Medizin

Opfer der Chemiekatstrophe von Bhopal – Testpersonen für die Pharmabranche

Dr. Alexander von Paleske — 22.11. 2011 — Es ist ein erschütternder Bericht, der vor einer Woche in der britischen Zeitung Independent erschien:

“From tragedy to travesty: Drugs tested on survivors of Bhopal”

In einem Krankenhaus in Bhopal, einer indischen Stadt, wo es wo am 4. Dezember 1984 zu einem schweren Unfall in einer Chemiefabrik mit Austritt von hochgiftigen Gasen kam, der rund 25.000 Menschen das Leben kostete, weitere 500.000 Vergiftungserscheinungen hatten, wurden offenbar Medikamente unter grober Verletzung ethischer Standards an Personen getestet. Darunter waren auch Überlebende der Chemiekatastrophe, in einer der Studien waren es sogar 32 der 34 Testpersonen.

Insgesamt starben 14 Personen, an denen die Medikamente getestet worden waren, in engem zeitlichen Zusammenhang mit den Studien.

Bei der Testung eines neuen Antibiotikums starben offenbar 5 von 7 Patienten kurz nach Abschluss der Untersuchung.

Die Studien fanden in einem Krankenhaus statt, das schwerpunktmässig der Behandlung von Opfern der Chemiekatastrophe dienen sollte.

Grobe Verletzung ethischer Standards
Ein Teil der Versuchspersonen war offenbar noch nicht einmal informiert worden, dass an ihnen ein neuartiges Medikament getestet würde.

Mehr noch: die dort behandelnden Ärzte waren auch an der Durchführung der Studie selbst beteiligt, was es Patienten schwerer machte, die Studienteilnahme abzulehnen.

Eine Entschädigung der angeblichen Opfer unterblieb offenbar.

Ebenso wenig fand eine Untersuchung statt, ob ein direkter kausaler Zusammenhang zwischen der Verabreichung der getesteten Medikamente und dem Tod der Testpersonen vorlag.

Die Studien waren nach Angaben des Independent von den Pharmafirmen Theravance, Sanofi und Wyeth (jetzt zu Pfizer gehörend) per Outsourcing in Auftrag gegeben, und im Bhopal Memorial Hospital and Research Centre ausgeführt worden.

Das Hospital strich offenbar rund 120.000 Euro für die Studiendurchführung ein.

Outsourcen als Schutzschild
Es wirft ein bezeichnendes Licht auf eine um sich greifende Praxis vor der Zulassung neuer Medikamente. Die erste Phase ist die gefährlichste – und notwendige – Phase im Ablauf der Zulassung eines neuen Medikaments.

Zwar sind die entsprechenden Tierversuche zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen, aber wie dieses Medikament, und in welcher Dosierung, beim Menschen wirkt, mit welchen, auch möglicherweise schweren, Nebenwirkungen zu rechnen ist, und mit welcher Häufigkeit sie auftreten, ist jedoch völlig unbekannt.

Die Durchführung dieser Studienphase in entwickelten Ländern ist kostspielig. Die Versuchspersonen müssen gefunden und aufgeklärt, darüber hinaus entsprechend versichert werden.

Die Pharmafirmen haben daher derartige Studien nicht nur in Dritte Welt Länder verlagert, sondern mittlerweile auch noch zum Mittel des „Outsourcen“ gegriffen. Zwischen die Pharmafirma und die Testpersonen wird eine Art „Puffer“ geschoben in der Form sogenannter Contract Research Organisations (CRO). Diese werden mit der Studiendurchführung beauftragt. Wenn irgend etwas schiefläuft, kann die Schuld dann problemlos auf diese CROs abgeschoben werden.

In der Vergangenheit hatten die Pharmafirmen selbst diese Studien durchgeführt. Es gab in einigen Fällen Schadensersatzprozesse und ausserdem negative Schlagzeilen in den Medien, gerade auch im Zusammenhang mit zweifelhaften Studien in Dritte Welt Ländern. Insbesondere dann wenn schwere Verstösse gegen ethische Regeln wie z.B. mangelnde Aufklärung, Nichtreagieren auf das Auftreten schwerer Nebenwirkungen etc. vorlagen.

Die Studienergebnisse kann sich die Pharmafirma beim Outsourcen nun voll zunutze machen, mit den negativen Folgen hat sie jedoch „nichts zu tun“. Schadensersatzprozesse mit Durchgriffshaftung gegen die Pharmafirmen würden schwierig oder gar erfolglos sein.

Es gibt eigentlich nur einen Ausweg: das Outsourcen dieser Studiendurchführung muss untersagt werden, was wiederum nur über eine internationale Vereinbarung möglich wäre, und die Einhaltung ethischer Standards muss gesichert sein, ganz egal in welchem Land die jeweilige Studie durchgeführt wird.

Medizin

Im Profil: Chinesische Pharmazie-Forscherin Tu Youyou

Dr. Alexander von Paleske —12.10. 2011 —
Es ist ein Name, der bisher (noch) nicht sehr bekannt ist, obgleich die chinesische Wissenschaftlerin ein Medikament gegen die Malaria erforscht und entwickelt hat, das Millionen Menschen das Leben gerettet hat, und noch retten wird. Erforscht und entwickelt unter den schwierigen Bedingungen der chinesischen Kulturrevolution.


Tu Youyou

Und es ist ein hochwirksames Medikament gegen Malaria, das aus der einst größeren Liste übrig geblieben ist, nachdem Plasmodium falciparum, der Erreger der gefährlichsten Form der Malaria, der Tropica, vollständig oder teilweise resistent gegen die bis dato wirksamen Medikamente Chloroquin, Mefloquin, Sulfadoxine / Pyrimethamin, und sogar Chinin geworden ist.

Schnelle Resistenzentwicklung
Die Resistenzentwicklung gegen die herkömmlichen Medikamente hat sich innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums vollzogen, ich habe sie hier in Simbabwe miterlebt.

Als ich 1987 hierher kam, gab es im südlichen Teil des Landes, insbesondere im Matabeleland, nach Jahren der Trockenzeit wieder Regen, und mit ihm kamen die Mücken als Überträger der Malaria.

Die während der Dürre verloren gegangene Teilimmunität führte zu einer Malariaepidemie mit schwersten Krankheitsverläufen, und erstmalig traten Resistenzen gegen Chloroquin auf, bis dato das Standardmedikament.

Also blieb für schwere Krankheitsverläufe nur Chinin, aber das war nur in unzureichenden Mengen vorhanden.
Mit einer deutschen Ärztin und mit der Hilfe meiner Mutter, die das vorhandene Chinin in Hamburg in grossen Mengen einkaufte und hierher schickte gelang es, viele schwerkranke Patienten erfolgreich zu behandeln.

Heute ist Chinin bereits nicht mehr das Mittel der Wahl, weil es auch gegen dieses Medikament mittlerweile Resistenzen gibt. An die Stelle sind die Artemisinine getreten, konnten sie treten, dank der Forschungsarbeit der heute 81-jahrigen chinesischen Wissenschaftlerin Tu Youyou.

Eine Wissenschaftlerin namens Tu Youyou
Tu schloss 1955 ihr Pharmaziestudium an der Medical University, School of Pharmacy, in Beijing ab, und begann ihre Untersuchungen über traditionelle chinesische Medizin an der China Academy of Chinese Medical Services.

Das chinesische Gesundheitsministerium machte sie zur Leiterin des Forschungsprojekts 523 (gestartet am 23.5. 1967) das ein Mittel gegen die Chloroquin-resistente Malaria finden sollte.
Insgesamt 2000 chinesische traditionelle pflanzliche Medikamente wurden untersucht. Nach vier Jahren waren 380 Extrakte von 200 pflanzlichen Stoffen hergestellt. Nun konnten die Tierversuche an Mäusen beginnen.

Quinghao
Das Extrakt aus Qinghao (Artemisia annua), stellte sich als wirksam heraus.
Nach Überwindung einiger Schwierigkeiten, unter anderem mit Hilfe der Anweisungen aus einem pharmazeutischen Handbuch, verfasst von einem Arzt Ge Hong im 3. Jahrhundert, war die Wirksamkeit reproduzierbar.

Es waren dann Tu Youyou und ihre Mitarbeiter, die das neue Medikament an sich selbst ausprobierten.

1979 wurden die Ergebnisse erstmals auch in Englisch publiziert .Mittlerweile liegen die auf der Entdeckung basierenden partialsynthetischen Derivate wie Artemether, Artesunat und Artemotil in oraler bzw. parenteraler Form vor.
Diese Medikamente sind mittlerweile zur Standardbehandlung der Malaria avanciert.

Tu Youyou gehört zu einer Generation von Forschern, für die – anders als heute – nicht das Publizieren von Arbeiten sondern die Nöte ihrer Patienten die Motivation für ihre Arbeit waren, und an erster Stelle standen.

Im September diesen Jahres wurde sie – hochverdient – in den USA mit dem sehr angesehenen Lasker-Preis geehrt, den vor ihr bereits ein anderer chinesischer Staatsbürger US-amerikanischer und libanesischer Abstammung bekommen hatte: George Hatem, über den wir hier bereits berichtet hatten.

