Mafia im Kielwasser der italienischen Gastarbeiter, der Pizzerien und der Eissalons hier bereits beginnend in den 60er Jahren krakenmässig von Italien nach Deutschland sich ausbreitete.

Aber es ist keineswegs nur die italienische Mafia, sondern mittlerweile auch die Russenmafia, die Polenmafia, die chinesische Mafia, die vietnamesische Mafia und noch einige mehr.

Das Gemeinsame dieser kriminellen Oragnisationen ist ihre relative Abgeschlossenheit und die härteste Bestrafung durch die Organisationen, sollte sich etwa jemand der Polizei anvertrauen.

Ein investigativer Journalist namens Roth
Es war und ist vor allem das Verdienst Jürgen Roths, immer wieder auf die diversen Mafiastrukturen in Deutschland aufmerksam gemacht zu haben. Mafiosi, die sich anschicken, wie längst in Italien, nun auch in Deutschland, mittels Bestechung die Politik und den Oeffentlichen Dienst zu beeinflussen, in grossem Umfang Geld zu waschen, Schutzgelder zu erpressen und in grossem Stil Drogentransporte zu organisieren.

Gleichwohl schaffte es Hauke Friedrichs Artikel in der ZEIT vom 13.3. 2009, Titel: „Mafiöses Deutschland“ mit einer sehr positiven Bewertung von Roths Buch „Mafialand Deutschland“, nicht , in die Druckausgabe gehoben zu werden, sondern landete in der Ablage für zweitrangige Titel, auch ZEIT-ONLINE genannt.

Ein ehemaliger Generalstaatsanwalt und seine Mafiaerfahrungen
Ich befragte vor 4 Wochen den ehemaligen Leiter der grössten Staatsanwaltschaft Deutschlands in Berlin- Moabit, Dr. Hansjürgen Karge, unter anderem zu diesem Thema:


Dr. Hansjürgen Karge ….. die Politik nimmt das Problem nicht ernst. Foto: Dr. v. Paleske

Frage: Wenn wir einmal zurückblicken in die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts, zu einer Zeit, in der Sie ihre juristische Ausbildung hinter sich gebracht haben, da gab es ja eine relativ überschaubare Kriminalität.
Ich erinnere mich beispielsweise an Leute wie den Herrn Schüssler in Frankfurt, seines Zeichens Hehler und Inhaber des berüchtigten Lokals „Sonne von Mexiko“. Ein Ganove „mit Herz“. Zu seiner Beerdigung 1967 kamen 1000 polizeibekannte Ganoven aus ganz Deutschland angereist, die Polizei kannte sie und sie kannten die Polizei, oder „die Schmiere“ , wie sie sie nannten.Wir haben es aber heute mit bandenmässigen Zusammenfassungen von Kriminellen aus aller Herren Länder zu tun, mit Mafia-Strukturen.
Jürgen Roth hat gerade ein Buch über die massive Präsenz der italienischen Mafia in Deutschland veröffentlicht. Sind sowohl die Polizei, als auch die Staatsanwaltschaft gegenüber dieser organisierten Kriminalität nicht macht- und hilflos?

Antwort: Ja, boshaft gesagt, wir leben in einer Parallelwelt. Diese Leute nehmen die Staatsanwaltschaft ja gar nicht wahr, geschweige denn ernst, weil die Welt der deutschen Staatsanwälte und die Welt dieser Kriminellen nichts miteinander zu tun haben. Die Problematik liegt auch hier in der Internationalität, die Köpfe sitzen alle nicht in Deutschland, an die Köpfe kommen wir nicht heran, weil wir nach wie vor, allem Gerede zum Trotz, rein national agieren. Und wenn die Damen und Herren so klug sind, Leichen auf den Strassen zu vermeiden, was ihnen fast immer gelingt, dann wissen wir von nichts.

Frage: Wie könnte man denn dieses Problem überhaupt in den Griff bekommen? Durch Verstärkung der Polizei oder durch Einschleusen von Undercover Agents? Sie haben während Ihrer Dienstzeit es ja in Berlin mit derartigen mafiösen Strukturen zu tun gehabt. Ich erinnere an die Zigarettenmafia. Sehen Sie das nicht als gewaltige Herausforderung an?

Antwort: Ja, aber wir sind machtlos zur Zeit. Wir haben in Berlin eine ganze Reihe von sehr engagierten Strafverfolgern im Bereich der organisierten Kriminalität gehabt, insbesondere auch im Bereich Menschenhandel und Rauschgift natürlich. Das Problem ist, wie bei einer Parallelwelt, die Polizei hat keine Kontakte zu diesen Gruppen und Sie können in ausländische und damit fremdsprachliche kriminelle Vereinigungen keine Udercover Agents einschleusen, Sie können dort keinen Berliner oder Bayern hinschicken.
Die Leute aus diesen Gruppen selbst abzuwerben, das erfordert derartige finanzielle Mittel und auch ein Umdenken in unserer Mentalität, darauf sind wir gar nicht eingestellt.

Frage: Also mit anderen Worten, es fehlt auch der politische Wille, dieser Kriminalität substantiell zu Leibe zu rücken?

Antwort: Die Politik nimmt dieses Problem aus meiner Sicht nicht recht zur Kenntnis

Frage: Aber die Leichen sind doch da?.

Antwort: Ja, aber vergleichsweise zum Ausmass dieser Kriminalität relativ selten. Und wenn sie da sind, dann wird auch ermittelt, und dann schütteln die italienischen Strafverfolger den Kopf über die tumben und einfältigen Deutschen, und nehmen in Italien den einen oder anderen fest, aber das Ausmass dieser organisierten Kriminalität in Deutschland steht aus meiner Sicht in keinem Verhältnis zu den Auffälligkeiten, sprich Leichen, oder anderen Vorfällen.

Das gesamte Interview hier

Man darf offenbar weiter in Deutschland darauf warten, dass die Politik dieses Problem endlich ernst nimmt und Konsequenzen zieht..

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Arctic Sea – Die Besatzung ist frei, die Fragen bleiben

Dr. Alexander von Paleske – Die Besatzung der Arctic Sea ist heute freigekommen. Ueber die näheren Umstande gibt es aber bisher keine Angaben. Damit besteht nach wie vor Unklarheit, wer wirklich hinter dieser Affäre steckt.

Der von uns geäusserte Verdacht, dass Geheimdienste involviert sind, besteht nach wie vor.
Mittlerweile sind auch andere Medien auf diese Linie eingeschwenkt.

Folgende Fragen harren der Beantwortung. Erst mit deren umfassender Beantwortung wäre eine Aufklärung erreicht.

1. Was war – neben dem Holz – wirklich die Ladung des Schiffes?

2. Warum steuerte das Schiff nach dem Ueberfall in der Ostsee nicht den nächstgelegenen Hafen an?

3. War die Kapercrew noch an Bord, als das russische U-Boot auftauchte?

4. Wenn ja, wurden sie festgenommen? Welche Nationalität haben sie? Haben sie Aussagen gemacht?

5. Wenn nein, sind sie noch auf dem Schiff oder hatten sie das Schiff vor dem Auftauchen des U-Boots bereits verlassen?

6. Ist ein Teil der Ladung unterwegs auf ein anderes Schiff umgeladen worden? Oder in die See gekippt worden?

7. Wer stand hinter der Lösegeldforderung in Höhe von 1,5 Millionen US Dollar? Muss sie nicht angesichts des gesamten getriebenen Aufwands seitens der Kapercrew als offenbar „gering“ bezeichnet werden?

8. Handelte es sich um Trittbrettfahrer oder sollte sie lediglich als Ablenkungsmanöver dienen? Oder aber als Verschleierung einer zwischen zwei Staaten getroffenen Abmachung?

Nachtrag 18.8.2009 16.00h
Nach der Verhaftung 8 mutmasslichen Piraten – 4 Esten, zwei Russen und zwei Letten – haben sich einige der Fragen – vordergründig jedenfalls – möglicherweise erledigt. Aber vemutlich doch nicht.

Die kritische russiche Journalistin und Autorin Julia Latynina vermutet, dass radioaktive Substanzen an Bord des Frachters waren oder Raketen und der Mossad und/oder CIA dahinter kamen.

„Latynina says she believes the incident was neither a pirate attack nor involved ordinary cargo, but rather involved some kind of ‚highly illegal cargo‘. She says the cargo was possibly nuclear components or, more likely, weapons being sold to a Middle Eastern country.

„Latynina says she thinks there was a disagreement between the various people involved, and does not rule out the involvement of ’special services‘.“

In commentary appearing in The Moscow Times,
http://www.themoscowtimes.com/article/1016/42/380923.htm
Ms Latynina wrote that one among several hypotheses was that: „The Arctic Sea was carrying something, not timber and not from Finland, that necessitated some major work on the ship. Something that required dismantling the bulkhead, complete with gas cutting torches, during two weeks of ‚repair work‘ in Kaliningrad before the voyage, and something so large that it couldn’t be loaded for
something so large that it couldn’t be loaded for delivery onto just any little boat.

To put it plainly: The Arctic Sea was carrying some sort of anti-aircraft or nuclear contraption intended for a nice, peaceful country like Syria, and they were caught with it. And this wasn’t a one-time delivery. I’m not a believer in the omniscience of the CIA or Mossad, who might have somehow found out that on a certain date a certain old vessel would be delivering a certain little something. Most likely, it was a tried and true route that had been used successfully for quite some time. And now they’ve been caught.
http://www.thenational.ae/apps/pbcs.dll/article?AID=/20090819/GLOBALBRIEFING/908199991/-1/ART

Wir werden sehen.

