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Monopolist Google und seine Zensur

Dr. Alexander von Paleske —- 19.11. 2016 —
Vor drei Wochen wurden sämtliche Links zu unserer Website Nachrichten heute bei Google rausgeworfen. Begründung: selbstverständlich keine.

Unter den rausgeworfenen Links waren auch sechs zu wissenschaftlichen Artikeln, die sich mit der Diagnose der Tuberkulose durch Knochenmark- und Lymphknotenpunktion beschäftigten.

Diese Artikel waren es wohl kaum, die Google zu diesem Schritt veranlassten, vielmehr einer oder mehrere der rund 1000 von mir verfassten politischen bzw. politisch-satirischen Artikel.

Als ehemaliger Rechtsanwalt halte ich mich selbstverständlich an die gängigen Regeln, sodass auch er ZEIT-Verlag mit seinem Herausgeber Josef Joffe und das Berliner Gesundheitsministerium gerichtliche Schritte wegen Erfolglosigkeit tunlichst unterliessen.

Hintenherum
So kann man getrost davon ausgehen, dass es sich um einen Versuch hintenherum handelt, durch Beschwerde bei Google das zu erreichen – von wem auch immer – was sich auf dem Rechtswege eben nicht erreichen lässt. Mit Erfolg – erbärmlichem Erfolg.

Ich habe daraufhin eine im Medienrecht spezialisierte Anwaltskanzlei eingeschaltet.

Bei er Suche nach vergleichbaren Fällen stiess ich bei Wikipedia gleich auf einen langen Artikel mit unzähligen Fällen, bei denen Google seine Zensurkeule einsetzte.
Das ist sicher zu begrüssen, wenn es sich um Aufrufe zur Gewalt, um Hassblogs, um harte Pornografie usw. handelt. Aber die aufgelisteten Fälle zeigen, dass er Google-Zensurbereich wesentlich weiter ist.

Der Fall Dennis Cooper

Zuletzt machte der Fall eines Autors namens Dennis Cooper international Schlagzeilen, wo nicht nur der gesamte Blog von Google gelöscht wurde, der dort über 14 Jahre bestand, einschliesslich eines Buchentwurfs, Titel: Zacs Freight Elevator. sondern gleich auch noch sein G-Mail Account mit dazu, einschliesslich seiner gesamten Korrespondenz über 10 Jahre.

Coopers Blog war eine erste Adresse für experimentelle Literatur, und jemand – irgendjemand – hatte sich beschwert, dort sei auch Kinderpornografie untergebracht.

Die von Cooper eingeschalteten Anwälte erhielten keine Antwort auf ihre Schreiben. Das hält Google offenbar nicht für nötig.

Erst als Google mit Protesten überschwemmt wurde darunter auch das PEN Zentrum der USA, und international der Skandal durch die Medien ging, bequemte sich Google, Anwälte einzuschalten und Verhandlungen aufzunehmen, die am 15. Juli diesen Jahres schliesslich mit Coopers Anwälten eine Übereinkunft erzielten: Das gesamte gelöschte Material gab Google schliesslich frei.

Eigene Erfahrungen
Nach der Link-Löschaktion von Google sandte ich ein Fax an die Zentrale von Google Deutschland. Das bleib selbstverständlich ebenso unbeantwortet , wie eine E-Mail an die Google Zentrale in den USA.
Ich schaltete daraufhin eine im Medienrecht spezialisierte Anwaltskanzlei in Deutschland ein.

Völlig unzureichender Teilrückzug
Google hat mittlerweile einige Links wiederhergestellt. Aber: Wer z.B. Namen von Politikern eingibt, die ich satirisch durch den Kakao gezogen hatte, zuletzt den Grünen-„Jungstar“ Robert Habeck, der findet nach wie vor keine Verbindung zu dem satirischen Artikel. Lediglich bei der Eingabe meines Namens wird pauschal auf die Website Nachrichten Heute verwiesen, nicht jedoch auf einzelne Artikel.

Selbst Bilder aus den wissenschaftlichen Artikeln zur Diagnose von Tuberkulose, werden nicht mehr direkt verlinkt, sondern auf Websites verwiesen, die diese Bilder übernommen haben.

Wie ist die Rechtslage?
Google hat – nicht nur in Deutschland – eine absolut marktbeherrschende Stellung. Rund 90% aller Suchanfragen landen bei Google.
Andere Suchmaschinen spielen eine völlig untergeordnete Rolle.
Google hat damit ein Machinstrument sondergleichen in seiner Hand.

Die Ausnutzung einer derartigen Monopol-Machtposition zu Zensurzwecken im Internet ist in Deutschland nur schwach begrenzt: durch § 826 BGB, der lautet:

Wer in einer gegen die guten Sitten vetrstossenen Weise einem anderen Schaden zufügt, ist dem anderen zum Ersatz des Schadens verpflichtet.

Die Rechtsprechung hat auch die vorsätzliche Ausnutzung einer Monopolstellung darunter fallen lassen, gefolgt von einem Wiederherstellungsanspruch.

Den Beweis für die Tatsachen einschliesslich des Vorsatzes – fahrlässiges Handeln reicht nicht – trägt der Anspruchsteller.

Hilfestellung könnten unter Umständen noch die im BlinkfüerUrteil des Bundeverfassungsgerichts entwickelten Grundsätze bieten, dass nämlich im politischen Meinungskampf die Ausnutzung einer Monopolstellung, um missliebige Meinungen zu unterdrücken, einen Verfassungsverstoss gegen die Pressefreiheit darstellt.

Details zum Hintergrund dieser Blinkfüer-Entscheidung aus dem Jahre 1969 finden sich hier
.
Im Falle Google handelt es sich teilweise um juristisches Neuland, dessen Ausgang in einem Rechtsstreit vor Gericht ungewiss und im Unterliegenfalle sehr teuer wird, jedenfalls für den Kläger.

Aber irgendwann muss das juristisch geklärt werden, am besten natürlich durch gesetzliche Regelungen, die derartiges Ausnutzen einer Monopolstellung im Internet unterbinden.

Aus dem Nebel
Google weigert sich grundsätzlich, die Namen er Beschwerdeführer offenzulegen, die gehen mit ihrer Beschwerde also keinerlei Risiko ein. Und Google, das muss man gerade in meinem Fall vermuten, nimmt offenbar auch keine umfassende Prüfung vor der Verhängung derartig eingreifender Massnahmen vor.

Selbst wenn ein einzelner Artikel beanstandungswürdig wäre, dann hätte unter dem Gesichtspunkt der Verhältnismässigkeit der Mittel der Artikel selbst, nicht aber die gesamte Website geblockt werden können, selbstverständlich nach Ankündigung.

Google glaubt offenbar: „Uns kann keiner…..“.

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Google schmeisst unsere Website raus – ohne Begründung versteht sich

Dr. Alexander von Paleske —– 12.11. 2016 —


Seit einer Woche ist unsere Website nicht mehr über Google zu erreichen. 10 Jahre lang war sie unter Google zu finden. Lange Zeit auch unter Google News.

Wer jetzt Key Words eingibt, egal ob es sich um Namen von Politikern handelt, Autoren, oder Probleme wie Antibiotikaresistenz, wird nicht mehr hierher verlinkt.

Auf Anfrage und Beschwerde reagiert Google (bisher) nicht.
Es handelt sich allem Anschein nach um eine Zensurmassnahme, da wir in etlichen Artikeln Politiker angegriffen oder mit satirischen Artikeln durch den Kakao gezogen haben.

Solche „Zensurmassnahmen“ würden keine Rolle spielen, wenn es ein breit gefächertes Angebot an Suchmaschinen und deren breitgefächerte Nutzung geben würde. Das ist jedoch nicht der Fall schon gar nicht in Deutschland. Rund 90% aller Suchanfragen landen bei Google. Das Unternehmen hat eindeutig eine marktbeherrschende Stellung auf diesem Gebiet.

Aus dieser marktbeherrschenden Stellung ergeben sich Verpflichtungen wie Kontrahierungszwang, Diskriminierungsverbote etc.
Schon mehrfach wurden gegen Google Vorwürfe der unlauteren Ausnutzung einer marktbeherrschenden Stellung laut.