Glückwunsch!

Rückblick: Hans Müller – Arzt im kommunistischen China
Hilflos bei Infektionen – Antibiotika verlieren ihre Wirksamkeit

Medizin

Irene – Wiedersehen mit einer Krebspatientin. Ein persönlicher Bericht

Dr. Alexander von Paleske — 4.10. 2011 — In der vergangenen Woche begrüsste mich eine junge Frau in meiner Ambulanz., ich konnte aber beim besten Willen mich nicht erinnern, sie jemals zuvor gesehen zu haben.


Irene N. — Photo: Dr. v. Paleske

Sie zog darauf ihre Behandlungskarte aus der Tasche, demnach war sie letztmalig 1997 von mir als Patientin gesehen worden. Sie war damals 7 Jahre alt. Als Diagnose war vermerkt worden: Nephroblastom, ein bösartiger Nierentumor, der nahezu ausschliesslich im Kindesalter auftritt.

Ich hatte im Jahre 1994 die Diagnose gestellt, sie hatte dann die übliche Chemotherapie zur Tumorverkleinerung bekommen, gefolgt von der operativen Entfernung des Resttumors und damit auch der befallenen Niere. Daran schloss sich die Bestrahlungsbehandlung an, gefolgt von einer mehrmonatigen sogenannten adjuvanten Chemotherapie, welche noch vorhandene, aber nicht darstellbare Tumorreste vernichten soll.

Zum damaligen Zeitpunkt hatten wir genügend Medikamente zur Krebsbehandlung zur Verfügung, auch die Bestrahlungsabteilung war durchgehend in Betrieb.
Mangels eines Kinderonkologen behandelte ich auch krebskranke Kinder.

Unerwartete Schwierigkeiten
Allerdings gab es einige unerwartete Schwierigkeiten:
Ich entliess die Patienten nach Abschluss der Bestrahlungsbehandlung und einem langen Gespräch, in welchem ich der Mutter bzw. den Eltern des Kindes erklärte, dass die Behandlung über ein weiteres Jahr weitergehen müsse, nach Hause.

Anders als bei den meisten Erwachsenen, die an Krebs litten, lief das jedoch schief. Denn statt zum vereinbarten Termin zur Fortsetzung der sogenannten adjuvanten Chemotherapie erschienen die Mütter mit ihrem Kind oftmals nicht – der Tumor war ja weg – insbesondere wenn sie eine lange Anreise hatten, und oftmals das Geld für die Busreise nicht vorhanden war.

Sie kamen dann nach etlichen Monaten zurück , nachdem sich bei dem Kind ein Tumor-Rezidiv entwickelt hatte, der Tumor mangels Behandlung also wieder zurückgekehrt war. Und damit wurde auch aus einer heilbaren Erkrankung – die Heilungsrate beim Nephroblastom liegt, selbst mit den uns seinerzeit verfügbaren Medikamenten und Behandlungsmöglichkeiten bei über 80% – eine wesentlich schwieriger zu heilende, oftmals unheilbare Erkrankung.

„Kasernierung“ als Ausweg
Es gab also nur einen Ausweg: Die „Kasernierung“ für die gesamte Dauer der Behandlung. Keine leichte Entscheidung und auch nicht leicht durchzusetzen.

Regelhaft wurde ich nun nach Abschluss der Bestrahlungsbehandlung mit der Bitte der Mütter konfrontiert, sie doch wenigstens für ein Wochenende mit ihrem Kind nach Hause zu lassen.

Um den Therapieerfolg also die Heilungschancen nicht zu gefährden lautete meine Antwort regelmässig: die Mutter könne nach Hause gehen, aber ohne das Kind. Das ging oftmals nicht ohne Tränen ab, aber so gelang es uns, die Heilungsrate beim Nephroblastom – fast alle Patienten waren bei der Erstaufnahme in einem sehr weit fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung – auf 80% zu steigern. Und so machten wir es auch mit Irene, mittlerweile eine fröhliche junge Frau

Dass die Behandlung und Kasernierung keineswegs Freude bereitete machte mir einer meiner kleinen Patienten klar:
Es handelte sich um einen dreijährigen Jungen, der ebenfalls wegen eines Nephroblastoms (Wilms-Tumor) in Behandlung war:

Die Krankenschwester von der Station, die ihn gebracht hatte, war kurz zum Telefon gegangen, da schnappte sich der Knirps einen Stock, den er gefunden hatte, wartete, bis ich aus Versehen die Tür zu meinem Behandlungszimmer nicht ganz geschlossen hatte, und kam dann geschwind herein, um mir mit seinem Stock einen Hieb zu versetzen. Er hatte die Lacher auf seiner Seite.

Irene ist vom Nephroblastom geheilt. Allerdings fordern derartige Behandlungen ihren Preis: rund 8% der erfolgreich behandelten krebskranken Kinder werden sehr viel später erneut an Krebs erkranken.
Dieses Damoklesschwert hängt über ihnen, aber davon weiss Irene nichts, es würde ihrer Lebensfreude auch nur Abbruch tun, ohne dass sie den Gang der Dinge beeinflussen könnte

.
Ein Tag wie jeder andere – In einem Krankenhaus in Simbabwe
Diagnose: Krebs
Dumela Ngaka – 8 Jahre als Krebsarzt in Botswana – Ein persönlicher Erfahrungsbericht
Cancer surge overwhelms AIDS-struck Botswana

Medizin

Diagnosis of disseminated Tuberculosis in bone marrow aspirates

Dr. Alexander von Paleske 16th September 2011
Mpilo-Hospital
Teaching Hospital of the University of Zimbabwe
Department of Haematology
Bulawayo/Zimbabwe
Africa

Introduction
Disseminated /miliary TB is a lifethreatening form of Tuberculosis, not rarely see in HIV-AIDS patients with a CD4 count below 200/ul.

The diagnosis is often made on clinical grounds. Chest X-rays may show involvement of the lungs, however a final diagnosis is often difficult.

Disseminated / miliary TB can involve the bone marrow. A few studies albeit with small numbers have shown, that bone marrow aspirates may thus play a useful role in the diagnosis.

3% of all Tuberculosis cases worldwide are meanwhile multidrug resistant (MDR-TB). In certain affected areas the incidence is much higher. The extensive drug resistant TB (XDR-TB) is on the rise as well.
Thus the diagnosis of MDR-and XDR-TB becomes extremely important.

In disseminated / miliary TB it is difficult to obtain a specimen for culture, as the sputum results are often negative, and invasive procedures like lung- or liver aspirates carry a considerable risk for the patient.
The bone marrow aspirate, however carries a comparatively low risk.


Disseminated TB – Bone marrow aspirate, Presence of AAFB’s (red)


Severe disseminated TB – Two Bone marrow aspirates, plentiful AAFB’s. Photos: Dr. v. Paleske

In a small pilot study (not published) in 1997 we investigated the incidence of TB-culture-positive bone marrow aspirates obtained from 30 unselected patients. One specimen was positive for m. tuberculosis.

In view of increasing numbers of MDR-TB and XDR-TB, we decided to investigate

– Whether the incidence of TB in bone marrow aspirate cultures has significantly increased and thus becomes a useful tool in the diagnosis of disseminated TB

– How frequently can Alcohol and Acid Fast Bacilli (AAFBs) be detected in bone marrow specimens and thus enabling a rapid diagnosis

– Whether or not bone marrow aspirates can be collected in simple EDTA-tubes and sent to a TB-laboratory for culture, thus enabling the sampling of bone marrow aspirates for culture even in provincial and district hospitals without access to culture mediums.
.

Patients and Methods
312 bone marrow aspirates from patients with the diagnosis of anaemia, severe granulocytopenia, thrombocytopenia, bicytopenia or pancytopenia, referred to Mpilo Hospital, Department of Haematology during the period from 1st May 2010 to 30th April 2011, were obtained.

– 186 adults, age 15-86 years (median 32 years)

– 126 children age 2 months – 14 years (median 5 years)

Bone marrow smears were stained in a conventional way, in addition one slide was stained with Ziehl-Neelsen for detection of AAFBs, and the bone marrow specimens, collected in an EDTA-tubes, then sent for TB-culture.

Results:

33 / 312 specimens were TB-culture positive ( 10,58%), all m. tuberculosis

– 6 / 126 in children ( 4,76 %)

– 27/186 in adults ( 14,5%)

Microscopically AAFBs positive were 4 /33 ( 12%) of the culture positive specimens

– 0 / 6 in children

– 4 / 27 ( 14,8 %) in adults

Patients, whose specimens were AAFBs microscopically positive were all at an advanced stage of HIV-disease.

Discussion
Bone marrow aspirates turn out to yield a comparatively high rate of TB-culture-positive results in a setting with a high incidence of HIV-disease.

The results in adults ( 14,5%) are much higher, than expected from a previous pilot study.

