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Das Ende der Gratiskultur im Internet ist gekommen – jubelt das Handelsblatt. Ein Irrtum?

Dr. Alexander von Paleske — Sechs Journalisten des Handelsblattes stoßen heute in einem gemeinsamen Artikel diesen Jubelschrei aus. Ist er gerechtfertigt, oder handelt es sich vielmehr um das Pfeifen im Walde?

Die Autoren schreiben
Die Umsonstkultur des Internets wies nicht den Weg in eine Ära von Prosperität, sondern löste die schwerste Medienkrise seit Erfindung der Drucktechnik aus. Die Verlage investierten weltweit Milliarden in die neue Technik, ohne je angemessene Erträge einzufahren. Der Gratisjournalismus im Internet ließ zugleich die Auflagen von Zeitungen und Zeitschriften erodieren – um knapp ein Drittel seit 2000.

Soweit so gut. Allerdings stimmt „Gratisjournalismus“ nicht, denn für den Internetzugang der Leser müssen diese ja bezahlen, wenn auch nicht an die Verlage, und die Internetauftritte der Medien bringen den Verlagen über die Werbung ja auch Geld ein. Allerdings nicht das, was sie sich offenbar in der Euphorie seinerzeit davon versprochen haben.

The times they are changing
Die Nachkriegszeiten, in denen die Lizenz zum Zeitungsdrucken einer Lizenz zum Gelddrucken gleichkam, das beste Beispiel Axel Springer, aber nicht nur der, sind vorbei, und werden nie wiederkommen.

Das Internet hat zu einem Absturz der Kosten für die Verbreitung von Informationen geführt und wird, wie der Herausgeber der New York Times, Sulzberger, im September erklärte, mittelfristig zur Einstellung der Printausgabe der NYT führen.Auf ein genaues Datum wollte er sich aber verständlicherweise nicht festlegen.

Wird der Rubel rollen?
Die Handelsblatt-Autoren glauben nun, dass für die Medien auch im Internet der Rubel richtig rollen wird. Sie schreiben:

Die Kehrtwende hatte ausgerechnet ein 79-jähriger Unternehmer eingeleitet. Medien-Tycoon Rupert Murdoch stellte nach und nach das Lesen auf den Onlineseiten von „Wall Street Journal“, der britischen „Times“ und der „Sunday Times“ auf neue Bezahlmodelle um. Von den Apologeten des „freien Internets“ wurde er angegiftet. Doch die Leser folgten ihm. Mit seinen fast 450 000 kostenpflichtigen E-Papers ist das „Wall Street Journal“ zum Vorbild für andere geworden.

Halbwahrheiten
Hier ist der Artikel nur noch eine Halbwahrheit, denn er unterschlägt, dass der Internetauftritt des Wall Street Journals bereits vor der Übernahme durch Medientycoon Rupert Murdoch kostenpflichtig war.

Murdoch schaffte das ab – vorübergehend – damit kamen die Verluste. Bei dem Wall Street Journal lief der Bezahl-Auftritt, weil die Zeitung für in der Wirtschaft Arbeitende unersetzlich war, sie, so kann man sagen in gewisser Weise eine Art Führungsrolle hatte, um das Wort Monopolstellung zu vermeiden,

Times nicht Wall Street Journal
Bei der Times stimmt es schon nicht mehr. Und das kehren die Autoren unter den Tisch und machen sich damit unglaubwürdig.

Anfang des Jahres, vor der Einführung des Bezahl-Internetauftritts, zählte die Times noch über 20 Millionen „Einzelbesuche“ pro Monat. Mittlerweile, nach Einführung der Kostenpflichtigkeit, sind es nur noch 2,7 Millionen, also etwas mehr als 10%. Ein Absturz, der seinesgleichen sucht.

50.000 Abonnenten hat die Times online gewonnen, wobei aber unklar ist, wie viele davon jetzt die Printausgabe stattdessen nicht mehr kaufen.

Aktion Wasserschlag
Mit anderen Worten: Es handelt sich um eine Art Schlag ins Wasser. Überraschend ist das nicht, denn andere hochqualitative Onlineausgaben wie z.B. der Guardian/Observer und der Independent stehen bereit, die von der Times abwandernden Online-Nutzer zu bedienen.

Mehr noch: Auch die Journalisten der Times bekommen weniger Insider-infos zugesteckt, weil der bisher hohe Verbreitungseffekt wegfällt.

Damit ist klar: Das Ganze funktioniert nur, wenn alle Medien sich unter einen Hut bringen lassen, sich also alle zusammen auf ein Bezahlmodell einigen.

Das hat aber schon bei den Printmedien nicht geklappt, wo es mittlerweile Gratiszeitungen gibt, es wird im Internet erst recht nicht klappen.

Selbst wenn es klappen würde, dann wäre es wohl nur eine Frage der Zeit, bis kostenlose Internetzeitungen, wie die Huffington Post in den USA, auch in Deutschland als Alternative zur Verfügung stünden.

New York Times Herausgeber Sulzberger favorisiert deshalb ein modifiziertes Modell: ein Kontingent freier Info, wenn das erschöpft ist, muss bezahlt werden.

Mehr Wunsch als Wirklichkeit
Der Artikel im Handelsblatt ist daher mehr von Wunschvorstellungen der Redakteure und auch der Verleger geleitet, als von der Untersuchung der Realität.

„Investigativer Journalismus ist zeitaufwändig und lohnt sich nicht“, erklärte mir einstmals ein Auslandsredakteur der Frankfurter Rundschau. Nach dieser Devise wird mittlerweile allenthalben gehandelt. Contentjournalismus ist angesagt.

Die Krise des Journalismus begann nicht erst mit dem Internet, das Internet hat sie aber verschärft. Gleichzeitig hat aber das Internet viele Informationen, die gar nicht erst von den Printmedien veröffentlicht worden wären, der Allgemeinheit zugänglich gemacht – über die Blogger und Online-Magazine..

Darin liegt ein wirklicher Fortschritt.

Und was die Zahl der Redakteure (6) angeht, die diesen Handelsblatt-Artikel verfasst (verbrochen) haben, so sei an die Weisheit der Römer erinnert: „Non multa sed multum“.

Frei übersetzt und auf diese Verhältnisse angepasst: Viele Journalisten pro Artikel bedeuten nicht unbedingt Substanz.

Bodo Hombach und die Zukunft der Tageszeitungen – oder: Lokalteil hat Zukunft, WAZ macht Zukunft?
linkFAZ: Ein Artikel verschwindet oder: Telefonierte Bodo Hombach mit der FAZ?
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Bodo Hombach und die Zukunft der Tageszeitungen – oder: Lokalteil hat Zukunft, WAZ macht Zukunft?

Dr. Alexander von Paleske — Bodo Hombach, Mit-Geschäftsführer des WAZ-Konzerns, der unter anderem die Westdeutsche Allgemeine Zeitung herausbringt, ist nicht nur mit vielen Wassern gewaschen sondern hat immer auch ein paar Döneken auf Lager.

Richtig nahegebracht, gerade auch menschlich, wurde er einer breiten Öffentlichkeit durch den außerordentlich investigativen Hintergrundartikel in der Wochenzeitung Die ZEIT „Bodos Tierleben“. Ein Artikel, der uns diesen wuchtigen Herrn in einem neuen und überraschend sympathischen Lichte präsentiert: Als einen „gemütlichen Bär“, der nur gelegentlich mit der Tatze zuhaut, und keineswegs ein kalter Manager, der Journalisten einfach vor die Tür setzt.

Gute Zeiten, schlechte Zeiten
Hombach hat eine sehr, sehr schwere Zeit hinter sich, er kann daher Mitgefühl erwarten.

Erst fiel er mit seinen WAZ-Expansionsplänen in Serbien buchstäblich auf die Nase, nein nicht auf die Nase sondern auf einen Mafiosi herein.

Dann ging der Magazin-Plan mit dem umtriebigen Ex-Spiegel Chefredakteur Stefan Aust (in Merseburgers Augstein-Biografie als „Kampfzwerg“ beschrieben), buchstäblich in die Hose.

Und schließlich hat ihm die Financial Times Deutschland auch noch sein Konzept vermasselt, das Bezahl-Internet über Apps bei Tageszeitungen einzuführen, was natürlich nur klappen kann, wenn alle großen Zeitungsverlage da mitmachen, und das genau wollte die FTD offenbar nicht, bzw. so nicht.

Manchmal weiß man bei Hombach aber nicht, ob bei dem, was er so von sich gibt, es sich um Dönekes handelt, oder um tiefschürfende Einsichten eines von Sorgen um die Zukunft der Zeitungen geplagten und deswegen ergrauten Herrn..

In der Thüringer Allgemeinen Zeitung, zur WAZ-Gruppe gehörig, deren hoch angesehener Chefredakteur Sergej Lochthofen vor einem Jahr rausflog, offenbar wegen „ungenügender“ Rendite, , wurde ein Vortrag Hombachs über die Zukunft der Zeitungen abgedruckt:

Wer vorne sitzt, hört schlecht, was hinter ihm gesprochen wird, und er hört gar nicht, was geflüstert wird. Gehören Journalisten in die erste Reihe? Ich denke nicht. Redaktionen sind eben nicht Gewalt im Staat, sondern Wächter, Kritiker und Enthüller. Ihr Platz ist die Volksversammlung, und zurzeit bekommen sie dort Erstaunliches zu hören.

Es ist Volksversammlung und kein Journalist geht hin
Deren Zahl ist, gerade auch beim WAZ-Verlag, zu dem auch die Thüringer Allgemeine gehört, durch Entlassungen drastisch reduziert worden.

Ohnehin kann der WAZ-Verlag nun wohl nicht für sich in Anspruch nehmen dass der Journalismus immer der beste in seinen Regionalzeitungen war.

In einem Artikel von Götz Hamann in der Wochenzeitung Die ZEIT vom 27. November 2008 „Eins in die Presse“ heißt es:

Zu lange haben Verleger auch bei der WAZ-Gruppe, Renditen von 15, 20 oder 25% verlangt. Und jetzt kürzt man im Ruhrgebiet vor allem im Lokalen, obwohl es gerade der Lokalteil ist, dessentwegen die Leser die Zeitungen kaufen. Das ist kopflos.

Hatte Hombach damals keinen Kopf oder war er zu sehr mit dem Balkan beschäftigt?