Ich will es bei diesem Vorwurf nicht belassen, sondern prüfe zur Zeit die Einleitung rechtlicher Schritte, ggf. Klage, und werde weiter über den Fortgang berichten.

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Der Abgang eines Metzgergesellen namens Raab, der für das Unterschichten- und Klamaukfernsehen wie kein zweiter stand

Dr. Alexander von Paleske —- 23.6. 2015 —– Es hat sich ausgeraabt – fürs erste jedenfalls. Seit 1999 hat er das Fernsehen um ein Genre „bereichert“, das es so im Fernsehen noch nicht gab: Die Non-Stop Schadenfreude, umrahmt von ein paar showartigen Einlagen und Gags

An niedere Instinkte appelliert
In seinen TV-Total Sendungen wurde an niedere Instinkte appelliert, nicht selten mit Gossensprache umrahmt („Schwule Sau“), und den Bundesbürgern etwas ausgetrieben, was ohnehin nicht gerade reichlich vorhanden ist: Die Empathie.

Gnadenlos wurden raabmässig Menschen vorgeführt, und der Lächerlichkeit preisgegen („Maschendrahtzaun“), das machte selbst beim Namen nicht halt.

Schadenersatzforderungen Betroffener – so gerichtlich erfolgreich – bezahlte Raab aus der Portokasse.

Alles hat ein Ende…
Aber irgendwann kommt auch diese Zumutung nicht mehr an, weil es sich wie eine tibetanische Gebetsmühle wiederholt, zumal noch vom Wochen- auf Tagesformat umgesetzt wurde.

So tritt Quotenkönig Stefan der Erste erst einmal ab. Mit ihm verlieren gleich 80 Mitarbeiter der Herstellerfirma Brainpool ihre Jobs.

Dass Raab sich offenbar weder für seine Zuschauer interessiert, oder es für nötig hält, die Entlassung seinen Mitarbeitern, die ihm jahrelang zugearbeitet haben, selbst anzukündigen, rundet das Bild ab.
Diese Mitarbeiter haben für ihn in allen Fernsehkanälen und You Tube eifrig danach gescannt, wo sich etwas findet, was sich zur Verwurstung eignet.
Wer ständig andere in seinen Sendungen verwurstet, dem muss wohl alles Menschliche ohnehin herzlich gleichgültig sein oder werden.

Ein Herr wird wettkampfuntauglich
Schlag den Raab konnte auch nicht weiterlaufen: der Herr kommt schliesslich in die Jahre (49), und wird wettkampfuntauglich, es sei denn, er tritt gegen Bewohner aus Altenheimen an.

Der Abgang ein Verlust? Mit Big Brother- Newtopia – Dschungelcamp-DSDS-GNTM und anderen Vertretern dieses Unterhaltungs-„Schrott“ -Genre, gibt es reichlichst Ersatz.

Allerdings: was nicht so leicht zu ersetzen sein wird, ist die Raabsche schadenfreudige Visage, die zu seinen Klamauk-Veranstaltungen wie die Faust aufs Auge passte – da ist noch kein Ersatz in Sicht. Wie schrecklich.


Stefan Raab ……..schadenfreudige Visage nicht so leicht zu ersetzen

Lebewohl Du Raab, Du hast Dir Deine Auszeit redlich verdient.

Stefan Raab, Schadenfreude und die fehlende Zivilcourage

Top-Nachricht der Woche: Stefan Raab stärkt Abteilung Unterschichtenfernsehen / Klamaukfernsehen / TV Witzchen

Stefan Raab schreibt an Charlotte Roche: Sauber gemacht

Big Brother- Erfinder John de Mol an das Deutsche Volk: „So läuft mein Billig-Serien-Hase“

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Der SPIEGEL: Zwei Abgänge schaffen alleine noch keine Wende

Dr. Alexander von Paleske — 5.12. 2014 ——–
SPIEGEL-Chefredakteur Wolfgang Büchner ist abserviert, Verlagsgeschäftsführer Ove Saffe, der Büchner geholt, und sein Schicksal mit dem Büchners verbunden hatte, geht. Nikolaus Blome dürfte folgen.

Nach nur 15 Monaten
Der Abgang Büchners kam ziemlich rasch, nach nur 15 Monaten im Amt. Aber er war von Anfang an die falsche Wahl. Nach dem destruktiv gegeneinander kämpfenden Chefredakteurs- Duo Mascolo / Müller von Blumencron hätte es wohl einer Person wie der des seinerzeitigen Chefredakteurs Erich Böhme bedurft, um den schlingernden Kahn Spiegel wieder in ruhiges Fahrwasser zu bringen, statt einem Mann von der Statur eines Büchner, dessen Meriten vor allem darin bestanden hatten, bei der Nachrichtenagentur dpa ein radikales Umstrukturierungs- und Kostensenkungsprogramm durchgesetzt zu haben.

Viele Gegner
Büchner hatte – noch vor seinem Amtsantritt – die Print-Redaktion gegen sich aufgebracht: mit der Wahl Nikolaus Blomes von der BILD-Zeitung zu seinem Stellvertreter. Das hatte bisher noch keiner der Chefredakteure des SPIEGEL geschafft. Aber das war nicht das Ende, sondern erst der Anfang.

Büchner provozierte weiter, wollte die Ressortleiterstellen neu ausschreiben, um offenbar einige von ihnen auf diese Weise loszuwerden, zwei Ressortleiter gleich ohne diese Prozedur rausdrängen. Sein Programm: die Verzahnung von Print und online – das war‘s.

Büchner stand gewiss nicht für eine inhaltliche Neuausrichtung.

Die Nase voll
Schliesslich hatten die Print-Redakteure die Nase restlos voll von diesem Herrn, der auch auf keinerlei substantielle Erfahrung als leitender Journalist in einem anspruchvollen Journal verweisen konnte.

Die Redaktion des SPIEGEL hat Stärke demonstriert, ein Programm für die Zukunft ist das jedoch noch lange nicht.

Der SPIEGEL – dessen Auflage wie die anderer Printmedien gefallen – ist aber immer noch die Cash Cow des SPIEGEL-Verlags und kann immer noch mit einigen Pfunden wuchern: Manpower und glorreiche Vergangenheit, als investigatives „Sturmgeschütz der Demokratie“, in den letzten Jahren allerdings immer weniger.

Hinzu kommt die starke Stellung der SPIEGEL-Redakteure, denen 50% der Verlagsanteile über eine Mitarbeiter KG gehören. SPIEGEL-Gründer und jahrzehntelanger Herausgeber Rudolf Augstein hatte sie seinerzeit verschenkt.

Diese Stellung verhindert auch sinnloses Kaputtsparen, wie in vielen anderen Verlagen zu beobachten, so auch bei Gruner und Jahr, 25,1 %Teilhaber am SPIEGEL-Verlag.

Nicht zur Nachahmung empfohlen
Gruner und Jahr-Chefin, die „Tweakerin“ Julia Jäkel, ist gerade voll mit der „Kannibaliserung“ der Printmedien beschäftigt. 400 Stellen sollen gestrichen werden.

So hat Gruner und Jahr – seit kurzem 100%ige Tochter des Bertelsmann-Verlags – allen Textredakteurinnen der Frauenzeitschrift Brigitte gekündigt.

Die Brigitte hatte sich in den letzten fünf Jahrzehnten als die Instanz in Frauenfragen etabliert. Nicht nur irgendeine Frauenzeitschrift, sondern rundum anerkannt und glaubwürdig bis ins letzte Detail.

In einer Pressenotiz heisst es jetzt:

Brigitte“-Redakteuren sowie zwei weiteren Mitarbeitern sei betriebsbedingt gekündigt worden, sechs weitere würden in die Ressort- oder Redaktionsleitungen aufsteigen. Sie sollen in einem Kompetenzteam mit weiteren Führungskräften um die Chefredaktion unter anderem Textangebote bei freien Journalisten in Auftrag geben, und neben dem Themenmanagement die Vielfalt im Heft gestalten. Das Kompetenzteam sei maßgeblich dafür verantwortlich, die Qualität der Magazine zu sichern“.

Kompetenzteam statt Redaktion, (vogel-) freie Mitarbeiter, statt einem eingearbeitetem Team und einer Stammredaktion, einst unter engagierten Chefredakteurinnen wie Anne Volk es eine war.

