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Frankfurter Rundschau – ein überregionales Traditionsblatt wird zur Regionalbeilage?

Dr. Alexander von Paleske 6.4. 2011 — Die Frankfurter Rundschau, 1945 gegründet, wurde zu einem führenden überregionalen linksliberalen Blatt, und blieb gleichwohl ein „Frankfurter Gewächs“ mit hervorragendem Lokal- und Regionalteil.

Die FR spielte in der „Bundesliga der überregionalen Presse“ erfolgreich mit, wurde oft in anderen Medien zitiert, aber jetzt droht der Abschied, nicht in die zweite Bundesliga, sondern in die Regionalliga.

Die Frankfurter Rundschau wird offenbar zu einer Art Regionalausgabe des Medienhauses duMont-Schauberg in Köln, dem neben dem Kölner Stadtanzeiger auch die Kölnische Rundschau, die Berliner Zeitung, die Mitteldeutsche Zeitung und eben auch die FR gehört.

Die Frankfurter Rundschau verliert wohl jetzt große Teile der Redaktion. Alles das, was unter „Überregional“ fällt, wird in Zukunft von Berlin aus geschrieben.In Frankfurt bleibt lediglich eine Regional- und Stadtredaktion.

Wir hatten dies in zwei Artikeln bereits prognostiziert, nachdem Alfred Neven duMont die Berliner Zeitung dem Spekulanten Montgomery abgekauft hatte :

Arbeitsplätze werden wegfallen, nationale und internationale Themen werden wohl in Zukunft zentral recherchiert und redegiert. Nur der Lokalteil wird wohl dezentral bleiben. Schließlich kann man von Köln aus nicht berichten, was sich im Berliner Kiez und Politiksumpf abspielt und umgekehrt von Berlin aus nicht sich hautnah mit dem „Kölner Klüngel“ beschäftigen.

Es wird der traurige Teil-Abschied von der traditionsreichen linksliberalen Frankfurter Zeitung, die aus dem Mief der Nachkriegszeit der 50er und Anfang der 60er Jahre herausragte, für die Qualitätsjournalismus selbstverständlich war, und die unter der Regie von Karl Gerold unter anderem auch die 68er Studentenbewegung kritisch-wohlwollend begleitet hatte“.

Nach einer Galgenfrist die brutale Wirklichkeit
Die Situation ist jetzt da, um mit Konrad Adenauer zu sprechen.
Die Auseinandersetzung um die Zukunft des Traditionsblattes wird öffentlich ausgetragen: Die Redakteure wehren sich gegen die angepeilten Maßnahmen und verweisen zu Recht auf ihre Qualitätsarbeit, z.B. im Zusammenhang mit der Reaktorkatastrophe in Japan, dem Aufdecken des Skandals um das Mobbing gegen hessische Steuerfahnder, und den hervorragenden Internetauftritt..

Der Eigentümer Alfred Neven duMont verweist kühl auf die Millionenverluste.

Der Chefredakteur und die Geschäftsführung der FR sprechen vom „Bündeln der Kräfte“
.
Im Klartext heißt das aber nichts anderes als dass weitere 44 Mitarbeiter, darunter viele Redakteure ihren Arbeitsplatz verlieren werden.

Ob dies letztlich zum Erhalt oder nur zu einem vorübergehenden Aufschub des Endes eines Printmediums führt, wie in den USA bereits zu beobachten, wird sich zeigen.

Das unverfälschte Gesicht der Frankfurter Rundschau im Politikbereich wird jedenfalls wohl verschwinden.

Plattformen, Musikdampfer und andere Auswege
Andere Verlage haben das bereits vorgemacht, wie z.B. Gruner und Jahr mit den sogenannten Redaktions-Plattformen, die gleichzeitig mehrere Zeitungen bzw. Zeitschriften bedienen.
Auch hier: Wegfall des Redaktionsteams für eine bestimmte Zeitung/Zeitschrift. Statt Vielfalt durch jeweilige eingeschworene Reaktionsteams, jetzt der Einheitsbrei.

Natürlich braucht man z.B. für investigativen Journalismus nicht gleich mehrere Spürhunde, welche die gleiche Fährte aufnehmen, aber der investigative Journalismus fristet in Deutschland eh ein kümmerliches Dasein, nachdem selbst der SPIEGEL seinerzeit unter Stefan Aust in Richtung Lifestyle-Magazin abgedriftet war.

Die Wochenzeitung Die ZEIT versucht jetzt die Leserschaft dadurch zu erfreuen, dass sie immer mehr in Richtung Musikdampfer abdriftet, in dem Versuch, dem angeblichen Publikumsgeschmack hinterherzulaufen, statt liberale Meinungsführerschaft zu reklamieren.

Nachdem die Kritzelseite ZEIT der Leser eingeführt wurde, und die Metaphysik mit der Rubrik Glaube und Zweifel Einzug halten durfte, kann man als neueste Errungenschaft jetzt im Politikteil Lyrisches bestaunen: Gedichte gibt es dort, die ein etwas anderes Bild auf das Politikgeschehen erlauben sollen. Als wenn die Geschehnisse in Libyen, der Elfenbeinküste, in Japan und Afghanistan einer derartigen lyrischen „Sauce“ bedürften, die nun darüber gegossen wird.
Von inakzeptablen Artikeln wie die über den Kachelmann-Prozess und zum Guttenberg-Skandal „der Mann kann Minister bleiben“ ganz zu schweigen.
Dass der bisherige stellvertretende ZEIT– Chefredakteur Matthias Nass die erbärmliche Demokratie-verhöhnende Bilderbergkonferenz mitorganisierte, sollte auch nicht unerwähnt bleiben

Es sieht nicht gut aus in der Presselandschaft
Derweil lässt sich im Internet nach wie vor, auch mit den Apps, nicht genug Geld verdienen, jedenfalls nicht so viel, dass damit ein hochkaratiger Redaktionsstab und investigativer Journalismus finanziert werden kann.

Zukunft hinter sich?
Die Frankfurter Rundschau hat die Zukunft jetzt wohl hinter sich gelassen.
Was bleibt ist ein Kampf gegen den Abstieg aus der Regionalliga. Keine guten Aussichten, nicht für die Frankfurter Rundschau, und nicht für den Journalismus und die Journalisten in Deutschland.

Zu Frankfurter Rundschau und Neven duMont
Frankfurter Rundschau: „Kastration“ als Überlebensprinzip

Nach den Banken nun die Zeitungen?
Krach in der Verlegerfamilie Neven DuMont oder: Ödipale Meuterei auf dem Schauberg?

Zur Bilderberg-Konferenz und ZEIT
linkHallo, ist das der Sonderzug nach Bilderberg? – Da muss ich hin
Alle Jahre wieder die Bilderberg- Konferenz – oder: Verhöhnung von Demokratie und Öffentlichkeit

DIE ZEIT: Liberale Meinungsführerschaft ade? – ein Einwurf
Die ZEIT – eine führende Wochenzeitung auf dem Weg zum „Musikdampfer“?

Zu den Printmedien
Bodo Hombach und die Zukunft der Tageszeitungen – oder: Lokalteil hat Zukunft, WAZ macht Zukunft?

Umsonst ist nicht angemessen? – oder: Ist das Zeitungssterben aufzuhalten?
Darfs ein bisschen weniger sein? Oder: Neues zum Niedergang des Qualitätsjournalismus
Untergang des Qualitätsjournalismus? – oder: Josef Joffe und seine Albträume
Josef Joffe und das Gespenst des drohenden Todes der Tageszeitungen
Rettet Rupert Murdoch den guten Journalismus?
Rupert Murdoch – Citizen Kane in der Aera der Globalisierung
Alles frei?– oder: Der Streit um das Urheberrecht und seine Vergütung
Die neue Gruner und Jahr Story oder: Von Gruner und Jahr zu Anzeigen und Spar

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Opfert RTL Jugendliche auf dem Altar der Quote?