Der Lokalteil muss es bringen
Nun heißt es plötzlich bei Hombach, der offenbar den Lokalbereich entdeckt hat:

„Die Bürger wollen die Politik zurückerobern. Die Politik muss die Bürger gewinnen. Das kann nur vor Ort beginnen. Die Rekonstruktion unseres gesellschaftlichen Zusammenhalts steht auf der Tagesordnung. Das ist der große Auftrag an den bürgernahen Journalismus vor Ort. Sachlich informieren. Moderieren, Abwägen, aber auch Mobilisieren und Partei ergreifen. Nicht für eine Partei, sondern für Bürgerinteressen.
Dabei wollen die Leser nicht nur Begleitung. Sie suchen auch Orientierung, denn sie leben in einer Welt mit wachsender Unübersichtlichkeit ….Zeitungen haben Verantwortung im Nahbereich
Wer also bereit ist, einen Prozess zu fördern und zu begleiten, der den Nahbereich wieder nach vorne bringt, ist modern wie schon lange nicht mehr.
Einige Kommunen haben mediale Verfahren entdeckt, um verschleppte Probleme oder strittige Fragen ins breite Stadtgespräch zu bringen. So erweitert sich das Meinungsspektrum. Der Verlauf der Debatte wird nachvollziehbar. Mit jedem Zuwachs an Transparenz gewinnt das Verfahren an Legitimität. In einer Demokratie wächst Macht durch Überzeugung. Am Ende stehen endlich die Sachfragen im Vordergrund und nicht das beleidigte Selbstwertgefühl der Verwaltung, das sich vor „denen da unten“ behaupten müsste.

„Aber wie wird man trotz Sparens besser und stärker? Meine Antwort klingt fast zynisch, aber sie lautet: Wir können durch Sparen besser und stärker werden.
Vermeidung von Doppelarbeit, Synergie und Kooperation heißt das Stichwort für die Redaktionen. Für den Verlag heißt es Verschlankung, Effizienz und Modernisierung.

Verschlankung müsste wohl im Klartext heißen: Noch weniger Journalisten. Dabei sind sie es gerade, welche das eigentliche Kapital der Zeitung sind. Möglicherweise hat sich das im WAZ-Verlag noch nicht herumgesprochen?

Weiter Hombach:

Jede Veränderung der Organisation, der Technik, der internen Kommunikation muss am Ende zum Vorteil der Leser sein

Er vergaß offenbar hinzuzusetzen:

Und uns ordentlich Geld einbringen

Und dann dichtete Bodo Hombach noch:

Bewahre uns, Herr, vor Regen und Wind
Und vor Kollegen, die langweilig sind.

An sich selbst brauchte er dabei wohl nicht denken, „Volksdichter“ und Stimmungskanone, die er ist.

E-Mail avpaleske (at) botsnet.bw

linkFAZ: Ein Artikel verschwindet oder: Telefonierte Bodo Hombach mit der FAZ?
linkDie ZEIT und die Schwarzmalerei über den Tod von Tageszeitungen

KOMMENTARE

lupo (Gast) – 8. Nov, 22:45
Bodo Hombach und die Ruhrkohle
Hombach und die NRW Staatsanwälte, wegen Ruhrkohle Geschäfte usw.

„“Hombach Chef des Kanzleramtes. Ihm setzten nicht
nur NRW-Staatsanwälte zu. „“

http://www.hans-joachim-selenz.de/printable/kommentare/2008/spd-verhoehnen-und-spalten.html

Der prominente frühere Preussag Vorstand: Prof. Hans-Joachim Selenz weiss da mehr……. Es gibt ja da auch youtube Videos

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FAZ: Ein Artikel verschwindet oder: Telefonierte Bodo Hombach mit der FAZ?

Dr. Alexander von Paleske — 23.10. 2010 —- Früher brachte die Wochenzeitung „Die ZEIT“ eine hervorragende Artikelserie mit dem Titel: „Spaziergänge mit Prominenten“ , für die der mittlerweile verstorbene Qualitätsjournalist Ben Witter verantwortlich war.

Bodos Tierleben
Am 6.September 2010 erschien ein Artikel in der gleichen Wochenzeitung unter dem Titel „ Bodos Tierleben“.

http://www.zeit.de/2010/36/DOS-Bodo-Hombach

Es ist ein Besuch bei dem SPD-Mann Bodo Hombach,mittlerweile zum Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe in Essen aufgestiegen, in seinem Ferienhaus in Kanada.

Ein Artikel, der in langatmiger Form eine Mixtur von Angeltrip. Bodo Hombachs Döneken, Rückblick auf Bodo Hombachs Reißverschlusskarriere, kurzum inhaltlich so etwas wie eine Mixtur von Bunte, Gala, ZEIT-Magazin und ein bisschen ZEIT darstellt.

Mit der wunderbaren Qualität von Ben Witters seinerzeitigen „Spaziergänge mit Prominenten“ hat dieses Bodo Hombach Portrait bestenfalls nur noch ganz entfernt etwas zu tun.

Hombach menschlich gesehen
Nach Lesen des Artikel, über den sich Hombach gefreut haben dürfte, sieht man ihn nicht nur richtig menschlich, auch wuchtig, also in einem sehr positiven Bild, vielmehr würde man auch sagen: „Donnerwetter, dieser Hombach“.

Nur vier Tage später erscheint ein Artikel ganz anderer Art in der FAZ. Titel: Im Reich der Oligarchen. Geschrieben von dem Qualitäts- und investigativen Journalisten Michael Martens.

WAZ Mediengruppe auf dem Balkan
Der beschreibt die Versuche der WAZ-Mediengruppe, auf dem Balkan, insbesondere in Serbien, Fuß zu fassen.
Und während es in dem seichte dahinplätschernden Artikel der ZEIT, verfasst von einem Stefan Willeke, zu dem Ausflug der WAZ auf den Balkan heißt:

Er wollte es in Serbien wie im Ruhrgebiet machen, verschiedene Zeitungen unter einem Dach. Kosten drücken, Profite steigern. Aber den Investoren stellten sich die Oligarchen aus Belgrad entgegen, die um ihre Macht in der Presse kämpfen, und es kamen Gestalten, die behaupten, die Oligarchen milde stimmen zu können, von Anzahlungen war die Rede. Aber Hombach zahlte nicht. In Serbien hatte er keine Hausmacht. In Serbien ist er gescheitert.

hat der investigative Journalist Michael Martens jedoch eine ganz andere Geschichte zu erzählen.

Martens hatte bereits im Jahre 2005 über die kriminelle Visaerteilung der deutschen Botschaft in der albanischen Hauptstadt Tirana berichtet. Er kennt sich ganz offensichtlich auf dem Balkan aus und was er schreibt ist offenbar sorgfältig recherchiert.

Im einzelnen schreibt er:

– Dass die Zigarettenschmuggelei vom Westen geduldet wurde und zitiert deutsche Zollbeamte

– Dass dadurch dem Fiskus Milliarden entgingen

– Dass der Schmuggel dann über die italienische Mafia lief, die dadurch ebenfalls gemästet wurde.

– Dass Immer wieder der Name Stanko Subotic als Schmuggel-Boss auftaucht, der offenbar knietief in diese kriminellen Aktivitäten involviert war —-,(( und der vermutlich auch mit dem Drogenboss Darko Saric verbunden war. Jener Darko Saric , der trotz seiner kriminellen Aktivitäten Kredit von der Hypo-Alpe Adria-Bank bekam und vermutlich über diese Bank auch Drogengeld wusch, wir berichteten darüber)).

– Dass dieser Stanko Subotic zu einem engen Geschäftspartner der WAZ-Mediengruppe bei ihrem Balkan-Expansionsausflug wurde, trotz seiner Vergangenheit.

– Dass die WAZ über den dubiosen Mittelsmann Milan Beko versuchte, 63% der auflagenstarken Zeitung Novosti zu erwerben, was letztlich schieflief.

Ein hervorragender Artikel also. Aber er ist nicht mehr abrufbar.
Wer den Link eingibt,

http://www.faz.net/f30/pagenotfound.aspx?err=NoDokument&rub=475F682E-3FC2-4868-A8A5-276D4FB916D7

dem wird eine Fehlanzeige mitgeteilt. Nur im Google Cache ist dieser wichtige Artikel wohl für kurze Zeit noch abrufbar.

http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:sHkLBohpMowJ:www.faz.net/s/Rub475F682E3FC24868A8A5276D4FB916D7/Doc~E0B6A2103561640299F73CDF0EB2F637D~ATpl~Epalmversion~Scontent.html+%22Michael+martens%22+Im+reich+der+oligarchen&cd=23&hl=de&ct=clnk&gl=de

In dem ZEIT-Artikel heißt es, dass die Sekretärin Hombachs eine Liste mit den Namen und Telefonnummern von 1668 Personen verwalte.

Man darf spekulieren, ob sich darunter auch die Nummer(n) des Chefredakteurs oder eines der Herausgeber der FAZ befindet.

In der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland heißt es

Eine Zensur findet nicht statt, Art. V, I S.3 GG.

Eine Selbstzensur ist natürlich jederzeit möglich.

Zu Bodo Hombach
linkDie ZEIT und die Schwarzmalerei über den Tod von Tageszeitungen

Zur Skandalbank Hypo-Alpe-Adria
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linkVon Milliardengrab zu Milliardengrab: BayernLB-Tochter Hypo- Alpe Adria hat neuen Vorstand

Zentraler Artikel für alle bis Dezember 2008 angelaufenen Hypo-Alpe Skandale
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Google-Schmidt Auftritt in Berlin: Wo Fortschritt draufsteht ist Google drin – oder nur Wikipedia?

Dr. Alexander von Paleske — Google will uns in eine verheißungsvolle Zukunft führen. Dies jedenfalls ist die Quintessenz des Schlusswortes von Google Chef Eric Schmidt auf der IFA in Berlin.

Massive Zweifel sind angesagt
Klar ist, dass Google danach strebt, die Informationswelt zu beherrschen. Wo in Zukunft Info draufsteht soll Google mit drin sein. Oder: Ein Tag soll mit Google beginnen, ob Internet oder Fernsehen –… und mit Google zu Ende gehen
.
Google kann wohl als der aufstrebende Info-Krake des 21 Jahrhunderts bezeichnet werden. Scheinbar gibt es zu Google keine Alternative im Bereich des kostenlosen Internets. Oder doch?

Google ist im Bereich des kostenlosen Internets gerade dort gescheitert, wo es eine Alternative gibt, die nicht auf Sammelwut aus ist, die Urheberrechte respektiert, und die die Info-Welt in der Tat bereichert hat, ohne eigene finanzielle Interessen zu haben – noch nicht: Wikipedia.

