Katastrophen

Ebola in Westafrika – lässt sich die Epidemie überhaupt noch eindämmen?

Dr. Alexander von Paleske —- 8.10. 2014 — Längst ist die Ebola-Epidemie in den drei westafrikanischen Ländern Liberia, Guinea und Sierra Leone ausser Kontrolle, auch dank des Versagens der Weltgesundheitsorganisation WHO, die Lage richtig einzuschätzen und Alarm auszulösen, aber auch dank der bisher bestenfalls tröpfelnden Hilfe des Westens.

Woanders gerne Hilfe geleistet
Während der Westen unter dem Banner „Demokratieexport“ Milliarden in die mit rechtsradikalen Frontkämpfern gesegnete Klepto-Oligarchenkratenrepublik Ukraine schaufelte, und sofort Millionenbeträge für den Krieg im Nahen Osten, einschliesslich Waffenlieferungen, bereitstellte, ist er gleichzeitig unfähig oder unwillig oder beides, in dieser humanitären Katastrophe grosszügig Hilfe zu leisten.

Die Berichte, insbesondere aus Freetown (Sierra Leone) und Monrovia (Liberia) sind apokalyptisch:

– Menschen, die auf der Strasse sterben und liegenbleiben, bis sie schliesslich eingesammelt werden


Einsammeln von Leichen in Freetown – Screenshot: Dr. v. Paleske

– Schwerkranke Patienten, die von Ambulanzen zu Behandlungszentren gebracht werden, wo aber keine Betten mehr frei sind, sie deshalb am Eingang abgeladen und ihrem Schicksal überlassen werden.

Völlig unzureichende Bettenzahl
In allen drei Ländern zusammen standen bisher nur insgesamt 1200 Betten zur Verfügung – eine lächerliche Zahl schon ohne die Ebola-Epidemie, und das Resultat von jahrzehntelangen Bürgerkriegen in Sierra Leone und Liberia, mit einer nahezu totalen Zerstörung der Infrastruktur.

Die Länder befanden sich gerade auf dem Weg einer wirtschaftlichen Erholung, als die Ebola-Epidemie voll zuschlug.

Das medizinische Personal war völlig unzureichend ausgerüstet, um sich selbst zu schützen, selbst Einmalhandschuhe fehlten in vielen Krankenhäusern.

Das Resultat: 300 Personen des medizinischen Personals, also Krankenschwestern und Ärzte infizierten sich.

Ein Krankenpfleger aus Sierra Leone berichtete heute in der BBC, dass seit Mai dieses Jahres 60 Arbeitskollegen der Epidemie zum Opfer fielen.

WHO: Fehlprognosen aus sicherer Entfernung
Noch vor wenigen Wochen hatte die WHO prognostiziert, im Dezember sei die Epidemie unter Kontrolle und am Abflauen.
Nichts als Wunschdenken.

Die WHO hat mittlerweile ihr Koordinationszentrum in Ghana aufgemacht, dort, wo es bisher keine Ebola gibt. Sicher ist sicher.

Schlimmste Vorhersagen bald übertroffen
Während in den schlimmsten Szenarien seinerzeit von insgesamt 10.000 Toten gesprochen wurde, liegt die Zahl der Toten mittlerweile schon bei fast 4000 und die Zahl der Infizierten bei rund 8000. Von Abflauen der Epidemie kann also bisher keine Rede sein.

So sieht es auch die Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF), die dort hervorragende Arbeit leistete, und zwar von Anfang an, und die auch versuchte, die Welt über die ausser Kontrolle geratene Epidemie aufzuklären, während der „Schnarchverein“ Weltgesundheitsorganisation (WHO) zunächst einmal gar nichts unternahm..


Christine Falcone, Leiterin der Ärzte ohne Grenzen (MSF)Gruppe in Sierra Leone, berichtet über die dramatische Lage.

Pessimisten rechnen, wenn es so weiterläuft wie bisher, mit schlimmstenfalls 1 Million Toten – jedenfalls dann, wenn nicht alsbald dringend benötigte Hilfe grosszügig bereitgestellt wird.

Nicht Deutschland
Davon kann auf Seiten Deutschlands bisher keine Rede sein. Nun also soll die Bundeswehr anrücken und Krankenstationen bauen, versorgt mit dem Versprechen der Ministerin von der Leyen, jedes Mitglied der deutschen Hilfstruppe, das an Ebola erkranke, werde ausgeflogen, und dabei glatt vergass, dass die Bundeswehr gar nicht die nötigen Transportkapazitäten hat.

Also wird jetzt überlegt, die deutschen Patienten vor Ort in einem Lazarett zu behandeln.

Es ist die Stunde der grossmäuligen Amateure.

In den betroffenen Ländern droht jetzt auch noch eine Hungersnot. Auch hier muss geholfen werden.

300.000 Unterschriften für einen Hund
Währenddessen wird aus Spanien gemeldet, dass eine Petition im Nu 300.000 Unterschriften gefunden hat – nicht zur Unterstützung des Kampfes gegen Ebola, sondern um zu verhindern, dass der Hund der an Ebola erkrankten Krankenschwester aus Sicherheitsgründen eingeschläfert werden soll .

Santa Maria.


Der mittlerweile eingeschläferte Hund der Krankenschwester. …………mehr als 300.000 Menschen sind auf den Hund gekommen. Screenshot: Dr. v. Paleske

Ebola – Eine Epidemie ausser Kontrolle
Ebola, Malaria, Medikamentenresistenz und die Weltgesundheitsorganisation (WHO)
Die gute BILD-Zeitung, der gute US-Arzt und das böse Virus
Ebola-Fieber: eine Epidemie gerät ausser Kontrolle
Antibiotikaresistenz – eine Warnung vom „Schnarchverein“ Weltgesundheitsorganisation (WHO)
Medikamente ohne Wirkstoffe – ein hochlukratives Geschäft mit tödlichen Folgen
Weltgesundheitsorganisation (WHO) – ein teurer, bisher zahnloser Tiger im Kampf gegen gefälschte Medikamente

Katastrophen

Ebola – Eine Epidemie ausser Kontrolle

Dr. Alexander von Paleske 15.9. 2014 —- Rund 2400 Menschen sind bereits an Ebola in Westafrika gestorben. Besonders schlimm ist die Lage in Liberia. Aber in allen von der- Ebola-Epidemie am schwersten betroffenen Länder – neben Liberia noch Sierra Leone und Guinea – mangelt es an Schutzanzügen. Die Folge: eine hohe Rate von lokalem medizinischem Personal, das sich infizierte. Es fehlen aber auch medizinische Ausrüstung bis hin zu Leichensäcken.