However It remains unclear, how high the detection rate in disseminated / miliary TB with bone marrow involvement truly is.
PCR – not available here – has shown to increase the yield compared to culture.

The now recommended Xpert MTB/ RIF-test may be quite useful for rapid detection of TB in bone marrow aspirates.
However,it cannot replace the need for TB culture to detect MDR- and XDR-TB, as it can only detect Rifampicin- resistance, which alone is not sufficient to qualify for MDR-TB.

Moreover, this test gives a false negative result, if resistance is present not aginst Rifampicin, but instead against two of the other drugs in use for first line TB-treatment (see Lancet 2011 Vol 377, 1467) .
Furthermore this test offers nothing for the detection of XDR-TB.
Not to forget the costs of that test: roughly ten times higher than the conventional tests.

Disseminated / miliary TB – or at least the uptake rate – in children is apparently much lower than in adults.

Not rarely, TB was clinically not suspected in patients, whose bone marrow aspirate turned out to be culture-positive for TB.
The microscopic detection rate of AAFBs in this study is relatively low, nevertheless useful.

Conclusions

1. Disseminated / miliary TB can be detected in bone marrow aspirates.

2. In a setting with a high incidence for HIV-disease, all bone marrow aspirates should be routinely examined for AAFB’s, and also sent for TB- culture.

3. If a culture medium is not at hand, the specimen may be sent to a TB-Laboratory in an EDTA-tube.

4. In cases of suspected disseminated / miliary TB, a bone marrow aspirate should be performed, if possible.

linkDiagnosis of disseminated Tuberculosis in bone marrow aspirates – Results of a second study

linkLymph node aspirates in Tuberculosis-Diagnosis: New challenges, new solutions – a study of 156 patients
linkLymph node aspirates in Tuberculosis-Diagnosis – A third study of 549 patients

References
Görgün Akpek, Shing M. Lee, David R. Gagnon, Timothy P. Cooley, and Daniel G. Wright
Bone Marrow Aspiration, Biopsy, and Culture in the
Evaluation of HIV-Infected Patients for Invasive
Mycobacteria and Histoplasma Infections –
American Journal of Hematology 67:100–106 (2001)

Lombard EH, Victor T, Jordaan A, van Helden PD.
The detection of Mycobacterium tuberculosis in bone marrow aspirate using the polymerase chain reaction. Tuber Lung Dis. 1994 Feb;75(1):65-9.

K. Ritis, S. Giaglis, S. Rafail, E. Alepopoulou, V. Tsironidou, D. Tzoanopoulos, M. Speletas,S. Ktenidou-Kartali, P. Sideras, G. Kartalis –
Diagnostic usefulness of bone marrow aspiration material
for the amplification of IS6110 insertion element in extrapulmonary
tuberculosis: comparison of two PCR techniques –
Int J Tuberc Lung Dis 9(4):455–460 (2005)

.
E-Mail: avonpaleske@yahoo.de

Medizin

Lymph node aspirates in Tuberculosis-Diagnosis: New challenges, new solutions – a study of 156 patients

Dr. Alexander von Paleske 30 August 2011
Mpilo-Hospital
Teaching Hospital of the University of Zimbabwe
Bulawayo/Zimbabwe
Africa

Introduction
Lymph node tuberculosis is not infrequent in Sub-Saharan Africa. Even though precise figures do not exist, the incidence can be estimated to be between 10 and 25% of all TB cases..

A few studies have been published which show the value of fine needle aspiration for the diagnosis of lymph node TB, albeit with small numbers. The results were, apart from a few exceptions based on microscopy only.

In the meantime new challenges have arisen:

1. 3% of all Tuberculosis cases worldwide are multidrug resistant (MDR-TB), in certain affected areas the percentage is, however, much higher. Thus the diagnosis for MDR-TB in lymph node TB becomes extremely important. The extensive drug resistant TB (XDR-TB) is on the rise as well..

2. The HIV epidemic has brought more challenges for the diagnosis of lymph node TB

– Many patients present with enlarged lymph nodes of which it is unclear, whether this is TB, or persistent generalized HIV-related lymph node enlargement

– Other infectious diseases like Histoplasmosis and Cryptococcal infections, or simple bacterial lymphadenitis can present with lymph node enlargement as well

– The same applies to HIV-related cancers presenting with lymph node enlargement (Kaposi-Sarcoma, high grade Non Hodgkin lymphoma, Hodgkin´s disease, Castleman’s disease).

– HIV-positive patients, who are on anti-TB-treatment (ATT) for lymph node TB, and who have been started concurrently or shortly before on treatment with antiretroviral drugs, can show increasing, or at least persistent lymph node enlargement, which may be in fact not drug resistant TB, but part of an Immune-Reconstitution Syndrome (IRS) or newly developed high grade lymphoma.

– The new WHO recommendations for TB-prophylaxis in HIV-positive patients – INH for a period of at least 6 months – require the exclusion of active TB, which is clinically often not possible in view of the frequently enlarged lymph nodes in HIV-positive patients.

The gold standard for a definitive diagnosis is certainly a lymph node biopsy. However this is in most of Sub-Saharan Africa, due to lack of facilities and manpower, at present only feasible for a very small number of patients.

Lymph node aspirates on the other hand are simple to perform, the specimen obtained can easily be spread on slides and then assessed by a laboratory technologist .

However, the microscopy result is often negative for TB-bacilli (AAFBs, Alcohol and Acid fast Bacilli), especially in fairly immune-competent patients, unlike with sputum in cases of TB lung,.

Helpful in the diagnosis of lymph node TB, despite the absence of microscopically detectable TB-Bacilli, is the detection of caseous material and / or the presence of Langhans giant cells.

,
Langhans Giant cell in a lymph node aspirate – Photo: Dr. v. Paleske


Caseous material in lymph node aspirate – Photos: Dr. v. Paleske

In our setting 25% of all lymph node aspirate specimens were falling into this category (unpublished data.). Culture of these aspirates would help further in the diagnosis of TB

In contrast: the lymph node aspirates of severely immune-compromised patients are often pus-like, packed with AAFBs and can thus fairly easily be diagnosed under the microscope.


Lymph node TB, plentiful AAFBs, full blown AIDS – Photo: Dr. v. Paleske

Moreover, In view of the increasing numbers of MDR-TB and XDR-TB, culture and sensitivity testing should be done, whenever possible.

The problems: amount of specimen and mode of transport / culture medium.

For lymph node aspirates this poses a challenge, as the amount of specimen obtained with a fine needle aspirate is often little. Moreover TB-culture-medium is not available in district hospitals and clinics.

We have investigated a way to solve this problem, which allows the aspirate firstly to be spread on a slide for microscopy diagnosis and also sent off for TB culture as well.

Patients and methods
129 patients age 15 – 85 years and 27 pat. age 2 months to 14 years were referred to Mpilo-Hospital Bulawayo / Zimbabwe for fine needle aspirate of enlarged peripheral or paraarotic/parailiacal/abdominal lymph nodes during the period from 1st May 2010 to 30th April 2011.

None of the patients had a formal lymph node biopsy before.

Aspirates were performed with a 5ml or 10 ml syringe. For peripheral lymph nodes size 18 or 19 G needles were used, however for abdominal or paraaortal /parailiacal lymph node aspirates the smaller size 21 G needles.

The specimens were spread on a glass slide and a quash smear with another glass slide facilitated. This technique is better in preserving fragments and thus allows better the recognition of caseous material.

Thereafter a blood sample was taken from the patient and 1 – 1,5ml blood filled in an EDTA-Tube (Full blood count tube).

The aspirate syringe with the aspirate needle on top was flushed several times with the blood in the EDTA-tube by sucking the blood into the aspirate syringe an pressing it back into the EDTA tube, thus delivering the rest of the specimen into the EDTA-tube.
The EDTA tube was then sent to the TB-Lab for TB-culture.

May- Gruenwald Giemsa staining was being done on one glass slide, Ziehl-Neelsen for detection of AAFBs on the other.


Results

Altogether the diagnosis TB was made in 79 of the 156 specimens (50.6%)

1. Microscopically positive for TB (Langhans Giant Cells and / or caseation and / or AAFBs detected) were 62 / 79 (78,4%), of which 36 / 79 (45%) were microscopically AAFBs-positive

2. TB-Culture positive were 52/79 (65,8% of all TB diagnoses) all m. tuberculosis.

In Detail:
— Culture positive, plus microscopically positive including AAFBs detected were 27 / 79 (34,1%)

– Culture positive plus microscopically caseation and / or Langhans giant cells but no AAFBs microscopically detected were 12 / 79 (15,1%)

– Culture positive “only” , microscopically no evidence of TB (neither AAFB’s detected, nor caseation, nor Langhans giant cells were found, instead a reactive pattern) was seen in 13 / 79 specimens (16,4%)

– Culture negative but microscopically positive plus AAFBs detected were 9 /79 (11,3%)

– Culture negative, but microscopically positive however no AAFBs detected were 18 / 79 (22,7%)

Discussion
The aspirate-specimens from lymph nodes mixed with 1-1,5 ml of EDTA-Blood from the patient, had an acceptable yield.
We, however, did not separate the patients, who are on Anti TB drugs, and for how long, or not at all.