Es bestehen erhebliche Zweifel, dass diese „Instanz“ in Frauenfragen diese Stellung behaupten kann, und nicht stattdessen zu einem Anzeigenblättchen für Kosmetika und Mode verkommt.
Wenn die Auflage sinkt, wie bei der Brigitte, dann sind Ideenmacher und innovative Rezepte gefragt, nicht der Rauswurf erfahrener Redakteurinnen.

Auch der STERN aus dem Hause Gruner und Jahr schlingert, und hat bisher keine klare Linie gefunden. Chefredakteure kommen und gehen, die Probleme jedoch bleiben.

Auf Twitter wird jetzt unter Gruner und Spar Dampf abgelassen.

SPIEGEL Manpower noch vorhanden
Der SPIEGEL hat die Manpower – noch – um exzellente Hintergrundinformationen, interessante Reportagen und den investigativen Journalismus zu bieten, der ihn in der Vergangenheit so stark machten. Allerdings braucht der SPIEGEL weit mehr, als nur den Abgang zweier leitender Mitarbeiter.
SPIEGEL-Titel wie „Stoppt Putin“ dürften kaum geeignet sein, potentielle Leser an den Kiosk zu locken.


SPIEGEL 2014 ………….weiter so?

Die SPIEGEL-Krise steuert ihrem Höhepunkt entgegen
Gruner und Jahr in Hamburg – die Gründerfamilie Jahr verlässt das Verlagsschiff
Wird die BILD-Zeitung zur Journalistenschmiede? – Noch ein BILD-Mann zum SPIEGEL
SPIEGEL-Chefredaktion: der nächste bitte?
Ober-Grüner und „Steuerspar-Fachmann“ Anton Hofreiter, Blackwater (Academi)-Söldner in der Ukraine, Günter Wallraff und ein Nachrichtenmagazin namens SPIEGEL
Der SPIEGEL: Vom Aufdecker zum Abdecker?
Nachrichtenmagazin SPIEGEL in der Krise: Eine Fahrt ins journalistische Nirgendwo?
Neues SPIEGEL-Domizil in Hamburgs Hafencity, oder: Umzug in den „Palazzo Prozzi“
Discounter ALDI-Süd, ein ehemaliger leitender Angestellter, Günter Wallraff und der SPIEGEL oder: Angriff ganz unten?
Günter Wallraff als Paketzusteller – eine persönliche Anmerkung
Zensur bei Spiegel-Online – ein persönlicher Erfahrungsbericht

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ZEIT-Mitherausgeber Josef Joffe und die Satire: im Zweifel verbieten lassen

Dr. Alexander von Paleske ——24.11. 2014 —-


Am 24.3. 2010 veröffentlichten wir einen fiktiven, satirischen Brief des israelischem Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu an den Mit-Herausgebers der ZEIT, Josef Joffe.

Der fiktive Brief, dessen Inhalt nach wie vor leider hochaktuell ist, hatte folgenden Wortlaut

Lieber Josef,

während meines Aufenthalts in den USA wollte die Gelegenheit nutzen, um Dir zunächst einmal für Deine unermüdliche Israel- Lobbyarbeit zu danken. Eine Kiste Grapefruits als Dankeschön ist unterwegs. Gleichzeitig wollte ich Dir ein Update unserer Politik zukommen lassen.
Mein Besuch in den USA ist, wie Du sicherlich gesehen hast, bisher sehr erfolgreich verlaufen. Insbesondere mein Auftritt vor der AIPAC. Grossen Beifall erhielt ich für meine Schlussbemerkung
,”Wir haben Jerusalem vor 3000 Jahren aufgebaut, wir werden auch jetzt Jerusalem wieder aufbauen”.
Zur Vollständigkeit hätte ich allerdings hinzufügen können,
„Nachdem wir die minderwertigen Palästinenserhäuser abgerissen haben, bzw. deren”Slum- Siedlungen” mit neuen israelischen Upmarket-Stadtteilen umkreist haben bzw.umkreisen werden.“

Palästinenser in Homelands
Unser Plan ist es, die Palästinenser in sehr eng umgrenzte Homelands in der Westbank umzusiedeln.
Als Vorbild für unsere gegenwärtige und zukünftige Politik dient uns dabei die Homelandpolitik des seinerzeitigen Apartheidstaates Südafrika.
Wie ich Dir in unserem letzten Gespräch sagte, wollen wir aber nicht den Fehler der seinerzeitigen Apartheidregierung Südafrikas wiederholen, die Palästinenser einfach von Ost-Jerusalem in diese Westbank- Homelands abzuschieben.
Die Apartheid-Südafrikaner hatten es nämlich seinerzeit verabsäumt, den Ueberschuss, der nicht als Arbeitskräfte Verwendung finden konnte, in die schwarzafrikanischen Nachbarländer wie Angola, Mozambique, Simbabwe, Botswana, Sambia und Lesotho abzuschieben bzw. zu verjagen und so loszuwerden, wo sie dann jeden Tag ihre politischen Parolen hätten rausposaunen können, ohne Schaden anzurichten.
Dieses Versäumnis sollte sich später bitter rächen.


Von Apartheid-Südafrika lernen heisst siegen lernen

Wir haben deshalb aus den taktischen Fehlern Apartheid- Südafrikas gelernt und werden entsprechend unseren bisher geheimgehaltenen Plänen die Palästinenser letztlich zur Abwanderung zwingen.
Nur so wird es uns, verbunden mit einer aggressiven Einwanderungspolitik und Starthilfen für neue jüdische Mitbürger, gelingen, zahlenmässig die Oberhand zu behalten bzw. zu gewinnen.
Die schreckliche Alternative wäre nämlich sonst ein gemeinsamer Staat für Juden und Palästinenser, in dem die nichtjüdische Bevölkerung in der Mehrheit wäre. Ein Alptraum. Das kommt auf gar keinen Fall in Frage.


Wegnahme von Land als Waffe

Als Hebel zur Durchsetzung unserer Politik dient uns die Wegnahme – pardon Zurücknahme – von Ackerland in der Westbank.

Bereits jetzt haben ja die progressiven jüdischen Mitbürger von Gusch Emunim“ schon 50% des Westjordanlandes wieder in Besitz genommen und die arabischen Siedler dort verjagt.
Dann die sukzsessive Verschlechterung der Lebensbedingungen in diesen Homelands/Flüchtlingslagern durch eine konsequente Abschnürungspolitik , wie wir sie bereits gegenüber dem Homeland “Gazastreifen” praktizieren.
Später eventuell verbunden mit der Zusammenfassung (Umsiedlung)der Westbank-Palästinenser in einem Gebietsstreifen ähnlich Gaza, den wir dann, sollte sich die Notwendigkeit ergeben, jederzeit bombardieren könnten.
Dies wird mittel- und langfristig dazu führen, dass die Homelandbewohner für sich und ihre Kinder keine Zukunft mehr sehen, und es vorziehen werden, in benachbarte arabische Länder abzuwandern.

Unser seit biblischen Zeiten
Wer sich über diese Politik aufregt, der versteht offenbar nicht, dass sowohl Israel in den Grenzen vor dem Sechstagekrieg im Juni 1967, als auch die Westbank und natürlich Ost-Jerusalem seit biblischen Zeiten unser unveräusserbares jüdisches Eigentum sind .
Wer immer danach kam, konnte sich ja an den fünf Fingern ausrechnen, dass wir dieses Land eines Tages zurückfordern würden.
Ersitzung mit der Folge des Eigentumsübergangs von jüdischem Land gibt es nicht, höchstens temporäre Nutzung, die wir jederzeit beenden können, wie wir das bei ca. 50% des Westjordanlandes bereits praktiziert haben.
Insofern ist die Lage völlig anders als bei den Ureinwohnern in Australien oder den Indianern in Nordamerika, die zu Recht von ihrem Land vertrieben wurden, weil sie völlig rückständig waren.

Eine Landrückgabe bei diesen Völkern ist deshalb selbstverständlich ausgeschlossen, auch wenn deren Vertreibung wesentlich kürzer zurückliegt, als die weit über 1000 Jahre der unsrigen.
Ausserdem haben diese Primitiv-Völker, anders als wir, nichts Schriftliches in der Hand, das ihnen die Rückkehr verspricht bzw. prophezeit.

