Medizin

Welt-Tuberkulosetag – untergegangen in den Berichten über die Terrorangriffe in Brüssel

Dr. Alexander von Paleske —– 28.3. 2016 — Am 24. März war Welt-Tuberkulosetag. Davon nahmen die Medien nach den Terrorattacken in Brüssel wenig Notiz. Zu Unrecht: handelt sich es sich doch um eine der grössten Seuchen weltweit, die 2014 noch 9,6 Millionen Menschen neu befiel, und 1,5 Millionen daran starben.

Keine Neuinfektionen ab 2030??
Das Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO): Die Tuberkulose-Neuinfektionen bis zum Jahre 2030 auf Null zu drücken.

Ein utopischer, zur Zeit völlig unrealistischer Plan, weil dazu hochwirksame neue Medikamente und eine Infrastruktur in allen Ländern zur Diagnose und Behandlung gehört, beides ist bisher – und wohl auf absehbare Zeit – nicht vorhanden.

Nur 1,5% weniger pro Jahr – wenn überhaupt
Zur Zeit fällt die Zahl der Neuinfektionen jährlich bestenfalls nur um 1,5%, in einigen Ländern steigt sie:sogar an: dort wo Bürgerkriege, Unterernährung und Flüchtlinge das Bild beherrschen.

Ein Anstieg daher auch in den Ländern, die Flüchtlinge aufnehmen, wie Deutschland. Hier stieg die Zahl der Tuberkulosefälle von 4533 im Jahre 2014 auf 5865 im Jahre 2015.

Hinzu kommt: die Bereitstellung von Ressourcen zu Behandlung der Tuberkulose wird angesichts der finanziellen Krise deutlich abnehmen. Mehr Geld wird stattdessen für die Terrorbekämpfung und die Versorgung und Integration von Flüchtlingen bereitgestellt werden müssen.

Keine Rückkehr
Die Medien berichten in reisserischer Form von einer „Rückkehr der Tuberkulose
“, davon kann jedoch keine Rede sein,

Vielmehr war in Deutschland die Tuberkulose auch nach Einführung der hochwirksamen Tuberkulostatika in den 60er Jahren nie ausgerottet, aber auf einem deutlich geringeren Level als heute.

Risikogruppen waren Alkoholiker, und Immunsupprimierte, also Menschen, die immunsuppressive Medikamente einnahmen. Hinzu kam dann ab den 80er Jahren die Immunschwächekrankheit HIV/AIDS. Die Einführung hocheffektiver antiviraler Medikamente bremste jedoch den Trend in dieser Risikogruppe .

Der erneute Anstieg der Tuberkulosekranken in Deutschland ist auf die hohe Zahl von Immigranten zurückzuführen, von denen einige an Tuberkulose erkrankt sind, insbesondere Migranten aus Gebieten mit ärztlicher Unterversorgung durch Bürgerkriege, deren Erkrankung deswegen nicht diagnostiziert und nicht behandelt werden konnte.

Anstieg der HIV-Infektionen und mehr Tuberkulose zu befürchten

Mit der erneuten Zunahme der HIV-Infektionen durch ungeschützen Mehrfachverkehr bei Sexparties nach der Einnahme von Drogen wie Crystal Meth, auch ChemSex genannt, erstmals in Grossbritannien beobachtet, muss in Deutschland gerechnet werden, denn mittlerweile sind diese „Sorglos-Endlos-Rammelparties“ ebenfalls in Deutschland im Ansteigen begriffen. In deren Folge muss nicht nur mit der Zunahme von Hepatitis B und C, und- teilweise antibiotika-resistenten – Geschlechtskrankheiten, sondern auch mit einer Zunahme der HIV-Infektionen, und in deren Folge mit Tuberkulose gerechnet werden.

In diesen Risikogruppen klammern sich zu allem Überfluss immer noch einige an den Aberglauben, dass HIV nicht zu Aids führt, und müssen für diesen Aberglauben einen hohen Preis bezahlen.

Viel Unfug
Was die Medien ansonsten verbreiten, bedarf der Klarstellung. So heisst es in einem Artikel im Hamburger Abendblatt vom 24.3. 2016:
Es gibt seltene Fälle von Lymphknoten- und Knochentuberkulose.

Diese Fälle sind jedoch keineswegs selten, Wir sehen zum, Beispiel im südlichen Afrika Lymphknotentuberkulose in 30-40% aller an Tuberkulose Erkrankten.


Lymphknotentuberkulose. Unter dem Mikroskop: übersät mit Tuberkelbakterien (rot)
Fotos: Dr. v. Paleske

In 10% unselektierter Knochenmarkpunktionen konnten ebenfalls Tuberkelbakterien nachgewiesen werden, wir berichteten darüber.

Eine gründliche ärztliche Eingangsuntersuchung eines jeden Migranten – nicht nur eine Röntgenaufnahme der Lunge – ist daher essentiell, allerdings nicht nur aus diesem Grunde

Keineswegs Schrecken verloren
Auch die Behauptung, die Tuberkulose habe ihren Schrecken verloren, weil sie innerhalb eines halben Jahres geheilt werden kann, trifft leider nicht mehr zu, denn die medikamentenresistente Tuberkulose (MDR) ist auf dem Vormarsch.

Mehr als drei Prozent aller Tuberkulosebakterien sind auf die Erstlinientherapie bereits resistent. Tendenz: Steigend.

In bestimmten Risikogruppen, wie Insassen von Gefängnissen in einigen osteuropäischen Ländern, ist dieser Anteil jedoch weit höher. Ebenfalls ist die extensiv resistente und damit nur langfristig und mit teuren Medikamenten und bei weitem nicht immer erfolgreich behandelbare Tuberkulose (XDR-TB). auf dem Vormarsch. nicht nur im südlichen Afrika.

Was gebraucht wird zur erfolgreichen Behandlung dieser resistenten Tuberkelbakterien sind daher neue Medikamente zu erschwinglichen Preisen.

Tuberkulosetag 2016: Kein Grund zum Aufatmen und zur Verharmlosung

Tuberkulose, Südafrika und deutscher Journalismus
Tuberkulose – nicht nur am 24.3., dem Welt-Tuberkulosetag
Eine besiegt geglaubte Krankheit droht wieder zur unkontrollierbaren Seuche zu werden
Welt-Tuberkulose Tag – eine Krankheit weiter auf dem Vormarsch</
Tuberkulose und die Krise bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO): Kein Nachlassen der Schreckensmeldungen
Die Zukunft heisst Resistenz? – Antiinfektiva verlieren ihre Wirksamkeit

Wissenschaftliche Veröffentlichungen des Verfassers zur Tuberkulose
linkLymph node aspirates in Tuberculosis-Diagnosis: New challenges, new solutions – a study of 156 patients

linkDiagnosis of disseminated Tuberculosis in bone marrow aspirates

Zu den HIV / AIDS Leugnern
Welt Aids-Kongress in Wien, die HIV-AIDS-Leugner laden zum Gegentreffen


Zum Drogenproblem


Neue Psychodrogen mischen den Markt auf, und schaffen neue Gefahren und Abhängigkeiten

Kanada: Indigene von Ärzten mit Opiaten süchtig gemacht – unter dem Dach des staatlichen Gesundheitsdienstes

Opioide – eine weitere „legale“ Sucht in den USA

Neue Partydrogen treiben HIV-Infektionen in London hoch

Medizin

Zika-Epidemie – zwischen Übertreibung und Verharmlosung

Dr. Alexander von Paleske —– 3.2. 2016 —–
Ein “neues”Virus macht gegenwärtig Schlagzeilen: Das Zika Virus. Es hat sich in Lateinamerika epidemieartig ausgebreitet.