Patients, whose aspirates are microscopically AAFB´s negative, culture negative but were diagnosed on the basis of caseation, or pus, or Langhans giant cells, without the presence of Non-TB bacilli, and without a significant amount of granulocytes or macrophages, who are either for weeks on anti-TB-drugs or have recently completed their TB treatment cannot outright be regarded as therapeutic failures.

Therefore a change of treatment (switch to 2nd line TB treatment) seems not justified, rather a “wait and see policy” should be pursued with a second aspirate in due course.
.
Those however, whose aspirates are microscopically AAFBs positive, not on ATT and culture negative are definitely culture falsely negative and need treatment. A repeat aspirate solely for culture may be appropriate.

The now recommended Xpert MTB/ RIF-test may be quite useful for rapid detection of TB in lymph node aspirates..
However,it cannot replace the need for TB culture to detect MDR- and XDR-TB, as it can only detect Rifampicin- resistance, which alone is not sufficient to qualify for MDR-TB, and the test contributes nothing for the detection of XDR-TB.

Moreover, this test gives a false negative result, if resistance is present not aginst Rifampicin, but instead against two of the other drugs in use for first line TB-treatment (see Lancet 2011 Vol 377, 1467) .

Conclusions
This method of fine needle lymph node aspiration shows, that even without culture medium in place, the yield is impressive, and, in combination with cytology, excellent results can be expected.

Moreover a sensitivity testing can be carried out, thus enabling the detection of MDR- and XDR – TB

Further improvement may be possible by doing two aspirates, to increase the amount of specimen for the culture.

This technique of aspirates – at least from peripheral lymph nodes – is simple and can even be performed by trained nurses in small hospitals and clinics.

See the 2nd study of 545 patients

linkLymph node aspirates in Tuberculosis-Diagnosis: New challenges, new solutions – a second study of 545 patients
linkLymph node aspirates in Tuberculosis-Diagnosis – A third study of 549 patients

linkDiagnosis of disseminated Tuberculosis in bone marrow aspirates
.

avonpaleske@yahoo.de

1) Pithie AD, Chicksen B.
Fine-needle extrathoracic lymph-node aspiration in HIV-associated sputum-negative tuberculosis, Lancet. 1992 Dec 19-26;340(8834-8835):1504-5

2) Dandapat, M.C. B. M. Mishra, S. P. Dash, P. K. Kar
Peripheral lymph node tuberculosis: A review of 80 cases British Journal of Surgery
Vol. 77, pp. 911–912, 1990

3)Scott K. Heysell, Anthony P. Moll, Neel R. Gandhi, François J. Eksteen, Palav Babaria, Yacoob Coovadia, Lynn Roux, Umesh Lalloo, Gerald Friedland, and N. Sarita Shah
-Extensively Drug-Resistant Mycobacterium tuberculosis from Aspirates, Rural South Africa— CDC-EID Vol. 16 No 3, March 2010

Medizin

Tuberkulose-Diagnostik mit einem neuen Test, Sperrung der Mittel für Global Fund – Fortschritt oder nicht, das ist die Frage

Dr. Alexander von Paleske — 28.8. 2011 — Vor ein paar Wochen tauchten Mitarbeiter einer niederländischen Nichtregierungsorganisation vor dem Tuberkulose-Referenzlaboratorium hier in Bulawayo auf. Von dort ging es dann in umliegende Krankenhäuser und Kliniken, um einen neuen Test zur Diagnose der Seuche Tuberkulose zu proagieren, der alsbald zum Einsatz kommen soll: Der Xpert-MTB-RIF Test.

Ein sicherer und schneller Test zur Diagnose der TB ist zweifellos zu begrüssen. Aber ist dieser Test wirklich ein echter Fortschritt, oder bezahlen die Länder der Dritten Welt, die von dieser Seuche so sehr heimgesucht werden, teuer für einen Scheinfortschritt?

Die Zahlen
Im Jahre 2009 sind 9,4 Millionen Menschen weltweit neu an Tuberkulose erkrankt, die absolut überwiegende Mehrheit in armen Ländern der Dritten Welt, und hier insbesondere in Afrika südlich der Sahara, oftmals in Kombination mit der Immunschwächekrankheit HIV / AIDS.


Jährlich erkranken 9 Millionen Menschen neu , 1,8 Millionen sterben an TB.

Weltweit ist die Tuberkulose dramatisch im Vormarsch, wir haben mehrfach darüber berichtet.

Die Diagnose der Tuberkulose, von Robert Koch eingeführt, war bisher relativ einfach durch eine Färbung des diagnostischen Material , die sogenannte Ziehl-Neelsen Färbung. Dazu erforderlich neben dem billigen Färbematerial ein Mikroskop, und ein trainierter Labor-Assistent, der die Beurteilung vornimmt.
Die Durchschnittskosten belaufen sich auf weniger als 2 US Dollar pro Patient. Gefolgt von einer Kultur, so die Möglichkeit besteht, deren Ergebnis aber erst nach rund 50 Tagen vorliegt.


Tuberkelbakterien unter dem Mikroskop (rot). Foto: Dr. v. Paleske

Resistente Tuberkulose als Herausforderung
Mittlerweile hat sich aber ein neues Problem ergeben, über das wir schon mehrfach berichtet haben: Die resistente Tuberkulose, die in zwei Formen auftritt: Die Multidrug- resistant TB (MDR-TB), die gegen zwei der Erstlinienmedikamente resistent ist, also z.B. INH und Rifampicin, und die extrem resistente TB, (XDR-TB), eine MDR-TB, die auch noch gegen zwei der Zweitlinienmedikamente resistent ist, nämlich gegen die Chinolone und ein injizierbares Tuberkulosemedikament.

Die Multidrug-resistant -TB (MDR-TB) ist ständig in Ausbreitung begriffen. Weltweit sind es sind bereits 3% aller neu diagnostizierten TB-Fälle, fokal z.T. weit höher. Vor 10 Jahren waren es weit unter 1% .

Die Testung der Tuberkulosebakterien auf Resistenz, vor 10 Jahren noch eher unnötig, von Ausnahmefällen abgesehen, wird daher immer dringender.

Allerdings steht in den armen Ländern pro 10 Millionen Menschen im Durchschnitt nur 1,5 Labore zur Verfügung, die eine derartige Sensitivitätstestung nach Anzüchtung (Kultur) der TB Bakterien vornehmen können.

Das Resultat des diagnsotischen Mangels: Nur 7% dieser Patienten werden korrekt diagnostiziert. Der Rest wird, – wenn die wesentlich teureren Zweitlinienmedikamente, die pro Patient 1300 US Dollar pro Jahr kosten, überhaupt verfügbar sind — klinisch, also auf Verdacht hin behandelt. Also dann, wenn die Erstlinientherapie nicht anschlägt, was sich erst nach Wochen bzw. Monaten feststellen lässt.

Damit ist nicht nur der Patient selbst gefährdet, sondern auch Menschen in seiner Umgebung, die mit den resistenten TB-Bakterien infiziert werden können.

Bezahlbarer Fortschritt?
Nun also ein neues Verfahren, das sogar in Zukunft keine Laborassistenten braucht, sondern von angelernten Krankenschwestern durchgeführt werden kann.

Aber:
– Die ganze Diagnostik-Maschine, beruht auf einem empfindlichen Polymerase-Chain-Reaction (PCR)Verfahren, und ist ausserdem stromabhängig

– Kosten: ca. 20 US Dollar pro Patient

– Die Umgebungstemperatur muss unter 30 Grad Celsius liegen, was in vielen tropischen und subtropischen Ländern nur über Klimaanlagen erreichbar ist, die in den kleineren Krankenhäusern und Kliniken nicht vorhanden sind, und, die selbst wenn vorhanden, eine ununterbrochene Stromversorgung brauchen, was ebenfalls nicht gewährleistet ist.

– Test-Kartuschen, die nach einiger Zeit ausgewechselt werden müssen, fallen ebenfalls kostenmässig deutlich ins Gewicht

– Es wird ein Laptop Computer gebraucht, der wiederum stromabhängig ist, und sich auch ausserhalb von Labors grosser Beliebtheit erfreut, sodass erhöhte Sicherheitsvorkehrungen nötig sind.

-die Bearbeitungszeit für eine Probe dauert zwei Stunden

Vorläufiges Fazit
Natürlich, das neue System, vorausgesetzt die Arbeitsbedingungen stimmen, hat unbestreitbare Vorteile:

– die Empfindlichkeit und Treffsicherheit der Tuberkulosetestung liegt bei 90%, verglichen mit 63% der herkömmlichen Mikroskopiererei.

– Feststellung, ob die TB-Bazillen gegen das Erstlinienmedikament Rifampicin-resistent sind.

Aber:

nur Rifampicin-Resistenz kann festgestellt werden, nicht aber ob der Patient resistent gegen ein weiteres Erstlinienmedikament ist, erst dann kann ja von MDR gesprochen werden.