Viele Patienten werden nicht mehr stationär aufgenommen, sondern vor den Krankenhäusern abgeladen, weil Betten fehlen. Die Folge: Patienten kehren nach Hause zurück und stecken weitere Menschen an, oder sterben gleich vor den Krankenhaus-Eingängen.


Krankenstation


….“abgeladen“ vor dem Krankenhaus. Screenshots: Dr. v. Paleske

Während für den Kampf gegen die Terrortruppe IS (ISIS) spielend Millionen klargemacht werden, tröpfelt hier die Hilfe.
Ausgenommen: Kuba, das sich bereiterklärte, 165 Ärzte zu schicken das weitaus grösste ausländische Ärzte-Kontingent, das von einem Staat zur Verfügung gestellt wurde.
Gemessen an der Wirtschaftskraft müssten es aus Deutschland mindestens tausend sein. Das Gegenteil ist jedoch der Fall.

Wie ein Waldbrand
In den betroffenen Ländern, vor allem in Liberia, gehen die Behörden längst davon aus, dass die Lage außer Kontrolle ist.

Liberias Verteidigungsminister Brownie Samukai warnte bereits vor einigen Tagen, die Existenz des Landes stehe auf dem Spiel. Die Krankheit breite sich wie ein Waldbrand aus, der alles in seinem Weg vernichte.

Die Ebola-Epidemie in Westafrika droht auch nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) außer Kontrolle zu geraten. Die Zahl neuer Patienten steige viel schneller als die Kapazitäten zur Bewältigung der Fälle, warnte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan.
Mit insgesamt 10.000 Toten muss wohl insgesamt im Rahmen dieser Epidemie gerechnet werden, pessimistische Schätzungen gehen mittlerweile von 100.000 aus.

„Wir müssen mindestens um das Drei- oder Vierfache aufstocken, um die Ausbrüche einzuholen.“

so die Chefin der WHO. Sie rief die internationale Gemeinschaft zur Unterstützung auf.

Wenn wir in den Krieg gegen Ebola ziehen wollen, brauchen wir die Ressourcen zur Bekämpfung. 500 bis 600 ausländische Ärzte und mindestens 1000 weitere Gesundheitsfachkräfte sind nötig. Dieser Ebola-Ausbruch ist der größte, komplexeste und schwerste in der fast 40-jährigen Geschichte der Krankheit.“

so Margaret Chan

Erbärmliche Rolle
Wohl wahr, allerdings hat die WHO in dieser Epidemie eine erbärmliche Rolle gespielt: Nämlich nicht die der rechtzeitigen Erkennung der tödlichen Gefahr und Mobilisierung der Ressourcen.

Statt die Vorhut zu spielen, was ihre Aufgabe gewesen wäre, glänzte Sie bestenfalls als Nachhut, schlimmstenfalls als purer Kommentator der Lage.

Selbst die international hoch angesehene Medizinzeitung LANCET äusserte heftige Kritik an der WHO.

In der Ausgabe vom 23.8.2014 heisst es:

Although WHO is now leading the international response to the crisis, it was initially slow to act at the high level that was needed

Wieder Ärzte ohne Grenzen (MSF)
Es war wieder einmal die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF), die sofort nicht nur die hocheffektive Hilfe im Rahmen ihrer Möglichkeiten leistete – wie zuvor schon in vielen anderen Katastrophen – sondern bereits am 24 Juni berichtete, sie sei an die Grenzen ihrer Möglichkeiten gekommen, die Epidemie sei ausser Kontrolle.

Erst am 31. Juli, also 6 Wochen später, bequemte sich die WHO zu internationaler Hilfe aufzurufen.

Zur Erinnerung: der erste Ebola-Fall in Sierra Leone, der sog. Index-Fall, trat im Dezember vergangenen Jahres auf.

Zwar versucht der LANCET die WHO teilweise zu entschuldigen, weil sie erhebliche Mittelkürzungen zu verkraften hatte – so wurde der Etat für Krisenmanagements von 469 Millionen US Dollar 2011 / 2012 auf 228 Millionen 2013 / 2014 gekürzt – aber selbst diese Mittelkürzungen hätten die WHO wohl kaum an einer zutreffenden Einschätzung der Situation hindern können.

Keine reine Etatfrage
Selbst mit dem grösseren Etat hatte es die WHO beispielsweise nicht geschafft, seinerzeit adäquat auf die Choleraepidemie in Zimbabwe im Jahre 2008 zu reagieren.

Schlimmer noch: als die Ebola -Epidemie in Westafrika sich ausbreitete, zog die WHO aus Sicherheitsgründen Personal von dort ab, während MSF aufstockte.

Wer die verkrusteten Strukturen der WHO kennt, die Seilschaften, die sich dort teilweise gegenseitig bekämpfen, die WHO– Ländervertreter vor Ort, die sich über vergleichsweise fette steuerfreie Gehälter, teure Dienstwagen und den Diplomatenstatus samt Diplomatenausweis freuen dürfen, der dürfte kaum überrascht sein.



WHO-Hauptquartier in Genf …….verkrustete Strukturen.
Screenshots: Dr. v. Paleske

Die MSF schaffte es hingegen mit einem vergleichsweise lächerlichen Budget, aber hochmotiviertem Personal, extrem effektiv zu helfen.

Mehrfach kritisiert
Schon mehrfach haben wir hier die WHO scharf kritisiert, unter anderem auch wegen ihrer Schlafmützigkeit in Sachen „alarmierend zunehmende Resistenz gegen Antiinfektiva“, sowie „gefälschte Medikamente“.

Viel muss sich bei der WHO organisatorisch ändern, statt ungesteuerten Mittelkürzungen, um sie wieder zu einer schlagkräftigen Einheit zu machen. Ärzte ohne Grenzen (MSF) könnte da durchaus als Beispiel dienen.