Krankheitssymptome
Die Infektion mit dem Virus führt – von Ausnahmen abgesehen – normalerweise nur zu grippeähnlichen Symptomen, Hautausschlag und Gelenkschmerzen.

Es soll aber auch verantwortlich sein für Fehlbildungen des Schädels und des Gehirns (Mikrozephalie), ausgelöst durch eine Infektion der Mutter mit dem Zika-Virus während der Schwangerschaft.

Ausserdem für das sog. Guillain- Barre Syndrom bei einer kleinen Zahl Infizierter: eine in der Regel vorübergehende, weitgehende Lähmung, die in schweren Fällen allerdings eine Intensivbehandlung und maschinelle Beatmung erforderlich machen kann.

Gesundheitsnotstand ausgerufen
Die Weltgesundheitsorganisation hat mittlerweile den Gesundheits-Notstand ausgerufen
,koordinierte weltweite Anstrengungen seien nötig, um die weltweite Ausbreitung des tückischen Virus zu verhindern, während der Virologe Kekule in der ZEIT</i> vor Übertreibung warnt.

Zeit für nüchterne Betrachtung
Zeit zur nüchternen Betrachtung, und vor allem sich an die Fakten zu halten, soweit wir sie kennen.

Das Zika-Virus gehört zu Gruppe der Flavi-Viren, die durch Mücken übertragen werden, in diesem Fall durch die Stechmücke Aedes aegypti, auch als Gelbfiebermücke bekannt.


Steckmuecke Aedes aegypti

Auch eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch durch ungeschützten Intimverkehr ist möglich. Heute wurde aus Texas berichtet, dass ein Rückkehrer aus Lateinamerika seine Partnerin mit dem Zika-Virus angesteckt hat. Dort ist Winter, eine Übertragung durch Mücken scheidet aus.
.
Kein neues Virus
Es handelt sich keineswegs um ein neues Virus, sondern es wurde erstmals 1947 in Uganda bei Affen im Zika-Forest nachgewiesen.
Offenbar gab es aber auch in Asien eine Variante des Virus.

Im Jahre 1952 wurde in Nigeria der erste Fall einer Infektion beim Menschen bekannt, offenbar hattte eine Mutation zu der Übertragbarkeit auf den Menschen geführt. Sporadische Fälle gab es im Laufe der darauffolgenden Jahre in Afrika und in Asien, jedoch keine Epidemie.

In den Standard-Lehrbüchern der medizinischen Mikrobiologie fand das Virus – wenn überhaupt – nur in einer Fussnote Erwähnung.

Die Epidemien beginnen
In der vergangenen Dekade gab es die ersten Epidemien, die sich im asiatischen Raum abspielten, wobei der asiatische Stamm des Zika-Virus, nicht aber der afrikanische, verantwortlich war.

Dazu haben vermutlich zwei Faktoren beigetragen Die Ausbreitung des Überträgers, der Stechmücke Aedes aegypti – denn parallel dazu breiteten sich ebenfalls Dengue-Fieber und das Chikungunya Virus aus, auch diese Viruserkrankungen werden durch die diese Steckmücke übertragen – und Mutationen des Virus.

Die erste Zika- Epidemie fand 2007 auf der Yap-Insel in Mikronesien statt. Die nächste gab es in Französisch Polynesien,

Schliesslich traf das Zika-Virus 2015 in Südamerika ein und führte dort sofort zu einer Epidemie. Vor 2015 war das Virus dort unbekannt.

Mittlerweile sind allein in Brasilien schätzungsweise zwischen 500.000 und 1.3 Millionen Menschen infiziert worden.


Von der Zika-Epidemie mittlerweile betroffene Länder Lateinamerikas

Parallel Mikrozephalie
Parallel zu der Ausbreitung des Virus in Brasilien kam es zu einer zwanzigfach höheren Rate von Mikrozephalie.

Unter einer Mikrozephalie versteht man eine Entwicklungsstörung des Embryos, bei der der Kopf eine vergleichsweise geringere Größe aufweist: der Kopfumfang ist 3 Standardabweichungen geringer als der Mittelwert für einen Menschen gleichen Alters und Geschlechts.

Mikrozephalie ist mit geistiger Behinderung verbunden, die von weiteren Begleitfaktoren abhängt und tritt normalerweise bei 1,6 pro 1.000 Geburten auf. Weitere Details siehe hier.

.Die Mikrozephalie lässt sich im Ultraschall erst ab der 20. Schwangerschaftswoche mit einiger Sicherheit nachweisen.


Brasilianisches Kind mit Mikrozephalie

Auch wenn die Kausalität zwischen Zika-Infektion und Missbildung noch nicht 100%ig nachgewiesen ist, so besteht doch ein starker, ausserordentlich beunruhigender Verdacht in diese Richtung. Möglicherweise spielen noch weitere Faktoren eine Rolle.

Nachgewiesen wurde die Infektion in Brasilien jetzt bei rund 3000 Schwangeren, allerdings ist völlig unklar, wie viele Embryos einen Schaden davontragen werden. Die in der Presse verbreiteten Nachrichten über 3000 geschädigten Babys sind vermutlich zu hochgegriffen, die Zahlen, die der Virologe Kekule nennt, vemutlich viel zu niedrig.

Kein Impfstoff
Einen Impfstoff gibt es bisher nicht. Keine Überraschung, da das Virus vor 2007 nur sporadisch auftrat nicht aber epidemisch. Das spricht allerdings für Neumutationen, sowohl seinerzeit für die Übertragbarkeit vom Affen zum Menschen, wie auch dann für das epidemische Ausbreiten nach 2007.

Auch in Europa?
Das Virus wird bisher nur durch Reisende nach Europa eingeschleppt. Das könnte sich aber theoretisch ändern, denn die Tigermücke, mit Aedes aegypti verwandt, ist mittlerweile nach Deutschland eingewandert, und im süddeutschen Raum zu finden. Sie käme in den Sommermonaten – zunächst rein theoretisch – als Überträger in Frage.


Fazit

Es gibt daher keinen Grund, diese Epidemie mit ihren Folgen zu verharmlosen,.zumal eine ganze Reihe von Fragen bisher unbeantwortet sind, z.B. wie lange es dauert, bis die körperliche Abwehr das Virus eliminiert..

Schwangere sollten Reisen in die Länder, die von der Epidemie heimgesucht werden, unbedingt meiden.

Rückkehrer aus diesen Gebieten sollten wissen, dass auch eine direkte sexuelle Übertragung möglich ist.

Die Hauptaufgabe muss jetzt darin bestehen, die Stechmückenplage in den Griff zu bekommen, die nicht nur für Zika, sondern auch für die Übertragung des gefährlicheren Dengue Virus verantwortlich ist – und die Entwicklung eines Impfstoffes.