Google Knol, Googles Antwort auf Wikipedia, ist ein Gnom geblieben im Vergleich zu Wikipedia, und zwar in dem Umfang, in welchem sich die Qualität von Wikipedia verbessert. Und das hat sie.

Wikipedia, die Zuverlässigkeit und die Heuchelei
Wikipedia wird gerade auch von Journalisten immer häufiger benutzt, jedenfalls als Einstieg in ein Thema – und kaum zitiert. Immer wieder geht das Gezetere um die Zuverlässigkeit der Info los. Wir haben uns in unseren Artikeln bemüht, Wikipedia zu verlinken, wenn wir die Infos auch von dort bezogen. Alles andere wäre eine Verhöhnung derjenigen, die diese Infos selbstlos verfügbar gemacht haben.
.
In dem führenden Übersichtsjournal für Krebsärzte, dem Lancet-Oncology heißt es in der Juli-Ausgabe 2010 S. 724::.

The 2010annual meeting of the American society of Clinical Oncology saw a presentation of a study comparing Wikipedia with peer reviewed website – National Cancer Iinstitute’s Physician Data Query (PDQ) comprehensive cancer database – for coverage accuracy and readability. .. to anwer one question Is the cancer information on Wikipedia correct?
The study concluded that Wikipedia matched PDQ accuracy and depth, but was condiderably less readable
.

Bereits im Jahre 2005 hatte die hochangesehene Wissenschaftszeitschrift Nature dargelegt, dass die Science-Artikel bei der englischen Wikipedia genau so akkurat waren, wie die der Encyclopedia Britannica.

Googles Geldsack
Google hat sein Geld nicht mit der Neuerfindung von Info gemacht, sondern mit purem Sammeln bereits vorhandener Info. Schon darin liegt der große Unterschied zu Wikipedia.

Mit dieser Sammelei von Info und benutzerfreundliche Verfügbarkeit hat sich Google einen Geldsack verdient, mit dem es auf anderen Infogebieten zuschlagen, und sich einen nahezu uneinholbaren Vorsprung sichern konnte. .Denn der Zugriff durch pure Sammelei von Info kann jederzeit auch von anderen Providern wie Bing mittlerweile bewerkstelligt werden, da ist Google kaum noch besser.

Google schaffte es aber, in andere Bereiche früher einzudringen als die Konkurrenten, mit zum Teil doch sehr zweifelhaften Methoden.
Das hat Google aber seinen „Heiligenschein“ gekostet.

Die Meilensteine dabei heißen:

– Ignorierung von Urheberrechten beim Einscannen von Büchern, was zum Prozess in den USA geführt hat

– Sammelwut der Daten von Google- Benutzern die, selbst wenn Google sie nicht selbst benutzt, ggf. über den Patriot Act den Geheimdiensten der USA und dem FBI und damit ggf. auch befreundeten Geheimdiensten zur Verfügung stehen

Street View, wo gleich die WLAN- Dienste mit eingescannt wurden ein „Versehen“, wie Eric Schmidt jetzt in Berlin erklärte, das „Versehen eines Ingenieurs“.

Google News, wo Google entscheidet, welche Info Quelle aufgenommen wird und welche nicht, also die Deutungshoheit und damit auch die indirekte Zensur hat, wir haben damit unsere eigenen unerquicklichen Erfahrungen gemacht

– Das “China-Syndrom“, erst ja dann nein dann doch ja zur Zensur

So gesehen ist Medienkrake Rupert Murdoch in Zukunft ein Zwerg, verglichen mit dem Auftritt von Google.

Google dürfte in Zukunft – mehr noch als schon heute – wohl wenig mit Fortschritt, aber sehr viel mit Kontrolle zu tun haben..

Eher weist das „Prinzip Wikipedia“ den Weg in die bessere Zukunft, als Google.

Satire zu Google
Wir treiben den Fortschritt voran – gegen alle Widerstände

Vorwärts Genossen, wir wollen zurück – nach China
Google: Wir greifen nach der absoluten Cyber-Weltmacht

Keine Satire zu Google
Gigant Google: Zensur nur in China?
Alles frei?– oder: Google, der Streit um das Urheberrecht und seine Vergütung
Wird Wikipedia weggegoogelt?

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Eine Plage im Internet: Die Basher

Dr. Alexander von Paleske —22.8. 2010 — Mit dem Aufkommen des Internets und der Chatseiten hat sich eine Art Pest ausgebreitet: die Basher. Gezielte Meinungsbeeinflusser, entweder bezahlt, oder aus „Patriotismus“ oder aber aus eigenem wirtschaftlichen bzw. politischen Interesse.

Vor der Etablierung des Internets gab es eine Beeinflussung nur indirekt über Journalisten .Mit dem Internet haben sie, wie der Bürgerjournalismus, direkten Zugang, und, dazu noch, anders als bei Leserbriefen, unter dem Deckmantel der Anonymität.

Zu einer Plage werden sie, weil sie unter dem Deckmantel der freien Meinungsäußerung, und zwar der individuellen, des Wettkampfs der Meinungen sozusagen, ganz bewusst andere Ziele verfolgen.

Eigentlich, nach der strengen Definition, ist ein Basher wie folgt definiert:

A basher is an individual, either acting alone or on behalf of someone else, who attempts to devalue a stock by spreading false or exaggerated claims against a public company. After the stock’s price has dropped, the basher, or the basher’s employer, will then purchase the stock at a lower price than what he or she believes it is intrinsically worth. This is an illegal activity that can carry significant legal repercussions. The basher is generally paid on the basis of how many lies and negative rumors are spread, which can dramatically affect a stock’s value. If an investor believes some of the lies, he or she may sell off the stock at the higher price before it falls. The basher will then purchase the stock and ride out the gains.

Mittlerweile wird der Begriff gelegentlich wesentlich umfassender verwendet, so auch hier .

Dabei lassen sich zwei Gruppen voneinander trennen:
Die erste Gruppe sind oftmals Angehörige einer Sekte, Mitglieder politischer Parteien, Bürger eines Staates, die das als ehrenamtliche Aufgabe ansehen, Imagepflege zu betreiben, oder bezahlt werden, um Internet-Imagepflege zu betreiben für Regierungen, Firmen bzw. Einzelpersonen.

Ihr Tätigkeitsfeld sind Diskussions-Chaträume und Kommentare zu Artikeln, die im Internet erscheinen, sei es in Online- Magazinen oder den Online-Auftritten von Medien, sowie bei dem Internet-Lexikon Wikipedia. Dort , entweder in der direkten Editierung von Artikeln, oder in Beiträgen auf der Diskussionsseite von Artikeln, insbesondere dann, wenn die Artikelseite wegen anhaltendem Vandalismus gesperrt ist.

Bei der der zweiten Gruppe handelt es sich um Leute, die in Diskussionsforen oder Kommentarseiten von Printmedien-Onlineauftritten, den Kurs eines Wertpapiers versuchen zu drücken oder hochzutreiben, durch gezieltes Schlechtmachen bzw. Schönreden Bei den Wertpapieren handelt es sich oftmals um sogenannte Penny Stocks.

Allen Bashern ist gemeinsam, dass sie nicht an einer echten genuinen Diskussion interessiert sind, sondern ein bestimmtes Ziel verfolgen, nicht Meinungswettkampf, sondernd gezielte Meinungsbeeinflussung.

Mittel zur Erreichung des Ziels sind:

Direkte Falschbehauptungen.

Ausstreuen von Gerüchten.

Direkte Attacke(n) auf Artikelschreiber und/oder andere Diskussionsteilnehmer bis hin zur groben Beleidigung.

Versuch des Bloßstellens von Diskussionsteilnehmern und/oder Artikelschreibern.

Bezug auf eine oder mehrere unseriöse Quellen deren Überprüfung viel oder sehr viel Zeit in Anspruch nehmen würde.

Unsubstantiierte Kritik an Artikeln.

Lange Beiträge, ohne zur Sache zu kommen (Ziel: Ermüdung und Verwirrung).

Pseudodiskussion mit anderen Bashern aus dem gleichen Stall, oder eines unter verschiedenen Namen auftretenden Bashers mit sich selbst.

Damit unterscheiden sich die Basher auch von den Trollen, denen es gerade nicht um Meinungsbeeinflussung geht.

Die Demaskierung ist oftmals schwierig, da die Basher nicht selten mit der geschickten Vorgabe eines Erkenntnisinteresses und Diskussionsfreudigkeit auftreten.

Selten kommt es einmal zu einem „Schuldeingeständnis“ wie hier.

Confession of a paid basher
…Today I want to come clean about something I feel very badly about. I cannot undo some of the things I have done, but hopefully this message will prevent other such occurrences in the future.
I am a paid basher. Yes, it is true. Today is my last day at this company; I’m moving on to a new job. But before I go, I want to explain a few things because this just isn’t right and I won’t feel good about myself until I expose this sham. It has hurt too many people and I don’t want it on my conscience anymore. I can no longer live with a lie.
I work for a company in Stamford, CT. Basically, it’s a Boiler Room much like the one in the movie of the same name. The idea behind my group is to bash the price of a company’s stock down low enough to where the group of investors who retained our companies services can buy the stock really cheap and perhaps even take it over all together.

There are approximately 70 people at the company divided into several groups. My group, consisting of 5 people, is responsible for BIFS. While I probably shouldn’t give any names of anyone working here now, what the heck, I’m leaving here, so what can they do? Sue me? Ha! I can tell you that G. was part of my group until he left last week, as was Richard. Others who have been part of this include early bashers like E.and S. You may be interested to know that some hypsters, such as Am. and BI. have also been part of the scam (more on that later).

There are several companies engaged in the bashing business, ours is not the only one. However, I can tell you that not every basher in here is a paid basher.

Having done this for two years, I can usually tell who is a paid basher and who is merely someone having a little fun.

While unpaid bashers have a different motive than someone like me, they can be unwilling accomplices to helping me achieve my ultimate goal and they also spread rumor and confusion throughout a room, which also helps me.

What is that goal? Well, I am merely a cog in a much larger machine, so my bosses never really explained the big picture to me, but I’d say essentially, G. was right. There are several companies who are quite familiar with S… and who are deathly afraid of it. There are three types of bashers here Advanced, Intermediate and Beginner.

— An Advanced-level basher (also known as a Silver Tongued Devil) would spread false or misleading information about the company. They would deal in facts, countering every longs post with articles, news reports and opinion surveys that gave a negative impression about the company.