Arctic Sea“- Kaperung: Indizien deuten auf Geheimdienstaktion – vermutlich Mossad – und nicht Piraten
Geheimdienste in das Verschwinden der „Arctic Sea“ verwickelt?


Kommentare

Einige Kommentare wurden aus redaktionellen Gründen gelöscht.

Leon (Gast) – 18. Aug, 13:23
Fragen
Bitte beantworten Sie mir folgende Fragen:

1. Sie schreiben ständig in Ihren Artikeln von „Wir“. Bei keinem anderen Autor von nachrichtenheute.ch finde ich dieses Verhalten. Wer ist denn „Wir“ bei Ihnen?

2. An welcher Rechtschreibung orientieren Sie sich? Sie überraschen mich und meinen Kindern stets von Neuem mit einer Häufung von Rechtschreibefehlern, die ich von einer umfassend studierten Persönlichkeit aber nicht erwarte.

3. Weshalb übergehen Sie die Frage, wo sich das Schiff „Arctic Sea“ jetzt befindet? Nachdem die russische Marine die Besatzung befreit hat und veröffentlichte, die Piraten hätten den Transponder sowie sämtliche Funk-Elektronik an Bord zeitweise ausgeschaltet, erstaunt es mich, dass die angeblich so heldenhaften russischen Militärs die Verschleierung beibehalten. Das Transponder-Signal der „Artic Sea“ fehlt ebenso wie auch das Signal des Schwesterschiffes „Artic Spirit“, das gestern noch Gibraltar passiert hatte und nun auch verschwunden ist.

onlinedienst – 18. Aug, 15:35
Fehler
Zu 2) Sehen Sie sich mal Ihren Satz „Sie ueberraschen mich und meinen Kindern“ an. Faellt Ihnen da was auf?

Zu 1) Wir sehen uns als Gruppe an und tragen gemeinsam zu den Beitraegen bei. Insoweit moechte ich den Kredit nicht allein in Anspruch nehmen.

Zu 3) Nun aber zum wesentlichen Teil Ihres Beitrags: Da haben Sie offenbar erheblich bessere Informationen, die ich/wir gerne und mit Interesse zur Kenntnis nehmen. Sie sind herzlich willkommen, hier dazu beizutragen entweder unter „ich“ oder „wir“.

Ich halte die ganze Angelegenheit nach wie vor nicht fuer abgeschlossen, siehe zum letzten Stand
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,643515,00.html

MfG

Dr. v. Paleske
bearbeiten – löschen

Leon (Gast) – 18. Aug, 19:03
Keine Fragen beantwortet
Schön, dass Sie meinen Test hinsichtlich des Erkennens sprachlicher Mängel bestanden haben. Damit beweisen Sie mir, dass Sie durchaus in der Lage dazu sind. Aber anstatt meine Frage zu beantworten, besitzen Sie nicht die Souveränität adäquat zu antworten, was leider auch die Fragen 2 und 3 impliziert. Ihnen zuliebe übergehe ich nun die Frage 2, weil Sie mich mit Ihrer mehr oder weniger gehässigen Antwort davon überzeugten, es mit dem Leiden einer mentalen Divergenz zu tun zu haben. Doch kann es denn sein, dass Ihnen nichts einfällt, um meine dritte Frage konkret zu beantworten? So wie Sie antworteten, müsste ich eine ganz andere Frage gestellt haben und ich finde es traurig, dass Sie sich offensichtlich sofort persönlich angegriffen fühlen. Wer solche Allwissenheit verbreitet, wie Sie es tun, von dem erwartete ein intelligenteres Verhalten und Antworten und plausible Einfälle. Da lese ich doch lieber gleich World Content News auf der Originalseite.

Rolf Böhl (Gast) – 18. Aug, 19:24
Gesalzene Sahnehäubchen
Hallo Leon, ich stimme Ihnen zu: Kein Journalist und bislang auch kein Blogger kam auf die Idee nach dem Verbleib des Schiffes seit dem Ende der Kaperfahrt zu fragen. Statt dessen wird munter weiter spekuliert. Es ist nicht sonderlich klug, auf eine angeblich kritische Journalistin zu verweisen, die es auch nicht besser versteht. Wer sich anmaßt über solchen Vorfall zu schreiben, sollte nicht mit Steinen um sich werfen und LeserInnen dazu auffordern seiner „Burschenschaft“ beizutreten bzw. Information zu liefern. Wer sich journalistisch betätigt, von dem verlange ich fundierte Recherchen und keine gesalzenen Sahnehäubchen als Ersatz, bevor er schreibt.
– löschen

onlinedienst – 18. Aug, 19:52
Ad Boehl
Na, dann legen Sie mal los.

Immerhin erfreulich, dass diesmal keine haltlosen Nazi-Vorwuerfe von Ihrer Seite erhoben werden.

Allerdings sollte Ihnen klar sein, dass die Infos, was wirklich an Ladung sich auf dem Schiff befunden hat, nur von Insidern kommen koennen, Indizien werden da kaum ausreichen, oder wenn die Crew anfaengt, auszupacken. Dazu bedarf es einfach der noetigen Kontakte. Hier ist wirklich investigativer Journalismus „vor Ort“ gefragt.

Was von hier aus geleistet werden konnte, ist , auf die ganzen Widersprueche der Meldungen hinzuweisen und daraus und aus den bekannten Tatsachen, sowie aus aehnlichen Vorgaengen in der Vergangenheit die entsprechenden Rueckschluesse zu ziehen, die natuerlich mit einem Unsicherheitsfaktor behaftet sind, was auch ausgefuehrt wurde.

Vielleicht schreiben Sie noch was dazu auf newsbattery.

Gruss

AvP

.

Naumi – 18. Aug, 19:55
Burschenschaft
What a word! Ist das nicht diese Kai Diekmann (BILD) Fraktion (Welt usw.) vom Axel-Springer-Verlag?
Anyway.
Was heult Ihr, Leon (Gast) & Rolf Böhl (Gast) hier rum?
Es ist nur ein Blog ohne finanzielle Interessen, keine Meinungsmache.

Geht doch auf die aufgefuehrten Punkte dieses Blogeintrages ein?

rechtschreibfÄhler duerft ihr bähelten

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„Arctic Sea“- Kaperung: Indizien deuten auf Geheimdienstaktion – vermutlich Mossad – und nicht Piraten

Dr. Alexander von Paleske – 13.8. 2009 — Der Frachter Arctic Sea mit russischer Besatzung ist nach der Fahrt durch den Aermelkanal seit dem 27. Juli „verschwunden“.
Während die deutsche Presse überwiegend von „Piraten im Aermelkanal“ spricht, deuten die Indizien in eine ganz andere Richtung: Auf eine Kaperung des Schiffes durch einen Geheimdienst, vermutlich Mossad.

Ein Indizienbeweis ist ein Beweis der nicht durch klassische Beweismittel wie Zeugenaussagen sondern durch die Anzahl von Umständen geführt wird, die letztlich nur einen und keinen anderen Schluss erlauben.

Ein vollständiger Indizienbeweis kann auch hier nicht geführt werden, aber es gibt eine ganze Reihe von Umständen, die gegen eine Kaperung durch Piraten sprechen und eher den oben geführten Schluss wahrscheinlich machen.

Indiz 1: . Das Schiff wurde in der Ostsee überfallen und durchsucht. Das Kommando gab sich als Drogenfahnder aus.

Piraten hätten aber das Schiff gekapert, und nicht wieder verlassen.

Indiz 2: Es gibt – bisher jedenfalls – nicht Piraten in diesen Gewässern (Ostsee/Nordsee).

Indiz 3: Ernst zu nehmende Lösegeldforderungen wurden bis heute nicht gestellt.
Wenn es Piraten auf einen Teil der Ladung und nicht auf Lösegeld abgesehen hätten, dann wäre bereits die Ware in der Ostsee umgeladen worden. Piraten hätten wohl nicht die Gefahr auf sich genommen, beim zweiten Anlauf dann festgenommen zu werden.

Indiz 4: Das Schiff hatte vermutlich Kriegsgerät an Bord, vermutlich für ein kriegführendes oder potentiell kriegführendes Land, am ehesten Iran.
Jetzt kann man weiter spekulieren, entweder für sein Atomprogramm, oder, was noch wahrscheinlicher ist, Flugabwehrraketen.

Die Israelis bereiten sich auf einen Angriff gegen den Iran vor. Die grossen Unbekannten sind die Flugabwehr und die Vergeltungswaffen des Iran, Raketen, mit Massenvernichtungswaffen gefüllt, die Israel einst an den Iran geliefert hatte, wir berichteten darüber.

Indiz 5: Für einen solchen Piratenakt muss man absolut sicher sein, dass es sich tatsächlich um die gesuchte Ladung handelt. Daher die Inspizierung der Fracht in der Ostsee unter einem Vorwand.

Indiz 6: Man sollte erfolgreich schon einmal eine solche Aktion durchgeführt haben, und vor allem keine schweren diplomatischen Auswirkungen fürchten.
Damit scheiden alle Geheimdienste in Europa aus. Keiner würde es wagen, ein Schiff mit russischer Besatzung auf hoher See zu kapern.

