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Südafrikas Desmond Tutu feiert seinen 80. Geburtstag – und ist empört

Dr. Alexander von Paleske 4.10. 2011 — Südafrikas Friedens-Nobelpreisträger Desmond Tutu feiert diese Woche seinen 80. Geburtstag – und ist ausserordentlich empört, weil einer seiner eingeladenen Gäste und Freund, der Dalai Lama, nicht einreisen darf.

So empört wie heute abend auf einer Pressekonferenz hat man Desmond Tutu, Südafrikas moralisches Gewissen, seit den Tagen der Apartheidzeit nicht mehr gesehen.


Desmond Tutu auf der Pressekonferenz heute abend ,,,,,,,, wütend, wie seit dem Ende der Apartheid nicht mehr. Screenshot: Dr. v. Paleske

Der unerschrockene jahrzehntelange Kämpfer gegen die Apartheid, Friedensnobelpreisträger, Erzbischof und seinerzeitiger Vorsitzender der Wahrheitskommission Südafrikas, der in monatelangen Verhandlungen sich die erschreckenden Schilderungen der Apartheidopfer und der Täter anhörte, feiert am 7. Oktober seinen 80. Geburtstag.
Dazu hatte er seinen Freund, den Dalai Lama eingeladen.


Desmond Tutu und Dalai Lama……….. Kein Visum für Geburtstags-Privatbesuch. Screenshot: Dr. v. Paleske

Nicht das erste Mal
Südafrika verweigerte jedoch das Visum. Zwar gibt es bis heute keine klare Negativentscheidung, aber auch kein Visum, und die Zeit für die Anreise ist abgelaufen.

Es ist nicht das erste Mal, dass dem Dalai Lama, der seinerzeit immer wieder die Stimme gegen das Apartheidregime Südafrikas erhoben hatte, die Einreise nach Südafrika verweigert wird.

Bereits im Jahre 2009, als der Dalai Lama zu einer internationalen Friedenkonferenz anreisen wollte, wurde ihm das Visum verweigert.Nun wollte er nicht in offizieller Mission kommen, sondern privat als Freund von Desmond Tutu.

Und es ist nicht das erste Mal, dass Gäste Tutus kein Einreisevisum bekommen, allerdings war das zuletzt 1986 im Apartheid-Südafrika.

Der Spiegel schrieb am 8.9.1986:

Desmond Tutu lud ein: die Popgrößen Lionel Ritchie und Stevie Wonder, den Karibik-Caruso Harry Belafonte und Coretta King, Witwe des ermordeten US-Bürgerrechtskämpfers Martin Luther King. Geladen waren die US-Politiker Edward Kennedy, Jesse Jackson und Gary Hart, die Bürgermeister Ed Koch (New York) und Tom Bradley (Los Angeles) sowie der schwarze Tennis-Champion Arthur Ashe.

Sie alle sollten in den Kapstaat kommen, um am vergangenen Sonntag an einem in Afrika einzigartigen kirchlichen Spektakel teilzunehmen.

Nur Südafrikas gestrenger Innenminister Stoffel Botha wollte Tutu die Schau stehlen. Es gebe „keine Zusicherung“, so der oberste Grenzwächter, daß „alle geladenen Gäste keine Schwierigkeiten haben werden, in den Besitz eines Einreisevisums zu gelangen“.

Erbärmliche Haltung
Die Haltung der südafrikanischen Regierung ist an Erbärmlichkeit kaum noch zu unterbieten. Sie geschieht vor dem Hintergrund, dass die Volksrepublik China mittlerweile Südafrikas grösster Handelspartner ist und offenbar Druck gemacht hat.


Kürzlich zu Besuch in China: Südafrikas Vizepräsident Kgalema Motlanthe – Screenshot: Dr. v. Paleske.

Zu dem Dalai Lama kann man stehen wie man will, aber dem Druck Chinas nachzugeben, und die Einreise deshalb zu verweigern, ist nicht nur Preisgabe der staatlichen Souveränität in diesem Punkte, sie zeigt auch eine völlige Respektlosigkeit gegenüber Südafrikas bedeutendster Persönlichkeit nach Nelson Mandela.

Ganz abgesehen davon, dass China damit nur zeigt, wie wenig es sich an sein fundamentales Prinzip hält, sich nicht in die inneren Angelegenheiten anderer Länder einzumischen.

Südafrikas Regierung unter Präsident Jacob Zuma hat nicht nur ihr Gesicht verloren, nein, sie hat auch, wie schon bei dem geplanten Pressegesetz, gezeigt, dass dem Geist und den Prinzipien Nelson Mandelas der Garaus gemacht wird.

So rief dann heute Desmond Tutu aus: „Jacob Zuma vertritt mich nicht mehr“.

Desmond Tutu: Genug ist genug – Eine moralische Instanz feiert Geburtstag und zieht sich aus dem öffentlichen Leben zurück

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Sambia: Präsidentschaftskandidat gewinnt mit antichinesischer Rhetorik

Dr. Alexander von Paleske — 27.9. 2011 —
Die Tage der herzlichen und innigen Freundschaft zwischen China und Afrika scheinen in einigen Ländern der Vergangenheit anzugehören.

In Sambia jedenfalls hat der Präsidentschaftskandidat der Oppositionspartei Patriotic Front, Michael Sata, in der vergangenen Woche die Wahlen in Sambia gewonnen, nachdem er zuvor ordentlich die antichinesische Trommel gerührt hatte, was in der Bevölkerung auf lebhafte Zustimmung stiess – nicht ohne Grund.

Zwar hat das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern enorm zugenommen, von 200 Millionen US Dollar im Jahre 2000 auf nunmehr 2,8 Milliarden US Dollar im vergangenen Jahr.
Zwar baut China ein Wasserkraftwerk in Sambia, finanziert mit einem Kredit der China Development Bank in Höhe von 2 Milliarden US Dollar.

Zwar gibt es riesige Investitionen seitens Chinas in Sambia, aber die konzentrieren sich vornehmlich auf den Abbau von Sambias Reichtum: Kupfer.

Als die Kupferpreise im Keller waren, verzogen sich westliche und südafrikanische Konzerne, in ihre Fußstapfen traten die Chinesen.
Der Erfolg: Sambias Chinas Bergbauindustrie wuchs im vergangenen Jahr um 7,62%

Aber….
Aber: die Sambier zahlten einen heftigen Preis dafür, sie räumten den Chinesen grosszügige Steuererleichterungen ein, die angesichts der jetzt hohen Kupferpreise als geradezu unanständig bezeichnet werden müssen.

Mehr noch: Die Behandlung der sambischen Arbeiter durch chinesische Firmen kann leider in nicht wenigen Fällen nur als miserabel bezeichnet werden. Die Chinesen haben den nicht ganz falschen Eindruck, dass sie sich sozusagen alles leisten können, weil die Regierung in Lusaka die schützende Hand über sie hält. Gerne zahlen deshalb chinesische Firmen den einheimischen Arbeitern weniger als den kargen gesetzlichen Mindestlohn, wie die südafrikanische investigative Wochenzeitung Mail and Guardian zu berichten wusste.


