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Nachrichtenmagazin SPIEGEL in der Krise: Eine Fahrt ins journalistische Nirgendwo?

Dr. Alexander von Paleske 6.4. 2013
In den letzten zwei Tagen kamen zwei Meldungen über den Ticker:

Meldung 1:
Ein Konsortium von Journalisten hat in einjähriger investigativer Arbeit Millionen Datenbankeinträge, Verträge, Urkunden und E-Mails aus dem Innenleben etlicher Steueroasen zugespielt bekommen und ausgewertet.

Die Daten geben Einblick in die Steueroasen-Welt. Sie identifizieren mehr als hunderttausend Kunden, unter ihnen Staatsoberhäupter, Waffenhändler , Steuerbetrüger , Prominente und weniger Prominente.

In Deutschland waren der NDR und Süddeutsche Zeitung federführend die Bearbeiter.

Meldung 2:
Das Nachrichtenmagazin Der SPIEGEL löst sich offenbar von seinem zerstrittenen Chefredakteurs-Duo Georg Mascolo / Mathias Müller von Blumencron .

Mascolo war zuletzt für die Printausgabe zuständig,, Blumencron für Online, auch wenn er weiterhin als SPIEGEL-Chefredakteur im Impressum stand.
So kämpfte jeder für sich in seinem Ressort und beide öfters gegeneinander.


Georg Mascolo


Mathias Müller von Blumencron ………miteinander und gegeneinander. Screenshots: Dr. v. Paleske

Diese beiden Nachrichten haben auf den ersten Blick gar nichts miteinander zu tun.

Bei näherem Hinsehen allerdings sehr wohl: Als Wkileaks 2011 seine brisanten Dokumente über den Irakkrieg zunächst den Medien zur Aufarbeitung gab – erst später warf dann Julian Assange die Cables ohne redaktionelle Bearbeitung ins Internet , ohne Rücksicht auf Verluste, wir berichteten darüber – gehörte selbstverständlich der SPIEGEL in Deutschland zu den mit der Auswertung und Veröffentlichung bestimmten Medien.

SPIEGEL unbeteiligt
Das ist bei den neuen Dokumenten von Offshoreleaks jedoch nicht mehr der Fall. Die nun involvierte Süddeutsche Zeitung hatte in den letzten Jahren unter der Leitung des investigativen Journalisten Hans Leyendecker, der früher beim SPIEGEL arbeitete,. und etliche Skandale aufdeckte, hervorragenden investigativen Journalismus dort etabliert.


Hans Leyendecker ……… Top investigativer Journalist. Verliess den SPIEGEL im Streit mit Stefan Aust und ging zur Süddeutschen Zeitung

Der SPIEGEL war zwar in ein pompöses Domizil umgezogen, wir nannten es in einem Artikel „Palazzo Prozzi“, jedoch mit investigativem Journalismus konnte dieses einstige „Sturmgeschütz der Demokratie“ (Rudolf Augstein) nun wirklich nicht protzen.

Ganz im Gegenteil: Langweilige Titel wie „Schlaflosigkeit“ „ Hitlers Uhr“ oder „Die Mutigen“ konnten Leser nicht an die Kioske locken, und trugen zum Auflagenrückgang von über 1 Million auf 890.000 Exemplare bei.

Die ständigen Querelen zwischen den beiden Chefredakteuren haben darüber hinaus kaum zur Motivierung der Mitarbeiter beigetragen.

Auch der Diskussionsservice von SPIEGEL-online strotzte von nicht nachvollziehbarer, offenbar willkürlicher Zensur von Diskussionsbeiträgen, was Leser / Schreiber zusätzlich verärgerte.

Nun also geht der SPIEGEL wieder mal auf Chefredakteurs-Suche. Dass Nikolaus Blome, stellvertretender Chefredakteur der BILD, zu den Kandidaten der engeren Wahl gehört, lässt allerdings Schlimmes befürchten.

Der SPIEGEL bleibt ein notweniges Element der Pressefreiheit in Deutschland. Es wird allerdings allerhöchste Zeit, dass er sich auf seine Hauptaufgaben rückbesinnt: aufzuklären und zu enthüllen.

Eine Anleitung, wie das gemacht wird, dürfte sich beim Studium alter SPIEGEL-Hefte im Archiv finden, aus der Zeit, bevor Stefan Aust das Magazin auf Lifestyle trimmte.

Zum SPIEGEL
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Ein Gedanke zu “Nachrichtenmagazin SPIEGEL in der Krise: Eine Fahrt ins journalistische Nirgendwo?

  1. der Spiegel Es gab schon viele gute investigative Artikel von bekannten Journalisten, welche aber nie veröffentlicht wurden. Unter Aust, wurde der Spiegel in eine Nachplabber Maschine für den CIA und die USA umgewandelt um den Irak Krieg und den angeblichen Kampf gegen den Terror zuvermarkten. Etliche der Titel Storys waren rein erfunden und unlogischer Unfug sogar vor 10 Jahren! Viele gute leute, sogar Büroleiterinnen gingen

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