Ebola, Malaria, Medikamentenresistenz und die Weltgesundheitsorganisation (WHO)
Die gute BILD-Zeitung, der gute US-Arzt und das böse Virus
Ebola-Fieber: eine Epidemie gerät ausser Kontrolle
Antibiotikaresistenz – eine Warnung vom „Schnarchverein“ Weltgesundheitsorganisation (WHO)
Medikamente ohne Wirkstoffe – ein hochlukratives Geschäft mit tödlichen Folgen
Weltgesundheitsorganisation (WHO) – ein teurer, bisher zahnloser Tiger im Kampf gegen gefälschte Medikamente

Katastrophen

Deutsche Spitzenforscher: Späte Warnung vor Antibiotikaresistenz und unzureichende Vorschläge

Dr. Alexander von Paleske — 29.1. 2013 —– Namhafte deutsche Wissenschaftler, Mitglieder der Deutschen Akademie der Wissenschaften (bis 2008 Leopoldina) warnen vor den Gefahren der zunehmenden Antibiotikaresistenz.
Professor Ansgar Lohse vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Sprecher der Arbeitsgruppe „Infektionsforschung und Gesellschaft“ rief gestern zu grösseren Anstrengungen im Kampf gegen resistente Keime auf.


Antibiotika ……vielfach schon wirkungslose Pillchen

Gleichzeitig wurde ein acht-Punkte-Plan vorgestellt, der Abhilfe schaffen soll:

– Stärkung der Grundlagenforschung in den Bereichen Resistenzbildung und Entwicklung neuer Antibiotika.

– Verbesserung der strukturellen Voraussetzungen für Innovationen, zum Beispiel durch internationale Koordination von Maßnahmen zwischen Regierungen und Industrie.

– Erleichterungen für die klinische Forschung.

– Weiterentwicklung von regulatorischen Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel beschleunigte Zulassungsverfahren von neu entwickelten Antibiotika gegen kritische Erreger.

– Einschränkung des Einsatzes von Antibiotika in der der Tiermedizin und im Pflanzenschutz.

– Überwachung von Resistenzentwicklungen.

– Stärkung der sozioökonomischen Forschung und

-Einrichtung eines runden Tisches zu Antibiotika-Resistenzen und neuen Antibiotika aus Wissenschaft, Politik, Behörden und Industrie.

Zwei Fragen
Zwei Fragen stellen sich:

1. Ist die Diagnose richtig?

2. Sind die vorgeschlagenen Massnahmen geeignet, Abhilfe zu schaffen?

Ad 1) Die Diagnose ist korrekt, aber sie kommt reichlich spät. Viel zu spät. Das Problem der Antibiotikaresistenz ist seit Jahren bekannt und wird von Jahr zu Jahr grösser.

Die Akademie der Wissenschaften, früher Leopoldina, welche die oben genannte Arbeitsgruppe eingesetzt hat, ist eine Vereinigung , zu der nur die Spitzenforscher unter den Naturwissenschaftlern Zutritt haben.
Zu seinen prominentesten Mitgliedern gehörten einst neben J.W. von Goethe auch Nobelpreisträger wie Albert Einstein und Werner Heisenberg. Entsprechend darf man von diesem Gremium Stellungnahmen von Substanz erwarten – sollte man meinen.


Wappen der Leopoldina

Nicht nur Substanz in den Aussagen, sondern dass sie Gefahren rechtzeitig erkennen und entsprechend den Alarmknopf drücken, gerade dann, wenn sie der Allgemeinheit bestenfalls nur in Umrissen erkennbar sind.

Keine Rede davon
Davon kann jedoch im Falle der Antibiotikaresistenz gerade keine Rede sein. Seit Jahren wird immer wieder davor gewarnt, auch wir haben kontinuierlich seit 2007 auf diese sich anbahnende Katastrophe hingewiesen. Hier liegt ein kolossales Versagen der Wissenschaftler vor.

Ad 2) Sind die von den Wissenschaftlern vorgeschlagenen Massnahmen geeignet,, dieser sich anbahnenden Katastrophe wirksam entgegenzutreten?

Die Vorschläge der Forscher konzentrieren sich im Wesentlichen auf zwei Bereiche:

1. Entwicklung neuer Antibiotika und Beseitigung von Hindernissen bei deren Einführung. Weil Antibiotika der Pharmaindustrie vergleichsweise niedrige Profite bescheren, sollen sie mit Forschungsgelder (Staatsknete) zum Forschen getragen werden, und das, nachdem die pharmazeutische Industrie sich in den 60er, 70er, 80er und auch noch in den 90er Jahren eine goldene Nase mit dem Verkauf von Antibiotika verdient hat, allen voran die Firmen Bayer und Hoechst (jetzt Teil von Sanofi).

2. Der Verbrauch der Antibiotika in der Pflanzen und Tierzucht soll zurückgefahren werden.
Dieser Vorschlag ist in seiner Allgemeinheit und Unverbindlichkeit geradezu lächerlich, weil die Antibiotika zur Massentierhaltung gehören, die das Gelbe zum Ei.

In Zahlen: Im Jahre 2011 wurden 1734 Tonnen Antibiotika in der Massentierhaltung verfüttert – 40 mal so viel wie in allen Krankenhäusern zusammengenommen, und 7 mal mehr als in der gesamten Humanmedizin in Deutschland.

Statt klar und deutlich zu sagen, dass die Massentierhaltung beendet werden muss, und zwar zügig, werden wolkige Empfehlungen abgegeben.

Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Diagnose der Wissenschaftler kommt reichlich spät, und die Vorschläge zur unverzüglichen Abhilfe sind bestenfalls ungeeignet, um der sich anbahnenden Katastrophe wirksam zu begegnen.

Deartige unzureichende Vorschläge sind wir aus dem Hause der Agrarministerin (Verbraucherschutzministerin) Ilse Aigner gewohnt. Die Wissenschaftler sollten sich jedoch mehr ihrer Verantwortung bewusst sein, und auch vor unpopulären Vorschlägen nicht zurückschrecken. Sollten……

Die Zukunft heisst Resistenz? – Antiinfektiva verlieren ihre Wirksamkeit
Neue schlechte Nachrichten zur bakteriellen Resistenz gegen Antibiotika
Putenlaster-Unfall, kranke Puten und grüne Stellungnahmen zu schwarzer Zukunft
Erst Bremen, jetzt Leipzig – Die Antibiotikaresistenz breitet sich aus

Zwei Schreckensmeldungen zur Antibiotika-Verfütterung in der Massentierhaltung
Frühchentod und Antibiotikaresistenz

Antibiotikaresistenz: Nach Pest, Tripper, MRSA, NDM-1, TB, Campylobacter nun die Salmonellen
Bleibt die Gonorrhoe (Tripper) behandelbar?
Antibiotika-Resistenz: Spätes Erwachen. Oder: Minister Bahrs Wort zum Sonntag
WHO, Weltgesundheitstag und Antibiotikaresistenz – eine Nachbemerkung
Pest-Seuche und Antibiotika-Resistenz

Antibiotika oder Massentierhaltung?