Mail and Guardian vom 9.September 2011
.
Im April diesen Jahres erschossen chinesische Vorarbeiter zwei streikende sambische Arbeiter.
Dir chinesische Firma zahlte zwar an die betroffenen Familien eine Entschädigung, ein Strafverfahren gab es jedoch nicht: Die chinesischen Vorarbeiter wurden still und leise nach China zurückgeschickt.

Chinesiche Arbeiter für chinesische Firmen
Mehr noch: Chinesische Firmen bringen gerne ihre eigenen Arbeiter mit, auch für simple Jobs wie LKW-Fahrer oder Zementmischer. Die Sambier sind empört, denn letztlich zahlen sie ja nicht nur für die chinesischen Firmen, sondern auch für Chinesen, die den Sambiern die Arbeitsplätze wegnehmen.

Mehr noch: eine ganze Reihe von Chinesen ist mittlerweile in Sambia sesshaft geworden, betreibt Handel in Konkurrenz zu sambischen Händlern, unterbietet diese meist, auch das schafft Ärger.

Chinesische Billigprodukte zerstören lokale Industrie
Und letztlich, wie in allen anderen afrikanischen Ländern, überschwemmen chinesische Billigprodukte den lokalen Markt und treiben die lokal produzierenden Betriebe in den Bankrott.

Kurzum: es hat sich in den letzten Jahren in Sachen China und Chinesen in Sambia genügend Sprengstoff angesammelt, nicht nur in Sambia, mittlerweile auch in den Nachbarländern Simbabwe und Botswana.


NewsDay, Zimbabwe, 15.9. 2011

So war dann die Wahl von Michael Sata zum neuen Präsidenten Sambias keine Überraschung. Und der verlor keine Zeit, bestellte den chiinesischen Botschafter ein und redete Tacheles: Nicht weiter wie bisher, Investment ja, jedoch keine chinesischen Arbeiter mehr, wenn die Jobs auch von Sambiern gemacht werden können.


NewsDay Zimbabwe vom 27.9. 2011

In der chinesischen Kulturrevolution gab es die Devise: den Tiger durch die Vordertür rausjagen, aber den Wolf nicht dann durch die Hintertür hineinlassen. Vielleicht sollten afrikanische Länder sich an diesen chinesischen Spruch erinnern und ihn beherzigen.

Allerdings stehen westliche Firmen nicht weniger am Pranger. Jüngst wurde bekannt, dass die sambische Kupfermine Mopani der schweizer Firma Glencore an Umweltverschmutzungen beteiligt war, und beschuldigt wird, in grossem Stil Steuern hinterzogen zu haben, wir berichteten darüber.

China und Afrika
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China und Afrika – wohin geht die Reise?
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Libyen: Britische Söldner wittern Geschäfte

Dr. Alexander von Paleske — 26.9. 2011 —
Mehrfach haben wir über den Ex-Special Boat-Service (SBS)-Mann, Ex-Sandline-Söldnerfirma Inhaber, und Grossaktionär der britisch-kanadischen Ölfirma Heritage Oil, Tony Buckingham, berichtet.


Tony Buckingham

Er war immer dort zu finden, wo es nach Öl und anderen Bodenschätzen roch, gekämpft wurde, und Schürfrechte zu ergattern waren.

Im Irak war er auf Einladung Saddam Husseins 1995 zu Öl-Fördergesprächen eingeladen. Nach dessen Vertreibung (go with the flow) im Jahre 2003 kreuzte er wieder dort auf, und bekam lukrative Verträge in Kurdistan zugeschanzt.

Spur eines Söldner-Ölbarons
Im Angolakrieg rekrutierte er seinerzeit die südafrikanische Söldnerfirma Executive Outcomes, deren Kämpfer aus Apartheid-Südafrikas Terror- Mörder- und Zerstörungseinheiten stammten, wie dem 32. Buffalo Battalion, den Reconnaissance Commandos (Recce), Koevoet, der 44 Parachute Brigade und aus der Todesschwadron Civil Cooperation Bureau. Im Gegenzug gab es Öl- und Diamanten-Förderkonzessionen.

In Sierra Leone stellte er wieder die Executive Outcomes-Söldner, bekam Bergbaukonzessionen und löste die „Arms to Africa Affair“ aus, wir berichteten ausführlich darüber..

In Uganda fand er Öl, machte Geschäfte mit einer Sicherheitsfirma Saracen, verkaufte später die Öl-Konzessionen an die irische Firma Tullow Oil, unter Hinterlassung von offenbar satten Steuerschulden in Millionenhöhe, wir berichteten auch darüber.

Neue Station: Libyen
Nun raucht der Pulverdampf im Ölförderland Libyen, und schon ist Tony Buckingham wieder über seine Firma Heritage Oil dort aufgetaucht. Zwei „Geschäftsanbahner“ sind für ihn unterwegs, seit Monaten.

In alter Tradition bieten sie „Sicherheitsleute“ auch Söldner zutreffender genannt, dort an. Sie sollen die Bewachung der Ölanlagen übernehmen. Und da Buckingham kräftig vor den Wahlen in die Parteikasse der konservativen Partei eingezahlt hatte, gilt es jetzt, notfalls mit Hilfe des britischen Aussenministers William Hague, die Früchte des Nato-Bombardements zur Unterstützung der Rebellen einzusammeln.

Ein Mann namens John Holmes
Starten wir mit der Nr. 1 der Anbahner, John Holmes, ein Mann der fliessend Französisch spricht, sich schon seit Monaten im Osten Libyens herumtreibt, und gute Kontakte zu der libyschen Übergangsregierung , auch National Transitional Council (NTC) genannt, hält.

Abgestiegen ist er im dem Nobelhotel von Benghazi, dem Tibesti, dort ist er abends an der Bar zu finden.
Holmes ist ein ehemaliger Offizier der britischen Special Forces (SAS) , und der Scots Guards, dem Hausregiment der britischen Königin. Dort diente seinerzeit Königin und Vaterland auch ein weiterer Offizier, den es ebenfalls später in das Söldnerwesen trieb, und der zu Tony Buckinghams rechter (Söldner-)Hand wurde: Tim Spicer, jetzt Chef der Söldnerfirma Aegis.

Holmes war zuletzt Generalmajor, ist sozusagen mit allen Kriegswassern gewaschen, und wurde für seine Verdienste um Königin und Vaterland mit dem höchsten britischen Militärorden, dem Military Cross ausgezeichnet, bevor er dann aus dem Militärdienst aus- und in das Söldnergeschäft einstieg. Zunächst als Direktor der berüchtigten Söldnerfirma Erinys, die im Irak und Aghanistan ihr Unwesen treibt, und nun als Chef der von ihm gegründeten Söldnerfirma Titon.

Der geeignete Mann also, um den Libyern hochbezahlte Sicherheitsdienste, ausgeführt durch Söldnerpack, anzudrehen. Die Kämpfe sind noch nicht vorüber, gerade heute haben Insurgents von Algerien aus einen libyschen Grenzposten überfallen, das ist das rechte Klima für Söldner, die „Sicherheit“ versprechen, brutal zuschlagen und ordentlich abkassieren.