—An Intermediate-level basher (also known as a Serpent) would try to weasel their way into the confidence of longs and create doubt using rumor or innuendo.

— Finally, a Beginner-level basher (also known as a Pitchfork) would attempt to create confusion in the room by distracting other posters with satire, name calling and pointless arguments. The idea was to make sure no serious discussion of the stock could take place. A Pitchfork was usually a basher, but not always.

Sometimes, we would throw in a hipster Pitchfork such as Am. or Bi. to create the illusion of an argument going on. What was really funny (in a perverse way, I guess) was that Am. and I sat next to each other, laughing the whole time

. I was a Pitchfork. I was paid a base wage of $12 an hour for my services. I was given a $1 bonus for every post over 100 per day as well as a monthly bonus of $100 for every penny the stock had dropped from the previous month. I was also paid a bonus for bashing on weekends. While this may not sound like much, I made a decent, though dishonorable, paycheck.

Der vollständige Beitrag hier

Politisches Bashing
Am 19.1. 2009 fand sich in der linksliberalen israelischen Zeitung Ha‘aretz folgender Artikel:

Israel recruits ‚army of bloggers‘ to combat anti-Zionist Web sites
Israelis who speak a second language to represent Israel on ‚problematic‘ Websites in new Absorption Ministry program.
——–By Cnaan Liphshiz

The Immigrant Absorption Ministry announced on Sunday it was setting up an „army of bloggers,“ to be made up of Israelis who speak a second language, to represent Israel in „anti-Zionist blogs“ in English, French, Spanish and German.

Am 7.10.2009 ein weiter Artikel in der kritischen israelischen Website Ynet:

Thought-police is here
Rona Kuperboim slams Foreign Ministry’s plan to hire pro-Israel talkbackers.
The Foreign Ministry unveiled a new plan this week: Paying talkbackers to post pro-Israel responses on websites worldwide. A total of NIS 600,000 (roughly $150,000) will be earmarked to the establishment of an “Internet warfare” squad.
…….. good PR cannot make the reality in the occupied territories prettier. Children are being killed, homes are being bombed, and families are starved. Yet nonetheless, the Foreign Ministry wants to try to change the situation. And they have willing partners.
……..Any attempt to plant talkbacks online must fail. Especially if the State is behind it. Not only because it’s easy to identify responses made on behalf of someone, but also because it’s anti-democratic. When the Israel Electric Company or other companies do it, it’s annoying. Yet when the State does it, it’s dangerous. Imposters on behalf of the government are threatening free discourse even if they only wander through the virtual space. The Internet was meant to serve as an open platform for dialogue between people, rather than as a propaganda means.

Was tun?
So, wie soll man mit dieser neuen Pest umgehen? Wenn man einen wesentlichen Teil des Internets, nämlich die freie Diskussion, nicht unterbinden will, dann muss man eben lernen, damit zu leben, und gleichzeitig sich dessen bewusst sein, mit ihr rechnen, ohne gleich in jedem kritischen Beitrag einen Basher zu vermuten. Gelassenheit ist angesagt.
Es sei auf unseren Artikel über den „inneren Reichsparteitag“ der Frau Mueller-Hohenstein verwiesen und auf die Auseinandersetzung um den mittlerweile verhafteten Wolfgang Kulterer auf der Wikipedia-Website. Auch hier drängte sich der Verdacht auf, dass sich um „Basher “ handelte. Letztlich obsiegten von unserer Seite Humor, Gelassenheit und die besseren Argumente.

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Kommentare
Frau Rabe – 22. Aug, 11:03
aha, einen Namen hat diese Gruppe also auch bekommen. Ich treffe solche Leute oft in Mutter-Kind-Foren, sie springen einem regelrecht ins Auge 😦
antworten – löschen

General-Investigation (Gast) – 23. Aug, 10:20
Das gab es schon immer…
Was ist an dieser Art der Beeinflussung so neu – der Englische Begriff dafür oder das es nun über das Internet überall betrieben wird?
Wollen wir nun alles Bashing nennen, was tatsächlich Beeinflussung ist – dann wäre jede Werbung doch auch Bashing.
Es gibt an dieser Sache an sich zwei Seiten, nämlich die einen die beeinflussen wollen und die anderen, die es zulassen.
Würde man es so sehen, gäbe es doch gar kein Problem.
Ich sehe es einfach so, das es die Meinung einen Einzelnen ist, die ich durch meine Meinung oder Fakten widerlegen kann.
Passt mir die Reaktion des andere nicht, muß ich nicht weiter darauf reagieren. es ist mir also selbst überlassen, ob ich weiter darauf eingehe.
Es scheint eher eine Entwicklung unserer Zeit zu sein, das jemand sich manipuliert fühlt, weil ein anderer eine andere Meinung oder Auffassung vertritt und es nicht akzeptiert wird, das eine andere Meinung dazu existiert.

Natürlich gab es bisher Personen, die dafür bezahlt wurden, das man z.B. bei Wikipedia Informationen zu Personen und Unternehmen so veränderte, das ein positives Bild entsteht, aber das ist wohl eher Betrug – wenn es denn um Vorteile finanzieller Art geht, die man damit erreichen kann oder will.

Meiner Meinung nach muß man nicht gleich jeden Mist aus den USA übernehmen, um damit neue Grundlagen zu schaffen, das niemand mehr seine eigene Meinung sagen mag um nicht in den Verdacht zu geraten, professionell zu beeinflussen zu wollen.

Diese grundsätzliche Annahme wäre wirklich lächerlich, aber es scheint sich im Internet speziell eine Kultur zu entwickeln, die für alles eine ganz spezielle Erklärung sucht.

onlinedienst – 23. Aug, 13:00
Bezeichnung, nicht Erklärung
Werbung gibt sich i.d.R. als solche zu erkennen bzw.kann als solche erkannt werden. Das hat nichts mit der hier thematisierten Meinungsmanipulation unter dem Deckmantel der Diskussionsfreude und Mitarbeit zu tun. Genau so wenig, wie die Manipulationen bei Wikipedia als Betrug qualifiziert werden können, weil zum Betrug notwendigerweise der Vermögensschaden beim Opfer gehört, der hier gar nicht vorliegt. Vielmehr handelt es sich um einen Info-Schaden durch Manipulation. Die Bezeichnung (nicht: Erklärung) der Täter als „Basher“ trifft dies wohl am besten.
Gruss
Dr. v. Paleske

General-Investigation (Gast) – 25. Aug, 17:39
“ Werbung gibt sich i.d.R. als solche zu erkennen bzw.kann als solche erkannt werden. Das hat nichts mit der hier thematisierten Meinungsmanipulation unter dem Deckmantel der Diskussionsfreude und Mitarbeit zu tun.“

Sie wollen doch jetzt nicht behaupten das man mit Werbung nicht eine Meinung beeinflusst, das kann nicht ihr ernst sein. Und im übrigen gibt es auch versteckte Werbung, aber das ist etwas anderes und ich will es auch nicht weiter vertiefen.

“ Genau so wenig, wie die Manipulationen bei Wikipedia als Betrug qualifiziert werden können, weil zum Betrug notwendigerweise der Vermögensschaden beim Opfer gehört, der hier gar nicht vorliegt.“

Natürlich kann eine Manipulation bei Wikipedia einen Betrug darstellen – zumindest einen versuchten Betrug – denn aus der Manipulation von Daten, die zum Ziel hat einer Person einen Eindruck zu hinterlassen, der geeignet ist die Meinung dahingehend zu einem Unternehmen zu beeinflussen, das aufgrund dieser geänderten Daten ein Geschäft auch nur in Betracht gezogen wird, ist eine Straftat. Es bedarf keines Vermögensschadens, sondern lediglich die Absicht dazu – so sagt es das Strafgesetzbuch.
Und exakt das wurde schon mehrfach bei Wikipedia gemacht und ist sehr wohl vergleichbar mit dem, was man hier „bashen“ nennt.
Wenn man das ganze sinnvoll übersetzt heißt es doch lediglich zerstören – aber was wird zerstört, vielleicht die Meinung eines anderen, weil die Faktenlage nicht gerade wasserdicht ist?

Wie ich schon im ersten Kommentar sagte, gibt es einen der manipulieren möchte und einer, der es zuläßt.
Lässt man es nicht zu, ist die Manipulation beendet.
Somit ignoriert man die entsprechende Person und das Problem hat sich ganz von alleine aufgelöst, weshalb ich auch nicht ganz nachvollziehen kann, warum man auch und gerade im Internet immer alles zu einem Problem erheben muß, wo doch die Lösung so einfach ist, denn im realen Leben lasse ich zur Not einfach jemanden stehen oder habe keinen Kontakt mehr mit ihm.
Im Internet wird ein riesiger Aufstand darum gemacht.
Das gibt Einblicke…

Onlinedienst
Nur kurz zu Ihren Einwänden:
Sie malen ein Idealbild der Internetdiskussion, das mit der Realität nichts, aber auch gar nichts zu tun hat.
Dass nämlich alle miteinander auf Augenhöhe kommunizieren, alle den gleichen Wissenstand und damit den gleichen Durchblick haben und deshalb sich gar nicht manipulieren zu lassen brauchen („selbst schuld“). Davon kann – leider – keine Rede sein.
Beispiel: Wer mit Krebs oder einer anderen chronischen Krankheit konfrontiert ist, der geht eben auch ins Internet, um sich Rat zu holen, und trifft dort auf guten und auch auf schlechten bzw. extrem schlechten. Das zu filtern – gerade wenn man verzweifelt ist – eine extrem schwierige Aufgabe.
Ein weiteres Beispiel: Die HIV / AIDS- Leugner, an vorderster Front der Mediziner Köhnlein. Wie viele Menschen sind allein in Deutschland seinem „Rat“ gefolgt? Seinem Blödsinn, der allein in Südafrika etwa 300.000 Menschen das Leben gekostet hat?
Oder in Deutschland, wo seine Verharmlosungsstrategie zu einem leichtsinnigeren Verhalten (bare back) geführt hat?. Allein das Beispiel zeigt, wie Meinung manipuliert werden kann.

Ich will es dabei belassen.

Kurz noch zu Wikipedia und Betrug.
Die Masse der Manipulationen bei Wikipedia hat nichts, aber auch gar nichts mit Vermögensschäden zu tun, sondern spielt sich im Bereich der Politik,der Geschichte, der medizinischen Quacksalberei, des Glaubens etc ab. Immer wieder müssen Artikel gesperrt werden, weil hier versucht wird, zu manipulieren.
In extremen Ausnahmesituationen, beispielsweise eine Firma steht vor dem Bankrott und fälscht die Zahlen mag es auch einmal um Betrug im strafrechtlichen Sinne gehen, spielt in der Praxis m.E. aber so gut wie keine Rolle.