– In 37% der Fälle liegt eine Resistenz gegen zwei andere Erstlinienmedikamente – nicht jedoch Rifampicin – vor, die der Test nicht bestimmen kann.

Mit anderen Worten:

-eine Reihe von Patienten wird als MDR-TB klassifiziert, obwohl keine vorliegt, und wird dann, so vorhanden, automatisch mit wesentlich teureren Medikamenten behandelt
,
– ein nicht geringer Teil der Patienten hat MDR-TB ohne Rifampicin-Resistenz, und diese werden fälschlicherweise als Nicht-MDR-TB klassifiziert.

– Für die extrem resistente XDR-TB, die sich ebenfalls weiter ausbreitet, liefert der Test nichts in Punkto Resistenz

Fazit:
Der Xpert-Test liefert zu viele ungenügende bzw. unbrauchbare Resistenz-Resultate, gerade auch in Fällen der XDR-TB, verzehnfacht die Kosten der Diagnose, kann in vielen Kliniken und Hospitälern nicht durchgeführt werden, weil die Voraussetzungen dafür fehlen (Klimaanlagen, Strom), und treibt die Kosten der TB-Behandlung durch falsch positive MDR-TB -Resultate in die Höhe.

Der Test, so wie er ist, ist denkbar ungeeignet, um nicht zu sagen unbrauchbar für Länder in der Dritten Welt.

Gleichwohl hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sich stark für die Einführung gemacht, was einige Rückschlüsse auf deren wirkliche Kenntnisse vor Ort nahelegt.

Medizinzeitung warnt
Und so warnt auch die hochangesehene Medizinzeitung LANCET bereits am 30 April (Lancet Vol. 377 S. 1467 vom 30.4. 2011) vor der überstürzten Einführung dieses teuren Tests.
Sie fordert zutreffend, dass ein derartiger Test

-Bezahlbar

-genau (sensitiv und spezifisch)

-einfach zu handhaben

-unempfindlich gegen höhere Umgebungstemperaturen

– unabhängig von teuren Geräten sein muss, und unabhängig von ununterbrochener Stromversorgung .

Die meisten dieser Voraussetzungen erfüllt eben der Xpert-Test nicht.

Stattdessen wird die Notwendigkeit der Expansion von Referenzlaboratorien immer dringender, die eine umfassende und bezahlbare Sensitivitätstestung gegen alle herkömmlichen TB-Medikamente durchführen können.

Daran ist leider deshalb nicht zu denken, weil dem Global Fund zur Bekämpfung von TB, Malaria und Aids – gerade auch von Deutschland – drastisch die Mittel gekürzt werden.


Labore wie dieses hier in Bulawayo/Simbabwe sind zur effektiven Diagnose und Behandlung der TB unverzichtbar. Dieses Labor wird mit Global Fund Geldern unterstützt. Foto: Dr. v. Paleske

Wir haben in mehreren Artikeln, nachdem Geld, das der Fund bereitgestellt hatte, zweckentfremdet wurde, kritisiert, wie der Fund arbeitet.

Anstatt auf eine Änderung der Arbeitsweise und striktere Überwachung zu drängen, werden einfach, nicht nur von Deutschland, die Mittel gekürzt oder ganz gestrichen.

Dem deutschen Entwicklungshilfe-Minister Dirk Niebel ist der Global Fund ohnehin ein Dorn im Auge. Er möchte den deutschen Beitrag lieber heute als morgen nur noch an bestimmte (willfährige) Länder verteilen, die vermutlich auch dem deutschen Aussenhandel dienen.

Dass der Global Fund unzweifelhaft erheblich zur Verbesserung der Diagnose und Behandlung der genannten Menschheitsseuchen beigetragen hat, ist für ihn offenbar ohne Belang.

Die vergleichsweise (am Gesamtvolumen) geringe (gleichwohl inakzeptable) Mittelentwendung bot sich da offenbar als schöne Ausrede an.

Andere europäische Länder haben trotz 2010 gemachter Zusagen erst gar nichts bezahlt, wie der Lancet am 6.8. 2011 zu berichten wusste.

Eine besiegt geglaubte Krankheit droht wieder zur unkontrollierbaren Seuche zu werden
Die Zukunft heisst Resistenz? – Antiinfektiva verlieren ihre Wirksamkeit
Welt-Tuberkulose Tag – eine Krankheit weiter auf dem Vormarsch</

Zum Global Fund und seinen Problemen
Global Fund: Erreichen alle Gelder der Geldgeber die richtigen Empfänger?
Global Fund – oder: Warum Aushändigen von Geld nicht reicht

Medizin

Antibiotikaresistenz: Nach Pest, Tripper, MRSA, NDM-1, TB, Campylobacter nun die Salmonellen

Dr. Alexander von Paleske — 4.8. 2011 —
Die Liste der Antibiotika-resistenten Bakterien wird immer länger.
Nun haben die Forscher des Pasteur- Instituts in Paris einen Salmonellenstamm entdeckt, der gegen wirksame herkömmliche Antibiotika multiresistent ist. Es handelt sich um den Stamm Salmonella Kentucky, der sich offenbar zuerst in Ostafrika ausgebreitet hat, aber mittlerweile auch in Europa heimisch geworden ist.

Zwei Sorten von Salmonellen
Die Salmonellen-Bakterien lassen sich grob gesagt in zwei Gruppen einteilen:

1. Enteritis-Salmonellen, die als Krankheitserreger Fieber, krampfartige Bauchschmerzen, Durchfall und Übelkeit erzeugen, was aber nach einigen Tagen abklingt, und in den meisten Fällen keiner Behandlung mit Antibiotika bedarf.

Das gilt jedoch nicht für Kleinkinder, alte Menschen und Immungeschwächte. Für diese Gruppe kann die Infektion selbst mit diesen Salmonellen tödlich verlaufen, sie sind deshalb auf die Behandlung mit Antibiotika angewiesen.

Bei allen anderen Patienten genügt eine symptomatische Behandlung, die vor allem in einer Flüssigkeitssubstitution besteht.

Jährlich infizieren sich, den Zahlen des Robert Koch-Instituts zufolge, deutschlandweit mehr als 40.000 Menschen mit den gefährlichen Keimen. Dank der beiden Behandlungsmöglichkeiten ist die Todesrate von 30 Patienten in Deutschland sehr niedrig – noch muss man ergänzend dazu sagen.

Geflügel und Tierprodukte
Erregerreservoir für diese Krankheitserreger ist vor allem Geflügel. Übertragung auf den Menschen dann durch geschlachtete Tiere und Tierprodukte wie Milch und Eier – wobei die Massentierhaltung außerordentlich zu der Verbreitung beiträgt – und Menschen, sofern sie den Krankheitserreger nach Krankheitsende weiter ausscheiden und ihn dann auf Lebensmittel übertragen

2. Die zweite Gruppe der Salmonellen ( Salmonella typhi und paratyphi) erzeugt Typhus und Paratyphus. Das sind Erkrankungen, die potentiell lebensbedrohlich sind, der Erreger nicht auf den Darm begrenzt ist, sondern sich auf dem Blutwege in verschiedene Organe wie z.B. Milz, Leber und Herz ausbreitet . Die betroffenen Patienten müssen antibiotisch behandelt werden.

De Erkrankung wird von Mensch zu Mensch weiterübertragen, entweder direkt, oder indirekt über Nahrungsmittel. Geflügel und Tierprodukte spielen als Erregerreservoir keine Rolle.

Die Krankheit kommt vorwiegend in Ländern der Dritten Welt vor, wird aber über Touristen auch nach Deutschland eingeschleppt.

Bedrohliche Resistenz
Die nun entdeckte Antibiotikaresistenz – in diesem Fall gegen die bisher hochwirksamen Chinolone – ist deshalb so bedrohlich:

– weil sie voll im Trend der weltweit zunehmenden Antibiotikaresistenz liegt

– weil sie auf andere Bakterien des gleichen Typs, hier also andere Salmonellenarten, aber auch an andere Bakterienarten, über Wege des zwischenbakteriellen Info-Transfers übertragen werden kann

Massentierhaltung als Brandbeschleuniger
Und wieder spielt die Massentierhaltung bei der erstgenannten Salmonellen- Gruppe eine bedeutende Rolle: sie fördert zum einen die Ausbreitung der Salmonellen, und zum anderen durch den hier in mehreren Artikeln angeprangerten – zwangsläufig – damit verbundenen Masseneinsatz von Antibiotika, deren Resistenzentwicklung.

Die Gesichter der Politiker sollten deshalb bang und bänger werden, aber die sind vor allem damit beschäftigt, wieder mal eine neue Reform in Gesundheitswesen zu verabschieden.

Die extreme Bedrohung durch die zunehmende Antibiotikaresistenz lässt sie weitgehend kalt. Dabei werden durchgreifende Maßnahmen zu Eindämmung des Antibiotikaeinsatzes, vor allem also die Abschaffung der Massentierhaltung, immer dringender.