Der Dioxin-Skandal flaut ab, die Probleme der Massentierhaltung bleiben
Hilflos bei Infektionen – Antibiotika verlieren ihre Wirksamkeit
Tierfabriken, Schweineviren und die Zukunft
Bittere Pillen für die Dritte Welt
Eine besiegt geglaubte Krankheit droht wieder zur unkontrollierbaren Seuche zu werden
Welt-Tuberkulose Tag – eine Krankheit weiter auf dem Vormarsch</
Tuberkulose und die Krise bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO): Kein Nachlassen der Schreckensmeldungen

Zur Ministerin Aigner
Will Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner uns für dumm verkaufen? – Ein Kommentar zur geplanten Reform des Tierarzneirechts
Verband zur Förderung der Massentierhaltung Deutschlands (VEFMAD) dankt der Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner

Katastrophen

Nicht genügend Dosimeter – Die Skandale um Fukushima nehmen kein Ende

Dr. Alexander von Paleske— 2.4. 2011 — In jeder Röntgen- und Strahlenabteilung von Krankenhäusern ist es untersagt, ohne Dosimeter zu arbeiten.

Dosimeter zeigen die Strahlenbelastung an, denen Mitarbeiter im Laufe einer bestimmten Zeit ausgesetzt sind.

Nachdem der Reaktorunfall Fukushima durch die völlig ungenügende Sicherung der Notstromaggregate vor einer Flutwelle ausgelöst worden war, weil mangels Stromversorgung die Pumpen für den Kühlkreislauf ausfielen, stellt sich nun heraus, dass nicht einmal genügend Dosimeter für alle am Kernkraftwerk – oder was davon übrig geblieben ist – unter Extremstbedingungen arbeitenden Nothelfer vorhanden sind.

Mit anderen Worten: es ist unklar, ob sie sich einer gesundheitsschädlichen oder gar potentiell tödlichen Strahlendosis aussetzen oder nicht.

Arbeiter sollen sich angeblich Dosimeter teilen. Wie das funktionieren soll – die Arbeiter marschieren ja nicht als siamesische Zwillinge durch die Ruinen des Atommeilers – bleibt völlig unklar.

Tepco erhielt daraufhin eine Verwarnung der japanischen Atomsichersicherheitsbehörde NISA..

Ausserdem wurde bekannt, dass Tepco offenbar doch nicht verstaatlicht werden soll. Ministerpräsident Kan wies derartige Meldungen als unwahr zurück.

Motto: „Macht euren Dreck alleine“, anstatt dies als nationale Aufgabe zu begreifen, zumal angesichts all der Lügen, die Tepco bisher ausgestreut hat, und Tepco’s grandioser Inkompetenz.

In einem Interview mit der ARD erklärte Tepco-Pressesprecher Yoshimi Hitosugi:

Zur Zeit sind etwa 400 Leute im Einsatz, 80 bis 90 Prozent von ihnen sind Tepco-Angestellte. Die anderen arbeiten bei Tepco-Partnern, der Feuerwehr, der Selbstverteidigungstruppe und Reaktor-Herstellerfirmen. Die Arbeiter tragen Dosimeter und sind Radioaktivitätswerten ausgesetzt, die unter den festgelegten Werten liegen. Sie werden im Schichtsystem eingesetzt. Wenn es nötig ist, übernachten sie in einem Gebäude auf dem AKW-Gelände. Ernähren müssen sie sich leider mit Notfall-Rationen.

Verharmlosungen und glatte Lügen.

Bereits zuvor war bekannt geworden, dass Obdachlose und Jugendliche als „Wegwerfarbeiter“ in Kernkraftwerken in Japan zum Einsatz kamen.

Was sich in alledem zeigt:

– Völlig unzureichende Vorbereitung auf einen derartigen Notfall

– Grenzenlose Menschenverachtung

Der Einsatz der Arbeiter durch die Betreiberfirma Tepco erinnert fatal an den Einsatz von Kamikaze-Fliegern im zweiten Weltkrieg.

Währenddessen hat sich der Chef von Tepco erst einmal krank gemeldet: Hoher Blutdruck und generelles Unwohlsein. Nicht durch Strahlen, sondern durch Stress ausgelöst. Kann man verstehen.

Und der japanische Premier Kan besuchte gestern erstmals die von dem Erdbeben und Tsunami heimgesuchten Gebiete – drei Wochen nach der Katastrophe-.

Mehr Skandale in Verbindung mit dem Reaktorunfall Fukushima

Japan: Hochrisikotechnologie und mangelnde Risikovorsorge, ein hochgefährlicher Cocktail

Katastrophen

Wer sind die ExpertInnen, die uns die Lage um die havarierten Atomreaktoren in Japan erklären?

Onlineredaktion – Die Schweiz und die Atomlobby – Kaum eine Interessengruppe ist so gut vertreten im schweizerischen Politzirkus wie jene der Atomlobby. Aber nicht nur die Politiker im Bundeshaus Bern vermögen zu strahlen. Wer sind eigentlich jene, die uns die Katastrophe in Fukushima erklären? Die Woz hat recherchiert.

Doris Leuthard, Bundesrätin (CVP)
Führt das Energiedepartement, war bis vor Jahresfrist Mitglied der Lobbyorganisation Nuklearforum und sass im Verwaltungsrat der damaligen Leibstadt-Betreiberin EGL. Leuthard sistierte jetzt die Rahmenbewilligungsgesuche für neue AKWs.

Hans Wanner
Hans Wanner ist Direktor des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats (Ensi). Seine Stellungnahmen zur Katastrophe in Japan sind oft schwammig, was wohl damit zusammenhängt, dass er ein Endlager- und kein Kraftwerkfachmann ist.

Georg Schwarz
Georg Schwarz, Hans Wanners Stellvertreter als Ensi-Direktor, arbeitet seit bald zwanzig Jahren bei der Atomsicherheitsbehörde. Meint wie Wanner, dass die Frage, ob die Schweiz das Atomrisiko tragen könne, eine politische sei, zu der er sich nicht äussern will.

Horst-Michael Prasser
Der Inhaber des einzigen universitären Lehrstuhls für Atomtechnik ist in fast allen Medien anzutreffen. Sein Lehrstuhl an der ETH Zürich wird von Swissnuclear finanziert, der Atomfachgruppe der Schweizer Elektrizitätswirtschaft. Prasser ist Mitglied des Nuklearforums, überzeugter Atomkraftbefürworter und eifriger Leserbriefschreiber. Allerdings scheinen ihn die Ereignisse in Japan zu erschüttern. Noch 2007 lobte er die japanischen AKW-Bauer, sie hätten bewiesen, dass man AKWs gegen schwere Erdbeben auslegen könne. Nun sagt er, was jetzt geschehe, sei «mehr als ein Super-GAU».