Verena Langhans – „Eine Woche lang Zickenkrieg, ein Zusammenbruch und ein Rausschmiss: Während sich Chefjuror Dieter Bohlen bei der achten DSDS-Staffel bisher mit markigen Sprüchen unter der Gürtellinie zurückhielt, ist im Kandidatenfeld wieder ordentlich Unruhe – auch das nichts Neues im Castingshow-Geschäft, wo die Konkurrenten gerne mal aufeinander los gelassen werden.“ [Quelle: welt.de]

So, nun stellt Euch bitte mal vor, es hätte keinen Zickenkrieg, keinen Zusammenbruch und keinen Rausschmiss gegeben, was wäre DSDS dann noch ?


Ohne Zusammenbruch pottlangweilig

DSDS wäre pott-langweilig und keiner dieser Zeitungen (die jetzt berichten) würden auch nur eine Zeile an das Format verschwenden.

RTL weiß das und opfert regelmäßig junge Leute auf dem Altar der Quote. Diese Kandidaten werden beraten, möglicherweise wird Ihnen sogar angeraten, sich so und so zu verhalten, dies und jenem contra zu geben, nur über die Folgen dieser „Beratung“ klärt man die jungen unerfahrenen Protagonisten nicht auf. Man könnte auch sagen, sie laufen ins offene Messer, sie verbrennen sich und sie sind verbrannt, für ein Leben lang.


Nicht ein mal ansatzweise erahnen, was mit ihnen geschieht.

RTL ruiniert Menschenleben und lacht sich ins Fäustchen über die Blödheit der Leute, die das mitmachen und nicht erkennen, die nicht ein mal ansatzweise erahnen, was mit ihnen geschieht, wenn sie dies und jenes tun.

Unlängst wurde ein gewisser Jay Khan auf ähnliche Weise „hingerichtet“, ein beispielloser Quotenbrenner, müssen die Macher sich wohl gedacht haben, und lechzen nach „mehr davon“.

Das Ergebnis sieht man dieser Tage in allen Zeitungen und dies war auch der einzige Grund, warum RTL den „Zickenkrieg“ zugelassen hat, warum die Macher nicht einschritten und auch nicht gegenläufig beraten, denn die Macher der Show wollen genau das, die Selbstzerfleischung, den Zoff, den Krieg, die Auseinandersetzung. Das ist der einzige Motor, der diese Show am laufen hält, der wirklich Quote bringt und der die Preise für die Werbekunden noch einmal ordentlich erhöht. Es geht nur ums Geschäft und wenn eine Nina Richel an den Folgen ihrer Teilnahme kaputt geht, stellt RTL ihr einen Psychologen zur Seite und das ist noch die schlimmste Heuchelei!

Castingkritik DSDS & Co

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David gegen Goliath: Französischer Journalist Denis Robert obsiegt im Verfahren wegen übler Nachrede gegen die Deutsche Börse-Tochter Clearstream.

Dr. Alexander von Paleske — 20.2. 2011 — Der französiche Autor und investigative Journalist Denis Robert, der sich mit den angeblichen faulen Machenschaften der deutsch-luxemburgischen Finanzfirma Cedel/Clearstream beschäftigte, sollte mundtot gemacht werden. Ein Angriff auf den Autor selbst, aber auch auf die Pressefreiheit.

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Denis Robert

Das ist nun gescheitert
Das höchste französische Gericht, der Cour des Cassation, in Paris hat Robert Recht gegeben.

Ein höchst wichtiges Urteil, aber in Deutschland war das keine Meldung wert, und dies, obgleich Clearstream eine 100%ige Tochter der Deutschen Börse AG ist, und bei der laufenden Fusion der New Yorker Börse mit der Frankfurter Börse eine erhebliche Rolle spielt

Außerdem trägt Clearstream immer sehr kräftig zum Jahresgewinn der Deutschen Börse AG bei.

Wer ist Clearstream und was macht diese Firma?
Clearstream International S.A ist, wie erwähnt, eine Tochter der Deutschen Börse AG, allerdings nicht mit Sitz in Frankfurt, sondern in Luxemburg.

Die Finanzfirma ist im Jahre 2000 hervorgegangen aus einer Fusion der beiden Clearing-Häuser Deutsche Börse Clearing AG und der Firma CEDEL International.
Aufgabe dieser Gesellschaft(en) war und ist die Sammelverwahrung von Wertpapieren, denn die einzelnen Banken verwahren heutzutage keine Wertpapiere mehr.

Der Wert dieser bei Clearstream eingelagerten Wertpapiere beläuft sich auf rund 10 Billionen Euro.

Mit anderen Worten: Wenn irgendwo in Deutschland Wertpapiere gekauft oder verkauft werden, dann bekommt Clearstream das mit, dort lagern sie ja. Clearstream rechnet dann zwischen den Banken ab, und verdient gut daran als „Bank der Banken.“

Die Banken müssen also beim Kauf von Papieren kein Geld mehr über die Strasse tragen. Und bunkern brauchen sie die Wertpapiere eben auch nicht mehr, das macht alles Clearstream. Sozusagen ein Lager- und Verrechnungshaus, aber nicht nur das, sondern über eine Tochtergesellschaft auch eine richtige Bank. mit Konten und allem Drum und Dran was eben so zu einer Bank gehört.

Clearstream ist aber nicht nur Lagerverwalter, sondern international auch als Wertpapier- Finanzier und Investmentfond-Dienstleister tätig , eine richtig dicke Adresse, noch dazu im finanzfreundlichen Großherzogtum Luxemburg.

2500 Finanzinstitute in über 100 Ländern sind Kunde bei Clearstream. 150 Millionen Transaktionen waren es bereits im Jahre 2000, dem Gründungsjahr.
Die Gesamttransfersumme betrug 10 Trillionen Euro pro Jahr.

Kaum bekannt
In der breiten Öffentlichkeit kannte kaum jemand die Firma, die im Jahre 2002 von der Deutschen Börse voll übernommen wurde.

In Zukunft wird die Bedeutung von Clearstream noch weiter steigen, nämlich dann, wenn die bisher über den Tresen gehandelten Derivate wie Swaps, mitursächlich für die Weltfinanzkrise, über Clearinghäuser laufen sollen.

Der Europäische Gerichtshof hat im Jahre 2009 festgestellt, dass, jedenfalls vor einigen Jahren, Clearstream eine Art marktbeherrschende Stellung hatte, die es offenbar ausgenutzt hat, um sich Konkurrenten vom Leibe zu halten.

Nicht alles hasenrein?
Wer so viele Transaktionen bewerkstelligt, durch dessen Hände rinnt auch kriminelles Gut – zwangsläufig- , also Papiere der Mafia, sei es der italienischen, sei es der russischen, und natürlich auch von Terrororganisationen, dann auch aus Waffen- und Drogengeschäften. Im einzelnen waren folgende Banken mit kriminellen Aktivitäten Kunden bzw. Konteninhaber bei Clearstream-Vorgängerin Cedel:

Banco Ambrosiano, Waschmaschine für Mafia-Gelder und in kriminelle Machenschaften mit der Vatikanbank verwickelt, außerdem Finanzier der italienischen kriminellen Vereinigung Loge P2

– Bank of Bahrein, die angeblich seinerzeit Osama bin Ladens Finanztransaktionen durchgeführt hatte

Bank of Credit and Commerce International (BCCI), eine seinerzeitige Waschmaschine für Drogengelder des kolumbianischen Medellin-Kartells und Finanzierungsvehikel für allerlei dunkle Waffengeschäfte.

Außerdem eröffnete die Clearstream-Vorgängerin Cedel eine Zweigstelle in der Schweiz, die angeblich als Steuerhinterziehungsoase großen Stils operierte und offenbar gar nicht in der Bilanz von Cedel auftauchte.