Zur Antibiotikaresistenz
Bleibt die Gonorrhoe (Tripper) behandelbar?
Antibiotika-Resistenz: Spätes Erwachen. Oder: Minister Bahrs Wort zum Sonntag
WHO, Weltgesundheitstag und Antibiotikaresistenz – eine Nachbemerkung
Pest-Seuche und Antibiotika-Resistenz

Eine besiegt geglaubte Krankheit droht wieder zur unkontrollierbaren Seuche zu werden
Antibiotika oder Massentierhaltung?

Der Dioxin-Skandal flaut ab, die Probleme der Massentierhaltung bleiben
Die Zukunft heisst Resistenz? – Antiinfektiva verlieren ihre Wirksamkeit
Hilflos bei Infektionen – Antibiotika verlieren ihre Wirksamkeit
Tierfabriken, Schweineviren und die Zukunft
Bittere Pillen für die Dritte Welt

Welt-Tuberkulose Tag – eine Krankheit weiter auf dem Vormarsch</

Medizin

Bleibt die Gonorrhoe (Tripper) behandelbar?

Dr. Alexander von Paleske 14.7. 2011
Es ist erst (oder schon) 101 Jahre her, dass der Siegeszug der antiinfektiven Medikamente (Antibiotika und Chemotherapeutika) begann.

Während zuvor die Hygiene, die Asepsis und die Impfungen, hier insbesondere gegen die Pocken, bedeutende Fortschritte bei der Infektionsprophylaxe brachten, stand man der einmal eingetretenen Infektion,insbesondere der systemischen, hilflos gegenüber.

Geisseln der Menschheit wurden behandelbar
Mit der Einführung der Antiinfektiva gelang es, Geißeln der Menschheit wie Pest, Tuberkulose, Geschlechtskrankheiten wie die Syphilis und die Gonorrhoe, wirksam zu bekämpfen und komplizierte Operationen und Behandlungen wie Transplantationen überhaupt erst zu ermöglichen.

Die Erfolgsgeschichte begann mit Paul Ehrlich
Der Chemiker Alfred Bertheim synthetisierte im Labor von Paul Ehrlich von 1906 an über 600 Arsenverbindungen. In vielen Tierversuchen wurde schließlich das Präparat 606 am 31. August 1909 von Paul Ehrlich und Sahachiro Hata positiv getestet gegen den Erreger der Syphilis. Es wurde von Hoechst produziert und kam 1910 als Salvarsan® in den Handel.

Das Medikament, trotz seiner nicht unbeträchtlichen Nebenwirkungen war ein Durchbruch angesichts der enormen Zahl von Menschen, die an der Syphilis litten. Es war der Beginn eines unbeschreiblichen Siegeszuges, der den Infektionskrankheiten ihren Schrecken nahm.

Salvarsan wurde Ende der vierziger Jahre durch das von Fleming entdeckte Penicillin abgelöst, das, abgesehen von nicht häufigen allergischen Reaktionen extrem gut verträglich ist.
Heute sind die meisten der einstmals gegen Penicillin empfindlichen Keime längst resistent.

2011 – neuer Meilenstein
Das Jahr 2011 könnte ein neuer Meilenstein der Antibiotika-Ära werden, einer, der den Beginn des Endes einläutet.
Denn nun häufen sich die Resistenz-Schreckensmeldungen, von Methicillin-resistenten Staphylokokken Infektionen über die Multiresistenz von Pestbakterien bis zur sog. NDM-Resistenz.

Behandlungsresistente Gonorrhoe
Nun gibt es aus Japan die ersten Berichte über die Multiresistenz von Gonokokken, den Auslösern der Gonorrhoe auch Tripper genannt..

Eines der einst wirksamsten Antibiotika gegen diese Krankheit, die Chinolone oder Gyrase-Hemmer wie Ciprofloxacin, sind längst wegen der hohen Resistenzrate gegen diese Erkrankung nicht mehr im Einsatz. Wir berichteten darüber.
Daher musste für die Behandlung der Gonorrhoe auf die Cephalosporine der 3. Generation wie Ceftriaxon umgestiegen werden. Eine Medikamentengruppe, die einst zur Behandlung von schwersten Infektionen entwickelt worden war und dafür zum Einsatz kam.

Durch die breite Behandlung von Geschlechtskrankheiten mit den Cephalosporinen werden diese einst hochwirksamen Medikamente über kurz oder lang bei schweren und schwersten Infektionen wirkungslos werden, und zwar nicht nur, wie jetzt, bei der Gonorrhoe in Japan.

Chinolone, wie auch mittlerweile Cephalosporine, werden in großem Umfang in der Tiermast insbesondere in den Geflügelfabriken eingesetzt. Gerade das führt als ein wichtiger Faktor zur Resistenzentwicklung, wie das Beispiel Australien zeigt, wo das Verbot des Einsatzes der Chinolone in der Tiermast zu vergleichsweise signifikant niedrigeren Resistenzraten in der Humanmedizin führte.

Nach Informationen des Norddeutschen Rundfunks (NDR) erhalten 400 Millionen Hühner, die pro Jahr allein in Niedersachsen gezüchtet werden, in ihrem einmonatigen Leben durchschnittlich 2,3 mal Antibiotika.
Es wird allerhöchste Zeit die Notbremse zu ziehen. Da es kein Huhn ohne Antibiotika bis zum Schlachttag schafft, kann dies nur die Abschaffung der Tierfabriken bedeuten.

Mehr noch, es muss zügig ,

– Die Meldepflicht aller Resistenzen an das Robert Koch Institut eingeführt werden, gleichchgültig ob in der Humanmedizin oder Veterinärmedizin

– Kontinuierliche (nicht nur jährliche) Berichte über die Resistenzlage, aufgelistet nach Regionen, erstellt und veröffentlich werden

– Große Zurückhaltung beim Einsatz von Antibiotika in Kliniken und Praxen geübt werden

Noch kann die Entwicklung zur kompletten generellen Resistenz mit drastischen Maßnahmen angehalten werden, aber die Zeit läuft davon.

Politiker kaum alarmiert
Die Politik scheint dieses Problem jedoch kaum zur Kenntnis zu nehmen, und wenn, dann völlig ungenügend:

Niedersachsen fordert vom Bund Einzelheiten darüber, welche Tierärzte im Bundesland wie viel Antibiotika für Geflügel verteilen. Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) will auf diese Weise auch Rückschlüsse auf Antibiotika-Resistenzen beim Menschen vornehmen können.

Immerhin haben sich jetzt Redakteure des NDR dieses Themas mehrfach angenommen, ein kleiner Hoffnungsschimmer.

Der Verfasser ist leitender Arzt und ehemaliger Rechtsanwalt

Zur Antibiotikaresistenz
Antibiotika-Resistenz: Spätes Erwachen. Oder: Minister Bahrs Wort zum Sonntag
WHO, Weltgesundheitstag und Antibiotikaresistenz – eine Nachbemerkung
Pest-Seuche und Antibiotika-Resistenz

Eine besiegt geglaubte Krankheit droht wieder zur unkontrollierbaren Seuche zu werden
Antibiotika oder Massentierhaltung?

Der Dioxin-Skandal flaut ab, die Probleme der Massentierhaltung bleiben
Die Zukunft heisst Resistenz? – Antiinfektiva verlieren ihre Wirksamkeit
Hilflos bei Infektionen – Antibiotika verlieren ihre Wirksamkeit
Tierfabriken, Schweineviren und die Zukunft
Bittere Pillen für die Dritte Welt

Welt-Tuberkulose Tag – eine Krankheit weiter auf dem Vormarsch</

Kommentar
Ich stelle den folgenden Kommentar eher als Belustigung online, obwohl er den gängigen Kommentarregeln krass widerspricht.
Ich vermute, dass sich hinter dem Schreiber der Besitzer einer Tiermastfabrik verbirgt.