Der Mossad und seine Kaperungen.
Bleibt Israel übrig.
Israel kann bereits auf zwei „erfolgreiche“ Kaperungen zurückblicken:

Es handelt sich zum einen um die Mossad Aktion „Seedieb“ im Jahre 1948. Da hatten Mossad Agenten einen 450 Tonnen Frachter, die Lino, beladen mit Waffen für Syrien, im Hafen von Bari/Italien auf Grund gesetzt und dann das Ersatzschiff Agiro, auf das die Waffen umgeladen worden waren, gekapert, Statt in Syrien landete die Ladung nach der Kaperung in Haifa/Israel.

Operation Plumbat
Die spektakulärste Aktion aber war die „Operation Plumbat“ im November 1968.
Israel war seinerzeit von Uranlieferungen für seinen Atomreaktor Dimona in der Negev-Wüste abgeschnitten. Dort sollten Atomwaffen hergestellt werden. Frankreich hatte die Uranlieferungen aus politischen Gründen eingestellt.

Mossad Agenten kaperten das Schiff „Scheersberg A“ , das 200 Tonnen Uranoxid (Yellowcake) der EURATOM an Bord hatte, und offiziell für Marokko, in Wirklichkeit aber für Indien bestimmt war. Statt in Indien landete die Ladung also in Israel und ermöglichte die Herstellung von Atombomben.
Eine gute Darstellung der Aktion findet sich hier , mit Fortsetzung hier und schliesslich hier.
Inhaber des Schiffes war ein Israeli und Mossad Agent namens Dan Ert alias Dan Erbel alias Dan Ertz alias Dan Erteschick..

Dieser Mann war später in die Lillehammer Affäre verwickelt, über die wir hier kürzlich zusammenfassend berichtet haben. Er informierte bereits im Jahre 1974 die norwegischen Behörden nach seiner Festnahme über Israels Griff nach der Atombombe.

Fazit: Es spricht fast alles gegen einen Piratenangriff und fast alles für eine Geheimdienstoperation, am ehesten Mossad. Die nächsten Tage werden wohl Klarheit bringen.

Nachtrag vom 16.8 2009, .20.45 Uhr
Laut Moskaus Nato-Botschafter Rogosin verfügt aber allein Russland über die vollständigen Informationen, um eine geeignete, wohl überlegte Entscheidung zu treffen. Alle andere Versionen im Internet und der Presse seien hingegen mit Spekulationen verbunden, zitierte die Nachrichtenagentur Itar-Tass in Moskau den Diplomaten.

Wohl wahr, denn Russland weiss ja wohl, was an Ladung sich wirklich auf dem Schiff befand. Und aus der Ladung lassen sich dann die endgültigen Rückschlüsse ziehen. Zur Zeit werden von den involvierten Regierungen, die ganz offensichtlich mehr wissen, als sie sagen, Nebelkerzen geworfen.

Siehe hierzu den Folgeartikel: Die Kaperung der Arctic Sea: Fakten, Indizien, Spekulationen
E-Mail avonpaleske@yahoo.de

Israel bereitet sich auf einen Vergeltungsschlag des Iran vor
Mission impossible – Josef Joffes Iran-Kriegs-Artikel in der ZEIT
Greift Israel den Iran an ?
Ein “investigativer“ israelischer Journalist und Geschichten, die der Mossad erzählte
Der Iran, das Atomprogramm und Ahmadinejad
linkIran: Der Krieg rückt näher
linkGasmasken, Giftgas und Milliardenbetrug – auf den Spuren des Moshe Regev
Keine Freilassung des Waffenhändlers Nahum Manbar zu erwarten
linkMassenvernichtungswaffen in den Iran – Schmierige Geschäfte internationaler Kriegstreiber
linkIsraels tödlicher Export – Waffen in den Iran
Prozess in Suedafrika und Banditen im Nuklearbereich
linkNahost-Neue Eskalationsstufe erreicht
Lügen vor dem Irakkrieg und Vorbereitungen für den Irankrieg
linkIsrael has a long history of supplying Iran with weapons
US aganist Iran (Gerhard Merz)
linkA Coup for a Mountain of Wonga

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Sibel Edmonds: Mehrere US-Abgeordnete von türkischen Lobbyisten bestochen und erpresst

World Content News – Die ehemalige FBI-Dolmetscherin Sibel Edmonds, der 2002 von der US-Regierung eine Rede-Verbot auferlegt wurde, hat für ein in Kürze beginnendes Gerichtsverfahren unter Eid ausgesagt, dass der American Turkish Council (ATC) vor Jahren mehrere Mitglieder des US-Repräsentantenhauses bestochen hatte gegen eine Resolution zu stimmen, die die Verfolgung und Vertreibung von Armeniern im Ersten Weltkrieg durch die Türkei als Völkermord einstufte.

Kernpunkte ihrer Aussage waren:

  • Die Regierung der Türkei hat illegal verschiedene US-Regierungsstellen infiltriert und beeinflusst, darunter das State Departement, das Verteidigungsministerium und mehrere Mitglieder des Kongresses. Die türkische Regierung hat Praktiken angewandt, die unvereinbar mit den amerikanischen Interessen sind und sowohl direkt als auch indirekt für den Tod von US-Bürgern mit verantwortlich sind.
  • Außerdem sollen folgende Mitglieder des US-Repräsentantenhauses Bestechungsgelder erhalten haben: der frühere Sprecher Dennis Hastert (R-IL), Dick Gephardt (D-MO), Robert Livingston (R-LA), Dan Burton (R-IN) und der inzwischen ausgeschiedene Stephen Solarz (D-NY). Genannt wurden auch: Brent Scowcroft, früherer Sicherheitsberater unter George H. W. Bush und Gerald Ford und Marc Grossman, der frühere Staatssekretär im Außenministerium unter George W. Bush und ehemaliger US-Botschafter in der Türkei zurzeit des Susurluk-Skandals.
  • Eine Abgeordnete, deren Namen nicht genannt wurde, sei darüber hinaus sexuell erpresst worden.
  • Die CIA-Tarnfirma Brewster Jennings & Associates hätte bereits zwei Jahre vor den Novak-Enthüllungen ihre Arbeit eingestellt:

    Novak has nothing to do with it. Wilson has nothing to do with it. Valerie Plame has nothing to do with it. The whole operation has to do with something totally different and it had to do with the American Turkish Council and the Turkish clients who were about to hire Brewster Jennings as an analyst … and Grossman found out about it, and tipped off his diplomatic contact who was a target of the FBI counter-intelligence, and that person notified the ISI , etc. …
    Grossman and Armitage, they are the only two people involved. Later on Cheney and his people may have used it, but it had nothing to do with those other things, [Brewster Jennings] was completely destroyed and gone by the summer of 2001.

Die eidesstattlichen Aussagen sollen für den Prozess Jean Schmidt gegen David Krikorian verwendet werden. Krikorian hatte 2008 in einem Flugblatt behauptet, Schmidt hätte für ihre Wahlkampagne für die Republikaner Geld von der türkischen Regierung erhalten.

Vor wenigen Wochen erst hatte Sibel Edmonds Aufsehen erregt mit der Bemerkung in einer Radio-Sendung, die US-Regierung hätte durchgängig bis zum 11. September 2001 intensive Beziehungen zu Osama bin Laden und diversen Talibangruppen unterhalten:

“I have information about things that our government has lied to us about. I know. For example, to say that since the fall of the Soviet Union we ceased all of our intimate relationship with Bin Laden and the Taliban – those things can be proven as lies, very easily, based on the information they classified in my case, because we did carry very intimate relationship with these people, and it involves Central Asia, all the way up to September 11.”

These ‚intimate relations‘ included using Bin Laden for ‚operations‘ in Central Asia, including Xinjiang, China. These ‚operations‘ involved using al Qaeda and the Taliban in the same manner „as we did during the Afghan and Soviet conflict,“ that is, fighting ‚enemies‘ via proxies.

In der Unruheprovinz Xinjiang sind Anfang Juli bei einem Aufstand mindestens 184 Menschen ums Leben gekommen. Von einem Leser ihres Blogs auf die Situation angesprochen, hat sie kürzlich noch einmal bekräftigt:

That’s a loaded area; has been (in a quiet way) for a while. As in Chechnya our fingerprint is all over it…I think you know what I’m talking about here;-)

Und am 9. August hat die chinesische Regierung eine Boeing 767 (YA-KAM) der afghanischen Firma Kam Air, die von Kabul nach Xinjiang unterwegs war, gezwungen umzukehren, in dem sie behauptete, dass uighurische Terroristen und explosives Material an Bord gewesen wären.

http://video.google.com/googleplayer.swf?docid=6063340745569143497&hl=en&fs=true
Sibel Edmonds: „Kill the messenger“

Zur Person Sibel Edmonds:
Edmonds wurde beim FBI wenige Tage nach dem 11. September als Dolmetscher für die Übersetzungseinheit eingestellt. Sie arbeitete an der Übersetzung von Überwachungs-Tonbändern, die mit den Terror-Anschlägen am 11. September 2001 in den USA in Zusammenhang stehen. Sie wurde am im März 2002 entlassen, nachdem sie sich über Vorgesetzte beschwert hatte. Seitdem hat sie wiederholt Anschuldigungen gegen korrupte Pentagon-Angestellte im Zusammenhang mit unerlaubter Atom-Proliferation der USA erhoben, zuletzt in einer Enthüllungs-Serie der Londoner Times. Edmonds publizierte auch verschiedentlich für Nachrichten Heute