Wolfgang Kröger
Leitet an der ETH Zürich das Laboratorium für Sicherheitsanalytik. Er habilitierte sich über Kernreaktorsicherheit. Bevor er an die ETH wechselte, leitete er am Paul-Scherrer-Institut den Bereich Nukleare Sicherheit. Zurzeit wird er regelmässig in den Medien interviewt, hat anfänglich beschönigt, ist inzwischen aber selbst schockiert über das Ausmass der Katastrophe. Die Schweizer Atomwirtschaft verteitigt er noch beharrlich.

Katastrophen

Mehr Skandale in Verbindung mit dem Reaktorunfall Fukushima

Dr. Alexander von Paleske — 21.3. 2011 —
Immer weitere Skandale im Zusammenhang mit dem Betrieb des Reaktors und dem Management nach der Katastrophe kommen nun ans Tageslicht:
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Der ARD-Japan-Korrespondent Robert Hetkämper berichtete am 17.3. von dem Einsatz von Obdachlosen und sogar Jugendlichen, die im Strahlungsbereich des Kernkraftwerks als „Wegwerfarbeiter“ eingesetzt wurden.

Die Nichtdurchführung von vorgeschriebenen Kontrollen, die zur Abmahnung durch die Atomaufsichtsbehörde Japans führte. Insgesamt 33 Ausrüstungsgegenstände waren nicht untersucht worden darunter auch Notstromaggregate.

Ein weiterer Skandal dürfte vermutlich darin bestehen, dass nicht alles getan wurde, um die 50 Arbeiter, die weiter in dem Fukushima Kernkraftwerk nach dem Unfall arbeiteten, vor den Folgen einer zu hohen Strahlenexposition – so weit wie möglich – zu schützen.

Mit am vulnerabelsten bei einer Strahlenexposition ist das Knochenmark, die Blutbildungsstätte. Nach dem Tschernobyl-Reaktorunfall 1986 wurden insbesondere die Retter der ersten Stunde und die Hubschrauberpiloten, die Sand abwarfen, einer für das Knochenmark absolut toxischen Strahlendosis ausgesetzt, von der sich das Knochenmark nicht mehr hätte erholen können. Nur eine Knochenmarktransplantation von einem Spender kann in einer solchen Situation helfen.

Der weltweit bekannte Knochenmarkstransplanteur Robert Peter Gale von der UCLA in Los Angeles USA , von der Regierung in Moskau um Hilfe gebeten, kam mit seinem Team . Auch Professor John M. Goldman vom Hammersmith-Hospital in London, bei dem ich seinerzeit ein Praktikum absolvierte, wurde kontaktiert.

Robert Gale transplantierte einige der am stärksten von der Strahlung Betroffenen. Allerdings musste für die Transplantation Knochenmark von Spendern verwendet werden, mit allen Folgen der dann folgenden Abstoßungsreaktion auch Graft versus Host Reaktion genannt.

In Tschernobyl lief man der Zeit hinterher, aber nicht so in Japan. Es hätte daher nahegelegen, sofort Knochenmark-Stammzellen von den Einsatzkräften nach dem Unfall zu entnehmen, um sie ihnen zu einem späteren Zeitpunkt – wenn nötig – wieder zu reinfundieren, das Verfahren wird auch autologe Transplantation oder Autografting genannt.

Es gibt keinerlei Hinweise und Berichte, dass man in dem hochentwickelten Japan, wo Transplantationen von Knochenmark mittlerweile Routine bei bestimmten hämatologischen Erkrankungen sind, zu dieser Schutzmaßnahme gegriffen hat.

Schließlich, was wir bereits heftig kritisiert haben, die völlig unzureichende Sicherung der Notstromaggregate gegen den Tsunami. Notstromaggregate, die für den Betrieb der Pumpen zur Aufrechterhaltung des Kühlkreislaufs absolut notwendig sind, und die in Fukushima allesamt wegen ungenügender Absicherung überschwemmt wurden, und als Folge davon dann sofort ausfielen.

Die damit folgende Katastrophe konnte so ihren Lauf nehmen.

Fazit
Was der Welt als angeblich unvermeidbare Folgen von Naturgewalt verkauft wird, ist aber offenbar mehr das Resultat von Menschenverachtung, Ignoranz, Schlamperei und grober Fahrlässigkeit seitens des Kernkraftwerkbetreibers Tepco..

Japan: Hochrisikotechnologie und mangelnde Risikovorsorge, ein hochgefährlicher Cocktail

Katastrophen

Japan: Hochrisikotechnologie und mangelnde Risikovorsorge, ein hochgefährlicher Cocktail

Dr. Alexander von Paleske — 15.3. 2011 — Die Atomkraft ist eine Hochrisikotechnologie. Das hat sich, 25 Jahre nach Tschernobyl, nun in schrecklicher Weise in Japan wieder bestätigt.


Explosion am 12.3.2011.


Zerstörungen nach der Explosion am 15.3. 2011 –


Reaktoren-Trümmerwüste 16.3. 2011 – Screenshots: Dr. v. Paleske

Diese Hochrisikotechnologie hat seit den 70er Jahren die starke Antiatomkraftbewegung auf den Plan gebracht, Menschen, die diese Risiken für unvertretbar halten, zumal es genügend alternative Energien gibt, insbesondere bei den erneuerbaren Energien.

Die Anti-AKW-Bewegung hat nicht nur das öffentliche Bewusstsein geschärft, sondern auch zu einer Reihe von Sicherheitsmaßnahmen und gerichtlichen Auflagen bei den bestehenden und im Bau befindlichen Atomkraftwerken geführt, die aber die verbleibenden hochgefährlichen Restrisiken natürlich nicht beseitigen können.

Eine nennenswerte Anti-AKW-Bewegung gibt es in Japan praktisch nicht, was es der dortigen Atomindustrie ermöglichte, nicht nur Kraftwerke aus der AKW-Steinzeit am Netz zu halten, wie Fukushima, sondern auch elementare Sicherheitsmaßnahmen offenbar nicht zu verwirklichen.