Medizin

Grüne Woche in Berlin und industrialisierte Landwirtschaft

Dr. Alexander von Paleske —— 28.1.2016 —–
Vor vier Tagen ging die Grüne Woche in Berlin zu Ende. Alle Jahre wieder eine Show der zunehmend industrialisierten Landwirtschaft – und eine Gelegenheit für Politiker, Stellungnahmen zu den ungelösten Problemen, die damit verbunden sind, abzugeben

Zuerst Vogelsänger
Vor zwei Jahren war es der brandenburgische SPD-Agrarminister , Jörg Vogelsänger, der verkündete:

Brandenburg hat zu wenig Tiere, und neue Mastanlagen sind Investitionen ins Tierwohl.“

Mit anderen Worten: Wir brauchen noch mehr Tierfabriken.

Offenbar schwebte Vogelsänger das (abschreckende) Beispiel Niedersachen vor Augen, wo pro Jahr 400 Millionen Hühner und anderes Geflügel ihr beklagenswertes und antibiotikareiches Ein-Monats-Leben durchlaufen, um dann zu Tiefpreisen, vielfach noch mit antibiotikaresistenten Bakterien garniert, auf den Tellern der Verbraucher zu landen.

Dann Hendricks
Zur diesjährigen Grünen Woche meldete sich nun die Umweltministerin Barbara Hendricks – scheinbar progressiv – zu Wort:

„Wir brauchen eine Umkehr in der Tierhaltung, es ist eine Fehlentwicklung, wenn industrielle Tierfabriken immer grösser werden, während Zehntausende von Bauernhöfen sterben“.

So sollen bestimmte Ausnahmegenehmigungen wegfallen, und die Geruchsbelästigung vermindert werden.

Die Massentierhaltung als solche: kein Thema.
Kein Wort zu den Problemen und Gefahren der Massentierhaltung:

– Die nicht artgerechte Tierhaltung, manche nennen es auch Tierquälerei

– Die Resistenzentwicklung von Bakterien durch die Antibiotika-Verfütterung

– Die Vergüllung des Bodens, und, in Folge davon, die Verseuchung des Grundwassers mit Nitraten.


Freunde der Massentierhaltung

Tierarzneigesetz: Nichts als heisse Luft
Vor drei Jahren kündigte die damalige Verbraucher-Ministerin Aigner an:

Wir müssen alles daran setzen, dem übermäßigen Einsatz von Tierarzneimitteln (Antiinfektiva) Einhalt zu gebieten“

Und so wurde das neue Tier-Arzneigesetz verabschiedet, das von der Ministerin so bewertet wurde:

„Es handelt sich um eine der tiefgreifendsten und ehrgeizigsten Reformen der Tierarzneimittel-Gesetzgebung“

Wir nannten es damals: „nichts als heisse Luft“ , und als solche hat es sich auch herausgestellt:

– Der Antibiotikaverbrauch ist in der Massentierhaltung nur unwesentlich zurückgegangen,

gestiegen ist dagegen der Verbrauch von potenteren Reserve-Antibiotika, die in der Humanmedizin zur Behandlung schwerster Infektionen zum Einsatz kommen,

Und daran soll sich auch nichts ändern, obgleich immer mehr Menschen an Infektionen mit multiresistenten Bakterien sterben, weil auch Reserveantibiotika nicht mehr wirken. Zuletzt war das Colistin an der Reihe..

So erklärte der Agrarminister Chistian Schmidt, gerade rechtzeitig zur diesjährigen Grünen Woche:

“Ohne Antibiotika geht es nicht”

und sprach sich gegen das Verbot des Einsatzes von Reserveantibiotika in der Massentierhaltung aus.

Damit hat der Minister nur ausgesprochen, was längst Allgemeingut ist, allerdings bisher ohne wirkliche Konsequenzen: Ohne Antibiotika läuft die Massentierhaltung nicht, sie würde vielmehr zu einem Massensterben der Viecher führen. Das muss jedoch mit allen Mitteln verhindert werden: mit allen Mitteln.


Massentierhaltung …..Nicht ohne Antibiotika

So darf die Resistenzkatastrophe ihren Lauf nehmen.

Die Regierung will an der Massentierhaltung – Intensivtierhaltung wie sie das verharmlosend nennt – festhalten. Gleichzeitig versuchen die Politiker so zu tun, als wollten sie den damit verbundenen Problemen wirksam zu Leibe rücken.


Fazit

Mit beschönigenden Worten wird nach der Devise vorgegangen: Viel muss sich ändern ……….damit alles beim alten bleibt

Die Grüne Woche wieder mal ein Forum für Politiker, um allerlei Torheiten zum Besten zu geben.

Die Abschaffung der Massentierhaltung steht gleichwohl dringender denn je auf der Tagesordnung.

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Medizin

Wem nützen Elefantenhochzeiten der Pharmaindustrie?

Dr. Alexander von Paleske —- 24.1. 2016 —– Ende vergangenen Jahres kaufte der US-Pharma-Riese Pfizer die irische Pharma-Firma Allergan</i ; bekannt durch die Produktion des Faltenvertreibers und Gewebe-„Blasebalgs“ Botox. Ein weiterer Baustein im offenbar nicht aufhaltbarem Konzentrationsprozess in diesem Gewerbe

20 Schwestern
Die weltweite Pillenproduktion ist mittlerweile grösstenteil auf 20 transnationale Firmen konzentriert, nachdem eine Elefantenhochzeit auf die nächste folgte, und ein kleineres Unternehmen nach dem anderen geschluckt wurde: zuletzt die Übernahme der US- Firma Schering-Plough durch die US Firma Merck und der hochinnovativen Firma Genentech durch die schweizer Firma Roche sowie Wyeth durch Pfizer.

Schon zuvor war der Pharma-Arm der deutschen Traditionsfirma Hoechst zunächst ausgegliedert, dann mit Rhone Poulenc zu Aventis verschmolzen, und schliesslich von Sanofi geschluckt worden.

Nicht zur Entwicklung
Diese Zusammenschlüsse dienen jedoch oftmals nicht etwa der Entwicklung neuer Medikamente: Pfizer hat beispielsweise die Einnahmen aus seinen Marktrennern wie Sildenfil (Viagra) genutzt, nicht etwa dringend benötigte neue Antibiotika zu entwickeln, sondern andere Pharmafirmen für insgesamt 230 Milliarden US Dollar in den vergangenen 15 Jahren aufzukaufen. Pharmafirmen, die bereits interessante Produkte in der Entwicklung oder sogar auf dem Markt hatten.

Zum Vergleich: Während in 15 Jahren 230 Milliarden US-Dollar für Aufkäufe ausgegeben wurden, waren es nur 7,5 Milliarden jährlich für Forschung und Entwicklung.

Zwar ist der Betrag als solcher nicht gerade gering, aber die Entwicklung einen neuen Medikaments kostet mittlerweile zwischen 500 Millionen und einer Milliarde US- Dollar.

Keine Antibiotika
Zur Erinnerung: Pfizer hatte einst das erste Antibiotikum 1944 auf den Markt gebracht: Penicillin. Im Jahre 2011 stellte die Firma die Forschung auf diesem Gebiet ein. Lohnt sich nicht, weil Patienten nur wenige Tage damit jeweils behandelt werden, anders als Diabetika und Krebsmittel die lebenslänglich oder zumindest längere Zeit eingenommen werden.