Quellen:
FBI Insider Links Turkish Lobby To Bribery And Blackmail
(Assyria Times, 10.08.2009)
Deposition of Sibel Edmonds Completed, DoJ a ‚No Show,‘ Bombshells Under Oath
(Brad Blog, 08.08.2009)
FBI Whistleblower Sibel Edmonds Subpoenaed, Set to ‚Break‘ Gag Order Unless DoJ Intercedes
(Brad Blog, 05.08.2009)
Sibel Edmonds and the sex scandal testimony…
(at-Largely, 08.08.2009)
Sibel Edmonds Fights To Testify
(National Whistleblowers Center, 07.08.2009)
Flier fuels fierce debate in Ohio
(Politico, 16.07.2009)
It Aint About Hot Dogs & Fireworks
(OpEdNews, 10.08.2009)

Bombshell: Bin Laden worked for US till 9/11
(Against All Enemies, 31.07.2009)
US, Osama had close ties till 9/11?
(Times of India, 03.08.2009)
Sibel Edmonds Granate – Bin Laden hat bis 9/11 für die USA gearbeitet
(mein-parteibuch.com, 01.08.2009)
Wie die USA gegen China und Russland Krieg führt
(Alles Schall und Rauch, 02.08.2009)
CIA agent alleged to have met Bin Laden in July
(Guardian, 01.11.2001)
Hospital Worker: I Saw Osama
(CBS News, 28.01.2002)
Very Informed Reader Says Tim Osman is NOT Osama bin Laden
(Rumor Mill, 08.04.2009)
Wikipedia: Inslaw Inc.

Blog von Sibel Edmonds: 123 Real Change
Google and Blogger Shut Down Sibel Edmonds’ Blog
(prisonplanet, 09.08.2009)
Sibel Edmonds on Twitter

Dieser Artikel erschien erstmalig bei World Content News

kriminalitaet

Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft ohne Verfolgungswillen bei Fall von internationalem Terrorismus

Dr. Alexander von Paleske – — 8.8. 2009 — Versteckt in einem unscheinbaren Leserbrief an die Süddeutsche Zeitung vom 9. April 2008 war ein bemerkenswertes Statement zu lesen.

Frank Fahsel, Jurist, ehemals Richter am Landgericht Stuttgart,, nun im wohlverdienten Ruhestand, schrieb dort:

„Ich habe unzählige Richterinnen und Richter, Staatsanwältinnen und Staatsanwälte erleben müssen, die man schlicht “kriminell” nennen kann. Ich … habe … ebenso unglaubliche wie unzählige, vom System organisierte Rechtsbrüche und Rechtsbeugungen erlebt, gegen die nicht anzukommen war/ist, weil sie systemkonform sind.“

An diese Stellungnahme fühlt man sich erinnert, nachdem die Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft, geleitet von Hans-Josef Blumensatt, auf Gegenvorstellung des Verfassers es erneut und endgültig abgelehnt hat, substantielle Ermittlungen im Fall des fehlgeschlagenen Putschversuchs in Aequatorial Guinea/Afrika aufzunehmen.

Eine Offenbacher Firma hatte ein Flugzeug samt armenischer Besatzung nach Aequatorial Guinea entsandt, um den Transport von Söldnern, welche die dortige Regierung stürzen sollten, zu übernehmen. Wir berichteten mehrfach darüber.

Es wäre zu Kämpfen mit Toten und Verwundeten gekommen, da die dortige Palastgarde mit Maschinengewehren und Mörsern angegriffen werden sollte. Der Putschversuch wurde durch Verhaftung des Vorauskommados in Malabo/Aequatorial Guinea und des Söldnerhaufens bei einem Zwischenstopp in Harare, der Hauptstadt Simbabwes, verhindert.

Kein Ermittlungsbedarf
Die Staatsanwaltschaft Darmstadt und ihr folgend die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt weigerten sich, auf die diesseits angebotenen erdrückenden Beweismittel hin entsprechende Ermittlungen aufzunehmen. Stattdessen machten sie sich die offenbaren Schutzbehauptungen des Inhabers der Luftfrachtfirma zu eigen. Wir berichteten darüber.

Die Unwilligkeit der beteiligten Staatsanwaltschaften, substantiell zu ermitteln, grenzt schon fast an Begünstigung im Amt, oder Ignoranz oder beides.

Mittlerweile hat der renommierte investigative Journalist Adam Roberts gerade die 2. Auflage seines Buchs„Wonga Coup“ herausgebracht, das weitere Details des Putschversuchs enthält.

Nichts unversucht gelassen
Gegen den seinerzeitigen ablehnenden Bescheid der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt hatte der Verfasser, um nichts unversucht zu lassen, mit Fax vom 4.Juli 2009 Gegenvorstellung erhoben. Darauf antwortete die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt mit Schreiben vom 15.7. 2009 wie folgt:

In vorstehender Sache habe ich auf Ihr Schreiben vom 4.7.09 den Vorgang überprüft. Ihrer Auffassung, dass der Sachverhalt zuvor unzureichend überprüft worden sei, vermag ich danach nicht zu folgen. Mein Verwerfungsbescheid vom 24.6.2009 trifft vielmehr ohne Einschränkung zu.

Im Auftrag
Honecker
Leitender Oberstaatsanwalt

Ein erbärmliches Zeugnis der Unwilligkeit, ein Kapitalverbrechen substantiell unter Ausschöpfung aller vorhandenen Beweismittel aufzuklären.

Wie sagte doch der ehemalige Berliner Generalstaatsanwalt
Dr. Hansjürgen Karge in einem kürzlich hier veröffentlichten Interview:

„… muss die Justiz Staatsanwälte haben, die den energischen Willen haben, Straftaten zu verfolgen. Das ist nichts Anstössiges, wie manche….. meinen. Verfolgungswillen zu haben, und sich auch wehzutun beim Arbeiten, und nicht nachzugeben, ohne diesen starken Willen wird man bei schwierigen Komplexen keinen Erfolg haben.Und daran fehlt es…der Wille, zu verfolgen“

Das möchte man der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft ins Stammbuch schreiben.

Ein Putschversuch in Afrika und ein juristisches Nachspiel in Hessen
Justiz in der Krise oder Krisenjustiz?
Der Wonga Coup

kriminalitaet

Justiz in der Krise oder Krisenjustiz?

Dr. Alexander von Paleske – 2.8. 2009 — Der ehemalige Berliner Generalstaatsanwalt Dr. Hans-Jürgen Karge im Interview.


Dr.Hans-Jürgen Karge
Foto: Dr. v. Paleske

– Er war der Leiter der grössten Staatsanwaltschaft der Bundesrepublik in Berlin Moabit von 1995-2006, damit Chef einer Behörde von 1000 Justizbediensteten darunter 350 Staatsanwälten.

– Er war umstritten. Die damalige Berliner Justizsenatorin Karin Schubert wollte ihn loswerden und schickte ihn in den vorzeitigen Ruhestand. Er klagte dagegen, die Berliner Verwaltungsgerichte versetzten der SPD-Senatorin Karin Schubert eine juristische Ohrfeige, er blieb im Amt.

– Er handelte sich Kritik von vielen Seiten ein , durch Äusserungen wie „Regelverstösse müssen zu Sanktionen führen, das ist überall so, von primitiven Buschnegern bis zu den wilden Tieren“ .

– Er forderte härtere Strafen und schnellere Verhaftungen.

– Ihm wurde Führungsstil nach Gutsherrenart in der Presse vorgeworfen.

– Er klärte den Schiedsrichterskandal auf

– Er führte die Ermittlungen gegen Michel Friedmann, den Medienstar und Multifunktionär, der schliesslich wegen Drogendelikten verurteilt wurde.

– Er wehrte sich vehement gegen politische Einflussnahmen auf Strafverfahren insbesondere im Zusammenhang mit dem Berliner Bankenskandal..

– Er trat 1965 in die SPD ein, und nach 43 Jahren Mitgliedschaft im vergangenen Jahr nach der Ypsilanti-Affäre wieder aus.

– Er war mein Ausbilder während meiner Referendarzeit bei der Staatsanwaltschaft in Darmstadt im Jahre 1974.

– Der ZEIT Herausgeber Michael Naumann bezeichnete ihn in einer Talkshow mehrfach als „durchgeknallten Staatsanwalt“ was Naumann eine Verurteilung zu einer Geldstrafe wegen Beleidigung einbrachte. Im vergangenen Monat hob das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe diese Verurteilung allerdings wieder auf.

Es handelt sich um Dr. Hans-Jürgen Karge, den ich nach 34 Jahren nun als „Unruheständler“, mittlerweile als Rechtsanwalt zugelassen, wiedertraf und für ein Interview gewinnen konnte.

Dieses Interview ist notwendigerweise lang, weil es nahezu alle aktuellen Probleme der heutigen Strafjustiz behandelt, aus der Sicht eines ehemaligen Generalstaatsanwalts, der nach wie vor kein Blatt vor den Mund nimmt, und deshalb haben wir es nicht gekürzt oder in Teile zerlegt.

Herr Karge, Sie sind mit der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, trotz Ruhestands, kürzlich wieder in die Schlagzeilen gelangt. Wie haben Sie diese Entscheidung aufgenommen?

Ich halte die Entscheidung für falsch, weil der Amtsträger, Leiter der Staatsanwaltschaft, behandelt wird, wie ein Politiker im Wahlkampf. Der Leiter einer Staatsanwaltschaft in Deutschland soll aber nicht politischer Beamter sein, sondern sachbezogen ermitteln und dann muss er sich auch nicht so behandeln lassen, wie das im Wahlkampf unter Politikern so üblich ist.