Und die Bibel hat doch recht
Wir hingegen können uns auf die Bibel berufen,, bei deren extensivst-alttestatamentarischer (Falsch)-Interpretation, sich ein solcher Rückgabeanspruch zwingend herleiten lässt.
Wir, als Repräsentanten einer Hochkultur, geniessen eben andere, weitergehende Rechte, als solche Primitivkulturen, das leuchtet eigentlich zwangslos ein.
Nur besonders Böswillige nennen uns deshalb Rassisten oder werfen uns Herrenrasse-Mentalität vor.

Keine Probleme mit US-Präsident Obama
Mit Präsident Obama werden wir wegen dieser Politik keine wirklich ernsthaften Schwierigkeiten haben. Natürlich hatten wir es mit einem Mann wie G.W. Bush wesentlich einfacher, weil der unsere raumgreifende (unsere Gegner nennen es fälschlicherweise aggressive) Politik bedingungslos unterstützte, und ausserdem in jedem Muslim ein potentielles Al Qaida-Mitglied sah.

Obama ist zwar nicht mit Bush vergleichbar, aber er ist auf die Stimmen der Freunde Israels im Kongress und Senat absolut angewiesen, wie sich bei der gerade verabschiedeten Gesundheitsreform deutlich genug gezeigt hat. Er wird sich deshalb hüten, gegenüber uns einen rüden Ton anzuschlagen, oder uns Verhandlungen mit den Palästinensern aufzuzwingen unter deren unakzeptablen Bedingungen.

Die amerikanischen Dollars werden daher weiterhin nach Israel – bedingungslos – rollen.

Hinzu kommt, dass der Angriff gegen den Iran keineswegs ausser Sichtweite ist, mag Obama noch so viele Schalmeientöne in Richtung Iran schicken. Und dann werden wir wieder zusammen Schulter an Schulter stehen.
Deswegen konnte ich bei meinem Besuch in Washington auch so selbstbewusst auftreten und brauchte keinen Jota unserer Politik zur Disposition stellen.


Die Mossad-Pleite von Dubai

Die einzig wirkliche Pleite haben wir eigentlich nur mit dem Mossad erlebt, einstmals ein Juwel von einem Geheimdienst.
Auch im vergangenen Jahr liess sich das zunächst gut an mit der Kaperung der Arctic Sea, die S-300 Abwehrraketen für den Iran geladen hatte. Die vom Mossad angeheuerte und beaufsichtigte Kapercrew aus den baltischen Ländern schaffte es, die Raketen ins Meer zu werfen.

Dank unserer guten Zusammenarbeit mit den westlichen Geheimdiensten hielten deren Regierungen nach der Kaperung still und liessen uns mit der russischen Regierung in der Zwischenzeit verhandeln.

Vielen Dank noch einmal, dass Ihr bei der ZEIT der Sache nicht weiter auf den Grund gegangen seid, sondern die ganze Affäre still beerdigt habt.

Aber in Dubai haben unsere Leute einen Riesenbock geschossen. Alle Miglieder der Mossad-Truppe wurden gefilmt und sind jetzt bei Interpol auf der Fahndungsliste. So eine Blamage. Ich werde in den nächsten Wochen bei diesem Sauhaufen ordentlich aufräumen. Köpfe werden rollen.
Leider wird es immer schwieriger, wirklich intelligente Leute für diesen Dienst zu gewinnen, weil anderswo viel mehr Geld zu verdienen ist, und so bekommen wir oftmals nur 2. Oder 3. Wahl.

So viel erst einmal für heute.

Schalom

Dein Bibi


Josef Joffe …….bis auf die Knochen blamiert

Anwälte Joffes melden sich
10 Tage später erhielten wir folgenden Brief der von Josef Joffe eingeschalteten Anwälte:

Die Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG und deren Herausgeber Dr. Josef Joffe haben uns gebeten, Ihnen wegen der Veröffentlichung unter
http://oraclesyndicate.twoday.net/stories/6256364/
tätig zu werden.

Sie haben hier behauptet, es gäbe den dort veröffentlichten Leserbrief von Benjamin Netanjahu an Zeit-Herausgeber Josef Joffe. Diese Behauptung ist falsch. Nach Deutschem und nach Schweizer Recht sind solche Falschbehauptungen unzulässig. Wir werden unserer Mandantschaft empfehlen, zivil- und strafrechtliche Schritte einzuleiten, falls die entsprechende Publikation nicht spätestens bis zum

6. April 2010

aus dem Internet entfernt ist.

Mit freundlichen Grüßen
Jörg Nabert
Rechtsanwalt

RAe Senfft Kersten Nabert & Maier

Schlüterstr. 6
2146 Hamburg
Tel. 0049-40-450 24 121
Fax: 0049-40-450 24 141

Unsere Antwort
Wir antworteten darauf wie folgt:

Sehr geehrter Herr Kollege,

Herr Fuchs hat mir Ihre E-Mail weitergeleitet .
Um es kurz zu machen, der Artikel bleibt. Es handelt sich ganz offensichtlich um eine Satire, die kaum als Behauptung aufgefasst werden kann, dieser Artikel sei tatsächlich von Benjamin Netanjahu an Josef Joffe geschrieben worden.. Jeder vernünftige Mensch dürfte das wohl eigentlich schon aus der ganzen Diktion schliessen.

Darüberhinaus heisst es am Ende des Artikels als Verweis: „Mehr Satire zum Thema“

Ausserdem ist der Artikel in dem Online-Magazin unter der Abteilung Satire abgelegt.

Wir beide wissen als Juristen ja, dass Satire unter den Kunstbegriff fällt. Damit geniesst er einen wesentlich grösseren Schutz.

Vielleicht sollten Sie sich der Mühe unterziehen, auch meine anderen satirischen Artikel zu lesen, die fast alle in einer fiktiven Briefform abgefasst sind.

Ich bitte ich um zügige Rückantwort ob Ihre Mandantschaft den Rechtsweg einschlagen will. Ich werde einer juristischen Auseinandersetzung auf gar keinen Fall aus dem Wege gehen, sondern sie notfalls durch alle Instanzen führen.
Nebenbei gebe ich noch folgendes zu bedenken: Sollten Sie tatsächlich den Rechtsweg einschlagen, dann müssen Sie sich auch mit den Folgen negativer Publizität auseinandersetzen.

DIE ZEIT, ein Bollwerk des liberalen Journalismus, will einen satirischen Artikel verbieten? Ich kann mir eigentlich gar nicht vorstellen, dass Ihre Mandantschaft das wirklich will.

Mit freundlichen Grüssen

Dr. Alexander von Paleske
Arzt für Innere Medizin, Hämatologie
Leitender Abteilungsarzt
Mpilo-Hospital
Bulawayo/Simbabwe
Ex Rechtsanwalt beim Landgericht Frankfurt (M)

Danach hörten wir nichts mehr von diesen Herrschaften, der Artikel blieb selbstverständlich online.

Joffes erneuter Versuch
Nun stellt sich heraus, dass Josef Joffe wieder gegen eine Satire vorgegangen ist:

In einer ZDF-Sendung am 29. April hatten die Kabarettisten Max Uthoff und Claus von Wagner einer Reihe einflussreicher Journalisten, darunter auch Josef Joffe, enge Verbindungen zu transatlantischen Lobby-Organisationen vorgeworfen. Sie verwendeten ein Schaubild, um diese Verbindungen zu belegen.

Der „ZEIT„-Mitherausgeber Josef Joffe warf dem ZDF daraufhin vor, er sei fälschlicherweise mit acht transatlantischen Organisationen in Verbindung gebracht worden. Es waren offenbar „nur“ sieben.

Eine juristische Ohrfeige
Das Landgericht Hamburg hat jetzt das Begehren Joffes auf Unterlassung der Verbreitung zurückgewiesen, Joffe damit eine Art „juristischer Ohrfeige“ verpasst. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Das Gericht ist zu dem Schluss gekommen, es sei für den Betrachter nicht entscheidend, ob auf dem Bild sieben oder acht Verbindungen aufgezeigt wurden. Darüber hinaus müsse auch der satirische Charakter der Sendung berücksichtigt werden.