Japan gehört mit seiner Ostküste zum sogenannten „Ring of Fire“, einer tektonisch unruhigen Erdbeben-gefährdeten Zone.
Im Baubereich hat dies in Japan zu einer Statik und Technik beim Häuserbau geführt, Häuser, die auch stärkeren Erdbeben standhalten, wie sich bei dem jetzigen sehr starken Erdbeben wieder gezeigt hat.

Tsunami zerstört Notversorgung
Gleiches gilt für die Reaktoren. Es war nicht das Erdbeben selbst, das die Kernkraftwerkskatastrophe auslöste, sondern der Tsunami in der Folge..

Diese Hochwasserwelle zerstörte zunächst die Gebiets-Stromversorgung. In einem solchen Falle springen sofort die Notstromaggregate an, welche die die Elektrizitätsversorgung des AKW übernehmen, und dafür sorgen, dass die Pumpen weiter den auch nach der Abschaltung absolut erforderlichen Kühlkreislauf aufrechterhalten.

Diese Notstromaggregate waren aber offenbar in völlig unzureichender Weise vor dem Hochwasser geschützt,. Sie fielen aus, sodass nun auf Batteriestrom umgeschaltet werden musste, der nach kurzer Zeit zur Neige ging. Die Katastrophe nahm und nimmt ihren Lauf.

Auch kam es offenbar zum Ausfall einiger Pumpen.

Neben den allgemeinen Risiken und Störfällen, die ohnehin gerade auch in dem Reaktor Fukushima offenbar nicht gerade selten waren, wurde gegen das bekannte Risiko eines Tsunami nach einem Erdbeben, wie zuletzt im Jahre 2004 im südasiatischen Raum, offenbar überhaupt keine ausreichende Vorsorge getroffen. Z.B. in der Form, dass die Notstromaggregate nicht nur Erdbeben-sicher sondern auch Tsunami-sicher so hoch und stabil gelagert wurden, daß selbst bei einem größten anzunehmenden Tsunami keine Gefahr für deren Funktionstüchtigkeit bestand.

In Deutschland hieß es einst: wir kennen keine Erdbeben, also brauchen die AKW’s auch nicht erdbebensicher gebaut werden, bis auf der schwäbischen Alb Erdstöße mit der Schwere 5,4 auf der Richter Skala registriert wurden.

Den Kraftwerksbetreibern und ihren Sicherheitsversprechungen kann in keiner Weise getraut werden, wie sich in Fukushima wieder allzu deutlich gezeigt hat.

Erdbeben und Tsunamis sind unvermeidbar, die AKW-Unfälle können jedoch vermieden werden – durch Abschalten für immer.

Katastrophen

Pakistan: Flutkatastrophe ohne genügende Hilfszusagen

Dr. Alexander von Paleske — Die Überschwemmungskatastrophe in Pakistan sprengt alles bisher Dagewesene.

—- Etwa 14 Millionen Menschen sind bisher davon betroffen.


Screenshot

—- Die Katastrophe ist grösser als die in Haiti dieses Jahr, die Tsunamis in Südostasien 2004, sowie das Erdbeben in Pakistan 2005 zusammengenommen.

—- Millionen Menschen brauchen dringend Hilfe, unmittelbar, um aus den Fluten gerettet zu werden. Und dann sofort Nahrungsmittelhilfe. Und dies nicht nur kurzfristig, sondern mittelfristig, denn das Ausmaß der Zerstörungen ist enorm.
Was jedoch bisher an Hilfsleitungen bereitgestellt wurde, ist erbärmlich.

450 Millionen Dollar sofort
Gemessen an den Mitteln, die dieses Jahr allein für den Krieg im Nachbarland Afghanistan insgesamt lockergemacht wurden (70 Milliarden US Dollar), ist die erbetene Soforthilfe in Höhe von 450 Millionen US Dollar eher ein Kleckerbetrag, der trotzdem bisher nicht zusammenkam.

Die Regierung Pakistans, mit dem Ausbleiben substantieller Hilfe, wird weiter rapide an Ansehen und Zustimmung in der Bevölkerung verlieren.

Dazu trägt auch bei, dass der Präsident Pakistans, Zardari, als die Katastrophe sich abzeichnete, nichts Besseres zu tun hatte, als einen geplanten privaten Besuch in Großbritannien zu absolvieren, der dazu diente, sich um die Weiterbildung seines Sohnes dort zu kümmern

. Das hat – verständlicherweise – unter der Bevölkerung Pakistans Empörung ausgelöst, und wirft ein bezeichnendes Bild auf die Handlungsweise dieser Regierung.

Radikalislamisten füllen die Lücke
All das arbeitet den radikalislamistischne Organisationen wie Jamaat-ud-Dawa und Falah-e-Insaniyat in die Hände. Letztere war für den Angriff in Mumbai/Indien letztes Jahr mit 160 Toten verantwortlich

Diese Organisationen sind vor Ort und werden wahrgenommen, wie die britische Zeitung Guardian zu berichten weiss..
.
So ist es dann auch keine Überraschung, dass diese Organisationen dazu aufrufen, dringend benötigte Hilfslieferungen aus westlichen Ländern abzulehnen. Diesen Organisationen ist es offenbar völlig gleichgültig, wenn das Ausbleiben der Hilfe Tausenden von Menschen das Leben kosten würde.
Allerdings aus deren kruder menschenverachtender Sicht verständlich, denn bei den Flutopfern wird bei ausbleibender Hilfe der Zorn auf die Regierung wachsen, ein Zorn, den die Radikalislamisten auf ihre Mühlen lenken wollen.

Das nötige Gerät und Personal -auch deutsches – zur Hilfeleistung, wie Hubschrauber, um eine Massenevakuierung und Massennahrungshilfe in die Wege zu leiten, stünde theoretisch wenige Hundert Kilometer entfernt bereit – im Nachbarland Afghanistan – aber dort wird es nicht zur Hilfe, sondern zur Kriegführung eingesetzt. Ein Krieg, der auch schon vielen Zivilisten das Leben gekostet hat, nicht nur bei dem spektakulärsten Fall, dem Angriff auf einen Tanklaster bei Kundus.

Und so leiden die Opfer der Überschwemmungskatastrophe, gleichzeitig zerfällt der Staat Pakistan weiter, ein Staat im Besitz von Atomwaffen.

Nachtrag 12.8.2010
Erst heute – zwei Wochen nach Beginn der Flutwelle – besuchte der Staatspräsident Pakistans, Zardari, die von der Flutwelle heimgesuchten Gebiete und sprach mit Flüchtlingen.