Forschung zu teuer – Pharmariese Pfizer schloss Forschungseinrichtungen in England


Graf Steuer-Spar am Werk

Neuerdings dienen Aufkäufe aber offenbar auch dazu, Steuern zu sparen. Der letzte Pfizer-Einkauf war die Firma Allergan, die auch die Substanz Botox herstellt, kaum als Arzneimittel zu bezeichnen.
Allergan hat den schönen Vorteil, nach der Uebernahme durch Actavis in Irland beheimatet zu sein, ein Unternehmens-Steuersparparadies. Dorthin sollen offenbar auch gleich noch Pfizer-Produktionsstätten verlegt werden – Graf Spar führt wohl Regie.

Wie wenig offenbar Pfizer von eigener Forschung hält, das zeigte sich mit aller Deutlichkeit, als 2011 deren Forschungseinrichtungen in England geschlossen wurden, und 2400 Beschäftigte ihren Job verloren.

Mehr noch, auch bei den aufgekauften Pharmafirmen fand oft hinterher ein Kahlschlag statt – gerade auch in den Entwicklungsabteilungen , wie die internationale Medizinzeitung LANCET am 2.1. 2016 zu berichten wusste.

Sagte neues Pfizer Vorstandsmitglied Brenton Saunders 2015 – damals noch bei Actavis:

Die Vorstellung, ein Pharmariese zu sein müsse zwangsläufig auch hohe Ausgaben für Forschung und Entwicklung nach sich ziehen, ist eine Fehleinschätzung. Entwicklungskosten haben sich oft genug nicht in Kapital umgesetzt“.

Forschungsgelder vom Staat
So ist es keine Überraschung, dass die grossen Pharmafirmen angesichts der Katastrophe der Antibiotikaresistenz von Staat Forschungsgelder für die Entwicklung neuer Antiinfektiva fordern.

Weltpillenmarkt und Dritte Welt
Der Weltpillenmarkt hatte im Jahre 2006 ein Volumen von 650 Milliarden US-Dollar,mittlerweile sind es 1 Billion US Dollar.

Ein jährlicher Anstieg von 10% bereits zwischen 1999 und 2006. Das wird sich vermutlich auf 7%, abflachen zum einen durch Kostensparungen in den Industrieländern, verschärft durch die internationale Finanz-und Wirtschaftskrise, zum anderen durch den sich etwas ausweitenden Markt mit sogenannten Generika, das sind Nachahmungsmedikamente, wenn die geschützte Patentfrist abgelaufen ist.

Obgleich die grosse Mehrheit der Weltbevölkerung nicht dort anzufinden ist, machen Nord- Amerika, Europa und Japan insgesamt 75% der Pillen-Verkaufsmärkte aus.

Investitionen in Ländern der Dritten Welt zur Produktion von teuren Medikamenten sind nicht sichtbar. Dort befinden sich regelhaft lediglich Verkaufsbüros, bestenfalls Verpackungsbetriebe. Und gelegentlich Pharmabetriebe, die billige Antibiotika und Hochdruckmittel herstellen, die längst nicht mehr patentgeschützt sind. Dies berichteten Richard D Smith, Carlos Correa und Cecilia Oh in der führenden Medizinzeitung LANCET schon vor 6 Jahren.

Der Pillenhandel und seine Gesetze
Medikamente, einmal erfunden und getestet, können nachgemacht werden, oftmals ohne grosse Schwierigkeiten. Die Produktionskosten der Medikamente betragen daher nur einen Bruchteil des geforderten Marktpreises.

Der Patentschutz in Industrieländern verhindert die nichtlizensierte Nachahmung, und in Zukunft soll der Patentschutz noch zeitlich ausgedehnt und durch TPP und TTIP abgesichert werden.

Der Markt, insbesondere der von Krebsmittel, ist auch noch durch Intransparenz gekennzeichnet. So berichtete die Monatszeitschrift Lancet Oncology im Januar 2016 von Preisspannen innerhalb Europas von bis zu 98% bei einem Medikament allein.

Insgesamt steigen die Preise aber unaufhörlich weiter.

Die Kosten für Krebsmedikamente allein machen heute bereits bis zu 30% aller Nicht-Personal-Krankenhausausgaben aus. Auch als Folge davon steigen die Beiträge für die Krankenkassen, und werden in Zukunft noch weiter steigen.

Die Politiker schieben das Problem vor sich her.. Nur dass es auf mittlere – und schon gar nicht auf lange – Sicht so weitergehen kann, darüber gibt es wenig Zweifel.

Zur Kostenexplosion bei Krebsmedikamenten
Preisexplosion bei Krebsmedikamenten – Bleibt die Behandlung bezahlbar?
Ein Krebsmedikament kann nicht geliefert werden – oder: das Elend mit den Lieferengpässen bei Medikamenten

Zu Produktionseinstellungen mangels Profit
Schlangengift-Antiseren herzustellen lohnt sich nicht – also weg damit

Zur Antibiotika-Resistenzkatastrophe
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Antibiotika oder Massentierhaltung?

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Das Zeitalter der Antibiotika droht zu Ende zu gehen – mit katastrophalen Folgen

Dr. Alexander von Paleske — 20.11. 2015 —Die laufende Woche wurde vom „Schlafmützenverein“ Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur World Antibiotika-Awareness Week erklärt.
Das Augenmerk der Welt soll auf die zunehmende Resistenz vieler Bakterien gegen Antibiotika gerichtet werden.

Die Schreckens-Vision der WHO: im nächsten Jahrhundert könne die „Post Antibiotika Ära“ anbrechen, mit hohen Todeszahlen nach selbst simplen Infektionen, die nicht mehr beherrscht werden können.

Voraussage falsch
Diese Voraussage ist so falsch, wie vieles, was die WHO in den letzten Jahren getan und gesagt hat: Die Dynamik der Resistenzentwicklung und das Fehlen neuer Antibiotika lassen dieses Ereignis bereits in rund 35 Jahren wahrscheinlich machen. Möglicherweise sogar noch früher..

Bereits im Jahre 2050, so lauten die Prognosen, wird es keine einigermassen wirksamen Antibiotika mehr geben. Die daraus projektierten Todeszahlen pro Jahr sind hier aufgelistet.

Schon jetzt sterben in Deutschland pro Jahr bis zu 10.000 Patienten an Infektionen mit resistenten Keimen.

Bereits wesentlich früher können dann bestimmte Behandlungen, wie z.B. Knochenmarktransplantationen, intensive Krebstherapie und komplizierte Operationen, nicht mehr durchgeführt werden, weil bakterielle Infektionen, die unter der Therapie regelhaft auftreten, sich nicht mehr beherrschen lassen.

Resistenzen gegen Reserveantibiotikum
Nun platzten auch noch die Ergebnisse einer chinesischen Studie, veröffentlicht in der angesehenen Medizinzeitung Lancet Infectious Diseases , auf den Nachrichtentisch: dass nunmehr auch Resistenzen gegen ein wichtiges Reservemedikament namens Colistin, das in verzweifelten Fällen weitgehender Resistenz der Bakterien gegen die gängigen Antibiotika zum Einsatz kommt, nachgewiesen werden konnten, und zwar, wie sollte es anders sein, zuerst in den Ställen der Massentierhaltung.

Die Fünf-Jahres-Regel

Einmal in einem Land aufgetreten, dauert es rund drei Jahre, bis die Resistenz weltweit festgestellt werden kann, und dann noch einmal zwei Jahre, bis in den jeweiligen Ländern die meisten Proben diese Resistenz aufzeigen.