Natürlich hat Tony Buckingham weitergehende Pläne, Libyen besitzt die grössten Ölvorräte Afrikas. Aber da sind grössere Firmen etwas besser positioniert, also fängt man erst einmal eine Nummer kleiner an.

Philosophie eines Söldner-Generals
Holmes Philosophie für seinen Einsatz als eine Art Mini-Lawrence von Arabien:

„To lead the local tribesman successfully, you must have integrity understand and respect the culture, share the dangers and use a carrot and stick approach, often by the judicious use of money“

Im Klartext: Schmeicheln, Drohen, Zuckerbrot (Bestechung) und die Peitsche
Der National Transitional Council (NTC) hat erst einmal dankend das Angebot von Heritage Oil abgelehnt. Das ist aber für Buckingham nicht die letzte Antwort. Denn nun gilt es Lobbyarbeit in Grossbritannien zu leisten: Aussenminister William Hague soll Druck bei den Libyern machen.
Diese Lobby-Arbeit für HeritageOil besorgt ein Herr namens Christian Sweeting, Grundstücksmakler, mit besten Verbindungen zur Konservativen Partei, für die er einst (erfolglos) im Wahlkreis Torbay kandidierte. Der pendelt zwischen London und Libyen her und her, schreibt Frontberichte an Aussenminister Hague. Aber der ziert sich noch etwas.

Es ist wohl nur die Spitze eines Eisbergs, und es bleibt zu hoffen, dass die Libyer bei ihrer dankenden Ablehnung bleiben.

Tony Buckingham: Afrika-Söldner, Ölsucher und nun ugandischer Steuerbetrüger?
Tony Buckingham – Ein britischer Afrika-Söldner wird Milliardär
linkUgandas Ölfunde: Söldner fördern es, die Amerikaner kaufen es.
Söldner, Gauner, Waffen und Rohstoffe

Zum Söldnerunwesen
linkOlympia 2012 in London — Wir rufen die Söldner der Welt
linkVerfahrenseinstellung gegen Blackwater Söldner – eine Rechtsbeugung?
linkBlackwater–Söldner in Afghanistan oder: Mit der Bundeswehr Seit an Seit
Chefsöldner Tim Spicer erhält Pentagon-Vertragsverlängerung im Irak
Vom britischen Südafrika-Botschafter zum Söldnerfirma-Direktor
Söldnerchef Spicer sucht neues Geschäftsfeld: Piratenbekämpfung vor Somalia?
linkBlair drängt auf Söldnernachschub aus Südafrika
On The Road Again – Blackwater-Söldner dürfen weiter töten
Irak: Wenn die regulären Truppen gehen, kommen die Söldner

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Libya: Rebels execute 85 mercenaries, including 12 Serbs

Onlineredaktion – Libyan rebels who control most of the country after defeating Muammar Gaddafi’s military, have executed 85 foreign mercenaries, including 12 Serbs, in the city of Misrata alone, Serbian media reported on Tuesday.

Belgrade daily Press said the executions took place in the state insurance building in Misrata after it was taken by the forces loyal to rebels’ National Transitional Council (NTC). Among the killed mercenaries, who fought on Gaddafi’s side, were also nine Croats, 11 Ukrainians and ten Colombians, the paper said.

The report was also confirmed by Zagreb daily Vecernji list whose correspondent in Misrata, Hasan Hajdar Dijab, said many mercenaries had been killed in fighting, but those arrested were shot in the head.
It quoted a rebel commander in Misrata Abdelaziz Madini as saying “those killed weren’t soldiers but executioners who came here to kill for money”. He said other mercenaries who surrender would have a fair trial.

Balkans military analysts said they were not surprised by the report, because hundreds of veterans of 1990s Balkans war have sought engagement abroad after the end of the Balkan wars in 1995 and fought for money in various African and Asian countries.

In a related development, the human rights organization Amnesty International (AI) said in its latest report that both sides in the Libyan conflict committed crimes, especially Gaddafi’s forces, but “crimes committed by rebels weren’t negligible either”, it added.

Amnesty International has called on Libya’s National Transitional Council to take steps to prevent human rights abuses by anti-Gaddafi forces

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Wikileaks mischt Zimbabwe auf

Dr. Alexander von Paleske — 13.9. 2011 —
Vor einer Woche veröffentlichten wir hier einen Artikel, der sich kritisch mit der unredigierten Veröffentlichung von Botschafts-Cables auseinandersetzt.

Wir wiesen vor allem darauf hin, dass – wie im Falle Weißrusslands geschehen – Personen der Mitgliedschaft bzw. Kollaboration mit der Opposition beschuldigt würden und damit der Gefahr der Verhaftung, schlimmstenfalls der Tötung, ausgesetzt sind.

Wikileaks erreicht Simbabwe
Mittlerweile haben die Wikileaks-Enthüllungen auch die innenpolitische Auseinandersetzung in Simbabwe verschärft, und sorgen die Diplomatic-Cables für reichlich Stoff in der regierungsabhängigen und der regierungsunabhängigen Presse in Simbabwe.

Starten wir der regierungsunabhängigen Presse:
Demnach hat eine ganze Reihe von Ministern, die namentlich genannt werden, offenbar Gespräche mit US-Botschaftsangehörigen gehabt.

Die USA werden von Simbabwes Präsident Robert Mugabe als Feind abgesehen. Gespräche mit dem „Feind“ daher als Verrat betrachtet, unabhängig davon, was im Einzelnen besprochen wurde.

In der News Day vom Montag 12.9. 2011 heißt es :

Wikileaks diplomatic cables have exposed a long list of senior ZANU / PF government officials, among them Vice President Joice Mujuru, Defence Minister Emmerson Mnangagwa, Transport Minister Nicholas Goche, and Youth and Indigenisations-Minister Saviour Kasukuwere having shared confidential information with American envoys.
Former ZANU / PF Ministers Jonathan Moyo, Sikhanyiso Ndlovu und Damiso Dabengwa reportedly did the same, discussing sensitive issues around the political and security situation in the country.

Auch Armeeoffiziere sollen Gespräche geführt haben

Da es aber keine Protokolle dieser Diskussionen gibt, vermittelt der Botschafter in seinen Cables letztlich nur Eindrücke. Ob die zutreffend sind, kann jedoch nicht geklärt werden, da die Betroffenen alles abstreiten.

Mugabe, der zunächst sprachlos war, hat für morgen eine Sitzung des Politbüros einberufen. Seine harsche Antwort wird nicht lange auf sich warten lassen. .


Zimbabwe Independent vom 9.9. 2011

Kriegvseteranen kündigen Rachefeldzug an
Der Chef der sogenannten War Veterans, Jabulani Sibanda, dessen Gefolgsleute nicht gerade durch Harmlosigkeiten in der Vergangenheit auffielen, hat bereits „geeignete Maßnahmen“ gegen diese „Verräter“ angekündigt.


News Day 12.9.2011

Umgekehrt glaubt die Regierungspresse – dank Wikileaks – einen Journalisten als Doppelagenten entlarvt zu haben, der bei seiner Rückkehr nach Simbabwe – er arbeitet zur Zeit in Südafrika – mit seiner Verhaftung rechnen muss.