Kunstbegriff nicht verstanden?
Es ist schon erbärmlich, dass der Mitherausgeber von Deutschlands führender Wochenzeitung sich derartige verfassungsrechtliche Selbstverständlichkeiten sagen lassen muss, die sich ohne viel Nachdenkens aus der Meinungs-und Pressfreiheit einerseits, und aus der verfassungsrechtlich ebenfalls geschützten Kunst andererseits, ergeben.

Satire fällt unter Kunst, sie lebt von der Übertreibung, das wissen die Leser bzw. Zuhörer. Dort wird und kann nicht mit der strengen Elle der absoluten Genauigkeit gemessen, die für die Pressefreiheit gilt bzw. gelten sollte.

Auch wir bedienen uns des Mittels der Satire in vielen Artikeln, lassen Politiker das sagen, was sie zwar sagen könnten aber lieber nicht sagen, stecken ihnen Formulierungen in den Mund, die sie dann als Heuchler entlarven. Ein wichtiger Beitrag auch zur politischen Meinungsbildung.

Natürlich gibt es auch hier Grenzen, aber die waren zu keinem Zeitpunkt überschritten, weder bei der Satiresendung des ZDF, noch bei unserer Satire.
Josef Joffe hat sich mit seinen fehlgeschlagenen Versuchen, Satire zu verbieten, blamiert – bis auf die Knochen.

Israels Premier Benjamin Netanjahu schreibt an ZEIT-Herausgeber Josef Joffe

…. und die Antwort von Josef Joffe und der ZEIT
IDeutschlands liberale Wochenzeitung “Die ZEIT” verlangt Löschung einer Satire</

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Die SPIEGEL-Krise steuert ihrem Höhepunkt entgegen

Dr. Alexander von Paleske —– 9.11. 2014 —-
In der vergangenen Woche hielt der SPIEGEL Chefredakteur Wolfgang Büchner eine Rede auf der Feier zum 20-jährigen Bestehen von SPIEGEL-online .


Wolfgang Büchner …………. Ablösung gefordert

Letzte Rede als SPIEGEL Chefredakteur?
Es könnte seine letzte Rede dort gewesen sein, auch wenn Jakob Augstein, Sohn des SPIEGEL– Gründers Rudolf Augstein, sie auf TWITTER eine „kluge Rede“ nannte, denn mittlerweile haben 91% der Redakteure von SPIEGEL-Print ihrem Chefredakteur das Misstrauen ausgesprochen, im Klartext: Seine Ablösung gefordert.

Der Text :

Die Redakteurinnen und Redakteure des SPIEGEL sind in großer Sorge um die Zukunft des Verlages. Das wirtschaftliche Umfeld, die Umstellung auf den Erscheinungstermin Samstag sowie die Suche nach einem schlüssigen Konzept zur digitalen Zukunft des SPIEGEL und zur Kooperation der Redaktionen von SPIEGEL, SPIEGEL Online und SPIEGEL TV stellen das Haus vor große Herausforderungen. Vor diesem Hintergrund können die Redakteurinnen und Redakteure des SPIEGEL ihre Aufgaben nur dann erfüllen, wenn sie von einem Chefredakteur geführt werden, der das Vertrauen aller Gesellschafter sowie der Redaktion in seine journalistische und strategische Führungskompetenz genießt. Nun aber gibt es beim SPIEGEL ein offensichtliches Führungsvakuum, nicht zuletzt nachdem öffentlich geworden ist, dass die Gesellschafter bereits Gespräche zur Nachfolge Wolfgang Büchners geführt haben. Das lähmt die redaktionelle Arbeit und verhindert dringend notwendige Entscheidungen. Die Redakteurinnen und Redakteure des SPIEGEL rufen die Gesellschafter daher auf, diesen Schwebezustand unverzüglich zu beenden.“

Cash Cow und ihre Probleme
SPIEGEL-Print ist nach wie vor die Cash Cow des SPIEGEL-Verlags, die Einnahmen aus SPIEGEL-Online sind demgegenüber vergleichsweise gering. das könnte sich nur signifikant ändern, wenn über SPIEGEL-Online auch Hundefutter und Dampferfahrten verkauft werden.

Gegen die Mehrheit der Print-Redakteure kann der SPIEGEL nicht handlungsfähig bleiben, deshalb gibt es kurzfristig wohl nur einen Ausweg: Büchner den Laufpass zu geben.

Büchner hatte sich seine Meriten vor allem durch die Re-Organisierung der Deutschen Presse Agentur (dpa) erworben, ein Nachrichtensammler. Ihm fehlte jedoch die langjährige journalistische Erfahrung in einem Medium wie SPIEGEL-Print
.

Das wäre vielleicht in einer geruhsamen Phase der Medienlandschaft noch gut gegangen, nicht jedoch in der Zeit des Umbruchs, in der alle Printmedien unter Druck stehen, und teils massive Auflagenrückgänge zu verzeichnen haben, der SPIEGEL davon nicht ausgenommen.

Aber Büchners Konzept war nicht die inhaltliche Neuausrichtung des schlingernden Dampfers SPIEGEL, also die Neuausrichtung auf die Gebiete investigativer Journalismus und tiefschürfende Hintergrund-Informationen, sondern die Reorganisation zwischen Print und Online.


Gut für DPA – nicht ausreichend für SPIEGEL

Das, was für einen Nachrichtensammler wie DPA adäquat war, das war für den SPIEGEL-Print in diesen schwierigen Zeiten offenbar völlig ungenügend.

Und dann machte Büchner noch drei Fehler:

– Er berief den Leiter der Hauptstadtredaktion des „Drecksblattes“ BILD, Nikolaus Blome, zu seinem Stellvertreter.

– Er wollte die Ressortleiter-Stellen ausschreiben lassen, offenbar um ihm unbequeme Ressortleiter loszuwerden. Wirtschaftschef Armin Mahler und Kulturchef Lothar Gorris wollte er unverzüglich aus dem Hause drängen – ohne Begründung versteht sich.

– Dann holte er auch noch einen weiteren BILD-Mann namens Torsten Beeck in die Chefetage,

Vertrauen zerstört
Damit hatte Büchner erfolgreich das Vertrauen der Redaktion in ihn zerstört. Mittlerweile schiesst sich auch der Betriebsrat auf ihn ein.

Die Abberufung Büchners dürfte damit kaum noch aufzuhalten sein, der Niedergang des SPIEGEL jedoch nur, wenn ein Chefredakteur berufen wird, der mehr zu bieten hat als eine Neuorganisation der Zusammenarbeit bzw. Verzahnung zwischen SPIEGEL-Print und SPIEGEL Online unter der griffigen Bezeichnung SPIEGEL 3.0.

Wird die BILD-Zeitung zur Journalistenschmiede? – Noch ein BILD-Mann zum SPIEGEL
SPIEGEL-Chefredaktion: der nächste bitte?
Ober-Grüner und „Steuerspar-Fachmann“ Anton Hofreiter, Blackwater (Academi)-Söldner in der Ukraine, Günter Wallraff und ein Nachrichtenmagazin namens SPIEGEL
Der SPIEGEL: Vom Aufdecker zum Abdecker?
Nachrichtenmagazin SPIEGEL in der Krise: Eine Fahrt ins journalistische Nirgendwo?
Neues SPIEGEL-Domizil in Hamburgs Hafencity, oder: Umzug in den „Palazzo Prozzi“
Discounter ALDI-Süd, ein ehemaliger leitender Angestellter, Günter Wallraff und der SPIEGEL oder: Angriff ganz unten?
Günter Wallraff als Paketzusteller – eine persönliche Anmerkung
Zensur bei Spiegel-Online – ein persönlicher Erfahrungsbericht

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Gruner und Jahr in Hamburg – die Gründerfamilie Jahr verlässt das Verlagsschiff

Dr. Alexander von Paleske —- 23.10. 2014 —-
Im nächsten Jahr kann der Hamburger Verlag Gruner und Jahr sein 50 jähriges Jubiläum feiern. Ob es da allerdings viel zu feiern gibt, das muss sich erst noch erweisen. Die Zeichen dafür stehen eher schlecht.