Was wusste Cedel/Clearstream?
Die Fragen sind nur: Weiß oder wußte Clearstream bzw. Cedel davon, konnten sie davon wissen, oder hat Cedel sogar die Wertpapier- und Geldtransfers dieser kriminellen Organistaionen absichtlich erleichtert oder zumindest nicht unterbunden?

Diesen Fragen waren zwei investigative Journalisten nachgegangen, einer davon vom Bankfach und ehemals bei CEDEL international, zuletzt als Nr. 3 in der Hierarchie beschäftigt: Ernest Backes, dazu der investigative Journalist Denis Robert, der zuvor 12 Jahre bei der französischen Zeitung Liberation gearbeitet hatte.

Der Eintrag Ernest Backes wurde im vergangenen Jahr aus der englischen Wikipedia entfernt , aus schwer (oder leicht?)nachvollziehbaren Gründen.

Im Jahre 2001 erschien ihr Buch , das sich mit Cedel/Clearstream und deren angeblichen dunklen Machenschaften beschäftigt: Révélations– dt: Das Schweigen des Geldes.

Das Buch löste den ersten Clearstream-Skandal aus. Die Anschuldigungen der Journalisten betrafen auch den französischen Rüstungsriesen Thomson CSF/Thales und seine Geschäftsbeziehungen zu Taiwan aber ebenso andere Großfirmen. Auch der italienische Premier und Bunga-Bunga-Mann Silvio Berlusconi, fand gebührende Beachtung…

Insgesamt war jedoch die Beweisführung der Autoren wohl nicht ausreichend, was Fahrlässigkeit oder gar Vorsatz auf Seiten von Clearstream und seinen Managern angeht, obwohl man vermuten darf, dass die Autoren sich auf Insider- Infos stützen konnten, Infos, für die sich auch der BND interessierte, dessen Mitarbeiter Backes offenbar dann wurde.

Und so verlor der Autor Robert gleich mehrere gegen ihn angestrengte Verleumdungsklagen – vorläufig jedenfalls.

Im Jahre 2008 bot, nach der letzten Verurteilung Roberts, Clearstream einen Vergleich an, aber Robert war und ist ein investigativer Journalist, der sich auch von einer mächtigen Finanzinstitution nicht den Schneid abkaufen ließ, obgleich er damals bereits an einer Knochenkrankheit litt.

Er rief stattdessen das oberste französische Gericht an, das ihm nun Recht gab.
Begründung: Kleinere Irrtümer sind erlaubt, solange die Recherche gründlich und seriös durchgeführt wurde. Das Gericht berief sich dabei auf „ l’interet general du sujet traite‘ et le serieux constante‘ de l’enquete“

Ein kostbares Urteil für die Pressefreiheit und eine Ohrfeige für die Tochter der Deutschen Börse AG namens Clearstream.

Clearstream ein Megaskandal in Frankreich
Clearstream Frankreichs Jahrhundertprozess: Ex-Premier de Villepin freigesprochen

Zum Elf-Aquitaine- (Total Elf Fina-) Skandal
Elf – oder Sprit für Bestechungen im Grossformat
Ein Berg von Korruption und ein Maulwurfshügel von Strafverfahren- Oder: Keine Aufklärung des Leuna-Skandals zu erwarten
Zahltag für französischen Rüstungkonzern oder: wie schmiert man eine Republik/Provinz

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Murdoch, Huffington-Post und das Wikipedia-Prinzip

Dr. Alexander von Paleske — 8.2. 2011 — Vergangene Woche kamen zwei Meldungen über den Ticker, die scheinbar wenig miteinander zu tun haben, oder doch?

Meldung 1: Medien-Tycoon Rupert Murdoch, in Deutschland über den Bezahlfernsehsender Sky (früher Premiere) vertreten, wirft die neue Bezahl- Internetzeitung, The Daily auf den Markt, vom Spiegel sogleich als Internet-Groschenheft „gelobt“ (kurze dürre Texte, schöne Bilder).

Meldung 2: Die 2005 gegründete linksliberale Internet-Zeitung Huffington-Post wird vom Internet-Absteiger AOL für schlappe 315 Millionen US-Dollar gekauft.

Arianna Huffington, Gründerin und Chefin, wird nun – neben dem Geldregen – Leiterin der gesamten AOL-Mediensparte, zu der auch eine Reihe von Blogs gehören, die der CEO von AOL, Tim Arrmstrong, einst bei Gigant Google für die Werbung zuständig, auf einer Einkaufstour dem schwächelnden Internet-Provider einverleibt hat

AOL-Ziel: Zurück in die erste Internet- Liga
Armstrong hat sich zum Ziel gesetzt, AOL nicht nur vor dem endgültigen Aus zu bewahren, sondern die Firma wieder in die 1. Liga des Internets zurückzuführen. Dort wo sich Google und Facebook tummeln, und wie diese soll AOL in Zukunft wieder neue Kunden dazugewinnen und ordentlich Geld zu verdienen.

Gemeinsam ist beiden Meldungen der Versuch, mit Hilfe von Medien im Internet Geld zu verdienen, was sich bisher als außerordentlich schwierig dargestellt hat, weil es an kostenlosen Angeboten nur so wimmelt.

Murdoch ist in von seinem Alter (79) her, gerade was das Internet angeht, eher ein „Yesterday Man“. Er ist noch mit Druckerschwärze groß geworden – darüber hinaus, politisch gesehen, auch noch rabenschwarz, .

Murdoch-Flop My Space
Mit dem Einkauf von My Space hat er jetzt seinen großen Internetflop gelandet. My Space, einstmals führend bei den sozialen Netzwerken, ist zu einem Absteiger ersten Ranges geworden, also will Murdoch ihn so schnell wie möglich wieder loswerden. Motto: Weg mit Schaden.

Grosser Coup mit „Groschenpostille“?
Mit der neuen Postille „The Daily“ glaubt er nun einen großen Coup gelandet zu haben. Die Aussichten dafür sind jedoch alles andere als gut. Nach einer kurzen Anlaufphase will er nämlich Geld. Aber wer bezahlt schon gerne Geld, wenn andere Qualitätspublikationen weiterhin kostenlos zu haben sind, und dann noch für eine solche „Groschenpostille“. Hinzu kommt, die Medienverlage in den USA haben bereits wieder rückläufige App-Verkäufe zu melden.

Konzept der Huffington Post: Kostenlos anliefern lassen
Das lässt sich von der kostenlosen Huffington- Post, die sich über Werbeeinnahmen finanziert, keineswegs sagen
.
Diese Internetzeitung erstellt die Artikel meist nicht selbst, abgesehen von Kommentaren, sondern bekommt sie angeliefert – kostenlos – von Bürgerreportern, Bürgerjournalisten, Bloggern und Prominenten, die sich freuen, wenn ihre Artikel und Bilder dort erscheinen.

Die rund 200 von ihr angestellten Journalisten, darunter einige von renommierten Blättern wie der New York Times abgeworben, nehmen die Ware in Empfang, filtern Schwachsinn, Blödsinn und groben Unfug heraus, editieren, wenn nötig, und Juristen scannen die Beiträge auf Prozessverdächtiges, um es dann ggf. zu entschärfen bzw. rauszuwerfen..

Die Zahl der Einsender ist riesengroß, die Huffington-Leute können auswählen, auch Qual der Wahl genannt.

25 Millionen pro Monat
Dieser Mix von Bildern und Artikeln in großer Vielfalt zieht mittlerweile 25 Millionen Besucher pro Monat an. Tendenz: weiter steigend. Und die Huffington- Post hat jetzt angefangen, Geld zu verdienen.

Das Rezept: Eine Internetzeitung nach dem „Prinzip Wikipedia“. In Deutschland gibt es nichts Vergleichbares – noch nicht.

Rudimentär versuchen sich Publikationen wie die ZEIT in ihrer Online-Ausgabe daran, indem Leser mittlerweile dort nicht nur Kommentare, sondern auch ganze Artikel abladen dürfen.