Regierungssprachrohr Sunday News l vom 11.9. 2011

Bereits vergangene Woche hatte die südafrikanische Wochenzeitung Mail and Guardian berichtet, wie die ZANU / PF versuchte, sich von Politikern zu trennen, die verhandlungsbreit sind, und im Falle des Todes Mugabes – der 87 jährige leidet offenbar an metastasiertem Prostatakarzinom- eine Verhandlungslösung und keinen Coup anstreben.


Mail & Guardian 9.9. 2011

Die Hardliner in Mugabes Partei haben nun dank Wikileaks das Futter, um diese Politiker kaltzustellen, und können die Cables gleichzeitig benutzen, um Journalisten der Spionage zu beschuldigen.

Wikileaks sei gedankt
Wikileaks hat also – dank der fehlenden redaktionellen Bearbeitung der Cables – Steine unter die Politiker und unter das Volk geworfen, mit der Folge, dass jetzt aufeinander losgegangen wird, ggf. mit Hilfe der Schläger-Veteranen, und der immer gewaltbereiten Jugendliga. Deren Truppen hatten bereits in der vergangenen Woche wieder einmal bei der Parlamentseröffnung durch Rowdytum und Schlägereien auf sich aufmerksam gemacht, und einen Tag später die Händler auf einem Flohmarkt in Harare verprügelt, mit der durch nichts belegten Behauptung, sie würden die Partei MDC statt ZANU / PF unterstützen.

So kann sich dann Wikilekas zugutehalten, gewaltsame Auseinandersetzungen unwillentlich gefördert zu haben.

Bezweifeln darf man , dass Wikileaks-Boss Julian Assange auch nur ansatzweise Kenntnisse über die innenpolitische Lage in Simbabwe besitzt, in die er mit der unredigierten Veröffentlichung substantiell eingegriffen hat. Das gilt nicht nur für Journalisten, Politiker der ZANU / PF sondern ebenfalls für Angehörige der in Opposition zur ZANU /PF stehenden MDC, denn auch deren Mitglieder werden in den Cables gebührend „gewürdigt“.

Mit anderen Worten: Die Auswirkungen der Veröffentlichungen sind Assange offenbar schnurz-piep-egal.

Solch eine Person sollte niemals Zugang zu derartigen Infos erlangen können, geschweige denn entscheiden, was, wann, und wie veröffentlicht wird.

Wikileaks am Ende? Die Idee wird überleben

Zu Simbabwe
link Simbabwe: Beerdigung von Solomon Mujuru – auch Beerdigung der politischen Gewalt?
link Simbabwe: Tod des ehemaligen Armeechefs Solomon Mujuru
link Wahlen in Simbabwe noch 2011?

linkSimbabwe – Der Wahlkampf hat schon begonnen
linkWird Simbabwe den Weg Ägyptens gehen?
linkWohin treibt Simbabwe?
link 30 Jahre Simbabwe, 30 Jahre Robert Mugabe
linkSimbabwe: Mugabes Umzug ins Paradies

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Maghreb: Ziel Europa, Cargo Kokain. Der Aufstand braucht Geld

Stephan Fuchs – In Afrika herrscht Krieg. Libyen versinkt im Chaos, die Korruption steigert sich ins Unermessliche. In Europa werden immer mehr Nordafrikaner mit Kokain von der Polizei aufgegriffen.

Immer häufiger beobachten europäische Polizeistellen, dass Nordafrikaner, allen voran Tunesier und Libyer mit Kokain angetroffen werden. Die Mengen der sichergestellten Drogen übertreffen den Eigenbedarf bei Weitem. 20 bis 30 Kügelchen können zum Teil pro Zugriff sichergestellt werden, auch schon mal Fingerwürste, die aus dem Darm entnommen werden. Bis vor kurzem waren die Nord Afrikaner vor allem mit den gemütlichen Drogen wie Haschisch und Cannabis beim Verkauf aufgefallen. Das Business wurde vorwiegend von Nigerianern und West Afrikanern ausgeführt.

Im Zuge der Aufstände in Nordafrika, werden sie aber zunehmend von ihren nördlichen Nachbarn verdrängt. Der Aufstand braucht Geld. Dazu wird das lukrative Kokain Business immer mehr gleich selber ausgeführt und nicht mehr an die Schwarzafrikaner ausgelagert: Vom Import, verarbeiten, strecken, Vertrieb und Verkauf und der Schutz der Operationen, wird mehr und mehr von Tunesiern und Libyern übernommen.

Die Drug Enforcement Agency DEA verhaftete unlängst drei Mitglieder der al-Qaida Organisation des Islamischen Maghreb (AQIM). Das Trio war für die Sicherheit eines kolumbianischen Kokain Transports der FARC verantwortlich, das über Westafrika importiert worden war und über Karawanen nach Spanien hätte gebracht werden sollen. Es ist gut möglich, dass man in Europa in Kürze einen Verdrängungskampf wird beobachten können, denn es ist fraglich, ob sich die Nigerianer den lukrativen Markt wegnehmen lassen.

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The Nigerian Connection

Juliana Ruhfus – Every year tens of thousands of West Africans migrate to Europe in search of a better life. But for some of them that search will end in tragedy, as they fall victim to competing mafia gangs that prey on the hopes of the desperate. In southern Italy, it is Nigerian women who are among the most exploited, with many ending up trapped in the nightmare world of the sex trade.

In the first of two special reports, Juliana Ruhfus investigates the plight of African women caught up in a web of organised crime, prostitution and people trafficking. In the following account Chiara Caprio, an Italian journalist who was involved in the making of the film, describes what they found out in southern Italy.

http://c.brightcove.com/services/viewer/federated_f9?isVid=1&isUI=1

The ghetto of Destra Volturno, an assembly of houses once used by Neapolitan tourists, is surrounded by flowers as it hosts the funeral of Mary Morad, a seven-year-old from Ghana. She was killed by a man with psychiatric problems. But in Castel Volturno, more than one-third of the 25,000 official citizens are African and, in particular, Ghanaian and Nigerian.

Al Jazeera came to investigate the phenomenon of Nigerian organised crime in this small town, quickly forgotten after serious riots in 2008, when hundreds of Africans took to the streets to protest against the massacre of six young Ghanaians committed by Giuseppe Setola, the army of the Casalesi clan.

Mary’s family is waiting for the coffin and tension grows as delays and friction increase. Bose Atta, Mary’s Nigerian mother, who was trafficked to Italy to be forced into prostitution, is nervous. She cries as her friends express anger against Mary’s father, a man from Ghana who is now married to another Nigerian woman.

Finally, the coffin arrives and a group of men start celebrating with a Muslim rite. An improvised march towards the cemetery starts under a warm sun overheating a tormented African community.

Stronger than ever
„The Domitiana crosses Castel Volturno for 28 kilometres,“ says Stefano Ricciardiello, a detective at the local police station, a small and shabby office overwhelmed by new and old papers covering stories of murders, repatriations and organised crime. „The new African mafia’s activities have invaded the whole territory.“

He is showing us along the roads where, one after another, Nigerian women and young girls are waiting for clients.