Also insgesamt 5 Jahre, bis ein Medikament weltweit wirkungslos wird, wie die Infektiologin Susan Hopkins vom Royal Free Hospital in London gegenüber der BBC erklärte.

Die Resistenz gegen Colistin ist bereits in indischen Krankenhäusern aufgetaucht, und wird demnächst dann auch Europa erreichen.

Auch Resistenzen bei sexuell übertragbaren Erkrankungen
Aber es sind nicht nur die neuen Schreckensmeldungen – diesmal aus China – die Schlagzeilen machen, sondern gleichfalls Nachrichten über die zunehmende Resistenz der Erreger sexuell übertragbarer Erkrankungen.

Nachdem die Erreger der Gonorrhoe (Tripper) eine weitverbreitete Resistenz gegen Standardmedikamente wie die Chinolone zeigten, werden mittlerweile auch Resistenzen gegen Ausweichmedikamente gemeldet, und bald könnte die Gonorrhoe unbehandelbar werden, und bei der Syphilis auf das ausserorentlich toxische Salvarsan ziurückgegriffen werden , aus der Steinzeit der Behandlung der Geschlechtskrankheiten, wir berichteten darüber .

Auch das Mycoplasma Genitalium, eine oftmals asymptomatisch verlaufende sexuell übertragbare Erkrankung, die aber auch zu Hodenschmerzen, Unterleibsschmerzen Entzündungen der Harnröhre und des Muttermundes der Gebärmutter führen können, wird zum Problem:.Bereits 1% aller Menschen in Grossbritannien sind damit infiziert, und – wie bei der Gonorrhoe – mussten weitverbreite Resistenzen festgestellt werden

Hinzu kommt, dass die sexuell übertragbaren Erkrankungen weiter stark im Anstieg begriffen sind, offenbar gefördert durch leider nicht gerechtfertigte Sorglosigkeit: „Lässt sich leicht behandeln, wozu also Kondome“ – ein gefährlicher Irrglaube, der aber weit verbreitet ist.

So stieg die Gonorrhoe-Infektionsrate in Grossbritannien letztes Jahr um 19%, bei der Syphilis sind es schon 33%. Insgesamt rund 33.000 Fälle wurden vergangenes Jahr gemeldet, die allesamt auf ungeschützten Verkehr hinweisen.

Massentierhaltung muss verschwinden
An allererster Stelle in der Resistenzvermeidung steht – neben dem überlegten Einsatz in der Humanmedizin, äusserster Hygiene und der Beseitigung der Antibiotikareste aus den Hospitalabwässern – vor allem die Unterbindung des Einsatzes in der Tiermedizin, wo immer noch deutlich mehr Antibiotika eingesetzt werden als in der gesamten Humanmedizin.

Wie ungenau Medien über die notwendigen Massnahmen zur Eindämmung der Resistenz bei der Massentierhaltung berichten, zeigt der SPIEGEL Artikel vom 19.11. 2015:

„Ein Gen macht rettende Antibiotika unwirksam“

Dort heisst es
.
…….dass dort In der Tierhaltung (der SPIEGEL vermeidet das Wort Massentierhaltung“) so häufig Antibiotika eingesetzt werden, trägt mit dazu bei, dass resistente Erreger entstehen. In der Nutztierhaltung in Deutschland deutet sich derzeit allerdings eine Kehrtwende an: Inzwischen werden immerhin etwas weniger Antibiotika eingesetzt als noch vor wenigen Jahren, berichtete das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Anfang November.

Welche Kehrtwende?
Von welcher Kehrtwende berichtet der Autor? Es gibt bisher keine Kehrtwende, die diesen Namen verdient: weder in der Massentierhaltung noch im Antibiotikaeinsatz. Zwar wird ein leichter mengenmässiger Rückgang im Antibiotikaverbrauch festgestellt, dafür kommen aber mehr hochpotente Antibiotika zum Einsatz, die so ebenfalls wirkungslos gemacht werden. Auch das Colistin.


……..kaum zu glauben. Mit Massentierhaltung?

Der ungezügelte Fleischverbrauch, den die Massentierhaltung mit der notwendigen Antibiotikaverfütterung ermöglicht, kann so nicht weitergehen, wenn wir weiter lebensrettende Antibiotika zur Verfügung haben wollen.

Die Zeit drängt.

Zur Antibiotikaresistenz
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Bleibt die Gonorrhoe (Tripper) behandelbar?
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Medizin

Weltgesundheitsgipfel (World Health Summit) in Berlin und Antibiotikaresistenz

Dr. Alexander von Paleske — 31.10. 2015 —
Vor zwei Wochen tagte in Berlin der Weltgesundheitsgipfel, der World Health Summit. Wir haben kontinuierlich und kritisch über diesen jährlichen „Gipfel der Anmassung“, der erstmals 2009 stattfand, berichtet.


World Health Summit

Das Medieninteresse an diesem Ereignis, das auch dieses Jahr wieder im Auswärtigen Amt in Berlin veranstaltet wurde, hält sich mittlerweile in Grenzen.

Ansprüchen nicht gerecht geworden
Von einem derartigen Summit, der den Namen wirklich verdient, werden tiefgehende Analysen und vorwärtstreibende Beschlüsse angesichts der enormen Probleme im Gesundheitswesen weltweit erwartet, welche auch und gerade die Politiker zum Handeln drängen sollen.
Davon konnte jedoch in den vergangenen Jahren keine Rede sein, und das hat sich auch dieses Jahr nicht geändert.

Der Editor der hochangesehenen Medizinzeitung The Lancet, Richard Horton, der in der Anfangszeit diesen Kongress nicht nur mit seiner Anwesenheit und publizistisch unterstützte, sondern auch als Vortragsredner dort auftrat, musste bereits vor zwei Jahren enttäuscht feststellen, dass auf diesem Summit zwar viel geredet, aber keine Konsequenzen von diesem Summit ausgehen – wie sollten sie auch.

„Eine Menge Gerede, aber keine Handlung“ so Richard Horton .

Wir hatten ihn bereits vor 5 Jahren in einem offenen Brief aufgefordert, sich von diesem Summit zu distanzieren, statt ihn publizistisch und durch seine Anwesenheit zu unterstützen.

Wie beim World Economic Forum in Davos, dem dieser Summit nachempfunden ist, gilt auch hier:

„Eine Plattform um Beziehungen zu knüpfen, und ein wenig im globalen Wind zu schnüffeln“.

Regierungsnah
Eröffnet wurde die diesjährige Veranstaltung, zu der 1500 Personen angereist kamen, regierungsnah im Auswärtigen Amt von Bundesgesundheitsminister Gröhe, der in Deutschland bisher nicht durch entschlossenes Anpacken der Probleme im Gesundheitswesen aufgefallen ist.
Ganz im Gegenteil: der durch seine Einsparungs- Massnahmen die Probleme eher noch verschärft hat, und wohl weiter verschärfen wird.

Das Thema Antibiotikaresistenz
Die Entwicklung der dramatisch zunehmenden Antibiotikaresistenz, die zu einer globalen Katastrophe zu werden droht war schliesslich auch eines der zentralen Summit-Themen dieses Jahr. Bereits heute sterben 15.000 Menschern jährlich in Deutschland an resistenten Keimen, in den USA sieht es nicht besser aus.