Sie sind ja jemand, der gerne sich pointiert ausdrückt und auch vor kräftigen Formulierungen nicht zurückschreckt, wird man da nicht automatisch an den seinerzeitigen Schmid-Spiegel Fall des Bundesverfassungsgerichts erinnert, wonach auf groben Klotz ein grober Keil gehört?

Ja, aber auch das sind politische Auseinandersetzungen. Die Äusserung von Herrn Naumann, den ich persönlich nicht kenne und der mich nicht kennt, bezog sich auf Einzelheiten eines Strafermittlungsverfahrens (gegen Michel Friedmann, der Verf.), und da müssen andere Regeln gelten. Die Staatsanwälte müssen vor irgendwelchen Verleumdungen geschützt werden.

Was war denn eigentlich nach Ihrer Auffassung der Hintergrund gewesen für die Äusserung des Herrn Naumann, der Sie als „durchgeknallten Staatsanwalt“ bezeichnete bzw. verleumdete?

Die Staatsanwaltschaft in Berlin hatte das Problem, einen Prominenten der deutschen Medienlandschaft zunächst als Zeugen zu haben und dann festzustellen, dass der Herr auch Rauschgift genommen hatte, sodass er zum Beschuldigten wurde. Dieser Verstoss gegen das Betäubungsmittelgesetz , der dann ja auch gerichtlich bestätigt wurde, führte zu Durchsuchungen, und hat bei Bundestagsabgeordneten und vielen Journalisten grosses Interesse erregt, weil man wissen wollte, wer ausserdem noch sich dieser ukrainischen Damen bedient hatte.

Es waren ja wohl gerade auch die Art und Weise der Durchsuchung der Wohnung des Beschuldigten, ich glaube es war seinerzeit durch die GSG9, die Ihnen den Ruf eintrug, ein besonders aggressiver Hardliner zu sein. Wie stehen Sie denn heute dazu?

Also Hardliner, da würde ich mich gar nicht dagegen wehren, aber das hat mit diesem Verfahren überhaupt nichts zu tun. Ein Berliner Kollege ist nach Frankfurt gefahren und hat dort durchsucht, ohne dass ich dabei war, oder Einzelheiten festgelegt habe.

Es hatte – bis zu den Beschimpfungen des Herrn Naumann – auch keinerlei Auffälligkeiten gegeben, weder von dem Beschuldigten, noch von seinem Verteidiger. Die Aufregung beruhte ausschliesslich darauf, dass wir uns getraut haben, bei diesem Prominenten mal nachzugucken.

Sie sind nun seit drei Jahren Pensionär und mittlerweile Rechtsanwalt geworden . Wie sehen Sie denn eigentlich ihre frühere Tätigkeit aus der Sicht desjenigen, der, ich sag das mal salopp, „auf die andere Seite der Barrikade“ gewechselt ist?

Ich habe mich auf der früheren Barrikadenseite (als Staatsanwalt der Verf) wohler gefühlt , weil es, wie ich jetzt feststelle, sehr schwer ist, mit Staatsanwaltschaften und Behörden „von aussen“ zu kommunizieren . Die Kommunikation wird schlicht verweigert und man steht mit seinen Mandanten ziemlich einsam vor hohen Mauern.

Wäre es nicht sinnvoller, wenn man als Staatsanwälte z.B. berufserfahrene Rechtsanwälte berufen würde, statt Berufsanfänger mit Prädikatsexamina?

Das halte ich seit 40 Jahren für zwingend nötig. Das ist ein alter Reformvorschlag aus den Jahren 1968ff. Derartige Reformforderungen sind in Deutschland auch nicht ansatzweise umgesetzt worden. Wenn man mit Juristen aus dem anglo-amerikanischen Bereich spricht, die 28 jährige Berufsanfänger z.B. als Richter hier vorfinden, dann verstehen diese Leute die Welt nicht mehr.
Man muss eigentlich die Festungen der Justiz von aussen erst einmal kennengelernt haben, um dann, wenn man drinnen ist, es besser zu machen.

Kommen wir noch einmal auf Ihre Karriere zurück. Berlin war ja der Höhepunkt und Abschluss einer langen Karriere als Staatsanwalt, zunächst in Darmstadt, dann als Referent im hessischen Justizministerium, dort zuständig für die Sicherheit in den Justizvollzugsanstalten, dann abgeordnet zur Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, dann betraut mit dem Aufbau einer Staatsanwaltschaft in Thüringen, später als leitender Staatsanwalt in Marburg und schliesslich Berlin.
Aus Ihrer Sicht, was war Ihre beste Dienstzeit?

Die am meisten befriedigende Zeit war der Aufbau einer Staatsanwaltschaft in Thüringen, wo wir mit SED-Staatsanwälten, die ihre Parteibücher zurückgegeben hatten, eine Staatsanwaltschaft im westlichen Sinne wiederaufgebaut haben. Die Staatsanwaltschaften nach westlicher Prägung wurden ja kurz nach Gründung der DDR abgeschafft.

Die von mir ausgeübte Tätigkeit war sehr anstrengend, aber deswegen so befriedigend, weil die Kollegen, und ich sage jetzt Kollegen – das war mir seinerzeit sehr schwergefallen, sie als Kollegen zu bezeichnen, bis ich dort war – ich schätze sie mittlerweile hoch, die haben sich ernsthaft und erfolgreich bemüht, unsere Vorstellungen zu übernehmen und das bewundernswert hinbekommen.

Und es war auch deshalb so erfolgreich und befriedigend, weil wir die Freiheit hatten, unsere Vorstellungen umzusetzen, und zwar ohne Zwänge und Eingriffe aller möglichen Oberbehörden und Vorgesetzten, die ja immer alles besser wissen. Diese Freiheit ermöglichte es uns erfolgreich zu sein .

Bleiben wir noch etwas beim Wiedervereinigungsthema. Man hat ja versucht, die Geschichte der DDR juristisch aufzuarbeiten. Nun gibt es aber ein ganz anderes Modell, mit einer solchen Vergangenheit umzugehen, nämlich die Wahrheitskommission in Südafrika. Opfer kamen zu Wort, Täter konnten amnestiert werden, wenn sie rückhaltlos gestanden.
Wäre es nicht auch besser gewesen, in Deutschland diesen Weg einzuschlagen?

Ja, wir müssen auch an Polen denken und andere Länder, also Länder, in denen nicht die westlichen Schwestern und Brüder gekommen sind, und die Macht übernommen haben. Länder also, die mit dem „vorhandenen Personal“ das Problem bewältigen mussten, und nicht ein anderes Rechtssystem mit neuem Personal übergestülpt bekamen.

Diese Länder mussten sich ja mit ihrer Vergangenheit anders auseinandersetzen.

Wir sind einen falschen Weg gegangen , allerdings angestossen durch die Bürgerrechtsbewegung der DDR, die gemeint hat, es sei ein Problem des Strafrechts gewesen.

Das war kein Problem des Strafrechts, es war ein Problem einer sich dazu bekennenden Diktatur, mit Entscheidungen, die von wenigen Ausnahmen, wie bestimmten Vorfällen an der innerdeutschen Grenze, mit juristischen Mitteln nicht zu beurteilen waren, was sich auch herausgestellt hat. Es ist ja kaum jemand verurteilt worden.

Es gab ja eine grosse Zahl von Informanten, die in westdeutschen Ministerien gesessen haben, und die mit Hilfe der Rosenholz- Datei teilweise enttarnt wurden. Sehen sie auf dieser Seite nicht einen erheblichen Nachholbedarf jedenfalls eine Diskrepanz in der Behandlung?.

Ja, das ist auch mein Eindruck. Man hat seinerzeit auch versucht, mich anzuwerben während einer meiner jährlichen Besuche in der DDR. Ich habe das damals abgelehnt.
Die Herren von der Staatssicherheit haben mich ausgelacht und gemeint “wenn Sie wüssten, wie viele Leute von Ihnen schon bei uns sind“.

Es ist einer der wenigen berechtigten Vorwürfe aller ehemaligen DDR-Bürger, wenn sie sagen, hier wird mit zweierlei Mass gemessen.

Kein Mensch hat sich um die Helfer der Staatssicherheit im Westen jemals ernsthaft gekümmert. Und ich weiss aus eigener Erfahrung dass sehr viele, im Gegensatz zu mir, sich haben anwerben lassen.

Kommen wir auf die Verhältnisse in Berlin zurück
Dort hat es ja in den Jahren Ihrer Tätigkeit einigen Ärger gegeben, der schliesslich dazu führte, dass man versucht hat, sie vorzeitig in den Ruhestand zu schicken, ein vergeblicher Versuch allerdings.
Können sie das aus ihrer Sicht noch einmal schildern, was zu diesem Zerwürfnis mit dem Berliner Senat geführt hat

Es gab in Berlin den verständlichen und ehrenwerten Versuch der Grünen, die Grosse Koalition zu Fall zu bringen. Und in diesem Zusammenhang hat man das von der Grossen Koaltion, nicht von der CDU alleine, verwirklichte Bankenprojekt in Berlin unter Beschuss genommen, und hat mit Strafanzeigen versucht, dem führenden CDU Mann, dem Herrn Landowsky, Straftaten nachzuweisen.

Die Staatsanwaltschaft hat sich redlich und ernsthaft bemüht, und hat, wenn ich das mal so sagen darf, „aufgerüstet,“ um die Fälle aufzuklären.