Die Bild-Zeitung hat viele ihrer Leser dazu gebracht, Fotos mit Hilfe von Vado-Kameras an den Springer-Verlag zu schicken. Schöne Kosteneinsparung, denn immer ist irgend jemand irgendwo ja nahe am Geschehen dran, also muss man keine Bild-Reporter mehr dahinschicken oder professionelle freiberufliche Fotoreporter für die Fotos bezahlen.

Die weitere Frage ist allerdings, wie lange das „Wikipedia-Prinzip“ bei einer Internetzeitung bzw. bei Printmedien, zumal noch einer wie die Bild, die in Zukunft nicht mehr kostenfrei über das Internet erhältlich ist, aufrechterhalten werden kann. Also, anders als bei dem gemeinnützigen „no Profit“ Projekt Wikipedia, durch kostenlose Zuverfügungstellung eigener Ressourcen dafür sorgen, dass andere damit Geld verdienen können.

Das hat auf Dauer eigentlich noch nie funktioniert. Bisher jedenfalls.

Ausserdem: Das Hauptproblem der Verlage, die kostenpflichtige Artikel ins Netz stellen, ist die Abrechnung. Apple will über seine Inkasso-Apps mitverdienen, und das nicht zu knapp. Andere Provider werden es ähnlich machen. Das schmälert die ohnehin knapp kalkulierten Erträge. Also kommt zu dem Schwund der Leser nach Einführung der Kostenpflicht noch der Schwund des Geldes hinzu..

Und so hat bisher noch kein Verlag zeigen können, mit seinem kostenpflichtigen Internetauftritt nennenswert Geld hereinzuholen. Das gilt vergleichsweise selbst für den grössten Anbieter in Deutschland, SPIEGEL-Online

Bleibt die Frage: Warum geht die Huffington Post nun zu AOL? Genau aus diesem Grunde. Die Zeitung braucht einen Internet-Provider, der bringt neue Kunden zur Huffington-Post, und umgekehrt, was wiederum deren Werbeeinnahmen steigert.

Medien plus Internetprovider, das könnte Synergien freisetzen – jedenfalls nach dem Prinzip Hoffnung.

An der Huffington Post können jedenfalls jetzt weder Apple, noch Google Geld verdienen, noch an ihr vorbeikommen.

Interessant wird bleiben, ob und ggf. wann es eine derartige Internetzeitung auch in Deutschland geben wird.

Zu Murdoch
Rupert Murdoch – Citizen Kane in der Aera der Globalisierung
Rettet Rupert Murdoch den guten Journalismus?
Botschaft eines Kraken aus der Medienwelt.

Medienartikel
Eine Plage im Internet: Die Basher
Frankfurter Rundschau: „Kastration“ als Überlebensprinzip

Bodo Hombach und die Zukunft der Tageszeitungen – oder: Lokalteil hat Zukunft, WAZ macht Zukunft?
linkFAZ: Ein Artikel verschwindet oder: Telefonierte Bodo Hombach mit der FAZ?
Umsonst ist nicht angemessen? – oder: Ist das Zeitungssterben aufzuhalten?
Nach den Banken nun die Zeitungen?
Gruner und Jahr Verlag: Trübe Aussichten, finanziell und journalistisch
Die neue Gruner und Jahr Story oder: Von Gruner und Jahr zu Anzeigen und Spar
Der Fall Hypo Alpe-Adria (Skandalpe) – Eine Abschlussbetrachtung
Darfs ein bisschen weniger sein? Oder: Neues zum Niedergang des Qualitätsjournalismus
Josef Joffe und das Gespenst des drohenden Todes der Tageszeitungen
Alles frei?– oder: Der Streit um das Urheberrecht und seine Vergütung

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Bilderberg-Conferences – An Insult to Democracy and Press Freedom

Dr. Alexander von Paleske 29.12. 2010 — Two weeks ago, on 15th December 2010, an article appeared in CBC news of British Columbia / Canada:

“Campbell`’s Bilderberg trip no conflict: official”

The outgoing Premier of British Columbia Gordon Campbell attended the secret Bilderberg Conference in Sitges/ Spain in June this year, and used taxpayer’s money for the trip to the tune of 8700 Canadian Dollar.

The conference was also attended – among others – by Bill Gates, Google CEO Eric Schmidt, former US -Secretary for State Henry Kissinger, and US Diplomat Richard Holbrooke.

Campbell was accused by Chris Delaney from the HST campaign of using public money for attending a private meeting.

Campbell was cleared from any wrongdoing by British Columbia’s conflict of interest commissioner, Paul Fraser, who stated:

„The intellectual stimulation and benefit that the premier received by attending the meeting was, given his position as the head of the government, also a benefit to the citizens of this province. Information is the currency of democracy and the source of knowledge that informs public policy,“

Unfortunately putting the quote “information is the currency of democracy” to this conference, Bilderberg-conferences turn out to be an insult to information and thus to democracy, as this privately organized conferences are not a private meeting in the strict sense at all, and therefore the exclusion of press and public is – and should be – completely unacceptable for any democrat.

Furthermore, any democratically elected premier, like Campbell, is supposed to uphold the principles of information and democracy, which this conference is blatantly violating.

Let’s have a closer look
The Bilderberg conferences, which are an annual event and attended by top Western decision makers, were founded by Prince Bernhard of the Netherlands and named after the castle Bilderberg,, that belonged to him and where the first conference took place.

Participants were nobles, high ranking army officers, politicians and top business people.

Press and public were barred from the conference straight away from the beginning.

Bernhard, a former follower of Adolf Hitler who became member of the SS, however managed in time to jump off the brown bandwagon, was the Bilderberg Conference Chairperson from 1954-1976. He then had to resign, because it became public, that he was corrupt to the core by promoting the sale of Lockheed aircrafts to the Dutch army in exchange for money.

The conferences now attract not only the invited guests, but also quite a number of protesters from several countries.

Access to information and Press Freedom
The battle for access to information is – and always has been – part of the fight for press freedom.

Many democratically elected parliamentarians and parliaments have voted for „access to information“ rights. This applies not only to state institutions, but also to gatherings of public interest, may they be state organized or privately organized.
This does certainly not apply to private meetings as such, i.e. if, let me say, Kissinger invites a few public figures to his house.

However, an institutionalized gathering (meeting, conference) of a larger amount of public figures, that is taking place on a regular basis, where a lot of the attendees participate at the expense of taxpayers money, can certainly not be called a “private meeting” at all.
Best Example: World Economic Forum Davos/Switzerland..

Thus, to call the Bilderberg conference with his 100 + attendees a private meeting means basically to fool the public, and using a cheap and misleading excuse for not letting the press in.

The public has a basic democratic right to know, not only who attended, but also what was discussed, and what decisions have been made.

No democrat should therefore attend these meetings, as long as the precondition for participation is to keep quite about it.

Secret trials, secret gatherings, censorship and denial of access to information were all part and parcel of times gone by, against which the French revolution once was staged. Openness, press freedom, public trials, access to information are all essential parts of any democracy.

Not an Honour
It is deeply regrettable, that a lot of people in high places still think, that it is an honour to get an invitation for this secret meeting, instead of realizing, that by attending the Bilderberg- Conference and adhering to the conditions, they are becoming complicit in violating and – worse – insulting fundamental principles of democracy.

Furthermore, it is regrettable, that Matthias Nass, the deputy editor of Germany’s leading liberal weekly paper “DIE ZEIT”, has become one of the key organizers of the conference, thus trampling on the principles of press freedom, instead of upholding them, most likely simply for the benefit of rubbing shoulders with the rich and mighty.

The Bilderberg conference has to come out of the shroud of secrecy, or should be boycotted by democrats, and no public funds should be made available, as long as access of the press to the meetings is denied.

Let me close with the saying:

You can fool some people for some time. However, you cannot fool all of the people all of the time.