Von einem Summit hätte man erwarten dürfen, dass dieses Thema von Beginn an ganz oben auf die Prioritätsliste setzt und Vorschläge gemacht werden, wie die „Brutstätten“ der Antibiotikaresistenz „trockenzulegen“, jedoch Fehlanzeige.

Zu den erforderlichen Massnahmen gehört vor allem das Verbot des umfangreichen Einsatzes von Antibiotika in der Massentierhaltung, und damit letztlich die Forderung nach dem Verbot der Massentierhaltung insgesamt. Auch hier natürlich Fehlanzeige

Medizinzeitungen nicht besser
In einigen Medizinzeitungen, wie z.B. dem hessischen Ärzteblatt in seiner Oktoberausgabe 2015 wird die Antibiotikagabe in der Veterinärmedizin sogar eher verharmlost.


Hessisches Ärzteblatt Oktober 2015 …….Foto der Hühnerhofidylle verharmlost Probleme der Massentierhaltung

Unterschlagen wird dort auch, dass in der Veterinärmedizin rund 40 mal so viele Antibiotika eingesetzt wurden, wie in allen Krankenhäusern zusammen. Und immer noch 7 mal so viel wie in der gesamten Humanmedizin.

Als grosser Erfolg wird hingegen gefeiert, dass der Verbrauch von Antibiotika in der Tiermedizin um 468 Tonnen pro Jahr zurückgefahren wurde: von 1706 Tonnenh (2011) auf 1238 Tonnen (2014).

Wer sich die Tabelle der eingesetzten Antibiotika ansieht, der muss jedoch rasch feststellen: der Verbrauch von potenten Antibiotika in der Massentierhaltung,wie Fluorchinolone und Cephalosporine der 3. Generation, die nur bei schweren Erkrankungen in der Humanmedizin zum Einsatz kommen sollten, keineswegs abgenommen, vielmehr zugenommen hat.

Wörtlich heisst es im hessischen Ärzteblatt:

Der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung wird immer wieder kontrovers diskutiert. Es ist unbestritten, dass bei akuten bakteriellen Infektionen auch die antibakterielle Therapie bei erkrankten Tieren das Mittel der Wahl ist. Hier sind Tierärzte und Landwirte allein aus Tierschutzgründen verpflichtet, eine möglichst schnelle Heilung anzustreben.

Ziemlicher Unfug
Unterschlagen wird, dass in der Geflügel-Massentierhaltung es keines der Viecher ohne Antibiotika bis zum Schlachttag schafft. Die Ärzteschaft soll offenbar für dumm verkauft werden.

Hinzu kommt dann noch die mangelnde Hygiene in den Schlachthöfen. Im vergangenen Jahr infizierten sich rund 71.000 Menschen mit Campylobacter, 2004 sind es nur rund 55.000 gewesen.

Mehr noch: dass Antibiotikagabe bei resistenten Bakterien deren Übertragbarkeit und Aggressivität steigert.

Und anders als in der 70er und 80er Jahren, als eine grosse Zahl neuer, hochwirksame Antibiotika auf den Markt kamen, kann davon mittlerweile keine Rede mehr sein.

Angeblich befinden sich jetzt aber 20 neue Antibiotika in den Pipelines der Pharmaindustrie, allerdings keine neuen Substanzklassen, sondern Weiterentwicklungen von bereits eingeführten Antibiotika. Und bei dem bisherigen Antibiotikaverbrauch ist damit zu rechnen, dass sich Resistenzen rasch bilden werden..

Fazit
Weder brauchen wir den mit Steuergeldern geförderten World Health Summit, noch den verantwortungslosen Einsatz von Antibioika. Ersterer ein Ärgernis, letzteres eine weltweite Gesundheitsgefahr .

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Medizin

Ein hochverdienter Medizin-Nobelpreis für eine chinesische Forscherin

Dr. Alexander von Paleske —— 5.10. 2015 —–
Der diesjährige Nobelpreis für Medizin geht zur Hälfte an die chinesische Pharmazie-Forscherin Tu Youyou.

Wer ist diese Frau, werden sich viele gefragt haben, dabei kann diese Preisträgerin nicht nur bahnbrechende Forschungsergebnisse in der Behandlung der Malaria für sich reklamieren, sondern damit auch noch Millionen Menschen das Leben gerettet zu haben.

Wir haben anlässlich der Verleihung des Lasker Preises an sie vor vier Jahren bereits einen Artikel verfasst, worin wir ihren Lebenslauf und ihre Forschungsergebnisse darstellten. Wir schrieben:

Es ist ein Name, der bisher (noch) nicht sehr bekannt ist, obgleich die chinesische Wissenschaftlerin ein Medikament gegen die Malaria erforscht und entwickelt hat, das Millionen Menschen das Leben gerettet hat, und noch retten wird. Erforscht und entwickelt unter den schwierigen Bedingungen der chinesischen Kulturrevolution.


Tu Youyou

Und es ist ein hochwirksames Medikament gegen Malaria, das aus der einst größeren Liste übrig geblieben ist, nachdem Plasmodium falciparum, der Erreger der gefährlichsten Form der Malaria, der Tropica, vollständig oder teilweise resistent gegen die bis dato wirksamen Medikamente Chloroquin, Mefloquin, Sulfadoxine / Pyrimethamin, und sogar Chinin geworden ist.

Schnelle Resistenzentwicklung
Die Resistenzentwicklung gegen die herkömmlichen Medikamente hat sich innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums vollzogen, ich habe sie hier in Simbabwe selbst miterlebt.

Als ich 1987 hierher kam, gab es im südlichen Teil des Landes, insbesondere im Matabeleland, nach Jahren der Trockenzeit wieder Regen, und mit ihm kamen die Mücken als Überträger der Malaria.

Die während der Dürre verloren gegangene Teilimmunität führte zu einer Malariaepidemie mit schwersten Krankheitsverläufen, und erstmalig traten Resistenzen gegen Chloroquin auf, bis dato das Standardmedikament.

Also blieb für schwere Krankheitsverläufe nur Chinin.

Heute ist Chinin bereits nicht mehr das Mittel der Wahl, weil es auch gegen dieses Medikament mittlerweile Resistenzen gibt. An die Stelle sind die Artemisinine getreten, konnten sie treten, dank der Forschungsarbeit der heute 85-jahrigen chinesischen Wissenschaftlerin Tu Youyou.

Eine Wissenschaftlerin namens Tu Youyou
Tu schloss 1955 ihr Pharmaziestudium an der Medical University, School of Pharmacy, in Beijing ab, und begann ihre Untersuchungen über traditionelle chinesische Medizin an der China Academy of Chinese Medical Services.

Das chinesische Gesundheitsministerium machte sie zur Leiterin des Forschungsprojekts 523 (gestartet am 23.5. 1967) das ein Mittel gegen die Chloroquin-resistente Malaria finden sollte.
Insgesamt 2000 chinesische traditionelle pflanzliche Medikamente wurden untersucht. Nach vier Jahren waren 380 Extrakte von 200 pflanzlichen Stoffen hergestellt. Nun konnten die Tierversuche an Mäusen beginnen.