Aber es ging den politisch Interessierten nicht schnell genug . Man hat mir, der ich eigentlich mehr dafür bekannt war als Hardliner kräftig anklagen zu wollen, vorgeworfen, ich würde die Anklage sabotieren, was mir fernlag . Und man hat im politischen Untersuchungsausschuss verkündet, dass und wann Anklage erhoben würde.

Die damalige Justizsenatorin hat sich leider auch vor diesen Wagen spannen lassen und erklärt, sie werde persönlich dafür sorgen, dass jetzt und zwar sofort angeklagt wird.

Dem habe ich mich widersetzt, denn wir waren zu dieser Zeit nicht in der Lage, hinreichenden Tatverdacht schon zu belegen. Es darf in einem Rechtsstaat nicht sein, dass irgendwelche Parlamentarier, Minister oder SenatorInnen bekannt geben, wann und wer angeklagt wird. Das war selbst in der DDR so nicht üblich, die haben das etwas eleganter gemacht.

Und gegen diese Versuche, aus parteipolitischen Gründen die Staatsanwaltschaft in Berlin zu bestimmten Zeitpunken zu bestimmten Anklagen zu zwingen, habe ich mich gewehrt. Dies hat mir die Parteipolitik nicht verziehen.

Damit sind wir beim nächsten Punkt angekommen, nämlich der Weisungsgebundenheit der Staatsanwaltschaft. Die Staatsanwaltschaft wird ja vom Gesetz als objektive Behörde bezeichnet, einige meinen, sie sei die objektivste Behörde, aber de facto ist es ja so, dass von Seiten der Landesregierungen in diese Staatsanwaltschaften oftmals „hineinregiert“ wurde und wird, auch dass der Generalstaatsanwalt als „politischer Beamter“ jederzeit in den Ruhestand versetzt werden kann, sind keine guten Voraussetzungen, dass die Staatsanwaltschaft als Organ der Rechtspflege absolut unabhängig von irgendwelchen parteipolitischen Auseinandersetzungen ist und ihren Aufgaben nachkommen kann.

Auch das ist ein mindestens 40 Jahre altes Reformprojekt. Die Staatsanwaltschaft muss aus dem Weisungsrecht der Ministerien herausgeholt werden. Jetzt, nach so vielen Jahren, gibt es auch wieder erste Ansätze in Norddeutschland . Die Bevölkerung glaubt, und die Minister meinen, dementsprechend sich verhalten zu sollen, dass die Justizminister staatsanwaltschaftliche Funktionen haben. Die haben sie nicht.

Die Minister sind, wie ein früherer Berliner Justizsenator sagte , so eine Art von Betriebschef. Sie müssen die Resourcen bereitstellen, was sie unzulänglich tun, aber sie haben auf die Frage: Anklage ja oder nein, keinen parteipolitischen Einfluss zu nehmen.
Ein Fortschritt ist, dass inzwischen die Generalstaatsanwälte keine “politischen Beamten” mehr sind, was ihre Position stärkt, aber parteipoltische Einflussnahmen noch nicht ausschließt.

Die Richterschaft als Justiz ist nur so lange unabhängig, wie auch die Staatsanwaltschaft von parteipolitischen Weisungen frei ist.
Wenn etwas nicht angeklagt wird, kann es auch nicht von Richtern beurteilt werden. Wenn man zu Unrecht anklagt, ist das auch nicht das, was der Richter zu Recht auf seinem Tisch erwarten kann.

Wir müssen eine Lösung finden, welche die Gesetzesgebundenheit der Staatsanwaltschaft anders als bisher sicherstellt. Das kann man durch Gremien machen, das kann man auch durch richterliche Kontrolle wie beim Klageerzwingungsverfahren machen. Die Justizminister haben sich aber aus der juristischen Arbeit der Staatsanwaltschaft herauszuhalten.

Die Staatsanwaltschaften nennen sich scherzhafterweise manchmal Einstellungsbehörden statt Strafverfolgungsbehörden, weil mehr als 70 Prozent aller Verfahren eingestellt werden.
Ist die Staatsanwaltschaft nicht „Klassenjustiz“ insofern, als Tagediebe, Handtaschenräuber etc., wo der Sachverhalt meistens recht einfach aufzuklären ist, verfolgt, angeklagt und verurteilt werden, hingegegen Wirtschaftkriminelle, wo der Sachverhalt oftmals komplex ist, wo Sachverständige notwendig sind, weil den Staatsanwälten die erforderlichen Kenntnisse fehlen, oftmals frei ausgehen, weil die Staatsanwaltschaft kapituliert?

Ich selbst habe mich nach zwei Jahren allgemeiner Kriminalitätsbekämpfung auf das Wirtschaftsstrafrecht gestürzt, aus genau diesen von Ihnen genannten Gründen. Es gab aus vielen soziologischen Untersuchungen, beispielsweise aus den USA, die Erkenntnis, dass vornehmlich der Kleinkriminelle verfolgt wird. Boshafterweise könnte man sagen: Das entspricht dem, was die Staatsanwälte können.

Wenn es kompliziert wird, wozu die organisierte Kriminalität im allgemeinen aber insbesondere die Wirtschaftskriminalität gehört, war jedoch die Hoffnung, dass wir auch da effektiver werden können.

Man hatte zuerst in Nordrhein-Westfalen Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften gegründet, inzwischen gibt es überall schwerpunktmässig arbeitende Wirtschafts-Staatsanwälte.

Jedoch, wir sind, aus meiner Sicht gesehen, letztlich gescheitert. Die Justiz hat nicht die finanziellen Resourcen gehabt, um genügend gute Fachleute einzustellen. Und neben den Fachleuten muss die Justiz Staatsanwälte haben, die den energischen Willen haben, Straftaten zu verfolgen. Das ist nichts Anstössiges, wie manche „fortschrittliche“ Menschen meinen.
Verfolgungswillen zu haben, und sich auch wehzutun beim Arbeiten, und nicht nachzugeben, ohne diesen starken Willen wird man bei schwierigen Komplexen keinen Erfolg haben.

Und daran fehlt es neben der Masse und den Resourcen. Es ist nicht so sehr die fehlende wirtschaftliche Ausbildung der Staatsanwälte, es ist der Wille, zu verfolgen und natürlich die Möglichkeiten der Unterstützung durch die Polizei und durch Wirtschaftsfachleute, die uns nach wie vor weitgehend fehlen.

Nun haben im anglo-amerikansichen Rechtsssystem Staatsanwaltschaft und Polizei einen anderen Namen: Law Enforcement Agencies, Behörden, die das Recht durchsetzen, zur Geltung bringen sollen. Entspricht dieser Nennung nicht auch eine unterschiedliche Denk- und Handlungweise?.

Das würde ich nicht so sehen
Die englische Bezeichnung gefällt mir, die hätte ich aber auch auf meine Arbeit und die meiner Mitarbeiter angewendet sehen wollen. Der Staatsanwalt, flapsig gesagt, als Rächer aller Witwen und Waisen und aller andereren Geschädigten.

Der Staatsanwalt ist eigentlich ein Opferanwalt. Er soll denen, die den Mächtigen zum Opfer gefallen sind, ob durch Gewaltttäter oder durch Mächtige in Wirtschaft und Politik, denen soll der Staatsanwalt helfen. Das war die Idee und da muss man das Recht durchsetzen und deswegen werden Verteidiger und Staatsanwälte dieselbe Sache immer von verschiedenen Seiten betrachten, und betrachten müssen, aber Strafverfolgung ist nicht etwas Unanständiges sondern zwingend Nötiges.

Kommen wir auf die sich verändernde Kriminalität zu sprechen. Nun haben wir ja eine Finanz-und Wirtschaftskrise , die zum Teil durch verantwortungsloses Verhalten sprich: Zockerei ausgelöst wurde, mit enormen Schäden für die Wirtschaft mit konsekutiver Arbeitslosigkeit. Mit Schäden, die letztlich von der gesamten Gesellschaft getragen werden müssen, die aber, sofern man das jetzt beurteilen kann, meist nicht als strafbares Verhalten eingestuft werden können, auf der anderen Seite aber Tagediebe im Rückfall zu erheblichen Strafen verurteilt werden.
Führt dieses diskrepante Vorgehen, das aber den Strafgesetzen entspricht, nicht zu einer massiven Erschütterung des Vertrauens in Justiz und Staat?

Doch, ich sehe das auch so, die Leute sind verzweifelt und geraten neben Verzweiflung in Zorn, wenn sie sehen, je höher man sitzt, und je weiter man agieren kann, und je mehr Geld man hat, umso mehr wird man von der „Eierdieb-Verfolgung“ der Staatsanwaltschaft verschont.
Man muss nur sich darüber im klaren sein, dass das Problem sich durch nationale Staatsanwaltschaften allein nicht mehr lösen lässt.
Das ist ein internationales Problem und internationales Ueberwachungsproblem. Ich bin sehr dafür, dass man nicht versucht, dies mit örtlichen Staatsanwaltschaften auf dem Lande zu verfolgen, sondern dass man die ja vorhandenen Kontrollmöglichkeiten, die nicht genutzt wurden, von denselben Staaten, die jetzt auf die Banker schimpfen, dass man diese Ueberwachungs- und Kontrollmöglichkeiten ausnutzt und wenn dann jemand dagegen verstösst, dann kann ihn auch die Staatsanwaltschaft verfolgen.