Screenshot

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Erdbeben in Haiti und die Bundesregierung

Dr. Alexander von PaleskeWir sind kein Weltsozialamt – diese Worte des Entwicklungshilfeministers – pardon Ministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit – Dirk Niebel kommen einem wieder in den Sinn wenn man die Bilder der Erdbebenkatastrophe in Haiti sieht

Auch hier hatte der Weltsozialamtsverweigerer und nunmehr Soforthilfe- Bedenkenträger natürlich gleich wieder ein „aber“ einzuschiessen, selbst bei dem lächerlichen Betrag von unter 2 Millionen Euro, den die Bundesregierung bisher bereitgestellt hat.

Zitat Niebel:
Wir wissen, dass die Situation vor Ort so prekär ist, dass wir jederzeit bereit und in der Lage sein müssen, über neue Maßnahmen zu entscheiden», erklärte der Minister. Auf der anderen Seite müsse man auch darauf schauen, dass die bereitgestellten Mittel auch sinnvoll abflössen. Derzeit scheine die Situation so zu sein, dass die Bereitschaft zu helfen größer sei als der «Flaschenhals», durch den die Spenden fließen müssten, um der Bevölkerung zugute zu kommen.

Haiti ist kein Schwerpunktland, hat keine Bodenschätze, ist kein Absatzmarkt oder potentieller Absatzmarkt für deutsche Produkte und ist keine in Schieflage geratene und für die Weltwirtschaft oder Deutschland systemrelevante Bank.

Da Einzige, was Haiti reichlichst besitzt, ist Armut. 65% der Bevölkerung lebten bereits vor dem Erdbeben unterhalb der Armutsgrenze. Dazu gesellte sich jetzt noch die Katastrophe.

Kein Grund zur Aufregung, nicht für Minister Niebel und nicht für die schwarz-gelbe Regierung.

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Katastrophen

Die Zukunft heisst Resistenz? – Antiinfektiva verlieren ihre Wirksamkeit

Dr. Alexander von Paleske – 04. 10. 2009 — Ein Gespenst geht um in der Welt, eine wahre Zeitbombe. Oft genug wurde davor gewarnt, jetzt beginnt die protrahierte Explosion. Der Name des Gespensts: Resistenz von Infektionserregern, also Bakterien, Pilzen, Viren und Parasiten gegen herkömmliche Medikamente.

Zur Zeit findet in den Medien die Diskussion statt: soll man sich gegen die Schweinegrippe impfen lassen oder nicht und soll man sich gegen Papillomaviren, die Erreger von Zervixkarzinom, Vulva-Karzinom, Peniskarzinom und Analkarzinom impfen lassen oder nicht.

Aber im Hintergrund tickt eine der gefährlichsten Zeitbomben: die Resistenz der Erreger von Malaria, Tuberkulose, AIDS aber auch herkömmlichen Infektionen durch Bakterien, wie Lungenentzündungen und Geschlechtskrankheiten, gegen Antiinfektiva.

Die Gefahr droht, dass wir eine der Haupt-Errungenschaften der modernen Medizin, nämlich Medikamente gegen Infektionen in der Hand zu haben, alsbald wieder verlieren und zwar nahezu auf allen Fronten.

Starten wir mit der Tuberkulose
Die Tuberkulose kann erst seit 50 Jahren erfolgreich mit Medikamenten behandelt werden. Die Behandlungsmethoden vor dem Siegeszug der Anti TB-Medikamente waren neben Liegekuren und kaorienreicher Ernährung die Chirurgie bei lokalen Herden in der Lunge, und die Hoffnung, dass der Körper irgendwie mit der Infektion allein fertig wird.

Für viele Menschen eine trügerische Hoffnung, anschaulich dargestellt in dem grossartigen Buch von Thomas Mann „Der Zauberberg“.

In den 70er Jahren verschwand die Tuberkulose weitgehend, zumindest in Mitteleuropa. TB-Kliniken und Sanatorien schlossen. Universitätskliniken hatten oftmals Mühe, den Studenten noch Tuberkulose-Kranke vorzustellen.

Inzwischen hat sich das Bild vollständig gewandelt. Nicht nur ist die Tuberkulose weltweit wieder auf dem Vormarsch, sondern zunehmend werden Resistenzen beobachtet. Zum einen die Multidrug-Resistant TB auch MDR-TB genannt, die nur mit einer langwierigen Behandlung und zu Kosten, die das 100 -fache der Standardbehandlung betragen, erfolgreich unter Kontrolle gebracht werden kann

Aber damit nicht genug, mittlerweile breitet sich die extensiv Medikamenten-resistente Tuberkulose, auch XDR -TB genannt, aus. Ueber 90% der Patienten sterben innerhalb weniger Monate
Ein paar Zahlen aus Botswana, die diesen Trend verdeutlichen.
Multidrug resistente Tuberkulose (MDR) (in Prozent aller diagnostizierten Tuberkulosefälle)
1994 — 0,2%
1999 —- 0,6%
2002 —- 0,8%
2008 —– 3,4%

Weltweit wurden im Jahre 2007 9 Millionen Tuberkulosekranke gezählt, davon 1,32 Millionen koinfiziert mit HIV.
1,77 Millionen Menschen starben im gleichen Jahr an Tuberkulose.
511.000 Fälle von MDR wurden im gleichen Jahr registriert.


WHO: Inzidenz der Tuberkulose pro 100.000

Mit HIV-AIDS steigt die Tuberkulose
Parallel zu den HIV Infektionen steigt die Zahl der TB -Patienten an. Zur Zeit gilt die 50% Regel: 50% der Tuberkulosekranken sind mit HIV ko-infiziert und und parallel dazu steigt die Zahl der Medikamenten- resistenten Tuberkulose.

Die Situation in Südafrika ist weitaus schlimmer. Dort ist durch die Verzögerung der Behandlung der HIV-Kranken mit antiretroviralen Medikamenten die Tuberkulose weitaus stärker angestiegen – dank der Politik des HIV- Leugners und vorigen Präsidenten Thabo Mbeki – und damit auch die MDR- und XDR- Tuberkulose.

Die MDR-Rate in Südafrika wird auf 2% geschätzt eher eine Untertreibung, wobei die Lage von Provinz zu Provinz schwankt und die medizinische Versorgung ausserhalb der Ballungszentren oftmals nach wie vor völlig unzureichend ist.

Inzwischen hat es Ausbrüche von XDR-Tuberkulose insbesondere in der Provinz Kwa Zulu-Natal gegeben.