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Alle Jahre wieder die Bilderberg- Konferenz – oder: Verhöhnung von Demokratie und Öffentlichkeit

Dr. Alexander von Paleske 23.12. 2010 — Das zu Ende gehende Jahr hat wieder einmal eine Bilderbergkonferenz erlebt: dieses Jahr in Sitges/Spanien, zu der rund 100 Personen des öffentlichen Lebens aus Wirtschaft, Militär und Politik, Hochschule und Medien aus der westlichen Welt eingeladen waren.

Teilnehmer dieses Jahr unter anderen: Ex US Außenminister Henry Kissinger, Bill Gates, Googles CEO Eric Schmidt und der kürzlich verstorbene US-Diplomat Richard Holbrooke.

Nun ist auch der Grüne Cem Özdemir eingeladen und will offenbar dahin, sein Parteifreund, der Ex-Außenminister, Grossopportunist (Günter Gaus über J.F.) und jetzige BMW-„Klinkenputzer“ Joseph alias Joschka Fischer war schon dabei, genau so wie Angela Merkel, Roland Koch und Guido Westerwelle.

Öffentlichkeit und die Presse sind von diesen Konferenzen ausgeschlossen.

Mit-Organisator der Konferenz ist unter anderem der Politikredakteur und stellvertretende Chefredakteur der liberalen Wochenzeitung „DIE ZEIT“, Matthias Nass.

Teilnahmebedingungen: Keine Familie mitbringen und nach der Konferenz absolutes Stillschweigen über die Konferenz bewahren.

Ein Blick zurück
Die Bilderbergkonferenzen , die nun in regelmäßiger jährlicher Folge abgehalten werden, fanden erstmalig 1954 in Bilderberg, einem Schloss in Oostebek/ Niederlande statt, das dem korrupten deutschstämmigen Prinzen Bernhard der Niederlande gehörte. Er war auch der Konferenzvorsitzende von 1954-1976.

Auf Einladung Bernhards, ein Mann, der einst Hitler und seine braunen Mannen bewundert hatte, aktives Mitglied der SS war, der aber noch rechtzeitig von seiner Nazi-Bewunderung absprang, bevor es zu spät war, versammelten sich dort der europäische Hochadel, Spitzen aus Politik, Wirtschaft, und Militärs , kurzum die Mächtigen und Reichen. Man hätte die damaligen Teilnehmer auch genauso gut als einen Klub teils blaublütiger kalter Krieger bezeichnen können.

Die Bilderbergkonferenzen lösen mittlerweile regelmässig Protestdemonstrationen am Tagungsort aus, und sind Anlass für jede Menge von Verschwörungstheorien.

Wir wollen uns an dieser Stelle aber nicht mit diesen Verschwörungstheorien auseinandersetzen. Wir haben bereits in einer Satire darauf hingewiesen, welche tatsächliche Relevanz dieses Treffen unserer Ansicht nach hat.

Öffentlichkeitsprinzip und Bilderberg
Wir wollen uns vielmehr damit beschäftigen, inwieweit derartige Geheimkonferenzen mit Demokratie und dem Prinzip der Öffentlichkeit, von der die Demokratie lebt, vereinbar sind.

Hierbei ist allerdings unter Öffentlichkeit nicht die Veröffentlichung von Details des Privatlebens Prominenter und weniger Prominenter gemeint, sondern das Prinzip Öffentlichkeit, welches gerade im Zusammenhang mit den veröffentlichten Geheimdokumenten durch Wikileaks wieder in die Diskussion geraten ist.

Öffentlichkeit, und der Kampf, der um sie geführt wurde und wird,, lässt sich am besten geschichtlich verstehen. Das Gegenstück zu Öffentlichkeit sind Geheimverfahren, Geheimprozesse, Geheimkonferenzen und Geheimdiplomatie.

Diese sind kennzeichnend für das Mittelalter, und vor allem später für die Zeit des Absolutismus, bis ihnen durch die bürgerliche Revolution der Garaus gemacht wurde.

Öffentlichkeit als Errungenschaft
Öffentlichkeit wurde ein tragendes und absolut notwendiges Prinzip des demokratischen Staates, gerade auch des Gerichtsverfahrens. Die Verletzung der Öffentlichkeit durch deren Ausschluss, und sei es auch nur für Teile eines Gerichtsverfahrens, stellt einen schwerwiegenden Verfahrensfehler dar, und ist absoluter Revisionsgrund. Das heißt: das Urteil muss aufgehoben werden.

Öffentlichkeit, Informationsfreiheit und Freiheit von Zensur sind eng miteinander verwoben.
.Zur lebendigen Demokratie gehört nicht nur die prinzipielle Freiheit, sich zu informieren, sondern auch dass alle Informationsquellen, so weit wie möglich, zugänglich sind.

So sagte Theo Sommer, Editor-at-Large der ZEIT, im Jahre 1994 zutreffend:

Demokratie ist nach der klassischen Definition „government by discussion“. Sie lebt vom öffentlichen Räsonieren, vom intelligenten Diskurs. Beides setzt Sachinformation , Tiefenanalyse und ernsthaften Richtungsstreit voraus:

Sachinformation bedeutet aber notwendigerweise den ungehinderten Zugang zu Informationen.

In den vergangenen Jahren verabschiedeten deshalb viele Parlamente das (einklagbare) Recht auf Zugang zu Informationen (Access to Information) gegenüber Ministerien und staatlichen Stellen.

So hat zum Beispiel gerade die investigative Zeitung Südafrikas, Mail and Guardian, einen Prozess auf Veröffentlichung des Berichts einer Beobachterdelegation über die Wahlen in Simbabwe gewonnen, den die Regierung Südafrikas wegen des explosiven Inhalts und der diplomatischen Konsequenzen unter Verschluss halten wollte.

Natürlich sind davon ausgenommen private Treffen, auch wenn es sich um Treffen von Personen des öffentlichen Lebens handelt
.
So traf sich beispielsweise die frühere Herausgeberin der ZEIT, Marion Dönhoff, in den 60er Jahren mit Helmut Schmidt, damals noch Bundestagsabgeordneter, dem Banker Karl Klasen, späterer Bundesbankpräsident, und C.F. von Weizsäcker, einmal im Monat zu einem Lunch in ihrer Blankeneser Wohnung.

Bei dem Bilderbergtreffen handelt es sich keineswegs um ein derartiges privates Treffen in kleinem Kreis von Bekannten, sondern hier handelt es sich vielmehr um ein institutionalisiertes, in regelmäßiger Folge stattfindendes, und oftmals von Steuergeldern mitfinanziertes Treffen einflussreicher Personen, ähnlich wie beispielsweise das privat organisierte aber selbstverständlich öffentliche World Economic Forum in Davos.

Daher hat bei zwar privat organisierten, aber im Zentrum oder im gesteigerten öffentlichen Interesse stehenden institutionalisierten Veranstaltungen, an denen Personen des öffentlichen Lebens teilnehmen, meistens auch noch von Steuergeldern gesponsert, die Öffentlichkeit selbstverständlich umgekehrt einen Anspruch darauf, zu erfahren, nicht nur wer teilgenommen hat, sondern auch was dort diskutiert wurde, ggf. welche Beschlüsse dort gefasst wurden.

Privat ist nicht immer Privat
Die Veranstalter der Bilderbergkonferenzen versuchen „privat organisiert“ mit „privat“, also kein Anspruch auf Information, gleichzusetzen. Ein purer Etikettenschwindel, und eine Verdummung der Öffentlichkeit noch dazu.

Mehr noch: Die Verhinderung von Öffentlichkeit ist damit auch ein schwerer Verstoß gegen das Öffentlichkeitsprinzip als integraler Bestandteil der Demokratie.

Bundestagsabgeordnete, aber auch Beamte und Minister, die sich gegenüber den Bilderbergern zur Geheimhaltung verpflichten, verstoßen damit gegen die demokratischen Prinzipien, deren Aufrechterhaltung und Durchsetzung ihre Pflicht ist, bzw. sein sollte. Ein Anachronismus ersten Ranges.