.
G. Eldorado (Gast) – 14. Jul, 23:24
Leute , lasst euch nicht länger von Leuten wie dem verarschen,
Wir „Verschwörungstheoretiker“ sollten dem Thema „Schulmedizin“ „Infektionstheorie“ „Immunsystem“ endlich unsere volle Aufmerksamkeit widmen und mit den MYTHEN der sogenannten „Krankheiten“ „Krebs“ „AIDS“ etc. aufräumen mit welchen uns die Eliten neben Haarp und Terror und Hirnwäsche sonst noch in Schach und unter Angst (Kontrolle) halten:

youtube.com/watch?v=yJWWDtpqpYg&feature=player_embedded#at=219
youtube.com/watch?v=Z57uBCcOdvI
.neue-medizin.de
.neue-medizin.de/html/sonderprogramme.html
.neue-mediz.in/
.neue-medizin.net/

und zur Ergänzung hier mal was bezgl. der angeblichen „Infektions-Krankheiten“ und „Viren-Bakterien“ mit denen uns die Eliten in Schach und Angst und zahlenmässig unter Kontrolle halten 🙂

Dr+Lanka+Viren&hl=en&prmd=ivns&source=univ&tbm=vid&tbo=u&sa=X&ei=LZmVTcbqEsnUsgaFr8m_CA&ved=0CHAQqwQ&bav=on.2,or.r_gc.r_pw.&fp=a9acdcd2312857c2

… oder nach Dr+Lanka+Viren googeln

berichte/gesundheit/87d4137bd07608b
://archiv.faktuell.de/Hintergrund/Background367.shtml
copixmedia.com/index2.php?option=com_content&do_pdf=1&id=14
extremnews.com/berichte/gesundheit/87d4137bd07608b

“Es war einmal ein Land, das kämpfte und kämpfte, bis es zum Westen und der Kampf zum Prinzip wurden. Weil sie immer kämpften, dachten sie, dass die Zellen, Gewebe und Organe auch so funktionieren und machten aus dieser Idee die beste Waffe aller Zeiten: Die Angst vor Krankheit. Sie bezahlen die Wissenschaft und wenden schreckliche Methoden und Gifte an, um die Berechtigung der Angst vor Krankheiten durch Leiden und Sterben zu beweisen. So wurde die Medizin zur größten Macht und niemand außer uns wagt es sich, diese Industrie dem Recht und Gesetz zu unterwerfen…”

…und mit den MYTHEN der sogenannten „Krankheiten“ „Infektionen“ „VIREN „Krebs“ „AIDS“ etc. aufzuräumen mit welchen uns die Eliten neben Haarp und Terror und Hirnwäsche sonst noch in Schach und unter Angst halten.

Amen

Medizin

EHEC – Ins ägyptische (Klee-) Bockshorn gejagt. Oder: wieder eine neue Spur

Dr. Alexander von Paleske — 30.6. 2011 —
Schon wieder gibt es eine neue Spur, – angeblich – die soll in das Land der Pyramiden am Nil führen. Nun sollen es also Bockshornkleesamen gewesen sein. Beweise dafür gibt es nicht, lediglich schwache Indizien.

Wünschensswert wäre, dass nun endlich das Gequassele über neue Spuren aufhört, nachdem erst fälschlicherweise die spanischen Gurken beschuldigt wurden, und dann der Sprossensalat.

Erforderlich ist doch wohl eine systematische Suche, das Abklappern aller potentiellen Gefahrenquellen, und dann erst wieder sich zu melden, wenn wirklich ein hieb-und stichfester Beweis geliefert werden kann.

Heftige Kritik an dem Krisenmanagement äußerte mittlerweile auch die international hoch angesehene Medizinzeitung Lancet, „Responding to disease outbreaks in Europe“ (Lancet Vol. 377 June 11, 2011,)

Responding to disease outbreaks in Europe seems to have been utterly absent. But one should ask: where was the European Centres of Disease Prevention and Control?

Eine supranationale Behörde die im Jahre 2005 errichtet wurde, als Antwort darauf, dass Epidemien nicht an Staatsgrenzen halt machen.

Stattdessen klappte selbst innerhalb Deutschlands die Koordination in keiner Weise.

Viel schlimmer noch, was aber befürchtet werden musste: Die Politik geht nun zur Tagesordnung über, als sei nichts geschehen.Weder die Massentierhaltung, noch die nicht artgerechte Tierfütterung, noch der exorbitante Antibiotikaverbrauch in der Tiermast mit den Antibiotika-Resistenzfolgen wird nachhaltig thematisiert.

Die Zeit für notwendige Kurskorrekturen läuft ab, aber die Politik kümmert‘s nicht.

Zum Abschluss ernster Humor:
Treffen sich zwei Planeten, einer davon die Erde. Sagt der eine Planet zur Erde, Du siehst aber schlecht aus. Antwortet die Erde: Ich habe Menschen. Frage: was machst Du dagegen? Antwort: Nichts, ich glaube die gehen von allein wieder.

Zu EHEC-HUS
EHEC–Epidemie: Was bleibt?
EHEC – HUS: Die Verschwörungstheoretiker melden sich zu Wort

EHEC-Erreger: Erbgut entschlüsselt – aber kein Anlass zur Hoffnung.

Eculizumab (Soliris) – Das Wundermittel gegen EHEC-HUS?
EHEC- Blame-Game oder: Lärmende Schuldzuweisungen ohne durchgreifende Forderungen nach Konsequenzen
EHEC-Epidemie in Deutschland: Die Finger deuten auf Massentierhaltung und Tiermast

Zur Antibiotikaresistenz
Antibiotika-Resistenz: Spätes Erwachen. Oder: Minister Bahrs Wort zum Sonntag
WHO, Weltgesundheitstag und Antibiotikaresistenz – eine Nachbemerkung
Pest-Seuche und Antibiotika-Resistenz

Eine besiegt geglaubte Krankheit droht wieder zur unkontrollierbaren Seuche zu werden
Antibiotika oder Massentierhaltung?

Der Dioxin-Skandal flaut ab, die Probleme der Massentierhaltung bleiben
Die Zukunft heisst Resistenz? – Antiinfektiva verlieren ihre Wirksamkeit
Hilflos bei Infektionen – Antibiotika verlieren ihre Wirksamkeit
Tierfabriken, Schweineviren und die Zukunft
Bittere Pillen für die Dritte Welt

Welt-Tuberkulose Tag – eine Krankheit weiter auf dem Vormarsch</

Medizin

EHEC–Epidemie: Was bleibt?

Dr. Alexander von Paleske — 24.6. 2011 —

Die Antwort lautet: das EHEC – Bakterium O104:H4 wird bleiben.


EHEC O104:H4 – Wird bleiben, samt den Krankheits-Komplikationen, die es verursacht

Die Hoffnung, dass die Epidemie mit dem Auffinden einer Erregerquelle (Sprossen) vorbei sein wird, hat getrogen.

Am 1. Mai dieses Jahres erkrankte erstmals ein Patient an dieser gefährlichen Erkrankung, dessen Erreger bisher als relativ harmlos galt. Ein Erreger, der aber offenbar durch Info-Transfer von anderen Bakterien die Fähigkeit erworben hatte, ein Toxin zu produzieren (Shiga-Toxin), das erhebliche Schäden an Blutgefässen insbesondere in der Niere hervorruft, was zu einer Zerstörung von roten Blutkörperchen, wie auch zu Nierenschäden, bis hin zum Nierenversagen, führen kann: Das hämolytisch urämische Syndrom (HUS).

Aber auch im Gehirn kann dieses Toxin, im Unterschied zu der bisher bekannten Form des hämolytisch urämischen Syndroms, offenbar Schäden anrichten.

Mittlerweile erkrankten mehr als 3500 Menschen, bei 823 (23.5%) war der Krankheitsverlauf durch HUS kompliziert und 42 starben.

Hervorragende Überlebensfähigkeit
Anders als bei den bisherigen Epidemien mit dem klassischen Erreger E-Coli 0157:H7, der immer zu lokal begrenzen Ausbrüchen führte, ist dieser Erreger nicht nur aggressiver, sondern hat eine außerordentlich gute Überlebenschance, gerade auch außerhalb seines eigentlichen Lebensraums, dem Darm von Tieren oder Menschen. Er schützt sich durch eine Schleimkapsel. Und er kann selbst niedrige Temperaturen gut überstehen. Kurzum, er ist bestens geeignet, einmal mit Gülle auf Felder gebracht, dort in Warteposition bis zur nächsten Ernte auszuharren.

Verlängerte Ausscheidung
Darüber hinaus dauert die Ausscheidung des Erregers im Stuhl von Erkrankten offenbar wesentlich länger, als die klinische Krankheitsdauer.

Daher ist es kaum verwunderlich, dass es nun – anders als bei den bisher bekannten Ausbrüchen – , mit dem Auffinden und Eliminieren der infektionsquelle – so möglich – die Epidemie zwar ihren Gipfelpunkt überschritten hatte, aber die Epidemie bisher noch kein Ende fand. Denn nun kommt auch noch die Übertragung von Mensch zu Mensch hinzu.

So wurden in dieser Woche 17 neue EHEC-Fälle mit dem Erreger O104 aus Schleswig Holstein gemeldet.

Der Erreger wurde auch einem Bach bei Frankfurt gefunden, in den eine Kläranlage halbgereinigtes Wasser ableitet.

Alles zusammen: die starke Überlebensfähigkeit und die längere Ausscheidungsdauer werden dazu führen, dass der Erreger in Klärwerken aufkreuzt.

Zwar kann das Wasser, also der Überlauf von Klärwerken, entkeimt werden, sodass der Überlauf in die Gewässer (Bach oder Fluss) dann nicht weiter Probleme machen würde.
Aber: Das ist kostenträchtig, und deshalb bei den meisten Klärwerken nicht realisiert.

Klärschlamm als Krankheitsschleuder
Mehr noch: Der Klärschlamm, welcher ja wieder zur Düngung als „biologischer Dünger“ verwendet wird, ist natürlich keineswegs keimfrei. Vielmehr müsste er jetzt besser als „Bakterienschleuder“ bezeichnet werden: Bakterienschleuder für hochgefährliche Bakterien.
Daneben natürlich die Gülle aus Ställen mit keimtragenden und daher den pathogenen Keim ausscheidenden Wiederkäuern.