Quinghao
Das Extrakt aus Qinghao (Artemisia annua), stellte sich als wirksam heraus.
Nach Überwindung einiger Schwierigkeiten, unter anderem mit Hilfe der Anweisungen aus einem pharmazeutischen Handbuch, verfasst von einem Arzt Ge Hong im 3. Jahrhundert, war die Wirksamkeit reproduzierbar.

Es waren dann Tu Youyou und ihre Mitarbeiter, die das neue Medikament an sich selbst ausprobierten.

1979 wurden die Ergebnisse erstmals auch in Englisch publiziert .Mittlerweile liegen die auf der Entdeckung basierenden partialsynthetischen Derivate wie Artemether, Artesunat und Artemotil in oraler bzw. parenteraler Form vor.
Diese Medikamente sind mittlerweile zur Standardbehandlung der Malaria avanciert.

Tu Youyou gehört zu einer Generation von Forschern, für die – anders als heute – nicht das Publizieren von Arbeiten sondern die Nöte ihrer Patienten die Motivation für ihre Arbeit waren, und an erster Stelle standen.

Im September 2011 wurde sie in den USA bereits mit dem sehr angesehenen Lasker-Preis geehrt

Nun kam der Nobelpreis dazu.

Glückwunsch!

Im Profil: Chinesische Pharmazie-Forscherin Tu Youyou
Die Zukunft heisst Resistenz? – Antiinfektiva verlieren ihre Wirksamkeit

Medikamente ohne Wirkstoffe – ein hochlukratives Geschäft mit tödlichen Folgen
Weltgesundheitsorganisation (WHO) – ein teurer, bisher zahnloser Tiger im Kampf gegen gefälschte Medikamente

Medizin

Das Gesicht des Brustkrebses – ein perönlicher Erfahrungsbericht

Dr. Alexander von Paleske —- 27.9.2015 —- Faces of Breast Cancer – Gesichter des Brustkrebses – eine Initiative der New York Times, die eine Website eröffnet hat, auf der Menschen, die an Brustkrebs erkrankt sind, ihre Geschichte, ihre Erfahrungen mit ihrer Erkrankung, ihre Leiden mitteilen können, und von anderen hören, die ebenfalls daran erkrankt sind, welche Erfahrungen sie gemacht haben: Nach der Diagnosestellung, vor der Therapie, mittendrin, und danach.

Aber auch wie ihr soziales Umfeld (Partner, Familie, Arbeitskollegen) auf ihre Erkrankung reagiert haben.

Der Monat Oktober
Oktober ist der Monat, in dem an Brustkrebs erinnert wird, Aufklärungsaktionen stattfinden, mit denen Frauen ermuntert werden sollen, zu Vorsorge-Untersuchungen zu gehen, und sofort einen Arzt aufzusuchen, wenn sie einen Knoten in einer Brust tasten.


Brustkrebs Schleife

Und, das sollte hier auch nicht vergessen werden: Auch Männer können – weit, weit seltener allerdings – an Brustkrebs erkranken.
Von 10 Frauen erkrankt eine im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs.

Das „Gesicht des Brustkrebses“ der New York Times macht so aus einer Diagnose Menschenschicksale.


Der Onkologe

Die Aufgabe des Krebsarztes ist nicht nur die niederschmetternde Diagnose zu vermitteln, sondern die Patienten durch die Therapie zu führen, und um zu helfen, auch die nicht unerheblichen Nebenwirkungen der Therapie zu ertragen.

Trotz der Vielzahl ähnlicher Schicksale gibt es wohl für jeden Onkologen immer wieder Patienten, deren Schicksal in besonderer Weise berührt.

Ein Schicksal wie nicht viele andere
So war es für mich in meiner Sprechstunde im Mpilo-Krankenhaus in er vergangenen Woche:
Eine 45-jährige Frau von den Chirurgen überwiesen mit der Bitte um Hilfe zur Diagnosestellung, kommt zu einer Feinnadelpunktion.

Die Patientin hat einen grossen Knoten in der linken Brust festgestellt. Eine kurze Untersuchung er linken Brust ergibt einen Tumor mit einem Durchmesser von 8 Zentimetern. Erstmals hatte die Patientin einen Knoten vor einem Jahr entdeckt, war aber nicht zum Arzt gegangen. Keine Seltenheit unter Brustkrebspatienten.

Dafür gibt es eine Reihe von Gründen:
– Angst vor der Diagnose, mit der dann oftmals folgenden Brustamputation.

– Angst vor en weiteren Folgen der Brustamputation wie Partnerverlust.

– Angst vor den Therapiekosten – mehr als 80% der Bevölkerung hier sind arbeitslos.

So sind 80% der Patientinnen und Patienten bereits in einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung, brusterhaltende Operationen scheiden damit aus.

Verschärft wir das alles noch durch die Gerüchtemühle in den Townships:

„Wer mit Brustkrebs zur Operation ins zum Krankenhaus geht, der stirbt anschliessend.“

Eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, denn auch wegen dieses Gerüchts kommen Patientinnen sehr spät zur Operation.

Lediglich junge Patientinnen in er Altersgruppe 15-25 kommen rechtzeitig zur Diagnose, aber bei ihnen handelt es sich in fast allen Fällen um einen gutartigen Tumor.

Die Feinnadelpunktion, die in diesem Fall die Verdachtsdiagnose bestätigen hilft, erspart eine Biopsie. Intraoperative Schnellschnitte gibt es hier nicht..

Ehemann einbeziehen
Nach Durchführung der Punktion bitte ich meine Patientin am übernächsten Tag zurückzukommen, um das Ergebnis zu erfahren, über das es bereits nach dem Palpationsbefund kaum Zweifel gibt: fortgeschrittener Brustkrebs mit Lymphknotenmetastase in der linken Achsel.
Gleichzeitig bitte ich Sie, ihren Ehemann mitzubringen: Oftmals sind es die Ehemänner, die einer Brustoperation ablehnend gegenüberstehen. Und nicht wenige, die nach einer Operation die Ehefrau bzw. Partnerin sitzenlassen, und in die Arme einer anderen Frau flüchten.

Den Ehemännern / Partnern erkläre ich in diesen Gesprächen nicht nur die Diagnose, sondern auch, welche weiteren Folgen das hat, und wie sehr seine Frau gerade auch emotional auf ihn angewiesen ist.

Manchmal hilft dieses Gespräch.

„Mein Mann kann nicht kommen“, erklärt mir die Patientin, „er hat vor einiger Zeit einen Schlaganfall erlitten“.

Im weiteren Verlauf des Gesprächs stellt sich dann auch noch heraus, dass ihr jüngstes Kind behindert ist. Sie also voll sich um die Familie kümmern muss, die Familie voll auf sie angewiesen ist.

Die Brustamputation ist angesichts des fortgeschrittenen Stadiums der Erkrankung notwendig. Ebenso die nachfolgende Chemotherapie und Bestrahlung.

Die Chemotherapie, die von den Patienten selbst bezahlt werden muss, dürfte für sie unerschwinglich sein.

Das andere Gesicht des Brustkrebses hier in Afrika.

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Medizin

Schlangengift-Antiseren herzustellen lohnt sich nicht – also weg damit

Dr. Alexander von Paleske —— 10.9.2015 —- Nach Schätzungen der Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) werden jährlich 5 Millionen Menschen Opfer des Bisses einer Giftschlange, die Mehrheit in Afrika. 100.000 sterben daran, 400.000 tragen dauernde Schäden davon, wie notwendige Amputationen von Gliedmassen.