According to the United Nations Interregional Crime and Justice Research Institute (UNICRI), Italy is now the main destination for more than 10,000 Nigerian prostitutes, trafficked from Benin City to European cities and criminal hubs, just like the Domitiana and its coast.

„Nigerian criminals are able to find agreements with all the mafias, from Colombians to Chinese. But it’s an easy game for them in Italy also for another reason: the high number of Italian clients who look for prostitutes night and day,“ says Giovanni Conzo, a prosecutor at the anti-mafia section in Naples.

„This organisation is stronger than ever. We should stop them before they take full control of our region,“ he adds. But Conzo’s words offer just a glimmer of hope.

Using voodoo to enslave
Isoke Aikpitanyi, a former victim of trafficking and now the main reference point for Nigerian women in Italy, knows how this business is managed in Caserta’s area. As she walks in Castel Volturno’s historic centre, she explains: „Today in Italy there are almost 10,000 madams, each one in control of an average of two or three girls.“

Madams are the key, she explains. They are the main actors in this exploitation. They force girls into prostitution and ask for money to repay the debt. They work with „brothers“, men who are in charge of physically trafficking the „babies“, as girls forced into prostitution are called.

But Nigerian human trafficking is often associated with drug smuggling and a distorted use of religious tradition.

The women and girls are often forced to undergo a Juju oath-swearing ritual that commits them to repaying the money they owe to their smugglers on pain of death or insanity.

„The Juju, the voodoo rite, it’s not a bad practice. It was used to bring justice, but they ruined everything,“ says Isoke with anger. „They don’t care how they make their money as far as they make it. They use Juju to enslave.“

Even in this hell, there are people who try not to lose hope. Sister Antonia, a Nigerian nun of the Sacred Heart of Jesus order, manages a shelter, the Casa Santa Maria dell’Accoglienza, launched in 2000 in the Fernandes centre by the Capua-based Caritas. Here, more than 70 women have found a place to stay and 10 children have been born.

„We were called by the bishop of Capua, Mons. Bruno Schettino, to promote these girls‘ integration. They are all former prostitutes. If they want to change their lives, they know they’ll always find a place here,“ Sister Antonia says.

The women can stay for between six months and a year, a period when they dedicate their time to education and „to gain[ing] their dignity back,“ explains Sister Antonia. The nuns give the girls the opportunity to write down their stories and explain what happened and who forced them into prostitution.

„We try to make them understand that Juju won’t have any effect on them,“ she says.

But we met girls who still work on the streets and believe in the agreements they made. Some of them have to repay debts of up to $58,000 and are still terrified of the powerful consequences of Juju on their families and themselves.

In the second part of the special investigation, The Nigerian Connection II, Juliana Ruhfus follows the trail from Italy back to Benin City in Nigeria, from where women, desperately seeking an escape from grinding poverty, are trafficked to Europe.

To pay for their travel, many of them incur massive debts to organised crime gangs in the false belief that a lucrative regular job awaits them at the other end. Often they are forced to undergo a Juju oath-swearing ritual that commits them to repaying the money on pain of death or insanity.

When they arrive in Europe, they discover the only way they can do this is by agreeing to work in the sex trade. A Juju priest who is involved in the trade justifies the use of ritual practices on the grounds that he is offering a service to the community.

But as Juliana discovers, it is not just traditional African religions in West Africa that contribute to this trade on bonded labour. Evangelical Christian pastors have been involved too.

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The Sahara’s new cargo: drugs and radicalism

Stephen Ellis – It is not often that the words “cocaine” and “al-Qaida” are plausibly linked. But these two forces are turning the western half of the Sahara – approximately from southern Libya to the Atlantic coast – into a locus of illicit money-making and radical politics. The development, quite a feat for a sparsely populated region, presents a challenge that the rich states to the north cannot afford to ignore.

A number of incidents in recent months suggest that this new reality has begun to take root. In December 2009, three alleged al-Qaida operatives of Malian origin were arrested in Ghana on “narco-terrorism” charges and sent to the United States under the auspices of the Drugs Enforcement Administration (DEA), following a four-month tracking operation (see James M Dorsey, “Drugs Money Fills al Qaeda Coffers in West Africa”, Deutsche Welle, 22 January 2010). In March 2010, a number of al-Qaida affiliates were charged in Mauritania with drug-trafficking offences involving the transportation of cocaine and marijuana.

Behind these immediate events lies a spreading implantation of the drugs trade in parts of the continent. By the mid-2000s at latest, leading cocaine-smugglers in Latin America had begun systematically using west Africa as a staging-post for the European market. This is estimated to consume about 300 tonnes of the white powder per year at present, but it has huge potential to increase further (see Emmanuelle Bernard, “Guinea-Bissau: drug boom, lost hope”, 23 October 2008).

At first, the traffickers’ strategy was to take wholesale cargoes to coastal states in west Africa and stockpile it in places where policing is inadequate and politicians can be bought cheaply. From there, cocaine could be repackaged and re-exported to Europe. There were already well-established west African cocaine-smugglers (with Nigerians and Ghanaians in the forefront), whose speciality had always been to access the European market by sending large numbers of couriers by air, each carrying a kilo or less – the notorious “swallowers and stuffers”. The major west African traders provided local services to the Latin Americans; some individual local traders were taking small quantities overland through the Sahara to north Africa, but there was no real evidence of a wholesale trade through the desert.

The new cargo
The signs of a shift in the trade’s character were evident by January 2008, when the Malian army fought a battle in the north of the country with a convoy of vehicles manned by smugglers carrying no less than three-quarters of a tonne of cocaine eastward. The Malian authorities confiscated the cocaine…which promptly disappeared. Since then there have been in terceptions of other convoys carrying cocaine in four-wheel-drive vehicles from the Atlantic coast of Africa towards the heart of the Sahara. The smugglers are well-armed and equipped with satellite-phones and global-positioning systems (GPS).

They have the confidence to match their sophisticated technology: they have even placed landmines at strategic locations to discourage interception. No one on the right side of the law knows where their cargoes end up, but most probably they go to Libya or Egypt for onward transport to Europe, perhaps in cargo-containers.

An investigative breakthrough came in November 2009, when the Malians found in a remote region the wreck of a Boeing cargo-aircraft that had brought in a huge quantity of cocaine from Venezuela. Law-enforcement officers were shocked: here was evidence of a huge cocaine trade that by-passed the coast completely and went straight to desert smuggling-networks (see Jamie Doward, “Drug seizures in west Africa prompt fears of terrorist links”, Observer, 29 November 2009).

Indeed, the Sahara has always been prime territory for traffickers. There aren’t too many other ways of earning a living there. Until recently the main high-value commodity was cigarettes, hauled overland from the Atlantic coast to north Africa. But once a gang acquires the necessary transport and logistics, it can switch to any cargo; and the rising risks of smuggling cocaine by air and by sea to Europe make it more tempting to transport cargo overland to north Africa and then smuggle it over the Mediterranean (using the traditional hashish-smugglers’ routes or developing new ones).