Mehr noch: Es ist eine Verhöhnung des Demokratiegebots und der zu ihr gehörenden Informationsfreiheit.

Können, dürfen Journalisten?
Wie sieht es nun mit den Journalisten wie Matthias Nass aus, die sich an der Vorbereitung der Treffen aktiv beteiligen und an den Treffen selbst dann regelmäßig teilnehmen, und nichts, aber auch gar nichts dann darüber schreiben?

Seit dem Aufkommen der Presse gibt es den Kampf für die Pressefreiheit, zu dem auch der Kampf für den Zugang zu Informationen gehört. Viele Journalisten sind für den Kampf um Pressefreiheit gestorben, andere haben lange Gefängnisstrafen verbüßt.

Auch im Nachkriegsdeutschland war die Pressefreiheit bedroht, wie die SPIEGEL-Affäre aus dem Jahre 1962 nur allzu deutlich belegt.

Ich befinde mich in einem Land, in dem Reporter und Journalisten in Angst leben, dessen Nachbarland Südafrika gerade dabei ist, die Pressefreiheit einzuschränken, gleiches gilt aber auch für Ungarn.

Dass ein Journalist, noch dazu stellvertretender Chefredakteur der führenden liberalen und einflussreichen Wochenzeitung DIE ZEIT, an einem Geheimtreffen ohne Not, vermutlich aus Eitelkeit und Einflusshunger, führend mitwirkt , ist ein erbärmlicher Verrat an den Prinzipien journalistischer Ethik.

Solange Matthias Nass bei den Bilderbergern mitmischt, sollte er für die ZEIT nicht tragbar sein.
Sollte…

Und Cem Özdemir muss sich fragen lassen, wie er die Teilnahme an einer Geheimkonferenz mit seinem Demokratieverständnis vereinbaren kann.

E-mail: avonpaleske@yahoo.de

Zur Bilderbergkonferenz 2012 siehe hier
linkDie Bilderberg Konferenz 2012 tagt – oder: Alles verkommen

linkHallo, ist das der Sonderzug nach Bilderberg? – Da muss ich hin
Die ZEIT – eine führende Wochenzeitung auf dem Weg zum „Musikdampfer“?


Zu den Skandalen im niederländischen Königshaus

Wie ein Söldner resozialisiert und Hollands Oberschicht kriminalisert wurde

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Assange an der elektronischen Fussfessel

Onlineredaktion – Der Gründer der Enthüllungswebsite Wikileaks, Julian Assange, soll unter Auflagen auf Kaution freikommen. Das entschied am Dienstag ein Richter bei einem Haftprüfungstermin in London. Hunderte Anhänger von Assange jubelten vor dem Gerichtsgebäude.

Da die schwedische Justiz keine Berufung gegen die Freilassung Assanges einlegt, stehen dieser nur noch administrative Hürden im Weg. So muss die Kaution von 200’000 britischen Pfund (knapp 309’000 Franken) in bar hinterlegt werden.

Zehn Prominente verbürgen sich für Assange
Da es dafür Zeit brauche, werde Assange auch am Dienstagabend noch in Haft bleiben, sagte sein Anwalt Mark Stephens. «Leider werden weder Visa- noch Mastercard akzeptiert», sagte er. Zur Kaution hinzu kommen weitere 40’000 Pfund (rund 61’800 Franken) an zusätzlichen Sicherheiten. Assanges Anwalt erklärte, zehn Prominente hätten sich für seinen Mandanten verbürgt.

Assange muss sich nach seiner Freilassung in der Grafschaft Suffolk aufhalten und eine elektronische Fussfessel tragen, entschied Richter Howard Riddle. Für Assange gilt Ausgangssperre und er muss sich täglich bei der Polizei melden. Riddle setzte den nächsten Anhörungstermin auf den 11. Januar fest.

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Ex-Wikileaks-Mitarbeiter starten Openleaks.org

Onlineredaktion – Ehemalige Wikileaks-Mitarbeiter bringen in dieser Woche laut Medienberichten eine eigene Enthüllungs-Plattform an den Start. Openleaks.org unterscheidet sich allerdings konzeptionell deutlich vom Vorbild.

Die Macher wollen die Dokumente nicht selber veröffentlichen, sondern einen toten Briefkasten einrichten. Andere Medien und Organisationen sollen ihn nutzen können, um anonyme Hinweise auf Missstände entgegenzunehmen, sagte Sprecher Herberg Snorrason der «Süddeutschen Zeitung».

Als mögliche Kooperationspartner nannte er neben Zeitungen auch Menschenrechtsgruppen, Gewerkschaften oder Regierungen. Sie sollen monatlich zwischen 200 und 500 Euro zahlen – je nach Größe und Finanzkraft. Darüber hinaus setzt Openleaks auf Spenden. Den Finanzbedarf bezifferte Snorrason auf «mehr als 100 000 Euro im ersten Jahr».

Die Köpfe von Openleaks haben bereits Erfahrungen mit dem Betrieb einer Whistleblowing-Plattform gesammelt: Daniel Domscheit-Berg und Herbert Snorrason arbeiteten für Wikileaks, stiegen aber nach Streitigkeiten mit dessen Gründer Julian Assange aus. Sie sehen sich aber nicht in Konkurrenz zu dem Australier: «Worauf wir abzielen, ist so fundamental anders, dass wir uns nicht als Wettbewerber sehen», sagte er dem US-Magazin «Forbes». Assange selbst bezeichnete es als hilfreich, dass mehr Leute in diesem «Geschäft» tätig seien. Openleaks.org wurde bereits am 17. September 2010 registriert.

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Der Fall Kachelmann oder: Wenn Journalismus vor die Hunde geht

Dr. Alexander von Paleske — 6.12. 2010 — Der einstige Top-Journalist Hanns Joachim Friederichs brachte es auf den Punkt:

Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache.

Mit anderen Worten: dass ein guter Journalist die nötige Distanz wahrt zu der Sache bzw. der Person, mit der er sich beschäftigt.

Das mag im Einzelfall schwierig sein. Besonders schwer hatten es die Journalisten mit der Jahrhundertgestalt Nelson Mandela. Ihm flogen die Sympathien zu, auch die der Journalisten. Nicht nur sein Schicksal, auch seine Persönlichkeit, und seine Art und Weise mit Menschen umzugehen, ließ kaum jemanden unberührt.

Da sollte es bei einer vergleichsweise relativ unbedeutenden Person wie Jörg Kachelmann eigentlich doch recht einfach sein, Distanz zu wahren, sich dem Fall der angeblichen Vergewaltigung mit der gebotenen Zurückhaltung, die man von Journalisten, insbesondere von Qualitätsjournalisten erwarten darf, zu nähern.

Dass in Blättern wie der BILD, einer „Fehlgeburt des Journalismus“, Stimmungsmache anzufinden ist, dass vielen Berichten nichtseriöser Medien der Geruch der Vorverurteilung anhängt, dies darf kaum überraschen. Es kann jedoch wohl kein Grund für seriöse Medien sein, jetzt in das umgekehrte Horn zu blasen.

Distanz im Fall Kachelmann geboten
Das Strafverfahren in Mannheim läuft noch, die Zeugenvernehmung ist zwar weitgehend abgeschlossen, aber die Sachverständigen sind noch gar nicht zu Wort gekommen.

Was sich bisher bereits herausgeschält hat: In der Persönlichkeit des Angeklagten bzw. dessen Verhalten gegenüber Frauen sind einige Auffälligkeiten zu konstatieren. Kachelmanns offenbare Vorliebe für Sado-Maso-Liebesspiele und eine vergleichsweise hohe Zahl von ihm gleichzeitig „betreuter“ Damen.

In keiner Weise allerdings Indizien für eine Vergewaltigung, aber auch kein Grund für eine Vorfreisprechung, vielmehr Grund genug, als Journalist sich hier eher noch mehr Zurückhaltung aufzuerlegen, und abzuwarten, was sich im Laufe des Prozesses nun herausschält, und nicht direkt oder immerhin von der Tendenz des Artikelinhalts her „der Mann ist unschuldig“ in die Pressetrompete zu blasen.