Bei allem sollte nicht vergessen werden, dass der EHEC-Keim nicht nur weiter unser ungebetener Gast bleibt. Allein das ist schon schlimm genug, sondern sich vergleichbare oder noch schlimmere Mutationen bzw. Info-transfers zwischen Bakterien jederzeit wieder ereignen können.

Was tun?
In den meisten Medienberichten werden die Themen Massentierhaltung (Tierfabriken und Fischfarmen), nicht artgerechte Tiernahrung und verantwortungsloser Antibiotikaverbrauch bestenfalls gestreift. Dabei sind es die hochgefährlichen Faktoren.

Die Online-Ausgabe der Wochenzeitung Die Zeit beispielsweise titelt:

Krankheitskeine warten stets auf ein Comeback

Als Vergleich werden die Pest, Q-Fieber und Ebola herangezogen, als sollten wir uns mit einer gottgewollten, scheinbar unabänderlichen Tatsache abfinden.

Dabei wird geflissentlich unterschlagen, das die Ausrottung bzw. Eindämmung fäkal-oral übertragbarer Erkrankungen in Europa, wie der Cholera und der Bakterienruhr, gerade auf die Hygiene und gute Trinkwasserqualität zurückzuführen sind, nachdem es der Medizin gelang, die Erreger zu isolieren, die Übertragungswege sichtbar zu machen und damit die Ursache zu bekämpfen.

Ebola hat hier schon deshalb als Vergleich nichts zu suchen, weil das Erregerreservoir nicht absolut klar ist, und bedeutende Fortschritte bei der Entwicklung eines Impfstoffs mittlerweile gemacht wurden.

Die verantwortungslose Massentierhaltung aber, die ungezügelte Antibiotikaverfütterung, und die nicht artgerechte Tierfütterung drohen uns neue Probleme zu bescheren, die wir diesmal selbst verursacht haben.

Nur: anders als mit der Ruhr und Cholera ist die Politik nicht bereit, mit dem Verbot der Massentierhaltung, der drastischen Einschränkung des Antibiotikaverbrauchs, nicht nur, aber insbesondere auch in Nutztierhaltung, und dem Verbot der nicht artgerechten Tierfütterung die dringend notwendigen Konsequenzen zu ziehen, nicht nur im Hinblick auf EHEC, sondern gerade auch wegen der immer bedrohlicheren Antibiotikaresistenz.

Zu EHEC-HUS
EHEC – HUS: Die Verschwörungstheoretiker melden sich zu Wort

EHEC-Erreger: Erbgut entschlüsselt – aber kein Anlass zur Hoffnung.

Eculizumab (Soliris) – Das Wundermittel gegen EHEC-HUS?
EHEC- Blame-Game oder: Lärmende Schuldzuweisungen ohne durchgreifende Forderungen nach Konsequenzen
EHEC-Epidemie in Deutschland: Die Finger deuten auf Massentierhaltung und Tiermast

Zur Antibiotikaresistenz
Antibiotika-Resistenz: Spätes Erwachen. Oder: Minister Bahrs Wort zum Sonntag
WHO, Weltgesundheitstag und Antibiotikaresistenz – eine Nachbemerkung
Pest-Seuche und Antibiotika-Resistenz

Eine besiegt geglaubte Krankheit droht wieder zur unkontrollierbaren Seuche zu werden
Antibiotika oder Massentierhaltung?

Der Dioxin-Skandal flaut ab, die Probleme der Massentierhaltung bleiben
Die Zukunft heisst Resistenz? – Antiinfektiva verlieren ihre Wirksamkeit
Hilflos bei Infektionen – Antibiotika verlieren ihre Wirksamkeit
Tierfabriken, Schweineviren und die Zukunft
Bittere Pillen für die Dritte Welt

Welt-Tuberkulose Tag – eine Krankheit weiter auf dem Vormarsch</

Kommentare

Wir sehen uns (Gast) – 24. Jun, 18:17
Die Dauerlügner
Während das Robert- Koch- Institut* täglich neue „gesicherte“ EHEC- Quellen erfand und diese anschließend widerrufen musste, entstand eine Liste von Opfern dieser gezielten und unwissenschaftlichen Panikmache.
Das Robert- Koch- Institut in Hamburg ist jedenfalls keine Unbekannte Ob Vogelgrippe oder Schweinepest, dieses Zentralinstitut der Bundesregierung ist in der Vergangenheit schon des öfteren durch seine unwissenschaftliche Tätigkeit aufgefallen und es bleibt zu wünschen, daß in nächster Zukunft Konsequenzen erfolgen werden. „In Nürnberg wurden eben nicht alle hingerichtet“, heißt es immer wieder…
Den Rest dürfen sie, lieber Leser, ihrer diesbezüglichen Phantasie überlassen.
Auf eines meiner vielen Bücher in den Regalen könnte gewiss ein Staubkörnchen vorhanden sein, das bei irgendeiner Person „möglicherweise“ eine vermeintliche Stauballergie auszulösen im Stande wäre. Soll ich jetzt alle meine Bücher vernichten? Nein? In „Nürnberg“ hatte man auch nur für die verblödet zu haltende Masse, rein optisch versteht sich, die „Krankheit“ behandelt. Es genügt eben nicht, das Thermometer zu zerstören, wenn man Mittel gegen das Fieber sucht.

Doch zurück zum Biobauernhof in Bienenbüttel. Gegen die Betreiber des Hofes wird wegen „fahrlässiger Tötung“ ermittelt. Der persönliche und wirtschaftliche Schaden dieser gezielten EHEC- Opfer aus Bienenbüttel kann an dieser Stelle nicht beziffert werden. Doch sei noch einmal darauf hingewiesen, daß die gezielten Opfer der EHEC- Panikmache in der Presse eindeutig identifizierbar benannt wurden. Ungewöhnlich schon deshalb, weil sich die Presse sonst immer auf die „Persönlichkeitsrechte“ beruft, um das öffentliche Interesse an der Identifizierung der Übeltäter umgehen zu können. Oder haben sie jemals aus der Presse erfahren können, wer z.B. vermeintlich die Gammelfleischskandale verursacht hatte? Hieß es nicht immer lapidar, „ein Betrieb in Niedersachsen“ und alle weiteren Informationen könnten/dürften laut Pressekodex und den Persönlichkeitsrechten nicht veröffentlicht werden (zum Vergleich hier eine ausländische Meldung über EHEC)? Weil das Interesse eines oder mehrerer Industrieller über dem Interesse eines ganzen Volkes gestellt wird?

Was also bemächtigte die Industriemedien, die ja angeblich in Konkurrenz zueinander stehen wollen, dazu, in trauter Gemeinsamkeit wieder einmal jegliches journalistisches Einmaleins zu missachten? Gewiss das gemeinsame Interesse und mit Sicherheit keine Konkurrenz zueinander.

Doch besagte Presse als auch das Robert- Koch- Institut vereint eines. Sie sind Institutionen, die im Sinne der Herrschenden agieren. Also nicht im Sinne des Volkes, sondern ihrer Besitzer und der Oligarchen.

Der Biohof in Bienenbüttel wird nicht nur von Idealisten betrieben. Nein, es gibt noch eine Auffälligkeit.
Dr. Stefan Lanka, Mitbetreiber des Klein- Klein- Verlages und ein ernstzunehmender Aufklärer in Sachen Kriminalität, Desinformation und sonstiger Machenschaften der Pharmaindustrie und ihrer Lakaien aus Medizin und Politik hielt eben „zufällig“ genau auf diesem Biohof in Bienenbüttel Seminare ab. Und ganz „zufällig“ geriet eben dieser Biohof ins Visier der Inquisition und wurde entgegen aller sonstigen Gepflogenheiten identifizierbar am medialen Pranger gestellt.

Glauben sie diesbezüglich immer noch an einen „Zufall“ oder mangelt es noch immer an Erklärungen (oder besser gesagt an Denkanstößen)?

Man kann von Dr. Stefan Lanka halten, was man will. Doch eins kann man ihm nicht vorwerfen: Im Gegensatz zu seinen Gegnern arbeitet er wissenschaftlich und mit offenen Karten und offenem Visier.

P.S. Böööse Zungen behaupten, es könnten demnächst auch Baumärkte geschlossen werden. Da Dr. Stefan Lanka „wahrscheinlich“ diese aufsuchte und „möglicherweise nicht ausgeschlossen werden kann“, das daraufhin die Sprossen an Leitern keine gemeingefährliche Gefahr bilden werden.

Gelesen? Nun kann er löschen!

Antwort:
Wer mehr über den Quatschkram des Dr. Stefan Lanka und seinen unwissenschaftlichen Blödsinn erfahren will, und wie er widerlegt wird, dem sei die Website

http://www.esowatch.com/ge/index.php?title=Stefan_Lanka

empfohlen.
Wir beschäftigen uns hier nicht weiter mit diesem Quark.

Dr. Alexander von Paleske