Furioser Start
Der Start des G+J-Verlages war furios: Da schlossen sich zwei Verleger und ein Drucker zusammen: der Hamburger Rechtsanwalt und Verleger Gerd Bucerius, kinderlos, dessen „Kind“ zeitlebens die Wochenzeitschrift ZEIT , und dessen Dukatenesel, um sein „verlustreiches Kind“ über viele Jahre zu „füttern“, die Wochenillustrierte STERN mit seinem Chefredakteur und Gründer Henri Nannen war.

Der zweite im Bunde, der Verleger John Jahr, er gab Zeitschriften wie Brigitte und Constanze heraus.

Der Dritte im Bunde Richard Gruner, der eine Druckerei in Itzehoe geerbt und diese zur grössten Tiefdruckerei Europas ausgebaut hatte.
Ein eitler Herr, der gerne Sakkos mit Goldknöpfen trug, was ihm den Spitznamen Goldknopf-Gruner eintrug.


Hamburger Dreierbund – John Jahr (l), Gerd Bucerius (m) und Richard Gruner (r)


Ein Trio als Springer-Alternative
Diese Trio hatte sich zusammengeschlossen, um dem mächtigen Verleger Axel Springer Paroli zu bieten, der sich auf dem Wege zum marktbeherrschen Verleger Deutschlands befand.

Es waren die Glanzzeiten der Printmedien, Lizenzen zum Gelddrucken sozusagen, die bis zur Ausbreitung des Internets Ende der 90er Jahre andauern sollte. Aus Auflagen-Millionären wurden Deutsche-Mark-Milliardäre.

Hort des liberalen Journalismus
Aber Gruner und Jahr war mehr, es war der Hort des liberalen Journalismus, der nach Kräften seinerzeit die Versöhnungspolitik Willi Brandts unterstütze, insbesondere mit seinem Flaggschiff STERN.

Merksatz John Jahrs an seine Redakteure:

“ Ihr könnt schreiben was ihr wollt, aber es muss stimmen“.

Natürlich musste auch die Auflage stimmen, aber bei Gruner und Jahr zu arbeiten war allemal attraktiver als im Hause Springer als Redakteur sich zu verbreitern, wo der Hausherr die Linie vorgab, und die war konservativ bis auf die Knochen und entsprach nicht mehr dem Zeitgeist.

Gruner steigt aus, Bertelsmann ein
1969 stieg Richard Gruner aus, ihm wurde Deutschland zu linkslastig, die Bertelsmänner aus Gütersloh stiegen dafür drei Jahre später ein.
John Jahr, und dann dessen Erben, hielten weiterhin 25%, die sie jetzt verkauften.

Über die Jahre wuchs Gruner und Jahr, mit starken Ablegern insbesondere in Frankreich, zum grössten Medienhaus Europas.

Start des Kannibalismus
Eine der letzten grossen Neugründungen des Verlages war zweifellos die Financial Times Deutschland, welche den Markt der Wirtschaftszeitungen aufmischte.

Aber es war auch die erste, die nach 12 Jahren wieder vom Markt verschwand, nicht einmal als Internetzeitung wollte der Verlag sie erhalten.

Es drängte sich der Eindruck auf, hier sollte geldmässig nur noch rausgeholt werden, was rauszuholen ging. Statt Visionen, das Internet zukunftweisend in den Medienmarkt zu integrieren, auch wenn dies zunächst mit Kosten verbunden gewesen wäre, ging die „Kannibalisierung“ weiter: Statt Einzelredaktionen: Plattformen, die gleich mehrere Druckerzeugnisse beliefern mussten.

Ausserdem bot sich der Verlag als Hersteller von Firmenzeitungen an, was Konflikte mit kritischen Reportagen in anderen Medien hervorrufen musste, wir berichteten ausführlich darüber.


Vorwärts – abwärts

Die Auflagen aller Printmedien fielen, einige im steilen Sinkflug. Hinzu kam die Vergreisung der Gesellschaft. Über 60-jährige dürften kaum von der BRIGITTE an den Kiosk gelockt werden.
Deren Auflage – im Jahre 2000 noch bei rund 1 Million – fiel fast auf die Hälfte, auf 585.000.

Anderen Printmedien ging es nicht besser. Beim STERN konnte keine klare Linie gefunden werden, der häufige Wechsel der Chefredakteure nach dem Abtritt Henri Nannens erinnerte eher an eine „Reise nach Jerusalem“. Der vorläufig letzte, Dominik Wichmann, wurde schon nach einem Jahr gegangen.

Das einzig sichtbare Konzept: Ballast abwerfen durch Kürzen und Sparen, auch die Grossdruckerei in Itzehoe kommt nicht ungeschoren davon. Am 30.4. 2014 wurde sie dichtgemacht, 1000 Mitarbeiter verloren ihren Job.

Die Anteilseigner liessen sich die Gewinne voll auszahlen, statt risikofreudig zu investieren.

Der letzte der Mohikaner
Der letzte erfolgreiche Chef bei Gruner und Jahr, Gerd Schulte-Hillen, sagte einstmals:

Guter Journalismus kann nur entstehen, wenn möglichst viele Ideen von möglichst vielen Journalisten verwirklicht werden, geführt an der langen Leine“.

Und auf einem Management-Meeting im Jahre 1998:

Gruner und Jahr ist nicht irgendein Unternehmen, wir sind ein journalistisches Haus. Das ist etwas ganz Besonderes. Unser Herz schlägt in den Redaktionen.“

Davon ist herzlich wenig noch zu spüren.

Nun also steigt die letzte der Gründerfamilien aus. Verlegerische Visionen hatte die offenbar auch schon lange nicht mehr.

Eine „Tweakerin“ als Retterin?
Jetzt also soll es Vorstand Julia Jäkel richten, der nachgesagt wird, vor allem vom Zutragen neuer Ideen durch andere Mitarbeiter zu leben, ihre Qualität also in dem rechtzeitigen Erkennen solcher Genies und Visionäre bestehe, „Tweaker“ ein anderes Wort dafür.


Julia Jäkel …Eine Tweakerin als Vorstand.

Aber ohne Blattmacher und Visionäre vom Schlage eines Henri Nannen, der, als Lokomotive, immer unter Dampf, nicht nur den STERN -Zug, sondern den ganzen Bahnhof zog, oder eine Anne Volk, auf der Kommandobrücke der BRIGITTE für viele Jahre, dürfte es weiterlaufen wie bisher – abwärts versteht sich.

Julia Jäkel, die Tweakerin als Retterin? Schon manch einer, der als Retter antrat, endete als Abdecker bzw. Konkursanmelder, wie z.B. Thomas Middelhoff, auch der war einst Star-Manager bei Gruner und Jahr-Eigentümer Bertelsmann, bevor er als Retter bei Karstadt-Quelle antrat, und mit der Firma dann in die Insolvenz segelte.

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Wird die BILD-Zeitung zur Journalistenschmiede? – Noch ein BILD-Mann zum SPIEGEL

Dr. Alexander von Paleske 5.9. 2014 —- Offenbar geht an der BILD als „Trainingsanstalt“ für Journalisten, die nach Höherem streben, mittlerweile kein Weg mehr vorbei. Das könnte man jedenfalls meinen, angesichts der neuesten Berufung eines BILD-Mannes in den Hamburger SPIEGEL– Stab.

Nach Blome nun Beeck
Am 1. Dezember soll der BILD– Redakteur Torsten Beeck zum SPIEGEL kommen. Nicht etwa als Praktikant oder gewöhnlicher Redakteur z.b.V, sondern gleich auf einen der leitenden Posten. Er soll dort das Resort „Soziale Medien“ übernehmen.

Seine Aufgabe soll es nach Medienberichten sein, dem Volk aufs Tweet zu schauen, und den SPIEGEL in den sozialen Netzwerken im Gespräch halten. Eine Aufgabe, die er in dem „Drecksblatt“ BILD (SZ-Journalist Hans Leyendecker über BILD) angeblich schon bisher hervorragend ausgeübt hat.