Unschuldsvermutung ist nicht Unschuldsbeweis
Gilt als unschuldig“ das steht jedem (noch) nicht verurteilten Angeklagten zu, aber „ist unschuldig“, also eine Würdigung der bis dato vorliegenden Beweismittel, noch vor Beginn des eigentlichen Strafprozesses, hat in seriösen vorprozessualen Berichten und Stellungnahmen nichts zu suchen.

Auch zu den Verteidigern von Angeklagten sollte seitens der Journalisten die nötige Distanz gehalten werden, und es ist eines seriösen Journalisten einfach unwürdig, ungebetene Anwaltsempfehlungen abzugeben, noch dazu eine Mitarbeit mit einem eingeschalteten Anwalt nur für den Fall zu signalisieren, dass ein bestimmter Anwalt beigezogen wird.

Aber genau das ist offenbar alles seitens der ZEIT-Journalistin Sabine Rückert geschehen.

Wer als Journalist diese Distanz nicht aufrechterhalten kann, der sollte sich dort verbreitern, wo die Stimmungsmache mehr zählt als die nüchterne Bewertung der Fakten.
In Deutschlands führender liberaler Wochenzeitung sollten sie nichts zu suchen haben. Sollten…

Die Artikel von Frau Rückert zum Fall Kachelmann, bisher insgesamt drei, stehen deshalb in keiner Weise in der Tradition des Blattes, liberale Meinungsführerschaft im besten Sinne zu repräsentieren. Es spricht gegen den Chefredakteur di Lorenzo, dass er sie ins Blatt gehoben, statt dorthin gelegt hat, wohin sie wohl besser hingehören: in die Ablage für nichtveröffentlichte Artikel.

Ich habe die Journalistin Sabine Rückert gerade auch wegen ihres interessanten Buchs „Tote haben keine Lobby“ , aus meiner Sicht als Mediziner und ehemaliger Rechtsanwalt geschätzt.

So bin ich aber jetzt der Meinung, dass die Stellungnahme des ehemaligen Focus-Chefredakteurs Markwort im Kern zutreffend ist, wenn man davon absieht dass Markwort durchaus auch persönliche Gründe für diesen Angriff hat:

Wie der Fall Kachelmann strafrechtlich entschieden wird, ist noch offen. Standesrechtlich steht das Urteil fest. Kachelmanns neuer Verteidiger Johann Schwenn hat das Mandat mit einer Methode erobert, die viele seiner Kollegen für unanständig und standeswidrig halten. Im Kampf der Anwälte um spektakuläre Fälle hat er das bisher schon fragwürdige Niveau noch um ein paar Grad nach unten gesenkt.

Johann Schwenn hat es fertiggebracht, sich mitten in ein laufendes Verfahren zu drängeln. Seine Propagandisten in den Medien und er selber haben den amtierenden Verteidiger Reinhard Birkenstock so schlecht aussehen lassen, dass Kachelmann sich von ihm trennte und Schwenn als den angepriesenen Rechts-Messias engagierte.

Schon im Mai hatte die Zeit-Autorin Sabine Rückert Birkenstock in einer Mail empfohlen, ‚einen Kollegen einzubinden, der Verfahren dieser Art gewachsen ist. Wenn Sie mein Buch gelesen haben, wissen Sie, wen ich in einem solchen Falle wählen würde.‘ Das Buch hatte sie in Zusammenarbeit mit Schwenn verfasst.“ Birkenstock habe das abgelehnt und die Quittung bekommen:“Fünf Wochen später konnte er in der ZEIT lesen, dass Rückert ihn für einen miserablen Verteidiger Kachelmanns hielt. Sie warf ihm ‚Samtpfötchen‘ und ‚Schmusekurs‘ vor. Ihr Favorit Schwenn ist bekannt für den gegenteiligen Stil: Konfrontation und Krawall.

Schwenn mischte sich auch selber ein,(vor der Mandatsübernahme, der Verf.) was unter seriösen Juristen streng verpönt ist. In Cicero attackierte er auf zwei Seiten das Landgericht Mannheim und die Staatsanwälte, rühmte seine Erfolge bei Wiederaufnahmeverfahren und winkte dem Angeklagten mit schönen Aussichten.“

Prozess als Farce?
Lässt man die Schärfe etwas beiseite, dann kommt man nicht umhin, Markwort – leider muss man sagen – Recht zu geben
.
Der Prozess Kachelmann droht zur Farce zu verkommen.
Es ist auch keineswegs so, wie in dem zitierten Meedia Artikel dargestellt, dass der Prozess festgefahren war.
Vielmehr hat das Gericht sich offenbar alle Mühe gegeben, die Zeugen ausführlichst zu befragen.

Denn hier in dem Prozess geht es möglicherweise auch darum – vorausgesetzt die Angaben des angeblichen Opfers sind glaubwürdig – ob es bei Kachelmann sich subjektiv um einen sadistischen Exzess gehandelt hat, der eben objektiv nicht mehr von der Einwilligung des (pseudo)masochistischen Opfers gedeckt gewesen wäre. Und dann würde sich darüberhinaus hier möglicherweise auch noch die Frage der vollen Schuldfähigkeit stellen.

Es sieht so aus, als habe auch der abgehalfterte Verteidiger Birkenstock dies sehr wohl erkannt, und offenbar ein gehöriges Maß emotionsloser Sachlichkeit in das Verfahren gebracht. Von „festgefahren“ kann also keine Rede sein.

Nun geht die Post ab
Nun also geht in Mannheim „die Post ab“, ganz zur Freude der Zuschauer und einiger Journalisten .

Ob er, Schwenn, mit dieser Strategie durchkommt, und wie weit er damit seinem Mandanten letztlich dient, wird sich noch herausstellen.

Man kann nur hoffen, dass sein Auftreten nicht noch zu einer Art Strafschärfungsgrund „sui generis“ im Falle einer Verurteilung wird.

Aber eines kann man heute schon mit Bestimmtheit sagen: Ganz egal wie viele Preise Frau Rückert bisher mit ihren Artikeln geholt hat, der Fall Kachelmann ist auch zu einem Fall Sabine Rückert geworden. Ein abschreckendes Beispiel für mangelnde journalistische Distanz und Qualität, was letztlich auch dem Ansehen der Wochenzeitung „DIE ZEIT “ schadet, und zwar unabhängig davon, wie der Prozess letzten Endes ausgehen wird.

Die Zeiten eines Gerichtsreporters Gerhard Mauz sind offenbar lange vorbei.

E-Mail avpaleske(at)botsnet.bw

Satire zum Thema
Advokat Schwenn, der Aufmischer vom Kachelmann-Prozess
Spät, Wetterfrosch Kachelmann, aber nicht zu spät
Freigesprochener Frosch von Hunden gebissen

Kachelmann frei: Danke, danke Frau Sabine ( ZEIT) Rückert
Alice Schwarzer: Willkommen im Circus Sarrazini
,

medien

Krach in der Verlegerfamilie Neven DuMont oder: Ödipale Meuterei auf dem Schauberg?

Dr. Alexander von Paleske— 19.11. 2010 — Man könnte das Ganze als eine Posse mit Streit um Einfluss, Erbschaft und um Geld betrachten, in einem der großen deutschen Medienhäuser, aber der Konflikt geht tiefer.

Oberflächlich gesehen handelt es sich zunächst einmal um einen alten Zeitungsmacher, namens Alfred Neven duMont, kölnisches Urgestein, sozusagen im Kölner Klüngel groß geworden.
Zeitungsmann durch und durch, mit Druckerschwärze aufgewachsen, zu dessen Verlagshaus DuMont-Schauberg der Kölner Stadtanzeiger, und der Express gehört, und in dessen Verlag auch die Kölnische Rundschau erscheint.