Im übrigen ist es völlig belanglos, wo der Begriff Basher herkommt, sondern nur, ob er zutrifft oder nicht. Ihr Haupteinwand (warum alles aus den USA übernehmen) ist doch recht formaler Natur. Haben Sie einen besseren deutschen, dann lassen Sie es mich wissen.
Gruss
Dr. v.Paleske

medien

Die Presse und die Missbrauchsfälle in Schulen und Internaten

Dr. Alexander von Paleske —12.4. 2010 — Das Ausmass der Misshandlungen, einschliesslich der sexuellen Misshandlungen, an Jugendlichen in Schulen und Internaten wird jetzt erst langsam in seinem vollen Ausmass erkennbar, nachdem mehr und mehr ehemalige Schüler sich mit ihren bedrückenden Erlebnissen gemeldet haben.

Die Wochenzeitumg Die ZEIT vom 25.3. 2010 hat diesem Problem ein ausgezeichnetes Dossier gewidmet ,„Das Schweigen der Männer“ das in beachtlicher Weise auch das Versagen der Presse aufzeigt.

Immerhin spielten sich z.B. die Vorgänge in der Odenwaldschule und in anderen Einrichtungen nicht nur über Jahrzehnte ab, sondern es gelangten offenbar auch Printmedien in den Besitz von brisanten Informationen, insbesondere über die Missbrauchsfälle an der Odenwaldschule.

Nach der Enthüllung die Funkstille
Die Frankfurter Rundschau schrieb in einem explosiven Artikel am 17. November 1999 auf Seite 3 „Der Lack ist ab“ erstmalig über die schweren Vorwürfe gegen den damaligen Leiter Gerold Becker.
Der SPIEGEL begann daraufhin ebenfalls zu recherchieren, gab aber schnell auf, da eine neue Skandalstory lockte: Ein neuer Parteispendenskandal.

Nun trat eine völlige Funkstille in Sachen „Skandal an der UNESCO- gesponserten Odenwaldschule“ ein. Und dies obgleich z.B. ein Schüler offenbar insgesamt rund 400 mal von dem damaligen Schulleiter Becker sexuell missbraucht worden war. Auch Schläge und Mobbing gab es wohl reichlich.

Aber Ex-Leiter Becker, auch Lebensgefährte des Reformpädagogik-Professors Hartmut von Hentig, genoss offenbar Schutz.

Ein Freund mit Beziehungen
Hentig war unter anderem ein enger Freund der ZEIT-Herausgeberin und vormaligen Chefredakteurin Marion Dönhoff und des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker , dessen Sohn Andreas ebenfalls die Odenwaldschule besuchte.

Beide, und nicht nur sie, bewunderten das Reformwerk und die Thesen Hentigs, und wie das alles von dessen Lebensgefährten an der Odenwaldschule umgesetzt wurde – allerdings in offenbar perverser Weise.

Eine Mauer des Schweigens
Den Skandalvorwürfen der Frankfurter Rundschau wurde nicht weiter nachgegangen, selbst in der Rundschau waren sie in den darauffolgenden Wochen, Monaten und Jahren kein Thema mehr.

Die Betroffenen mussten jetzt offensichtlich realisieren, dass sie alleingelassen worden waren, und gegen die Mauer des Schweigens es einfach kein Ankommen gab.

Staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wurden zögerlich betrieben, schliesslich eingestellt. Aussage stand gegen Aussage, zumal bei einer ganzen Reihe von strafbaren Vorfällen die Verjährung eingetreten war.

Opfer wurden im Stich gelassen
Es drängt sich der Eindruck auf , hier wurden auch und gerade von der Presse die Missbrauchsopfer im Stich gelassen. Denn Becker tourte nun weiter von Vortrag zu Vortrag und konnte Thesen vertreten, die er selbst höchstpersönlich dauernd und nachhaltig ad absurdum geführt hatte.

Jeder Vortrag war damit auch eine Verhöhnung der Opfer, und so empfanden diese das wohl auch.

Die Journalisten bzw. die verantwortlichen Chefredakteure sind ihrer Verantwortung ganz offensichtlich nicht gerecht geworden. Denn selbst wenn strafbares Verhalten verjährt war, Skandale als solche kennen keine Verjährung, und mit der Veröffentlichung des Skandals wäre den Opfern auch ein Teil Genugtuung widerfahren zumal damit auch Beckers Vortragstourismus ein Ende bereitet worden wäre.

Kumpanei statt Recherche?
Aber es gab damals keine rückhaltlose Aufklärung, und so bleibt der Verdacht der Kumpanei. Der Kumpanei auch bei der Wochenzeitung Die ZEIT, die unabhängig von der Frankfurter Rundschau die informationen erhielt und nicht weiterrecherchierte.

Nicht besser verfuhren der damalige Heimleiter und Nachfolger Beckers, Wolfgang Harder, und das Mitglied des Trägervereins, der damalige SPD-Bundestagsabgeordnete Peter Conradi. „Unter den Teppich“ war offenbar ihre Devise.

Die Betroffenen mussten weitere 11 Jahre warten, bis das Thema – endlich – wieder hochkam. Diesmal allerdings nicht unmittelbar von der Odenwaldschule, sondern mittelbar über die Vergehen katholischer Priester im In- und Ausland.

Diese Tragödie zeigt mit aller Deutlichkeit, dass unabhängiger Journalismus nicht an der Freundschaft , sei es mit Einzelpersonen oder Staaten, haltmachen darf, wenn er wirklich seiner Verantwortung gerecht werden will.

Was wäre wenn
Man muss sich nun auch noch die Frage stellen, ob dieses ausgezeichnete Dossier auch so abgefasst worden wäre, wenn z.B. die 2002 verstorbene Marion Dönhoff heute noch leben würde.

Allein dass diese Frage gestellt werden muss, ist bedauerlich genug. Aber es sind ernsthafte Zweifel angebracht, .
Die schiefe Betrachtung des Nahostkonflikts und teilweise auch des Kriegs in Afghanistan in dieser führenden liberalen Wochenzeitung sind ein weiteres Indiz , wir berichteten mehrfach darüber.

Und jetzt versuchen der ZEIT-Herausgeber Josef Joffe und der ZEIT-VERLAG auch noch mit Hilfe ihrer Anwälte eine hier veröffentlichte unbequeme Satire, die diese Haltung aufs Korn nimmt, löschen zu lassen

Die weitere Frage, die sich stellt
Würde sich Vergleichbares von Nachrichtenmissachtung, Stichwort: „Was nicht sein darf auch nicht sein kann“, bzw. das Fehlen investigativen Journalismus heute wieder so abspielen? Vermutlich nicht. Nicht etwa, weil der Journalismus heute qualitativ besser geworden ist, als er noch vor 10 oder 20 Jahren war, ganz im Gegenteil.

Das Rauswerfen von Journalisten, und damit zwangsläufig die Abnahme der Qualität, ist weiter in vollem Gange, in vielen grossen und kleinen Verlagen, nicht nur bei der Frankfurter Rundschau, sondern wie sich gerade jetzt z.B. beim Jahreszeitenverlag zeigt (Für Sie, Merian etc).
Journalisten werden ausserdem mehr und mehr zu Contentmanagern, neuerdings werden sie auch zentral zu „Plattformen“ zusammengefasst, die gleich mehrere Zeitungen oder Zeitschriften mit Artikeln „füttern“ müssen, oder es wird vermehrt auf miserabel bezahlte freie Journalisten zurückgegriffen.

Die Meinungshoheit der Chefredakteure und der Herausgeber ist auch keineswegs geringer geworden.

Die Rolle des Internets
Es ist das Internet, welches eine derartige Wiederholung unwahrscheinlich macht. Ein gewisser Trost, wenn auch nicht für die bisherigen Opfer.

Bei allen Problemen, die es durch die Ueberflutung von Informationen mit sich gebracht hat, so hat doch gerade das Netz zur gewaltigen Demokratisierung des Zugangs zu, und der Verbreitung von unzensierten Informationen geführt, und gerade von den Medien missachtete Nachrichten den freien Zugang zur Oeffentlichkeit ermöglicht.

Einen wesentlichen Anteil daran haben auch und gerade die Blogger.Zwar werden z.B. jede Menge absurder Verschwörungstheorien in Umlauf gesetzt, und auch die erbärmlichen AIDS-Leugner machen sich dort breit.
Aber ein derartiger Bericht, wie der in der Frankfurter Rundschau über die Odenwaldschule im Jahre 1999, hätte heute eine Flut von zumindest anonymen Berichten auf Blogs ausgelöst, die dann auch von der Presse nicht mehr hätten unter Verschluss gehalten werden können, auf die hätte reagiert werden müssen.

Ein positiver Lichtblick.

Die ZEIT – eine führende Wochenzeitung auf dem Weg zum „Musikdampfer“?
Medien-Rapallo auf der CEBIT
Frankfurter Rundschau: „Kastration“ als Überlebensprinzip
Umsonst ist nicht angemessen? – oder: Ist das Zeitungssterben aufzuhalten?
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Gruner und Jahr Verlag: Trübe Aussichten, finanziell und journalistisch
Die neue Gruner und Jahr Story oder: Von Gruner und Jahr zu Anzeigen und Spar
Darfs ein bisschen weniger sein? Oder: Neues zum Niedergang des Qualitätsjournalismus
Der Fall Hypo Alpe-Adria (Skandalpe) – Eine Abschlussbetrachtung
Josef Joffe und das Gespenst des drohenden Todes der Tageszeitungen
Rettet Rupert Murdoch den guten Journalismus?
Rupert Murdoch – Citizen Kane in der Aera der Globalisierung
Alles frei?– oder: Der Streit um das Urheberrecht und seine Vergütung
Ein Bankenskandal, die Presse und Wikipedia

medien

Deutschlands liberale Wochenzeitung “Die ZEIT” verlangt Löschung einer Satire

Dr. Alexander von Paleske — Am 24.3. 2010 veröffentlichten wir einen satirischen Artikel unter dem Titel „Israels Premier Benjamin Netanjahu schreibt an den ZEIT-Herausgeber Josef Joffe

Es handelt sich ganz offensichtlich um einen fiktiven Brief, der unter die Kategorie Satire fällt, mit einem allerdings bitterernsten Hintergrund: Dem Konflikt in Nahost zwischen Israelis und Palästinensern.