Who makes the really big profits on the desert-run is a closely guarded secret; but even if the Saharan drivers only get a minor cut, the result is a lot of money in a region that has always been desperately poor.

The Sahara ocean
The Sahara is home to more than smugglers. Today it has also become a focus for the group known as “Al-Qaida in the Islamic Maghreb” (AQIM). This is the new brand-name (adopted in 2006) for the old Algerian Islamist movement, the Salafist Group for Preaching and Combat (GSPC), one of the toughest of the factions fighting against the Algerian government in an atrocious civil war that lasted through the 1990s and beyond.

The GSPC seemed at one point to have been more or less defeated; but after the 9/11 attacks and the United States invasion of Afghanistan, US generals insisted that the Sahara represented a possible new location for Islamist radicals relocating after being flushed out of their Afghan camps. The generals were later to say that some suicide-bombers operating in Iraq had trained in the same camps.

Most observers were rather sceptical; but there was no doubt that Algerian Islamists had trained at al-Qaida camps in Afghanistan and that Algerians were present at the founding of al-Qaida. There were also plenty of radical Islamist preachers wandering through the countries just south of the Sahara, usually with funding from the Gulf states or Pakistan, but there is not much new about this. The conventional wisdom has always been that west African Muslims are dominated by brotherhoods devoted to Sufi mysticism and have little truck with Saudi or south Asian ideas of doctrinal purity (see Sean Hanretta, Islam and Social Change in French West Africa: History of an Emancipatory Community [Cambridge University Press, 2009]).

The idea of the Sahara as a new centre of Islamist radicalism seemed to many people to be a case of American strategists finding terrorists under every sand-dune at a time when the “global war on terror” made this a good way of advancing a military career. The US military set up a series of schemes to train the security forces in countries bordering the Sahara and launched joint military exercises called Operation Flintlock. In 2004, I witnessed US marines teaching Nigérien troops how to clear a house of enemies and practicing with them on the rifle-range.

Yet the big empty spaces of the Sahara have a curious effect of linking places as far away as Darfur and the Atlantic coast. And there’s no doubt that there has been a distinct revival of Islamist activism in the Sahara of which the rebranding of the Algerian radicals as AQIM is just one part. AQIM is more radical and ideological than traditional Saharan bandits. In December 2007, AQIM blew up the United Nations building in Algiers and attacked a law court, killing forty-one people. In the sixteen months since there has been a spate of kidnappings, the beheading of a British tourist, the murder of a top Malian intelligence officer, and more violence besides.

It is unclear what AQIM actually consists of or how it relates to the Tuareg population of the Sahara, which traditionally has had little truck with Islamism. AQIM is said to contain at least three rather disparate elements; these include the Mauritanian Islamists who attacked the Israeli embassy in Nouakchott in February 2008 as well as killing some French tourists, and the remnants of the old Algerian movement (which are operationally rather separate). In between are various more traditional bandits who use the AQIM brand-name but have little ideological fervour.

Some radical groups fight each other for turf, but whether they are AQIM or freelancers is unclear. Some recent reports from northern Niger suggest that AQIM regularly recruits west African migrants who get lost in the desert heading for north Africa. AQIM also encourages others to take western hostages and hand them over. By all reliable accounts, the current situation is a rather mixed picture where politics and commerce are fused (see Philip Sherwell, “Cocaine, kidnapping and the Al-Qaeda cash squeeze”, Telegraph, 6 March 2010).

Beyond the fortress
An additional element is the radicalisation of mosques and universities in Niger and Mali by radical Islamists, some of them influenced by Sudan. The major purveyors of influence in the Sahara, including Algeria’s formidable military intelligence service and Colonel Gadaffi’s Libya, have never attempted to police borders in the way that the US strives for, but tend to prefer more indirect methods of sponsorship and cooptation. The fact that some of the cocaine-carrying jeeps intercepted by Malian and Nigérien soldiers in the desert have been imported brand-new through Algiers suggests that north African governments may be playing a more complex game than appears. There is a lot of money at stake.

All of this cannot leave Europeans indifferent. The Sahara’s status as a transit-route for cocaine coming into Europe makes the region a major security issue for European Union countries. And it was groups with roots in north Africa that carried out the metro-bombings in Paris and the train-bombings in Madrid. Until now, Europe’s main effort in the region has been to stop African boat-people from entering the EU, making the Sahara into the first line of defence of “fortress Europe”. But technical means are not enough. The Europeans need to focus much more attention on what really happens in the Sahara.

Stephen Ellis is Desmond Tutu professor in the social sciences at the Free University Amsterdam, and a senior researcher at the African Studies Centre, University of Leiden. He is the author of Season of Rains: Africa in the World (C Hurst, 2011)

afrika

Machtkampf in Südafrika: Präsident Jacob Zuma gegen Jugendliga-Boss Julius Malema

Dr. Alexander von Paleske — 2.09. 2011 — Zur Zeit spielt sich ein Machtkampf in Südafrika ab, der jedoch angesichts der Kämpfe in Libyen wenig Aufmerksamkeit gefunden hat: Julius Malema, der Anführer der Jugendliga (ANC Youth League, ANCYL) der Regierungspartei African National Congress (ANC), will die Machtfrage stellen. Nicht nur für seine Jugendbrigaden, dort ist er bereits seit 2008 Chef, sondern für den ANC insgesamt.


Julius Malema, im Hintergrund seine „politische
Mentorin“ Winnie Mandela – Screenshot: Dr. v. Paleske

Südafrikas Präsident Jacob Zuma soll zukünftig ihn nicht nur kritiklos in vollem Umfang gewähren lassen, sondern möglichst auch noch seiner politischen Linie folgen, langfristig will Malema ihn in seinen Ämtern als Parteivorsitzender und Präsident beerben.

Es geht hier also schon nicht mehr um das „irgendwie miteinander auskommen“, sondern darum, wer hier der Stärkere ist, wer politisch bereits jetzt das Sagen hat.

Staatssozialismus und Wortradikalismus
Malema war in der Vergangenheit vor allem durch Wortradikalismus und Propagierung von althergebrachtem Staatssozialismus (besser als Staatskapitalismus zu bezeichnen) als anzustrebenden zukünftigen (Ab-)Weg Südafrikas aufgefallen, was ihn oft genug in Konflikt mit der Mutterpartei gebracht hatte. Leichtsinnigerweise wurde das als jugendliche Torheiten auf die leichte Schulter genommen.

Malema fiel aber nicht nur durch seine bizarren Forderungen im Wirtschaftsbereich auf, sondern auch durch Absingen eines alten Kampfliedes des ANC aus der Zeit des Befreiungskampfes „Tötet die Buren“.

Befreiungskampf nur vom Hörensagen
Den südafrikanischen Befreiungskampf kennt der 30-jährige Malema allerdings mehr vom Hörensagen als eigenem Miterleben und Mitkämpfen: Er war bei der Entlassung Nelson Mandelas aus der Haft gerade mal 9 Jahre alt.