Der damit den Kölner Zeitungsmarkt beherrscht, was der Meinungs- und Pressefreiheit in der Demokratie nicht gerade förderlich ist.

Weiterhin gehören zu DuMont-Schauberg die Mitteldeutsche Zeitung, Frankfurter Rundschau, Berliner Zeitung, Berliner Kurier und die Hamburger Morgenpost, sowie 25% der in Israel erscheinenden linksliberalen Tageszeitung Ha’aretz .

Alfred Neven duMont ist ein Mann, der bereits das 80. Lebensjahr überschritten hat, trotzdem weiter auf der Kommandobrücke des Verlagshauses stehen will.

Ein Sohn namens Konstantin
Aber da gibt es einen 1969 geborenen Sohn, namens Konstantin der lieber selbst dort stehen möchte, mit 16% am Verlag beteiligt ist, der auch als Herausgeber der Verlagszeitungen fungiert, bei der Frankfurter Rundschau allerdings seit gestern nicht mehr.
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Konstantin war entweder nicht ausgelastet, oder aber verlor den Überblick über das, was auf seinem Computer im Verlagshaus abgesetzt wurde, jedenfalls trat auf der Kommentarseite des Blogs von Stefan Niggemeier, einem Medienjournalisten, ein Internet-Basher unter etlichen Pseudonymen auf, der, wie Internet-Basher es zu tun pflegen, Verwirrung stiften will, mit dem Ziel, den Blogbetreiber zu diskreditieren, lächerlich oder zumindest uninteressant zu machen.

Die Basherspur führt in ein Kölner Verlagshaus
Wir haben die Arbeitsweise dieser Internet-Basher in einem ausführlichen Beitrag dargestellt. Alle dort beschriebenen Arbeitsweisen trafen auch auf diesen Niggemeier-Basher zu: „Eine-Person-Pseudodiskussionen“, Beleidigungen, Verschwörungstheorien etc.

Die Spur über Backlinks endete im Verlagshaus Neven DuMont, genauer gesagt in Konstantin Neven duMonts Computer.

Eine peinliche Affäre, denn Niggemeier ist auch für die Frankfurter Konkurrenz, die FAZ, als freier Mitarbeiter tätig.

Mehr noch: wer sich im Internet als Basher betätigt, noch dazu als Medienunternehmer, der missbraucht nicht nur die durch das Internet ermöglichte Diskussionsfreiheit, der hat auch seinen Mantel der Seriosität offenbar beim Betreten des Verlagsgebäudes abgegeben.

Konstantin bestreitet die Urheberschaft der Basher-Beiträge, auch andere Verlagsangestellte hätten Zugriff auf seinen Computer gehabt, für diese Mitarbeiter gäbe es aber keine personellen Konsequenzen. Die zog aber der Verlag und beurlaubte Konstantin erst einmal von seinem Vorstandsposten.

Damit wollte sich offenbar der Sohn nicht abfinden, und forderte nun den Abtritt seines Vaters von der Kommandobrücke, und zwar nicht im Vier-Augengespräch, oder im Familienkreis, sondern über eine Zeitung, und zwar eine, die nicht gerade für Seriosität bekannt ist, und noch dazu ein Konkurrenzblatt zum Kölner Express: Die BILD-Zeitung.

Mehr als ein ödipaler Konflikt
Damit war der Konflikt eskaliert. Es fällt allerdings nicht leicht, bei einem nun 41-jährigen noch von einem ödipalen Konflikt zu sprechen.
Vielmehr spielt hier auch die gesamte Medienkrise mit hinein, auf welche die Verlage bisher keine wirkliche Antwort gefunden haben, auch nicht der Verlag Neven duMont-Schauberg,

Hier ist insbesondere das in Schieflage geratene linksliberale Traditionsblatt Frankfurter Rundschau zu nennen, einstmals die absolut führende und kritische Tageszeitung Frankfurts.

Bereits vor einigen Monaten haben wir dargestellt, wie diese Zeitung durch die Zentralisierung der Politik- und Wirtschaftsredaktion für alle zum Verlagshaus gehörenden Tageszeitungen „kastriert“ wurde . Aber weder die „Kastration“, noch die Formatverkleinerung, haben offenbar geholfen.
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Nun soll in üblicher Manier weiter radikal gespart werden. Dies hatte Sohnemann Konstantin noch kurz vor dem Familienknatsch angekündigt, was der Qualität der Frankfurter Rundschau sicherlich nicht dienlich ist.

Qualitätsverbesserung wäre aber der einzige Weg, um das einstmals führende Traditionsblatt wieder attrraktiv zu machen.

Mit der Qualitätsverbessung scheint der DuMont-Schauberg Verlag sich ohnehin schwerzutun, denn Anfang dieser Woche veröffentlichten einige seiner Tageszeitungen ein komplett gefälschtes Interview mit Filmstar Michael Douglas – so eine Blamage.
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In Köln hat vor einer Woche die Karnevalsaison begonnen, am 11.11. 11 Uhr 11.
Der Karneval in Köln dürfte auch dieses Jahr keinen Themenmangel haben, selbst rund um das Haus DuMont-Schauberg..

Diesmal könnte also auch das Internet und seine Basher Thema sein, ein ödipaler Konflikt , oder aber ein Falschinterview.

Da könnte Konstantin, selbst Mitglied eines Karnevalvereins, sicher mit seinen Erfahrungen bei der Vorbereitung helfen.

Kölle Alaaf

Eine Plage im Internet: Die Basher
Frankfurter Rundschau: „Kastration“ als Überlebensprinzip

Bodo Hombach und die Zukunft der Tageszeitungen – oder: Lokalteil hat Zukunft, WAZ macht Zukunft?
linkFAZ: Ein Artikel verschwindet oder: Telefonierte Bodo Hombach mit der FAZ?
Umsonst ist nicht angemessen? – oder: Ist das Zeitungssterben aufzuhalten?
Nach den Banken nun die Zeitungen?
Gruner und Jahr Verlag: Trübe Aussichten, finanziell und journalistisch
Die neue Gruner und Jahr Story oder: Von Gruner und Jahr zu Anzeigen und Spar
Der Fall Hypo Alpe-Adria (Skandalpe) – Eine Abschlussbetrachtung
Darfs ein bisschen weniger sein? Oder: Neues zum Niedergang des Qualitätsjournalismus
Josef Joffe und das Gespenst des drohenden Todes der Tageszeitungen
Rettet Rupert Murdoch den guten Journalismus?
Rupert Murdoch – Citizen Kane in der Aera der Globalisierung
Alles frei?– oder: Der Streit um das Urheberrecht und seine Vergütung

Kommentare

Belleeer – 19. Nov, 08:10
mir gefiel…
dieser Artikel, der anscheinend einen
gewissen Auftaktcharakter besitzt… ,o)))
spiegel.de/spiegel/print/d-74735264.html

ich zitiere:

„Schon seit Monaten wuchs eine interne Front gegen den Verlagserben. Und auch er selbst hat das Gefühl, mit seinen Ideen, etwa einer Stärkung des investigativen Journalismus, bei den Chefredakteuren nicht mehr durchzudringen. Zunehmend herrscht Unverständnis auf beiden Seiten. Die Blogger-Affäre hat den Konflikt nur akut verschärft.

Einzelne wichtige Entscheider trugen ihren Unmut dem Patriarchen auch schon persönlich vor. Mancher sähe es gern, der Sohn würde aus dem Vorstand in den Aufsichtsrat weggelobt.

Es sind nicht die kleinen Spleens des Juniorverlegers, die Anstoß erregen: sein Ayurveda-Haus, das Faible für kompostierbare Sofas oder gefiltertes Brunnenwasser etwa. Vor allem im täglichen Geschäft drifte der Verlegerspross allzu oft ab, etwa in Vorträge über digitalen Wandel, Aufklärung oder demokratische Verantwortung für Köln und die Welt.“