Satire geniesst in Deutschland den erweiterten Schutz der Kunst, jedenfalls dann, wenn es sich wirklich um Satire handelt und auch als solche klar erkennbar ist woran bei unserem Artikel wohl kaum Zweifel bestehen dürften.

Es ist nicht das erste Mal, dass wir zum Mittel der Satire in unserem Onlinemagazin gegriffen haben, und zwar in der Form eines fiktiven Briefes.

Es ist auch nicht das erste Mal, dass ich die Wochenzeitung DIE ZEIT kritisiert habe. Nicht weil es mir so viel Spass machen würde , Kritik an dieser einflussreichen Zeitung zu üben, sondern weil ich der der Ansicht bin, dass die ZEIT, die ich selbst seit 23 Jahren abonniert habe, sich von einem liberalen Bollwerk wegentwickelt hin zu einer Art „Musikdampfer“, wie ich das in einem kürzlich hier veröffentlichten Artikel ausgebreitet habe . Und das wird nicht ohne Auswirkungen bleiben, was den politischen Diskurs in der Bundesrepublik angeht.

Zuletzt habe ich in der vergangenen Woche einen Artikel des ZEIT-Redakteurs Bahnsen kritisiert, weil sich darin juristischer Unfug befand.

Artikel sollten von Fachleuten abgeklopft werden, bevor sie in Druck gehen. Z.B. durch die Kanzlei Senfft. Aber nun hat die ZEIT diese Anwälte gegen uns losgeschickt.
Vor vier Tagen erhielten wir die folgende Mail von dem Anwaltsbüro Senfft und Co.

Sehr geehrter Herr Fuchs,

die Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG und deren Herausgeber Dr. Josef Joffe haben uns gebeten, Ihnen wegen der Veröffentlichung unter
http://oraclesyndicate.twoday.net/stories/6256364/
tätig zu werden.

Sie haben hier behauptet, es gäbe den dort veröffentlichten Leserbrief von Benjamin Netanjahu an Zeit-Herausgeber Josef Joffe. Diese Behauptung ist falsch. Nach Deutschem und nach Schweizer Recht sind solche Falschbehauptungen unzulässig. Wir werden unserer Mandantschaft empfehlen, zivil- und strafrechtliche Schritte einzuleiten, falls die entsprechende Publikation nicht spätestens bis zum

6. April 2010

aus dem Internet entfernt ist.

Mit freundlichen Grüßen
Jörg Nabert
Rechtsanwalt

RAe Senfft Kersten Nabert & Maier

Schlüterstr. 6

20146 Hamburg
Tel. 0049-40-450 24 121
Fax: 0049-40-450 24 141

Ein renommierter Anwalt in Hamburg
Das Anwaltsbüro Senfft wurde einst von dem renommierten Presseanwalt Heinrich Senfft gegründet, ein Anwalt von Format, auch ein Freund von Rudolf Augstein, der STERN, ZEIT und SPIEGEL in vielen Verfahren vertreten hatte.

Fast immer ging es darum, die Pressefreiheit zu verteidigen, gegen Angriffe des Staates, aber auch um Flankenschutz für investigative Artikel zu geben, unter anderem auch gegen den Springer-Verlag.

Damals hatte die ZEIT geschrieben, der Springer-Verlag verfälsche die Wahrheit, und verbreite zahllose Falschmeldungen (Karl Heinz Janssen „Die Zeit in der ZEIT, 1996, Seite 228)

Ich habe mich, als ich die Mail dieser Anwälte, der Juniorpartner von Heinrich Senfft, erhielt, gefragt, ob Heinrich Senfft wohl auch einen solchen Brief verfasst hätte. Ich habe guten Grund, das zu bezweifeln, denn das Begehren der Sozii von Heinrich Senfft im Auftrag der ZEIT hat wenig, wenn gar nichts, mit der Verteidigung der Meinungs-und Pressefreiheit zu tun.

Ganz im Gegenteil.

Ich habe darauf wie folgt geantwortet:.

Sehr geeehrter Herr Kollege,

Herr Fuchs hat mir Ihre E-Mail weitergeleitet .
Um es kurz zu machen, der Artikel bleibt. Es handelt sich ganz offensichtlich um eine Satire, die kaum als Behauptung aufgefasst werden kann, dieser Artikel sei tatsächlich von Benjamin Netanjahu an Josef Joffe geschrieben worden.. Jeder vernünftige Mensch dürfte das wohl eigentlich schon aus der ganzen Diktion schliessen.

Darüberhinaus heisst es am Ende des Artikels als Verweis: „Mehr Satire zum Thema“

Ausserdem ist der Artikel in dem Online-Magazin unter der Abteilung Satire abgelegt.

Wir beide wissen als Juristen ja, dass Satire unter den Kunstbegriff fällt. Damit geniesst er einen wesentlich grösseren Schutz.

Vielleicht sollten Sie sich der Mühe unterziehen, auch meine anderen satirischen Artikel zu lesen, die fast alle in einer fiktiven Briefform abgefasst sind.

Ich möchte eigentlich die Auseinandersetzung hier beendet wissen, und nicht Ihre Mail veroeffentlichen bzw. einen Artikel darüber schreiben.

Deswegen bitte ich um zügige Rückantwort ob Ihre Mandantschaft den Rechtsweg einschlagen will. Ich werde einer juristischen Auseinandersetzung auf gar keinen Fall aus dem Wege gehen, sondern sie notfalls durch alle Instanzen führen.

Nebenbei gebe ich noch folgendes zu bedenken: Sollten Sie tatsächlich den Rechtsweg einschlagen, dann müssen Sie sich auch mit den Folgen negativer Publizität auseinandersetzen.

DIE ZEIT, ein Bollwerk des liberalen Journalismus, will einen satirischen Artikel verbieten? Ich kann mir eigentlich gar nicht vorstellen, dass Ihre Mandantschaft das wirklich will.

Abschliessend noch: Ich bin Abonnent der ZEIT seit 1987.

Mit freundlichen Grüssen

Dr. Alexander von Paleske
Arzt für Innere Medizin, Hämatologie
Leitender Abteilungsarzt
Mpilo-Hospital
Bulawayo/Simbabwe
Ex Rechtsanwalt beim Landgericht Frankfurt (M)

Es ist schon erbärmlich, dass Deutschlands führende liberale Wochenzeitung die Auseinandersetzung im journalistischen Bereich mit Hilfe der Gerichte, statt mit Hilfe des Meinungskampfs austragen will.

Ich habe mich deshalb entschlossen, ohne eine weitere Antwort der gegnerischen Anwälte abzuwarten, die bisherige Korrespondenz bereits jetzt zu veröffentlichen.

Wie sagte doch einst Heinrich Senfft zu seinem langjährigen Freund Rudolf Augstein:

„Ach Rudolf, wohin hast Du es, wohin haben wir es gebracht“ (Zitiert nach Peter Merseburger, Rudolf Augstein, der Mann der den Spiegel machte, 2007 S. 488)

Ob er den Stosseufzer in diesem Zusammenhang wohl wiederholen würde? Ich halte das nicht für ausgeschlossen.

Wir werden die Auseinandersetzung führen, das sind wir der Meinungs- und Pressefreiheit schuldig, eine Freiheit, die ich persönlich umso mehr schätze, je länger ich in Ländern arbeite, in denen sie bedroht ist

Wir werden an dieser Stelle weiter über die Auseinandersetzung berichten.

Nachtrag 7.4. 11.00h
Ich schrieb hier, dass der renommierte Anwalt Heinrich Senfft mittlerweile verstorben ist. Dies ist unzutreffend, wie ich feststellen musste. Ich bitte das zu entschuldigen.

Israels Premier Benjamin Netanjahu schreibt an ZEIT-Herausgeber Josef Joffe
Claudia Pechstein, ein Indizienbeweis und die Wochenzeitung DIE ZEIT
Die ZEIT – eine führende Wochenzeitung auf dem Weg zum „Musikdampfer“?

medien

Claudia Pechstein, ein Indizienbeweis und die Wochenzeitung DIE ZEIT

Dr. Alexander von Paleske –1.4. 2010 — In der vorletzten Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT vom 18.3. 2010 findet sich ein Kommentar des Wissens-Reporters Ulrich Bahnsen unter dem Titel „Pechsteins Erbe“.

Er nimmt zu den neuesten medizinischen Gutachten in dem angeblichen Doping-Fall Claudia Pechstein Stellung, erstellt von Professor Gerhard Ehninger. Ehninger ist renommierter Hämatologe und zur Zeit Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO). Der wies nach, dass Frau Pechstein an einer Bluterkrankung namens Sphärozytose leidet, welche die bei Frau Pechstein festgestellten abnormalen Blutbefunde zwanglos erklärt.

Ein Artikel mit Mängeln
Der Fall der Sportlerin Claudia Pechstein hat genügend Aufmerksamkeit in den Medien gefunden, er wäre hier also keiner weiteren Stellungnahme wert, wenn der Artikel nicht eklatante handwerkliche Mängel hätte und erneut die Frage nach dem Qualitätsjournalismus in den Printmedien aufwirft.

Der Artikel beginnt so:

Gewissheit kann ein Indizienprozess nicht liefern, sonst wäre es ja keiner. Das gilt auch im Fall der Eisschnellläuferin Claudia Pechstein.

Ein Indizienbeweis ohne Gewissheit?
Weiss der Schreiber Bahnsen wirklich nicht, worum es sich bei einem Indizienbeweis handelt? Dann hätte er sich zumindest leicht diese Kenntnisse verschaffen können.

Der Indizienbeweis ist ein mittelbarer Beweis, bei dem Tatsachen bewiesen werden von denen mit Hilfe von Erfahrungssätzen das Vorliegen bzw. Nichtvorliegen eines gesetzlichen Tatbestandsmerkmals geschlossen werden kann.

Der mittelbare Indizienbeweis führt daher letztlich genau so zur Gewissheit, die ein Richter zu seinem Urteil benötigt, wie der unmittelbare Beweis, vorausgesetzt, die Indizienkette ist lückenlos und lässt keinen alternativen Geschehensablauf zu.