Wenn wir einmal zurückblicken in die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts, in einer Zeit, in der Sie ihre juristische Ausbildung hinter sich gebracht haben, da gab es ja eine relativ überschaubare Kriminalität.
Ich erinnere mich beispielsweise an Leute wie den Herrn Schuessler in Frankfurt, seines Zeichens Hehler und Inhaber des berüchtigten Lokals „Sonne von Mexiko“. Ein Ganove „mit Herz“. Zu seiner Beerdigung 1967 kamen 1000 polizeibekannte Ganoven aus ganz Deutschland angereist, die Polizei kannte sie und sie kannten die Polizei, oder „die Schmiere“ , wie sie sie nannten.Wir haben es aber heute mit bandenmässigen Zusammenfassungen von Kriminellen aus aller Herren Länder zu tun, mit Mafia-Strukturen.
Jürgen Roth hat gerade ein Buch über die massive Präsenz der italienischen Mafia in Deutschland veröffentlicht. Sind sowohl die Polizei, als auch die Staatsanwaltschaft gegenüber dieser organisierten Kriminalität nicht macht- und hilflos?

Ja, boshaft gesagt, wir leben in einer Parallelwelt. Diese Leute nehmen die Staatsanwaltschaft ja gar nicht wahr, geschweige denn ernst, weil die Welt der deutschen Staatsanwälte und die Welt dieser Kriminellen nichts miteinander zu tun haben. Die Problematik liegt auch hier in der Internationalität, die Köpfe sitzen alle nicht in Deutschland, an die Köpfe kommen wir nicht heran, weil wir nach wie vor, allem Gerede zum Trotz, rein national agieren. Und wenn die Damen und Herren so klug sind, Leichen auf den Strassen zu vermeiden, was ihnen fast immer gelingt, dann wissen wir von nichts.

Wie könnte man denn dieses Problem überhaupt in den Griff bekommen? Durch Verstärkung der Polizei oder durch Einschleusen von Undercover Agents? Sie haben während Ihrer Dienstzeit es ja in Berlin mit derartigen mafiösen Strukturen zu tun gehabt. Ich erinnere an die Zigarettenmafia. Sehen Sie das nicht als gewaltige Herausforderung an?

Ja, aber wir sind machtlos zur Zeit. Wir haben in Berlin eine ganze Reihe von sehr engagierten Strafverfolgern im Bereich der organisierten Kriminalität gehabt, insbesondere auch im Bereich Menschenhandel und Rauschgift natürlich. Das Problem ist, wie bei einer Parallelwelt, die Polizei hat keine Kontakte zu diesen Gruppen und Sie können in ausländische und damit fremdsprachliche kriminelle Vereinigungen keine Udercover Agents einschleusen, Sie können dort keinen Berliner oder Bayern hinschicken.
Die Leute aus diesen Gruppen selbst abzuwerben, das erfordert derartige finanzielle Mittel und auch ein Umdenken in unserer Mentalität, darauf sind wir gar nicht eingestellt.

Also mit anderen Worten, es fehlt auch der politische Wille, dieser Kriminalität substantiell zu Leibe zu rücken?

Die Politik nimmt dieses Problem aus meiner Sicht nicht recht zur Kenntnis

Aber die Leichen sind doch da.

Ja, aber vergleichsweise zum Ausmass dieser Kriminalität relativ selten. Und wenn sie da sind, dann wird auch ermittelt, und dann schütteln die italienischen Strafverfolger den Kopf über die tumben und einfältigen Deutschen, und nehmen in Italien den einen oder anderen fest, aber das Ausmass dieser organisierten Kriminalität in Deutschland steht aus meiner Sicht in keinem Verhältnis zu den Auffälligkeiten, sprich Leichen, oder anderen Vorfällen.

Kommen wir auf ein relativ aktuelles Thema zu sprechen: Mögliches strafbares Verhalten deutscher Soldaten in Afghanistan, wie Folter, Tötung von unbeteiligten Zivilisten etc
Wie lässt sich denn ein derartiges Verhalten strafverfolgungsrechtlich in Deutschland überhaupt in den Griff bekommen?

Na jedenfalls nicht so, wie es jetzt versucht wird, dass die Staatsanwaltschaft Potsdam, weil sie nun per Zufall neben dem Einsatzkommando für Afghanistan sitzt,und dann andere deutsche Staatsanwaltschaften mit deutschem Strafrecht angebliche oder wirkliche Notwehr in einjährigen Ermittlungen in Afghanistan klären müssen.

Wenn man einen Guerillakrieg führt, das aber nicht so nennen darf, dann muss man nach Regeln des Guerillakrieges arbeiten, die sind vielleicht etwas anders, als mancher sich das vorgestellt hat. Oder man muss es lassen. Man muss nicht die alte Militärgerichtsbarkeit wieder einführen, aber man muss spezialisierte Staatsanwälte haben, die wissen, was überhaupt dort geschieht. Man muss natürlich Einsatzregeln haben, die nicht so unrealistisch sind, wie sie es bisher waren.
Wir haben kein Kriegsstrafgesetzbuch, und nach unserer Vergangenheit wollen wir auch keins, ich auch nicht. Man muss realistischerweise aber die Vorstellungen, die man für Polizeieinsätze zum Glück hatte, ändern, man kann diese nicht auf Kriegssituationen anwenden.

Kommen wir noch einmal auf Ihre Zeit in Berlin zurück. Da sind natürlich einige Äusserungen ihrerseits gefallen, die ich in meinem Vorspann erwähnte. Vielleicht nehmen Sie die Gelegenheit wahr, um das in der einen oder anderen Weise klarzustellen.

Ja unglücklich bin ich über diese Äusserungen auch, und wenn ich sie läse, und mich nicht kennen würde, wäre ich erschrocken.
Ich kann dazu nur sagen, was jeder sagt, wenn man eine mehrstündige Unterhaltung mit einem Journalisten führt, und versucht, dem Journalisten seine Ansichten wenigstens klarzumachen, der Journalist aber sich auf mein Anliegen nicht einlässt: Zwei bis drei Formulierungen, die ich nicht hätte machen sollen, die in der Erregung des Versuchs, den anderen zu überzeugen, gemacht wurden, bleiben aus einem mehrstündigen Gespräch schliesslich übrig.
Ganz fair ist das auch nicht.
Seien Sie sicher: Ein Rassist bin ich ganz gewiss nicht.

Insbesondere nach Kapitalverbrechen, aber nicht nur dann, werden reflexhaft Forderungen in der Bevölkerung nach härterer Bestrafung der Täter bis hin zur Todesstrafe laut.
Meinen Sie nicht, dass ein Generalstaatsanwalt sich mit populistischen Forderungen zurückhalten sollte?

Nein, das sehe ich ganz anders. Wenn wir den falschen Forderungen in der Bevölkerung nach Todesstrafe, nach möglichst harter unbeugsamer Bestrafung von Bagatelldelikten vernünftig begegnen wollen, , dann muss die Bevölkerung den Eindruck haben, dass an der Spitze der Staatsanwaltschaft ein durchaus verfolgungswilliger, notfalls harter, Staatsanwalt steht. Nur solchen Persönlichkeiten wird man glauben, dass es falsch ist, beispielsweise die Todesstrafe zu fordern.

Wenn Sie da ein sogenanntes „Weichei“ hinstellen, der vor Mitleid mit allem zerfliesst und den Menschen nicht den Eindruck vermitteln kann, dass es nötig ist, dass man als Staatsanwalt konsequent tätig wird, dann werden sie solche falschen Forderungen aus der Bevölkerung nicht vermindern, sondern verstärken.

Seinerzeit hiess es in der Berliner Presse , dass sie das ramponierte Vertrauen der Bevölkerung in die Berliner Justiz zu verantworten haben

Ich halte das für dummes Zeug und Verleumdung. Mir ist jedenfalls aus der Bevölkerung eine solche Reaktion nie bekannt geworden. Die Bevölkerung war mit mir offenbar durchaus zufrieden. Dass einige Politiker und mit denen zusammenarbeitende Journalisten das nicht wahrhaben wollen, ist betrüblich, kann mich aber nicht erschüttern

Kommen wir noch auf den Strafvollzug zu sprechen
Das ist ja nun die Massnahme der Gesellschaft gegen den verurteilten Straftäter und da häufen sich Berichte über Gewaltausbrüche der Insassen gegeneinander: Von Vergewaltigung bis zum Tötungsdelikt, insbesondere, aber nicht nur, in Jugendstrafanstalten. Was sollte man tun. Sie haben ja eigene Erfahrung aus ihrer Zeit als Referent im hessischen Justizministerium?.

Ja, ich war mal Sicherheitsreferent für die hessischen Justizvollzugsanstalten. Wir haben ein Werteproblem, wir haben ein Erziehungsproblem. Wir müssen versuchen, die Gefangenen zu erziehen, Das ist schwer, weil bis dato bei dem einzelnen Häftling alle Erziehungsversuche ja schon gescheitert sind, sonst wären sie nicht inhaftiert.
Wir müssen aber ein Menschenbild haben, zu dem wir hinerziehen wollen, und das ist weitgehend verloren gegangen. Das Personal wurde abgebaut, das Erziehungspersonal, ob in Uniform oder ohne, alle müssen dort erziehen wollen, aber das Personal hat sich weitgehend zurückgezogen.
Die Zellentüren sind offen, die Gefangenen können sich in den Anstalten oft praktisch frei bewegen und niemand ist mehr da, der dem Missbrauch der Gefangenen untereinander Grenzen setzt. Das ist jetzt etwas übertrieben, aber das ist die Tendenz. Und das ist das Gegenteil von Erziehung. Wir kommen jetzt dahin, was man immer gesagt hat, dass man in den Anstalten erst verdorben wird.