Torsten Beeck ………vom „Drecksblatt“ zum Spiegel

In Meedia heisst es dazu:

Der 36-Jährige ist überzeugt, dass in der Vernetzung von Print und Online die Zukunft des Journalismus liegt. Dabei würden, so Beeck, Themen nicht mehr allein von Redakteuren gesetzt, sondern entstünden gleichfalls im Netz. Social Media würden in diesem Zusammenhang auch zum Recherche-Tool. Nachrichten aus der Community würden von Redakteuren geprüft, angereichert, aufbereitet und weiterverbreitet. Dass die neuen Medien dem Qualitätsjournalismus schaden, glaubt Beeck nicht. Er sieht für Medienhäuser und professionelle Journalisten eher eine Chance, durch die Verbreitung ihrer Artikel in den Communities an Bekanntheit zu gewinnen

Beeck hatte seine Schreiber-Sporen sich bei der Computer-BILD erworben, eine Zeitschrift aus dem Hause Springer, die auflagenmässig auch schon bessere Tage gesehen hat .
Nach seinem Aufstieg in den Olymp der Massenblätter (Ex SPIEGEL Herausgeber Rudolf Augstein: Eine Zeitung wie BILD, die von 5 Millionen Deutschen gelesen wird muss widerwärtig sein) steuerte Beeck dort den Online-Auftritt von BILD und die Präsenz in den sozialen Medien.
Ebenso „schnüffelte“ er aus, was derzeit in den sozialen Medien an Themen angesagt ist, um es dann bei BILD aufzugreifen, und gross rauszubringen.

Beeck ist der zweite Mann, der von dieser „Fehlgeburt des Journalismus“ in die heiligen journalistischen SPIEGEL-Hallen des Palazzo Prozzi in der Hamburger Hafencity überwechselt, nach dem BILD-Mann Nikolaus Blome, dessen Ankunft beim SPIEGEL – auf Veranlassung des neuen Chefredakteurs Büchner – seinerzeit schon einen ziemlichen Proteststurm unter den Redakteuren ausgelöst hatte, der nur dadurch teilweise gemindert wurde, dass Blome in die Berliner Hauptstadtredaktion gelotst wurde – vorläufig jedenfalls.

Nicht lange gefackelt

Der nächste Aufstand der SPIEGEL-Redakteure richtete sich indirekt auch gegen Büchner, und liegt gerade einmal zwei Wochen zurück – er scheiterte.

Büchner fackelte nach seinem „Sieg“ nicht lange und rief nach Beeck. Damit könnte er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: zum einen sein Projekt „SPIEGEL 3.0“ mit Beeck umsetzen. Ein Projekt, das Online und Print enger verzahnen soll. Von einer Verbesserung des Online-Auftritts ist allerdings keine Rede. Dort hatte sich über das kommentarlose und offenbar willkürliche Zensurgehabe in den Diskussionsräumen schon allerlei Unmut breitgemacht.

Und zweitens könnte Büchner den Redakteuren mit ihrer „BILD-Journalisten-Allergie“ eins auswischen und demonstrieren, wer hier Herr im Hause ist. Denn dass die erneute Berufung eines BILD-Mannes Freude bei der Redaktion auslöst, davon kann wohl kaum ausgegangen werden.

Dieses SPIEGEL-Projekt 3.0 hat wohl vor allem die Auflagensteigerung im Visier, und dürfte kaum geeignet sein, an die investigativen Glanzzeiten des SPIEGEL anzuknüpfen.

Aus SPIEGEL 3.0 könnte alsbald der SPIEGEL 0:3 werden: drei Eigentore mit Blome, Büchner und nun Beeck.

Armer SPIEGEL

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BILD-Diekmann: Boris Becker muss ab sofort in den Fahrstuhl
Betti Wulff an BILD-Kai: Danke, danke für die Raushole
Bild-Kai (Diekmann): So schaffen wir den Wiederaufstieg von Computer-BILD
Start der „Aktion Zukunft“: 30 Millionen BILD-Leser täglich – mindestens

Hamburger Bordellbesitzer schreibt an BILD-Diekmann zur Hurenserie
BILD-Kai (Diekmann): Kampagnenstart „Junge komm bald wieder“

Das geistige Entsorgerquartett – Eine neue Show für das ZDF

An BILD-Diekmann Betr.: „Franziska (26) Ich lebe mit zwei Männern“

Kai Diekmann Betreff: Serie “So war mein bester Sex”
Kai Diekmann: Deutschland vor der Schicksalswahl
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SPIEGEL-Chefredaktion: der nächste bitte?

Dr. Alexander von Paleske —– 21.8. 2014 —- Vor einem Jahr, nach dem erzwungenen Abtritt des querelenfreudigen Chefredakteur-Duos Müller-von Blumencron / Mascolo aus der SPIEGEL-Chefetage, sollte endlich der Neuanfang gelingen: Frischer Wind im „Palazzo Prozzi“ in der Hamburger Hafencity wehen, statt ständigem Gezänk und SPIEGEL-Titeln über Schlaflosigkeit und die BILD-Zeitung.

Qualitätsjournalismus statt Gezänk
Qualitätsjournalismus sollte angesagt sein, und angeknüpft werden an die goldenen SPIEGEL-Tage, als Rudolf Augstein noch auf der Kommandobrücke stand, und das Nachrichtenmagazin prall gefüllt war mit Interessanten Reportagen und Enthüllungen, und selbst gute Artikel in den Papierkorb wanderten, weil man einen Überfluss davon hatte.

Gründlich in die Hose
Heute lässt sich bilanzieren: das Experiment „frischer Wind“ ging gründlich in die Hose, und zwar ziemlich schnell.

Der neue Chefredakteur Wolfgang Büchner hatte nichts besseres zu tun, als die “BILD-Zeitung in den SPIEGEL zu holen“ mit der Berufung des BILD –Hauptstadt-Schreibers Nikolaus Blome.


Nikolaus Blome …….vom Revolverblättchen zum SPIEGEL.

Wir schrieben damals:

Zweifel bestehen, ob derartige Widerwärtigkeiten abfassende „Qualitätsjournalisten“ dieses Hetz- Kampf– und Revolverblättchens (gemeint war die BILD-Zeitung) die Stelle eines stellvertretenden Chefredakteurs beim SPIEGEL übernehmen sollten, um nicht nur Ruhe beim SPIEGEL einkehren zu lassen, sondern dieses Nachrichtenmagazin zu den alten investigativen Glanzzeiten auch nur ansatzweise zurückzulotsen.

Statt Ruhe: Aufruhr
Heute lässt sich feststellen: nicht einmal Ruhe ist eingekehrt, sondern die Redaktion ist wieder einmal in Aufruhr.

Nachdem die SPIEGEL-Redakteure diese „Entscheidungs-Kröte“ für Blome schluckten – notgedrungen, weil Chef Büchner das zu einer Machtfrage hochstilisierte – und die Redakteure endlich wieder ihrer Arbeit nachgehen wollten, hat der Chefredakteur Büchner nun richtig seine Krallen gezeigt: Er will alle Ressortleiter-Stellen neu ausschreiben.


Wolfgang Büchner …….Krallen gezeigt.

Im Klartext: ihm unbequeme Ressortleiter loswerden. Sprich: den SPIEGEL unter seine vollständige Kontrolle bringen. Gerade von den Ressortleitern hatte es heftige Kritik an Büchner gegeben. Das sollte endgültig der Vergangenheit angehören

Machtspielchen statt zündende Ideen
Dass der Chef Büchner, abgesehen von diesen Machtspielchen, irgendwelche neuen zündenden Ideen losgelassen hätte, mit denen er auch die Redakteure motivieren, ja begeistern , und dem altersmüden SPIEGEL neuen Schwung hätte verleihen können, das lässt sich wohl kaum behaupten.

Erbärmliche Geschichten
Parallel dazu kamen erbärmliche Titelgeschichten wie letztlich „Stoppt Putin“ – offenbar hatte man Putin mit der Terrorfront Islamischer Staat verwechselt. Aber auch „Enthüllungsartikel“ über den führenden deutschen Enthüllungsjournalisten Günter Wallraff, die wir hier kräftig kritisierten.

Zensur von Leserbeiträgen
Ausserdem musste sich SPIEGEL–online massive Kritik an seiner Zensurpolitik gegenüber Leserbeiträgen gefallen lassen: Dort dürfen Hilfskräfte – so sieht es jedenfalls aus – nach Belieben sich zensurmässig austoben. Begründunglose, und oftmals kaum nachvollziehbare Unterdrückung von Beiträgen, was verständliche Verbitterung auslöste.