In der Kommentierung von Thomas/ Putzo, Kommentar zur ZPO, Vorbemerkungen zu Paragraph 284 heisst es dazu:

Der Indizienbeweis ist überzeugungskräftig, wenn andere Schlüsse aus den Indizientatsachen ernstlich nicht in Betracht kommen
unter Verweis auf Urteile des Bundesgerichtshofs abgedruckt in BGHZ 53, 245, bzw. NJW 93, 1391

Im Falle von Frau Pechstein war aber durch ihre erbliche Blutkrankheit Sphärozytose ein alternativer Geschehensablauf gegeben, der die erhöhte Anzahl von jungen roten Blutkörperchen, auch Retikolozyten genannt, erklären konnte.

Eine Krankheit namens Sphärozytose

Die Sphärozytose ist eine Erkrankung, bei der das Gerüst der roten Blutkörperchen fehlproduziert und damit minderwertig ist, die roten Blutkörperchen werden daher vermehrt in der Milz zerstört.

Eine derartige vermehrte Zerstörung, die sich mit simplen Tests im Blut nachweisen lässt (Erhöhung der Laktatdehydrogenase (LDH), ggf. des indirekten Bilirubins, Abfall des Haptoglobins)), was bei der Applikation des Medikaments und Dopingmittels Erythropoetin (EPO) eben nicht beobachtet wird, hätte von Anfang an Zweifel ausgelöst und dann nach weiteren Tests auf die richtige Spur geführt .

Auch hier will der Wissens-Reporter Bahnsen glauben machen, der Nachweis könne nur mit einer aufwändigen Genanalyse geführt werden.

Eine Vielzahl von Defekten in drei bekannten Genen löst die erbliche Blutanomalie aus. Eine individuelle Genanalyse wäre aufwendig und sehr teuer. Sie könnte weitere und besser belegte (Unschulds-)Indizien liefern, aber auch dann noch – bei einem positiven Gendefekt-Befund – wäre Doping nicht vollständig ausgeschlossen.

Die genannten Suchtests sind jedoch wesentlich weniger aufwändig und sie hätten die Indizienkette bereits lückenhaft gemacht, mit der Folge des misslungenen Indizienbeweises.

Kein Wort verwendet der Autor auf den psychischen Schaden, den dieses offensichtliche sportgerichtliche Fehlurteil angerichtet hat. Im Gegenteil, er handelt nach dem Prinzip der umgekehrten Unschuldsvermutung.

Genau deren Einsatz (von Epo) schließen Pechsteins Fürsprecher aus – wiederum aufgrund von Messwerten. »Aus medizinischer Sicht ist der Dopingvorwurf haltlos«, sagen sie. Das klingt wie: Der Fall ist gelöst, die Medizin hat Claudia Pechsteins Unschuld bewiesen.
Hat sie nicht. Und kann sie auch nicht.

Was hätte wohl der ZEIT Gründer Gerd Bucerius dazu gesagt? Bucerius, selbst Jurist, hätte wohl nicht nur etwas gesagt, er hätte vermutlich getobt. Und das zu Recht
Aber Bucerius starb im September 1995.

Mit der Osterausgabe gibt es ja nun in der ZEIT eine Seite, auf der Leser auch Kritzeleien und anderen Schrott abladen dürfen. Statt Hochhalten der Qualität, Mitmachjournalismus der billigsten Sorte.
Wie heisst es doch auf Lateinisch: Sic transit gloria mundi
– Genau.

Der Verfasser ist leitender Arzt, Hämatologe und ehemaliger Rechtsanwalt

Die ZEIT – eine führende Wochenzeitung auf dem Weg zum „Musikdampfer“?
Medien-Rapallo auf der CEBIT
Frankfurter Rundschau: „Kastration“ als Überlebensprinzip
Umsonst ist nicht angemessen? – oder: Ist das Zeitungssterben aufzuhalten?
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Ein Bankenskandal, die Presse und Wikipedia

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Medien-Rapallo auf der CEBIT

Dr. Alexander von Paleske — Gestern fand eine kleine “Elefantenrunde” auf der CEBIT in Hannover statt, an der Mathias Döpfner vom Axel-Springer-Verlag (BILD, Welt, Hamburger Abendblatt etc), der SPIEGEL-Chefredakteur Mathias Müller-von Blumencron und Telekom-Chef Rene Obermann teilnahmen.

Verlierer gemeinsam stark?
Es lag ein Verlierergeruch über dieser Veranstaltung, so wie einstmals in Rapallo nach dem Ende des ersten Weltkriegs. Man könnte auch sagen, hier sind ein paar Dinosaurier auf dem Weg in die Kreidezeit (da war es bekanntlich mit den Dinosauriern vorbei).

Die Angst hatte sie zusammengeführt. Die Auflagen der Tageszeitungen und zunehmend auch der Wochenzeitungen sind im Sinkflug, die Rediten gehen in die Knie, die Aktionäre können nicht zufriedengestellt werden. Und die Verlage tun ein Uebriges um die Medien weniger attraktiv zu machen: Sie entlassen Redakteure und sind den verbliebenen Anzeigenkunden zu Diensten.

Immer weniger investigativer Journalismus selbst beim SPIEGEL. Die mangelnde Aufklärung des Hintergrunds der Entführung des Frachtschiffes Arctic Sea sei hier als eines von vielen Beispielen genannt.

Die Internetauftritte bringen bisher den Verlagen nicht die erwarteten (unrealistischen) Werbeeinnahmen und lohnen sich – bisher -finanziell deshalb nicht. Selbst SPIEGEL-Online bringt es nach zehn Jahren „nur“ auf 20 Millionen Euro Umsatz. pro Jahr. Tendenz: stagnierend.

Somit stand für die Verlage ein Strategiewechsel an. Ein Rückzug aus dem Internet stand dabei auf gar keinen Fall zur Debatte. Vielmehr wurde krampfhaft darüber nachgedacht, wie den „Internetnomaden Geld abgenommen werden kann“ wie sich der ZEIT-Mitherausgeber Josef Joffe auszudrücken beliebte.

Telekom als Kiosk
Nun haben sich zwei Verlage mit der Telekom sich auf ein Modell geeinigt. Den T-Online-Nutzern wird kostenpflichtiger Zugang ermöglicht. Bezahlung aber nicht über Pay Pal, Kreditkarte etc, sondern über eine monatliche Rechnung mit der Telefonrechnung der Telekom, die sozusagen als Eintreiber des Geldes fungiert und das Geld dann an die Verlage weiterleitet.

Allerdings funktioniert das – vorerst – nur für T-Online- Kunden, nicht für andere Internet Service Provider. Denn diese können nur Festnetz-Telefonate über die Telekom abrechnen lassen, aber nicht ihre Internetauftritte.

Die Telekom verspricht sich davon mehr Kunden, wegen der bequemen Zahlweise und des sofortigen Zugangs zu begehrten Internetseiten.
Die Telekom wird den Verlagen für den Service wohl ebenfalls etwas abknöpfen. Aber insgesamt hoffen alle Beteiligten auf eine sogenannte Win-Win Situation.

Schnupperpreise als Kundenfänger
Der Print-SPIEGEL ist online bereits am Samstagabend für diesen Kundenkreis verfügbar und als „Schnupperpreis“ in der Anfangszeit schon für 1,90 Euro, also zum halben Preis, erhältlich.
Das Rabauken-Revolverblatt BILD aus dem Hause Springer kostet zum Einführungspreis nur schlappe 14 Cent.

Gleichzeitg bedauerten alle Teilnehmer der Dinosuarier/Elefantenrunde, dass sie bisher ihre Internetauftritte kostenfrei verfügbar gemacht haben. Das sei der falsche Weg gewesen.
Diese Meinung wird von der Internetgemeinde sicherlich nicht geteilt.

Optimistisch in die dunkle Zukunft
Alle Teilnehmer strahlten Zweckoptimismus aus. Den werden sie auch bitter nöig haben, denn es ist keineswegs ausgemacht, dass von diesem „Info-Kauf“ auch reichlich Gebrauch gemacht wird. Zwar werden sicherlich weitere Verlage folgen, weil ja keinerlei grössere Investitionen erforderlich sind, und anders als bei I-Tune, wo Apple eine 30% Anteil verlangt, wird ihnen von der Telekom sicherlich weit weniger in Rechnung gestellt.

Aber es werden voraussichtlich sich nicht alle Verlage daran beteiligen, und Nachrichten sind im Internet auch anderweitig erhältlich, z.B. über Internetportale, Nachrichtenagenturen und Nachrichtensammler, Blogs. Für Nachrichten gibt es keinen Urheberrechtsschutz, jedenfalls solange sie nicht wortwörtlich abgeschrieben sind.

Es kann davon ausgegangen werden, dass das ganze System nur dann den erwarteten Zuspruch finden wird, wenn alle Verlage plus der Nachrichtenagenturen sich daran beteiligen. Das wäre dem Zustand vor dem Beginn des Internets vergleichbar, als detaillierte Nachrichten und Hintergrundberichte, ausser über Rundfunk und Fernsehen, nur über Tageszeitungen verfügbar waren. Aber diese Zeiten sind vorbei und werden auch nicht wiederkehren.
Diejenigen Verlage und Zeitungen, deren Internetseiten nach wie vor frei erhältlich sind und Blogs werden wohl erst einmal mehr Zugriffe verzeichnen.

Insgesamt ist die Entwicklung keineswegs unerfreulich. Die Uebermacht und Meinungsmanipulation durch Printmedien ist gebrochen, etwas Neues wird an seine Stelle treten. Sicherlich nicht mehr Axel-Springer-Verlag, sondern weniger, und auch weniger Bild- Zeitung, so viel lässt sich heute schon sagen.

Frankfurter Rundschau: „Kastration“ als Überlebensprinzip
Umsonst ist nicht angemessen? – oder: Ist das Zeitungssterben aufzuhalten?
Nach den Banken nun die Zeitungen?
Gruner und Jahr Verlag: Trübe Aussichten, finanziell und journalistisch
Die neue Gruner und Jahr Story oder: Von Gruner und Jahr zu Anzeigen und Spar
Der Fall Hypo Alpe-Adria (Skandalpe) – Eine Abschlussbetrachtung
Darfs ein bisschen weniger sein? Oder: Neues zum Niedergang des Qualitätsjournalismus
Josef Joffe und das Gespenst des drohenden Todes der Tageszeitungen
Rettet Rupert Murdoch den guten Journalismus?
Rupert Murdoch – Citizen Kane in der Aera der Globalisierung
Alles frei?– oder: Der Streit um das Urheberrecht und seine Vergütung
Ein Bankenskandal, die Presse und Wikipedia
linkErlebnisse im Wikipedialand – ein persönlicher Erfahrungsbericht

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Die ZEIT – eine führende Wochenzeitung auf dem Weg zum „Musikdampfer“?