Die Gesellschaft hat ihren Erziehungsauftrag abgemeldet.

Der freie Vollzug, also der offene Vollzug mit Freigang tagsüber, wird zunehmend eingeschränkt. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Die ist falsch und hochgefährlich. Wir müssen die Leute während einer gewissen Anfangszeit, das ist unterschiedlich, einem geschlossenen Vollzug unterwerfen, um ein Korsett des Tagesablaufs wieder in die Leute zu bekommen, sie wieder an gewisse Abläufe zu gewöhnen.
Dann muss man sie trainieren, in der Freiheit, die ja nach ganz anderen Regeln abläuft, und zwar mit Versuchungen und Belastungen, zu gewöhnen. Das braucht hochqualifiziertes und engagiertes Personal und viel Geld. Beides ist nicht ausreichend da.

Nun ist es ja bei den Jugendlichen, bleiben wir noch einmal bei dem Thema, dass sie nach Verbüssung der Strafe wieder in ihre alte Umgebung zurückkommen, die ja mit ursächlich für die Straffälligkeit war. Sehen sie denn mit den Entlassungspapieren die Aufgabe der Gesellschaft als erledigt an?

Nein der Strafvollzug kann ja nur ein verzweifelter Versuch sein, vorübergehend die Menschen mit einer anderen Lebensform bekannt zu machen. Oft können sie sich das ja gar nicht leisten, wenn sie in ihr Milieu zurückkehren, das zu praktizieren, was sie gelernt haben, das überleben sie da nicht.
Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, das fängt im Kindergarten an und geht über die Jugendämter weiter.
Der Strafvollzug kann, entgegen der Auffassung vieler, nur eine vorübergehende Hilfsmassnahme sein abgesehen von denjenigen, die es ja auch gibt, die man auf Dauer wegsperren muss, weil sie nicht behandelbar sind.

In den letzten Monaten haben Sexualverbrechen an Kindern Schlagzeilen gemacht. Neben den Forderungen nach härterer Bestrafung stellt sich dann doch in einigen Fällen heraus, dass gutachterlich nach einer früheren Straftat eine positive Prognose abgegeben wurde, eine falsche Prognose. Wie sehen Sie das Problem der gutachterlichen Beurteilung dieser Täter?

Das Gutachterproblem ist ein altes ungelöstes Problem, und Gutachter geben ausserhalb des Gerichtssaals, wenn sie ehrlich sind, auch zu, dass sie in vielen Fällen auch nicht mehr wissen als der Laie. Wir wissen nicht, wie die Menschen sich entwickeln bis zur Ersttat , weil wir sie da ja noch nicht kennen, und wir wissen oft nicht, auch die Gutachter nicht, wie sie sich danach entwickeln werden. Da ist ein gewisses Restrisiko nicht zu vermeiden, und die Gesellschaft macht sich da falsche Hoffnungen.

Wir müssen uns darum bemühen, wieder in der Gesellschaft nicht soziale Kontrolle, aber soziale Kontakte bekommen, die verhindern, dass Kinder weggefangen werden können.
Es mag ja sein dass die Zahl der Verbrechen an Kindern zurückgegangen sind, aber auch ich lebe in der Vorstellung, wenn ich kleine Kinder hätte, dass ich die nicht mehr einfach auf der Strasse spielen lassen könnte..
Das hält eine Gesellschaft auf Dauer nicht durch.Da müssen wir wieder zu Nachbarschaftsverhältnissen kommen, und zu Lebensverhältnissen, die uns die Möglichkeit geben, die Kinder nicht zu überwachen, aber doch so viel Kontakt zu ihnen zu haben, dass sie nicht einfach verschwinden können.

Meinen Sie, dass eine „Zero- tolerance- Politik“ , wie sie einerzeit der damalige Generalstaatsanwalt Giuliano in New York durchgesetzt hat, der richtige Weg ist? Oder sollte nicht vielmehr Ursachenforschung betrieben werden und Bedingungen, die zu Kriminalität führen, zu beseitigen?

Das ist ein Gegensatz, den es aus meiner Sicht so nicht gibt.
Es kommt auf die Delikte an . Ich bin der Meinung, dass man bei Beschmierungen, Verschandelungen und Schwarzfahren, das man ständig betreibt, weil man ja sagt, die Bahn fährt trotzdem, andere sind so doof, das zu bezahlen, dass man in gewissen Bereichen Null-Toleranz üben sollte, damit die Jungen und Mädchen gleich merken, dass derartiges Verhalten nicht hingenommen wird.
Eine andere Frage ist, wo die Ursache dafür liegt. Das ist aber nicht Aufgabe der Justiz, das ist Aufgabe derjenigen, die erziehen. Aber immer zu sagen „sehen wir darüber hinweg“ hat zu den Zuständen in New York geführt, die mit Erfolg beseitigt wurden.
Ich sehe nicht ein, dass es falsch sein soll, bei bestimmten Delikten von Anfang an zu sagen: Wir als Gesellschaft nehmen das nicht hin. Wie die Sanktionen aussehen sollen, das muss ja nicht Gefängnis sein, das kann ja auch ein belehrendes Gespräch sein, ist eine andere Frage. In bestimmten Bereichen bin auch ich für Null-Toleranz


Eine Kultur der Kostenlosigkeit wurde durch das Internet geschaffen. Kann sich eine derartige „Kultur“ nicht in andere gesellschaftliche Bereiche auch ausbreiten mit den entsprechenden Folgen?

Sicherlich, das ist ein ganz grosses Problem. So wunderbar es ist, dass man heute Möglichkeiten hat, von denen man vor ein paar Jahren noch nicht einmal zu träumen wagte, so müssen bestimmte Kulturgüter , dazu gehört auch das Urheberrecht, verteidigt werden.
Und wir können nicht zulassen, dass jeder meint, er habe Anspruch auf „Alles zum Nulltarif“ .
Die Gesellschaft wird, mit diesen Entwicklungen konfrontiert, ganz erheblich umdenken müssen.

Nun ist es ja so, dass im Internet eine eigene Kriminalität sich ausgebreitet hat, genannt sei die Kinderpornografie. Sehen Sie, dass die Staatsanwaltschaften dieser Herausforderung gewachsen sind? Kann die Antwort darauf nur sein, dass man eine verschärfte Zensur herbeiführt wobei dann noch unklar ist, wer diese Zensur eigentlich ausüben soll?.

Ich halte das für völlig hoffnungslos. Erstens: Zensur ist verfassungswidrig. Zweitens: Es ist ein internationales Problem, ich glaube nicht, dass man das mit nationalen Gesetzen in den Griff bekommt.Es ist eine Frage der Erziehung. Es gab früher die Vorstellung, dass man bestimmte Dinge nicht tut, die Vorstellungen über das, was man nicht tut, mögen sich ändern, aber dass man keine kinderpornografischen Inhalte auf seinen Computer lädt, sollte eigentlich jeder wissen und das kann man auch mit Erziehung vermitteln.

Kommen wir noch einmal zurück auf den Strafprozess, genauer gesagt auf die sogenannten Absprachen prozessual oder vorprozessual salopp ausgedrückt „Strafmass-Basarverhandlungen“ oder „Kungelei“. Auch in dem Susanne Klatten-Gigolo Prozess bestand ja der Verdacht, dass derartige Verhandlungen der Prozessbeteiligten stattgefunden hatten . Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Es ist für mich das Ende des geordneten Strafverfahrens. Die Regeln, die der Bundesgerichtshof (BGH)aufgestellt hatte, wurden nicht eingehalten, Revisionen wurden vom BGH dennoch verworfen .
Die Errungenschaft der französischen Revolution, die Oeffentlichkeit der Hauptverhandlung, die Teilnahme der Bürger an der Strafjustiz, ist beerdigt worden mit der Behauptung, die Justiz sei überlastet.
Die Überlastung muss man überprüfen und ggf. müssen eben mehr Richter eingestellt werden.
Unter dem Argument „wir schaffen es nicht“ das geordnete Strafverfahren, das wir bisher hatten, abzuschaffen ist eine Katastrophe.

Wird es also in der Zukunft vermehrt „faule Deals“ geben?

Es wird in der Zukunft wohl in schwierigen Verfahren nur noch „Deals“ geben. Wie faul sie sind, hängt vom Charakter der Beteiligten ab, aber Sie können davon ausgehen, dass das Verfolgen der Wahrheitsfindung bei erheblichen Straftaten oft nicht mehr gewährleistet ist.

Würde dies in letzter Konsequenz bedeuten, dass die seinerzeitige, in den 60er Jahren vollzogene Abschaffung des Geschworenengerichts in der Form, dass die Laienrichter die Mehrheit haben und über schuldig oder unschuldig nach dem Ergebnis der Hauptverhandlung entscheiden, und das es ja nach wie vor in anderen Ländern gibt, ein Fehler gewesen ist?

Das war schade, weil die Vorstellung der Bürger, an der Urteilsfindung massgeblich beteiligt zu sein, ein ganz wesentlicher Grund für das Vertrauen der Bürger in die Justiz war, und deshalb war das wohl der falsche Weg.

Vielen Dank für dieses Interview

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