Malemas Spezialität: Unter Zuhilfenahme von Geschichtsklitterung alte Ideen und Kampfparolen aus der ANC- Mottenkiste hervorzuholen, die vom ANC bereits 1969 auf der Morogoro Konferenz in Tansania auf den Abfallhaufen geworfen worden waren, weil sie letztlich auf einen puren afrikanischen Nationalismus, und damit auf einen neuen Rassismus bzw. Chauvinismus, diesmal von afrikanischer Seite, hinausliefen.

Nun auch beim Nachbarn Botswana aktiv
Nun hatte Malema zu einem Schlag ausgeholt, den der ANC möglicherweise mit seinem Rauswurf beantwortet: Heute soll die Entscheidung nach Anhörungen fallen, die vor einem Ausschuss des ANC stattfinden.

Malema hatte lautstark, öffentlich und extrem undiplomatisch einen Regierungswechsel im Nachbarland Botswana gefordert, eine massive Unterstützung der dortigen Oppositionspartei Botswana National Front, (BNF) seitens seiner Jugendorganisation zugesagt, und sich damit in ziemlich unverfrorener Weise in die inneren Angelegenheiten des Nachbarlandes eingemischt.

Ein Land, das nicht nur unter dem Apartheidregime Südafrikas gelitten hatte, sondern vielen ANC- Kämpfern seinerzeit Unterschlupf gewährt, bzw. als Transitland für ANC-Kämpfer sich zur Verfügung gestellt hatte, unter der Regie des damaligen ersten Staatspräsidenten Sir Seretse Khama, dessen Sohn, Ian Khama, jetzt der 4. Staatspräsident nach der Unabhängigkeit 1966 ist.

Botswana, wo Wahlen absolut demokratisch ablaufen, und das zu Recht als die „Schweiz Afrikas“ bezeichnet wird, ist der neue Dorn im Auge eines politischen ungestümen Ungetüms, der das politische Spektrum in schwarz und weiss, und das schwarze Spektrum in Freunde und Feinde einteilt, Grauzonen nichtexistent. Motto: „wer nicht für mich ist, der ist gegen mich“.

Malema warf dem Staatspräsidenten Khama und dessen Partei Botswana Democratic Party (BDP) vor, eine „Marionette der Imperialisten“ zu sein. Das müsse nun geändert werden – mit seiner, Malemas Hilfe.

Hintergrund: Die guten Beziehungen zwischen den USA und Botswana und der Vorwurf: Botswana wolle Africom, das Africa-Command der US Armee, zur Zeit in Stuttgart Möhringen beheimatet, bei sich aufnehmen.

Beweise dafür gibt es allerdings nicht.

Aber anstatt gegen die mögliche Stationierung von Africom in Afrika generell aufzutreten – das habe ich auch in einem Artikel in der führenden Tageszeitung Botswanas MMEGI seinerzeit getan – die direkte Eimischung.

Malema-Fass läuft über
Dieses unverfrorene und völlig unakzeptable Vorgehen brachte nun das Fass innerhalb der Regierungspartei ANC zum Überlaufen. Seit Dienstag dieser Woche muss sich Malema vor dem Partei-Disziplin-Ausschuss verantworten.

Vor dem Luthuli-Haus, der Parteizentrale des ANC in Johannesburg, spielten sich am Dienstag dieser Woche, dem ersten Verhandlungstage, gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern Malemas und der Polizei ab.


Demonstrationen am 30.8. 2011 – Screenshot: Dr. v. Paleske

Fast wäre es den Demonstranten gelungen, in das Luthuli Haus einzudringen.

Skandale pflastern seinen Weg
Insgesamt ist der politische Weg Malemas durch Skandale gepflastert, vor allem dass er sich offenbar nicht scheut, notfalls Abstimmungen durch Wahlbetrug, Wahlfälschung oder Einschüchterung für sich zu entscheiden.

Wasser für die Massen, Sekt und Breitling für mich
Allerdings ist Malema keineswegs ein materiell anspruchsloser und insoweit vorbildlicher Politiker, dem das Wohlergehen der Massen am Herzen liegt. Er fällt vor allem dadurch auf, dass er, wie viele andere führende Politiker Südafrikas auch, die allerdings nicht (mehr) die Gospel des Staatssozialismus verbreiten, Wasser predigt aber Champagner trinkt.

Die Liste seiner ihm bzw. seiner Firma gehörenden Gebäude ist durchaus beeindruckend:

Unter anderem:

– Ein Haus Wert 1,3 Millionen Rand (137.000 Euro) in Polokwane (früher Pietersburg), gekauft letztes Jahr für seinen Sohn und dessen Mutter, mittlerweile getrennt von Malema lebend

– Ein weiteres Haus in Bendor, Wert 3,5 Millionen Rand

– Eine 3,5 Hektar Farm ausserhalb von Polokwane, vor einem Jahr für 900.000 Rand gekauft

– Eine weitere Residenz, in Polokwane, seiner Heimatstadt,

– und noch eine weitere in Johannesburg, die letztere in dem Nobelstadtteil Sandton, Wert: 3,6 Millionen Rand. Die wird aber von ihm mittlerweile nicht mehr als repräsentativ genug angesehen, wurde deshalb abgerissen und wird jetzt durch einen mehr „standesgemässen“ Prachtbau ersetzt. Kosten: schlappe 16 Millionen Rand. Ein Bunker gehört zukünftig auch dazu, Gaddafi lässt grüssen.

– Das Haus seiner Grossmutter wurde von ihm ebenfalls abgerissen, um Platz für ein neues zweigeschossiges Haus zu schaffen. Wert: nicht unter 1 Million Rand.

Und Julius M. liess bereits ankündigen, weitere Häuser würden bald in seinem Besitz übergehen.

Der plötzliche Reichtum des Julius M.
Woher der plötzliche Reichtum eines Mannes, der vor 8 Jahren nicht einmal ein eigenes Haus besass?

Dazu muss man wissen, dass Malema mit seiner Baufirma On Point v or allem von öffentlichen Aufträgen lebt, die er dank seiner Verbindungen in der Regierungspartei leicht bekommt, Korruption und Vetternwirtschaft ein anderes Wort dafür.

Um das Bild zu vervollständigen: Die Erledigung der überteuerten Aufträge durch die Julius-Firma führte in der Regel zu erheblichen Klagen wegen gravierender Baumängel.

Er hat es mittlerweile geschafft, seine Heimatprovinz Limpopo durch Lancieren seiner Getreuen an die Schalthebel der Macht korruptionsmässig richtig auf Vordermann zu bringen, man könnte sie zutreffend auch Malempopo oder Korrupopo nennen.

Massen für dumm verkauft
Wie schafft es dieses politische Grossmaul, der gerne Diamanten-Ringe trägt und eine Maybach-Breitling Uhr am Handgelenk schlackern liess, bis sein Sohn sie beschädigte, die armen Massen Südafrikas zu mobilisieren?

Die anhaltenden Probleme Südafrikas, nämlich die weit verbreitete Armut, die hohe Arbeitslosigkeit, die hohe Kriminalität und die Aids-Seuche, sind auch nach Abschaffung der Apartheid und Abhaltung von demokratischen Wahlen, die regelmässig vom ANC haushoch gewonnen werden, 17 Jahre danach keineswegs geringer geworden.