Entscheidung anstehend
Die Mitarbeiter KG, die 50,1% der Anteile am SPIEGEL besitzt, das Resultat von Augsteins seinerzeitiger Schenkung der Hälfte des SPIEGEL an seine Mitarbeiter, wird demnächst zu entscheiden haben, ob für Büchner, Blome & Co der nächste 1. der letzte ist.

Keine Überraschung
Überraschend ist diese Entwicklung angesichts des Umbruchs in der Medienlandschaft kaum.
Der SPIEGEL ist da allerdings in guter Gesellschaft mit FOCUS und STERN. Der letztere hat auch gerade wieder mal den Chefredakteur gewechselt, nachdem der bisherige, Dominik Wichmann, nur etwas mehr als ein Jahr im Amt, den STERN offenbar zu einer „Schreibtischillustrierten“ machen wollte, ein Kultur-Stern sozusagen, und er sich auch noch den Spitznamen Dr.W. Ichmannn einhandelte, angesichts seines offenbar recht ichbezogenen Auftretens.

Qualitätsjournalismus gefragt
Der SPIEGEL war einst nicht nur das „Sturmgeschütz der Demokratie“, wie Gründer, jahrzehntelanger Herausgeber und Journalist des Jahrhunderts, Rudolf Augstein, es nannte, sondern eben auch ein Nachrichtenmagazin.
Diese Nachrichten müssen angesichts des Internets notwendigerweise vom Print in den Online-Auftritt abwandern, weil im Print das alles, angesichts der Schnelle der Verbreitung, nur der Schnee von gestern ist.

SPIEGEL-Print müsste insbesondere mit brillianten Analysen, der substantiierten Vorhersage von politischen Entwicklungen, und der Aufdeckung von Skandalen glänzen.
Davon ist in der Printausgabe immer weniger zu finden. Solange hier nicht ein durchgreifender Richtungswechsel stattfindet, wird es mit der Printauflage, der Cash-Cow, weiter bergab gehen.

Büchner und Blome verwechselten offenbar Machtpolitik mit Innovation. Das scheint mittlerweile der Mehrheit der Redakteure nicht länger zu gefallen.

Bitte umblättern, oder „der Nächste bitte“ könnte es alsbald wieder mal heissen.

NACHTRAG 23.8. 2014
Die Mitarbeiter KG hat gestern das Konzept Büchners abgesegnet, ihm damit das Vertrauen ausgesprochen.
Nachdem 80% der Redakteure von SPIEGEL-print sich indirekt gegen Büchner ausgesprochen hatten, kann diese Entscheidung kaum „Ruhe in den Laden“ bringen. Und schon gar nicht die Redakteure motivieren, die Qualitätsstandards zu heben. Die SPIEGEL-Krise droht zur Dauerkrise, das Blatt zum Krisen-SPIEGEL zu werden

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Wahlfälscher, Steuerhinterzieher und Geheimkonferenz-Organisatoren – Die Wochenzeitung DIE ZEIT gerät ins Zwielicht

Dr. Alexander von Paleske — 26.5. 2014 — Die Wochenzeitung DIE ZEIT war einst das Flaggschiff des liberalen Journalismus in Deutschland, freiheitlich und wertkonservativ. Zusammen mit STERN und SPIEGEL bekämpften sie die Meinungsmanipulationen der Springer Presse, unterstützten Willy Brandts Versöhnungspolitik, und wehrten Angriffe des Staates auf die Pressefreiheit ab.


Wochenzeitung „DIE ZEIT“

Als Redakteure der ZEIT standen dafür vor allem: Marion Gräfin Dönhoff, Theo Sommer, Hans Gresmann, Rudolf Walter Leonhardt und Josef Müller-Marein – und natürlich der 1995 verstorbene Herausgeber Gerd Bucerius

.Leitende Journalisten im Zwielicht
Einige leitende Redakteure sorgen seit einiger Zeit für Nachrichten – unerquickliche Nachrichten – über sich selbst.

Da ist zunächst der Chefredakteur Giovanni die Lorenzo zu nennen, der sich offenbar gestern des Vergehens der Wahlfälschung schuldig gemacht hat, wie er in der Sendung von Günter Jauch freimütig bekannte. Er stimmte gleich zweimal bei der Europa-Wahl ab.

Di Lorenzo kann sich kaum damit herausreden, es nicht gewusst zu haben, gerade für einen Journalisten ist die Information oberste Pflicht.

Nicht das erste Mal
Es ist nicht das erste Mal, dass di Lorenzo in der Kritik steht: Erinnert sei an den erbärmlichen Versuch, dem ehemaligen Verteidigungsminister zu Guttenberg zur Seite zu springen: zunächst über die Verharmlosung der Plagiatsvorwürfe:

„Karl Theodor von und zu Guttenberg ist seinen Doktortitel los, das ist angemessen. Sein Amt soll er behalten. Und darin sich künftig allein an seiner Leistung messen lassen. Die Voraussetzungen der Verleihung von Doktortiteln ist der Mehrheit der Bevölkerung schnurzpiepegal.“

Dann der weitere Versuch nach Jahresfrist, ihn mit Interview und Buch aus der politischen Wüste zurückzuholen:
.
„Vorerst gescheitert“

Der Versuch di Lorenzos scheiterte, der Makel haftete von nun an am Chefredakteur.


Vorerst gescheitert ……..kein Ruhmesblatt für einen Chefredakteur.

Weiter mit Theo Sommer
Weiter geht es mit dem einstigen Chefredakteur, dann Herausgeber und zuletzt Editor-at-large, Theo Sommer, der jüngst wegen Steuerhinterziehung verurteilt wurde.

Ein Bilderberger namens Matthias Nass
Dann der ehemalige stellvertretende Chefredakteur und nun internationale Chefkorrespondent der Wochenzeitung Matthias Nass, der jahrelang sich nicht scheute, die jährlich stattfindende Bilderberg-Konferenz mit zu organisieren. Eine Geheimkonferenz, die eine üble Verhöhnung von Demokratie, Öffentlichkeit und Pressefreiheit darstellt.

Sabine Rückert und der Kachelmann-Prozess
Aber auch die jetzt stellvertretende Chefredakteurin Sabine Rückert, die in mehreren Artikeln in journalistisch unseriöser Form zum Kachelmann Prozess Stellung nahm, und sich in journalistisch unakzeptabler Form über dessen ersten gewählten und dann abgehalfterten Verteidiger Kachelmanns, Birkenstock, äusserte. Wir berichteten mehrfach darüber.

Es ist allerhöchste Zeit, dass die ZEIT sich von derartigen Journalisten trennt, die entweder nicht für Qualitätsjournalismus stehen, oder sich anderweitig unglaubwürdig gemacht haben.

Erinnert sei an den STERN-Reporter Sebastian Knauer, der schon einen Vertrag mit der ZEIT in der Tasche hatte. Knauer verschaffte sich 1987 Eintritt zu dem Hotelzimmer des Uwe Barschel in Genf, und machte dann Fotos von dem toten Barschel in der Badewanne. Zwar nicht strafbar, aber moralisch verwerflich.
Gräfin Dönhoff kündigte sofort den Vertrag mit ihm – er kam dann beim SPIEGEL unter.

Diese strengen Maßstäbe angelegt, stünde wohl die Kündigung der oben genannten Herrschaften an.

Eines dürfte sicher sein: Herausgeber Gerd Bucerius hätte längst gehandelt. Zu sehr lag ihm die Qualität und damit auch die Glaubwürdigkeit der ZEIT am Herzen.

Danke Giovanni di Lorenzo von der ZEIT für die Guttenberg-Raushole
DIE ZEIT: Liberale Meinungsführerschaft ade? – ein Einwurf
Giovanni di Lorenzo: Jetzt antworte ich auf die unsachliche Münchguttenberg-Interview-Kritik
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IDeutschlands liberale Wochenzeitung “Die ZEIT” verlangt Löschung einer Satire
Wochenzeitung „DIE ZEIT“, der Kachelmann-Prozess und der Niedergang des Qualitätsjournalismus
Der Kachelmann-Prozess und seine Verlierer“
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