Dr. Alexander von Paleske — 2.3. 2010 — Die ZEIT ist Deutschlands führende und einflussreichste Wochenzeitschrift. Seit Jahrzehnten.

Zwar gehörte sie nie zu den investigativen Zeitschriften, wie einstmals der SPIEGEL, aber bei ihr konnte man die tiefschürfende politische Analyse finden, sie beurteilte kritisch Modetrends, besprach Bücher, kurzum sie war das Flaggschiff des politischen Liberalismus in Deutschland.
Allerdings haben mittlerweile Herausgeber das Heft in der Hand, deren journalistische Qualität sich offenbar nicht mit der von Marion Dönhoff messen kann, und ein Chefredakteur, der offenbar versucht, das Flaggschiff des deutschen Qualitätsjournalismus in seichtere Gewässer zu manövrieren.

Ein durchgeknallter Herausgeber?
Da ist zum einen als Herausgeber der SPD -Politiker Michael Naumann zu nennen, der sich nicht scheute, den seinerzeitigen Generalstaatsanwalt von Berlin, Dr. Hansjürgen Karge, in einer Talkshow als „durchgeknallten Staatsanwalt“ zu bezeichnen“.

Bis heute hat er sich meines Wissens nicht für diese Aeusserung entschuldigt, obgleich der damalige Angeklagte und Medienstar, Michel Friedman, um den es ging, und dessen Wohnung in Frankfurt auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft in Berlin durchsucht worden war, schliesslich wegen Verstosses gegen das Betäubungsmittelgesetz verurteilt wurde.

Dabei ist es wohl ohne Belang, dass das Bundesverfassungsgericht die Verurteilung Naumanns wegen Beleidigung mittlerweile aufgehoben hat, denn als Herausgeber der ZEIT sollte und darf man sich wohl kaum solche Entgleisungen leisten, sich so rabaukenhaft aufführen, wie der Chefredakteur eines Rabaukenblattes wie BILD, das schuldet man einfach der Seriosität der Zeitung.
Mittlerweile hat Naumann allerdings seinen Herausgeberposten aufgegeben und ist am 1.2. 2010 Chefredakteur von Cicero geworden.

Ein Schreiber namens Josef Joffe
Als nächster wäre Josef Joffe als zweiter Herausgeber zu nennen, der in seinen Artikeln sich recht unkritisch mit der Politik des Staates Israel beschäftigt.

Als professioneller also unabhängiger Journalist kann man aber auf Dauer weder ein Freund eines Politikers, noch der Politik eines Staates sein, wie der Journalist des Jahrhunderts, Rudolf Augstein, seinerzeit zutreffend feststellte.

So rückte Augstein nicht nur von Joseph (Joschka) Fischer ab, sondern auch von der Politik des Staates Israel, die er zunehmend kritisch sah.

Dass Israel seine Legitimation aus Auschwitz zu ziehen sucht, versteht er (Augstein) und spricht von einer überschäumenden Begeisterung die es zunächst für den jüdischen Staat gegeben habe. Doch sei sie wegen des hochgesteckten Zieles eines „das ganze Westjordanland zu beherrschenden Gross- Israels schnell in Enttäuschung umgeschlagen“. Peter Merseburger Rudolf Augstein, der Mann, der den Spiegel machte, 2007 Seite 524
.
Die Berichterstattung über Israels Angriff auf Gaza vor etwas mehr als einem Jahr, war dann von dem Bemühen gekennzeichnet, Israels Kriegsverbrechen herunterzuspielen.

Joffe, obwohl beste Verbindungen nach Israel unterhaltend, versuchte dann im September 2009 die Entführung des Frachtschiffes „Arctic Sea“ durch den Mossad als „Sommerlochtheater“ ins Lächerliche zu ziehen, obwohl er sicherlich längst wusste, wer dahinter steckte.

In Sachen Afghanistan versuchte Herausgeber Joffe der deutschen Oeffentlichkeit weiszumachen, dass Berlin in Kabul verteidigt wird. Die Parallelen der Argumentation zum Krieg in Vietnam sind mehr als bedrückend.

Und schliesslich trat er in einem Artikel über Israels möglichen Angriff auf den Iran wie ein potentieller Kriegsberichterstatter auf, ohne auf die politischen Implikationen eines solchen völkerrechtswidrigen Angriffs in irgendeiner substantiellen Weise einzugehen.

Ausserdem öffnete das Blatt , vermutlich nicht ohne Zutuns Joffes, seine Seiten immer wieder für den ehemaligen Aussenminister J. Fischer, von dem verstorbenen Starjournalisten Günter Gaus seinerzeit zu Recht als der grösste Opportunist bezeichnet, den er je kennengelernt habe. Seine Auslassungen sind dann auch dementsprechend.

Helmut Schmidt hält die Herausgeber-Fahne hoch – alleine
Und so bleibt als Qualitäts-Herausgeber eigentlich nur noch der mittlerweile 91 jährige ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt übrig, der tiefschürfende Artikel nicht nur zum Afghanistan-Krieg publizierte, sondern auch substantiell sich mit den Ursachen der Weltfinanzkrise auseinandersetzte.

Musikdampfer ahoi
Nun will der Chefredakteur des Blattes, Giovanni di Lorenzo, das Blatt auf Vordermann bringen. Doch in welche Richtung?

Die Antwort lautet wohl: In Richtung Musikdampfer.

Angefangen hatte es bereits mit der Kinderseite in der Zeit. Früher hiess es einmal im Stern, als der eine Kinderbeilage namens Sternchen hatte:

„Kinder haben Sternchen gern,
denn Sternchen ist das Kind vom Stern“

Vielleicht sollte die ZEIT jetzt mal so was ähnliches reinsetzen:

Kinder lieben Kinder-ZEIT,
aber Kinder-ZEIT heisst weniger ZEIT
.

Resourcen werden verschwendet, die anderweitig dringender gebraucht werden. Zwar sind manche der Beiträge nicht schlecht, aber es gibt genügend Kinder und Jugenzeitungen, die das besser und umfangreicher abdecken.

Es kommt noch schlimmer
Aber nun kommt es noch schlimmer: Startend mit der Osterausgabe soll die Leserbrief-Seite umgestaltet werden. Bisher diente sie dazu, dass Leser – möglichst auf hohem Niveau – zu ZEIT-Artikeln Stellung nehmen.

Leserseite als Leser-Schrottabladeplatz
In der neuen Leserseite kann jedweder „Schrott“ abgeladen werden, Comics, Grüsse an andere Zeit-Leser Kritzeleien etc.. Das Ganze nennt sich dann „ZEIT der Leser“.
Welche Geringschätzung der Leser drückt sich darin aus. Mitmach-Journalismus der einfältigsten und billigsten Sorte.
Zitat di Lorenzo:

„Ich habe schon lange die Idee, dass wir etwas Wertvolles verpassen, wenn wir die Einsendungen der Leser nicht nutzen“.

Zeitläufte verschwindet, Metaphysik als Beilage
Aber das ist noch nicht alles: Weiter geht es mit der (neuen) Seite „Glauben und Zweifel“. Hier also
geht‘‚s ab ins Metaphysische. So etwas hatte aus guten Gründen in der ZEIT bisher nichts zu suchen.

Und schliesslich heisst es ‚‚Weg mit der Seite Zeitläufte“, und her mit dem belanglosen Titel „Geschichte“

Der Titel Zeitläufte stand für die Idee, dem oftmals fehlenden Geschichtsbewusstsein nachzuhelfen. Eine Reihe von ganz ausgezeichneten Artikeln von kompetenten Fachleuten wurde hier publiziert. Der damalige Chefredakteur Theo Sommer hatte den altfränkischen Begriff seinerzeit vorgeschlagen (siehe Karl Heinz Janssen „Die Zeit in der ZEIT“ Seite 242).

Die Zeit versucht den Lesern hinterherzulaufen, sich ihren angeblichen Bedürfnissen anzupassen. Der Trend zum Musikdampfer ist damit tendenziell vorgezeichnet.

Wie sagte doch Theo Sommer seinerzeit als es 1994 beim SPIEGEL kriselte:

Soll die gewollte Anspruchslosigkeit des gedruckten Fernsehens auch die bisher noch der Seriosität verhafteten Zeitungen und Zeitschriften in seichte Gewässer zwingen? Eine Kultur-Havarie wäre die Folge. Eine Havarie auch unserer politischen Kultur.

Demokratie ist nach der klassischen Definition „government by discussion“. Sie lebt vom öffentlichen Räsonieren, vom intelligenten Diskurs. Beides setzt Sachinformation , Tiefenanalyse und ernsthaften Richtungsstreit voraus: Aufklärung, nicht Infotainment, publizistische Prinzipien, nicht bloss Marketingstrategien; den Willen, Meinung zu bilden, nicht nur den Drang, das Publikum zu unterhalten. Zitiert nach Karl-Heinz Janssen Die Zeit in der ZEIT 1996, S.348

Das sollte sich der Herr Chefredakteur Giovanni di Lorenzo mal hinter die Ohren schreiben.

Links zur Arctic Sea-Story
Pressebericht bestätigt Mossad-Beteiligung an der Arctic- Sea Kaperung
Kaperung der Arctic Sea – die Indizienkette beginnt sich zu schliessen
Kaperung der Arctic Sea – Mehrfacher Waffenschmuggel?
Arctic Sea: Die Öffentlichkeit wird getäuscht
Die Kaperung der Arctic Sea – oder: Windiges aus der russischen Seefahrt
Die Kaperung der Arctic Sea: Fakten, Indizien, Spekulationen
Arctic Sea“- Kaperung: Indizien deuten auf Geheimdienstaktion – vermutlich Mossad – und nicht Piraten

Links zu Afghanistan
Nach der Afghanistankonferenz – Dr. Werner Kilian im Interview
Schrecken ohne Ende? – Ein Interview mit Botschafter a.D. Dr. Werner Kilian
Afghanistan: Milliarden für den Krieg, Peanuts zur Bekämpfung von Hunger und Unterernährung
Verteidigung westlicher Kulturwerte am Hindukusch oder: So fröhlich ist das Söldnerleben in Afghanistan
Keine Strafverfolgung deutscher Soldaten in Afghanistan?
Unsere kanadischen Folterfreunde in Afghanistan
Justiz in der Krise oder Krisenjustiz?
Mission impossible – Josef Joffes Iran-Kriegs-Artikel in der ZEIT