Keine neuen Medikamente in Sicht
Wirklich neue Medikamente, nicht nur Abwandlungen bekannter Medikamente, sind vorläufig nicht in Sicht.
In einigen Ländern, wie der Schweiz, wird eines der wichtigen Anti-TB Medikamente zur Schädlingsbekämpfung (Feuerbrand)
im Obstanbau breitflächig eingesetzt: Streptomycin.

Das Medikament taucht dann in der menschlichen Nahrung – z.B. im Bienenhonig – wieder auf. Damit sind die Weichen zur Resistenzentwicklung gestellt. Hochgradige Verantwortungslosigkeit ein anderes Wort dafür.

Die Mittel zur Erforschung neuer Medikamente zur Behandlung der TB sind, gemessen an den Herausforderungen, völlig unzureichend. Eine Aufstockung, nach dem Pumpen von Milliardenbeträgen in den Bankensektor, ist erst recht nicht in Sicht.

Verantwortungslosigkeit bei der Massentierhaltung
Die Probleme der Medikamenten-Resistenz werden verschärft durch den verantwortungslosen Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung.
Bisher galt als Ursache für Resistenz im Krankenhausbereich der verantwortungslose Einsatz der Antibiotika duch die Aerzte und im Niedergelassenenbereich das Verschreiben von hochaktiven Antibiotika ohne notwenige Indikation für banale Infektionen.
Die Massentierhaltung hat jetzt dazu geführt, dass auch hochpotente Antibiotika, wie die Cephalosporine wirkungslos werden.
Die hochangesehene Medizinzeitung The Lancet berichtet nun in Ihrer Ausgabe vom 5.9.2009, S. 773
Poultry politics and antibiotic resistance, von schockierenden Feststellungen in den USA und Kanada, insbesondere bei der Geflügeltierhaltung.

Diese Massentierhaltung – besser als Tierfabriken zu bezeichnen – findet ohne Reinigung der Ställe (Kosteneinsparung!) statt. Die Tiere stehen in ihrem Kot. Statt Reinigung werden sie mit Antibiotika vollgepumpt. Das beginnt bereits mit der Injektion des hochpotenten Cefalosporins der 3. Generation, Ceftiofur, in das Ei.

Routinemaessig werden Antibiotika dem Tierfutter beigemischt, die genaue Zusammensetzung wird verheimlicht.

Der direkte Nachweis, dass die Zufütterung von Antibiotika tatsächlich für die erschreckende, seit dem Jahre 2000 zu beobachtende Resistenzentwicklung gegen Cephalosporine verantwortlich ist, gelang durch den Stop des Einsatzes dieser Antibiotika für eine begrenzte Zeit. Prompt nahmen die Antibiotika-Resistenzen ab.

In Europa ist die Beimischung von Antibiotika erst seit drei Jahren verboten, in den USA und Kanada gelang es der Lobby der Tierfabrikinhaber und der Tierärztevereinigung ein derartiges Verbot bisher zu verhindern. Weiteres siehe hier

Resistenzen auch bei der Behandlung der Malaria
Als wäre das alles nicht schon schlimmm genug, auch in der Behandlung der Malaria, speziell der Malaria tropica, der gefährlichsten Form der Malaria, hervorgerufen vom Plasmodium falciparum, eine Erkrankung, an der schätzungsweise weltweit 1 Million Menschen pro Jahr sterben, davon die Hälfte Kinder unter 5 Jahren, gibt es Resistenzprobleme, nicht erst seit gestern.

Diese Probleme haben sich jetzt insoweit verschärft, als keine weiteren Alternativmedikamente mehr verfügbar sind.

Wer wissen will, wohin die Reise geht, der sollte nach Südostasien schauen, in das Grenzgebiet von Kambodscha und Thailand,und zwar in die dortige Provinz Pailin. Jede Resistenzentwicklung, die sich später weltweit ausbreitete, wurde hier zuerst beobachtet.

Im Juni diesen Jahres wurden dort erstmals Resistenzen gegen die sogenannte „letzte Instanz“ der Malariabehandlung beobachtet, gegen die Artemisinine, wie die Medizinzeitung The Lancet am 25.7.2009 berichtet.
„Countries race to contain resistence to key antimalarial”.

Es begann mit Chloroquin
In den 70er Jahren fing es an mit der Resistenz gegen Chloroquin, zunächst in Südostasien. Chloroquin ist ein preiswertes, oral einzunehmendes Antimalariamittel. Aber Mitte der 80er Jahre wurden die Erreger auch in Afrika resistent dagegen..
Heutzutage muss das Medikament weltweit als weitgehend wirkungslos bei der Malaria tropica angesehen werden.

Dann kamen Sulfadoxin-Pyrimethamine (Fansidar) und schliesslich Mefloquin (Lariam) in den 80er Jahren auf den Markt. Zu Beginn hochwirksame Medikamente. Aber auch hier gab es schwere Nebenwirkungen und Resistenzen bei Fansidar und ebenfalls Resistenzentwicklung gegen Mefloquin (Lariam). Insbesondere wohl auch deshalb, weil Mefloquin als Prophylaxe eingenommen wurde und ebenfalls als Monotherapie in der Behandlung der Malaria tropica. Ein Cocktail zur Resistenzentwicklung.

Bleiben die Artemisinine, aus einer seit Jahrhunderten bekannten chinesischen Heilpflanze entwickelt. Hochwirksam gegen die Erreger der Malaria tropica. Aber aber auch gegen sie gibt es mittlerweile Resistenzen. Möglicherweise gefördert durch die Einnahme von subtherapeutischen Dosen, die vielfach in Ländern der Dritten Welt von skrupellosen Herstellern vertrieben werden.

Was ist zu tun?

Langfristig kann nur die Impfung gegen Malaria ein wirklicher Ausweg sein. Die Fortschritte dahin sind jedoch bisher eher als gering einzustufen, auch wenn es neuerdings etwas ermutigendere Nachrichten gibt.

So bleibt kein anderer Ausweg als die Entwicklung neuer Medikamente, sowohl Antibiotika, als auch Anti-TB-Medikamente, Anti-Malaria-Medikamente und nicht zuletzt antivirale Medikamente. Nicht zu vergessen Impfseren.

Milliardenbeträge sind dafür erforderlich, allerdings nur ein Bruchteil von dem, was in den Finanzsektor gepumpt wurde, würde schon Fortschritte ermöglichen.

Daneben natürlich und vordringlich der Bann jeglichen überflüssigen unnötigen und unrichtigen Einsatzes der vorhandenen Medikamente.

Hilflos bei Infektionen – Antibiotika verlieren ihre Wirksamkeit
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