Gewachsen ist aber die Ungeduld der südafrikanischen Massen, die endlich Fortschritte sehen wollen. Diese ungelösten Probleme bieten genügend Sprengstoff, an denen der Jugendbrigadeführer mit seinen abstrusen Wirtschaftsvorschlägen und rassistischen Parolen gerne zündelt.
Malema spricht an und aus, was die Massen denken, auch wenn das alles von seiner Seite nach purer Heuchelei aussieht, vielmehr sind das Werkzeuge für den Fortgang seiner politischen Karriere in Richtung Parteivorsitz und dann Präsidentenamt.

Für Jacob Zuma wäre allerdings ein Rauswurf Malemas nicht ungefährlich. Abweichend von dem, was er vor Beginn seiner ersten Amtsperiode verkündete, möchte er nun doch recht gerne noch eine zweite Amtszeit.

Malema sorgte seinerzeit mit seinem Brigaden-Tross dafür, dass Zumas Vorgänger als ANC Parteichef, Thabo Mbeki, abgewählt wurde und warf alle Politische Kraft hinter Zuma. Er erklärte sich sogar bereit, für Zuma zu „sterben“, bis der schliesslich das Rennen machte und Mbeki aus dem Sattel und schliesslich auch aus dem Präsidentenamt warf.


Bild aus besseren Tagen: Zuma und Malema – Screenshot: Dr. v. Paleske

Malema könnte Zuma gerade nach einem Rauswurf aus dem ANC – aber selbst ohne diesen – noch einige schlaflose Nächte bereiten. Getreu dem Motto: „Die ich rief die Geister werd ich nun nicht los“.


So sieht der grosse südafrikanische Cartoonist Zapiro den ANC-Jugendliga-Präsidenten Malema

Südafrika: Jugendführer Julius Malema “ Die ich rief die Geister, werd ich nun nicht los“

Africom: USA greifen nach Afrika

afrika

Simbabwe: Beerdigung von Solomon Mujuru – auch Beerdigung der politischen Gewalt?

Dr. Alexander von Paleske — 21.8. 2011 —
Gestern wurde Solomon Mujuru, Simbabwes erster Armeechef, beerdigt.Tausende waren zum Heroes Acre gekommen, um dem Nationalhelden die letzte Ehre zu erweisen, darunter auch alle führenden Mitglieder der ehemaligen Oppositionspartei MDC.


Solomon Mujuru mit seiner Frau, der Vizepräsidentin Joice Mujuru

Derweilen wird offen vermutet, dass Mujurus Tod nach einem Brand in seinem Farmhaus nicht das Ergebnis eines Unfalls war, er vielmehr getötet wurde.Dafür spricht vor allem die Tatsache, dass das Farmhaus mehr Ausgänge und offene Fenster hatte, schweizer Käse Löcher. Aber Mujuru, und mit ihm seine Freundin, versuchten offenbar gar nicht zu flüchten.


Wochenzeitung Zimbabwe Independent vom 19.8.2011

Feinde in der eigenen Partei ZANU / PF
Mujuru hatte Feinde in seiner eigenen Partei. Er lehnte gewaltsame Aktionen gegen Mitglieder der Oppositionspartei MDC ab. Er hatte auch keine Probleme, mit dem Premier und Chef der MDC, Morgan Tsvangirai, einen offenen Meinungsaustausch zu führen.


Simbabwes Sonntagszeitung Daily News on Sunday 21.8.2011

Noch bedeutsamer: er lehnte offenbar, anders als die Hardliner in Mugabes Partei, die Durchführung von Wahlen noch in diesem Jahr strikt ab. Er verlangte vielmehr, ähnlich dem südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma, erst einmal die Voraussetzungen für geordnete Wahlen zu schaffen

– Abstimmung über eine neue Verfassung

– Aktualisierung der Wahllisten, worauf sich zehntausende Ghost-Wähler befinden, die mittlerweile verstorben sind

– Mechanismen, um jegliche Gewalt im Wahlkampf zu unterbinden,dies betrifft insbesondere den Einsatz von Militär und Polizei zur Einschüchterung der Wähler, wie im Wahlkampf 2008 geschehen.

Mit dem Tod Mujurus ist diese Stimme der politischen Mässigung verstummt.
Ob dies allerdings die Hardliner in seiner Partei stärken wird, darf bezweifelt werden. Denn nun richtet sich der Verdacht – berechtigt oder unberechtigt – auf sie, für den Tod Mujurus verantwortlich zu sein.

Mugabes Friedensappelle
Mehr noch, Mugabe tat auf der Trauerfeier nichts, um eine Politik der Gewalt zu propagieren und damit die Position der Hardliner zu stützen. Ganz im Gegenteil: Er rief zum Frieden auf.

Mehr noch, er wich von der für ihn vorbereiteten Rede, welche die üblichen Tiraden enthielt, deutlich ab und sagte:

Let us organize our people and tell them to stop violence in any form. There is need for us to observe peace in our country….there is no need to be violent, no violence, no violence, no violence.


Präsident Robert Mugabe gestern bei der Trauerfeier – Screenshot: Dr. v. Paleske

Und bevor Mugabe den anwesenden Premier Morgan Tsvangirai namentlich als Gast erwähnte, verbat er sich jegliche Buh-Rufe seiner Parteisoldaten, die Tsvangirai schon bei seiner Ankunft mit Schmährufen bedacht hatten.

Im Einzelnen führte er aus:

During elections you have not to use violence. Peace hast o prevail. It is a matter of chioce. If you say you want to choose me, Mugabe, here I am. If you decide to choose Tsvangirai, it is your choice You have made it, because there is something, that made you chose the candidate that you want.

Neue Töne
Das sind neue Töne, die den Hardlinern in seiner Partei, allen voran dem Propagandisten Professor Jonathan Moyo überhaupt nicht gefallen dürften.

Sie liegen allerdings voll auf der Linie, die der südafrikanische Präsident Jacob Zuma vorgegeben hatte, und dessen Linie auf dem Treffen der Staatsmänner der Staatengemeinschaft des südlichen Afrika, SADC, bei ihrem Treffen vergangene Woche in Angolas Hauptstadt Luanda noch einmal bekräftigt wurde.

Vergeblich hatte Mugabe in den Wochen zuvor versucht, Stimmung dafür zu machen, Zuma der als Vermittler der SADC in Sachen Simbabwe beauftragt wurde, abzulösen. Das misslang gründlich. Zuma blieb Vermittler.

Mugabe hingegen wurde deutlich gemacht, dass Gewalt im Wahlkampf nicht toleriert werden könne, und für einen ordnungsgemässen Wahlkampf erst einmal die Voraussetzungen geschaffen werden müssten.

So hat der Tod Mujurus letztlich offenbar das politische Klima in Simbabwe positiv beeinflusst, ganz im Sinne des Verstorbenen, der den politischen Gegner als Konkurrenten, nicht aber als Feind ansah.

link Simbabwe: Tod des ehemaligen Armeechefs Solomon Mujuru