Giftschlangen – Jährlich 100.000 Tote durch Bisse

Erst die Behringwerke…..
In den 90er Jahren kaufte ich regelmässig in Deutschland Schlangengift -Antiserum ein. Hersteller damals: Die Behringwerke in Marburg. Diese Firma, seinerzeit zum Hoechst-Konzern gehörend, stellte jedoch diese Produktion ein.
Der Hintergrund: Aus dem Pharmabereich der Firma Hoechst wurde zunächst Aventis, und Aventis schliesslich von dem französischen Pharmariesen Sanofi übernommen.

Die Traditionsfirma Behringwerke wurde zerlegt und in Einzelteilen verkauft, die Produktion von afrikanischem Schlangengift-Antiserum 1996 eingestellt. Das war damals immerhin der Wochenzeitung DIE ZEIT einen Artikel wert.

„Die aufwändige Produktion des Serums erfordere einen hohen Preis“

hiess es von den neuen Herren in Marburg, die auf Biotechnologie setzten,

„und der lasse sich durch die Einnahmen nicht decken“.

Also weg damit.

…..dann Sanofi
Blieb in Europa nur noch eine hochqualitative Produktionsstätte: das Institut Merieux, zum Sanofi-Konzern in Frankreich gehörend, eine der grössten Pharmafirmen in Europa.

Aufwendige Herstellung.
Die Herstellung des Schlangengift-Antiserums ist in der Tat aufwendig, insbesondere Personalaufwendig:

– Ein Pferdegestüt und eine Schlangenfarm müssen unterhalten werden.

– Die Giftschlangen müssen regelmässig „abgemolken“ werden. Die Prozedur bedeutet das Festhalten der Schlange von mindestens zwei Hilfpersonen. Die Schlange muss dann ich ein Tuch beissen und ihre Giftdrüse entleeren.


Abmelken“ einer Giftschlange

– Das Substrat wird in einem Gefäss aufgefangen, und nach Verdünnung Pferden gespritzt, die dann Antikörper dagegen entwickeln. Das verarbeitete Pferdeserum mit den Antikörpern ist dann das Gegengift.

Vor einem Jahr eingestellt
Voriges Jahr hat nun auch das Institut Merieux die Produktion eingestellt.. Die noch vorhandenen Chargen dürften alsbald aufgebraucht sein, bzw. das Verfallsdatum überschritten haben.

Der Grund für die Aufgabe der Produktion: Kein Profit damit zu erzielen.

Zum Verkauf gestellt
Wer will, kann die Produktionsstätten, die Schlangenfarm und das Pferdegestüt von Sanofi übernehmen. Einen Käufer gibt es dafür jedoch (noch) nicht, denn mit dem Schlangengift-Antiseren lassen sich zwar viele Menschenleben retten, nicht jedoch Geld verdienen. Wozu also die Produktionsstätten kaufen?

Die Zeiten, als zum Beispiel in den Behringwerken die Produktion weitergeführt wurde, obwohl sich damit kein Geld verdienen liess, sind in der Pharmabranche offenbar längst vorbei. Hier regiert Shareholder-Value, auch bei Sanofi, ein Konzern mit Milliardenumsätzen Jahr für Jahr.

Die Strategie der Konzerne offenbar: alles wird auf den Prüfstand gestellt, Und wo kein Geld rausspringt: weg damit. Zumal es ohnehin arme Gegenden der Welt sind, die besonders von Schlangenbissen heimgesucht werden.

Humanität und Profit vertragen sich schlecht, nicht nur bei den Behringwerken und Sanofi.

Medizin

Ein Krebsmedikament kann nicht geliefert werden – oder: das Elend mit den Lieferengpässen bei Medikamenten

Dr. Alexander von Paleske —- 30.8. 2015 —–
Vorgestern ging die Meldung über den Ticker: das Krebsmedikament Melphalan (Alkeran)könne zur Zeit nicht geliefert werden.

Zur Behandlung des Multiplen Myeloms
Melphalan ist ein Medikament, das vornehmlich in der Behandlung des Multiplen Myeloms zum Einsatz kommt, einer ungebremsten Vermehrung von Plasmazellen im Knochenmark, die Zytokine sezernieren, welche die Knochenzellen zum Knochenabbau anregen.

Das Resultat sind ausgedehnte Knochendestruktionen. Hinzu kommt noch die hohe Produktion eines Immunoglobulins, das unter anderem zu Nierenschäden führen kann.


Multiples Myelom – ausgedehnte Knochendestruktion

Es handelt sich um eine chronische Erkrankung, in der Regel jenseits des 50. Lebensjahres auftretend.

Krankheitsfreie Lebensverlängerung – Keine Heilung
Die bisher eingesetzten Medikamente, auch das Melphalan, können nur eine zeitlich begrenzte Zurückdrängung der Krankheit erreichen, und damit das Wohlbefinden des Patienten steigern, der insbesondere von Knochenschmerzen geplagt wird.

Der krankheitsfreie Zeitraum lässt sich noch einmal durch eine Hochdosisbehandlung mit Intravenös verabreichten Melphalan und anschliessender Rescue des Knochenmarks durch vorher dem Patienten entnommene Stammzellen deutlich steigern Eine Behandlungsmethode, die vor allem bei Patienten unter 70 Jahren in gutem Allgemeinzustand zum Einsatz kommt.

Zur Zeit nicht erhältlich
Melphalan ist zur Zeit jedoch nicht erhältlich, die Stammzelltransplantation kann deshalb nicht zum Einsatz kommen. Das Medikament, in den 50er Jahren entwickelt, ist längst aus der Patentliste verschwunden. Mit dem Melphalan lässt sich also nicht gross Kasse machen, anders als mit den neuen Krebsmedikamenten, den sogenannten Blockbustern, wir haben jüngst ausführlich darüber berichtet.

Nur eine Herstellerfirma
So ist es kaum überraschend, dass nur eine Firma das Medikament herstellt: die südafrikanische Firma Aspen Pharma

Wenn es bei der Herstellung Probleme gibt, dann bricht sofort die Versorgung mit diesem Medikament zusammen.

Weit umfassenderes Problem
Zwar taugt die jetzige Meldung für die Sensationspresse, das Problem der Versorgungsengpässe betrifft nicht nur Melphalan, sondern eine ganze Reihe weiterer, auch essentieller Medikamente, und nicht nur in Deutschland.

Bereits im März 2012 berichtete die internationale Medizinzeitung THE LANCET über Medikamentenengpässe in den USA
„US drug shortages could continue for years“

In dem Artikel heisst es:

“Severe shortages of drugs such as sterile injectables have forced physicians in the USA to practice medicine from crisis to crisis”

Und weiter:

“Around 280 drugs, almost all manufactured in the USA, remain in short supply, because of factors including dwindling numbers of makers, deteriorating conditions in factories and low prices for generics, leading to a lack of investment to upgrade plants”.

Die Zahl der nicht lieferbaren Medikamente stieg: von 70 im Jahre 2006 auf 267 im Jahre 2011.

US Präsident Obama erliess bereits im Oktober 2011 eine Anordnung, wonach Pharmafirmen verpflichtet wurden, der Regulierungsbehörde FDA mitzuteilen, wenn ein Lieferengpass unmittelbar drohe.

Eine weitere Anordnung, welche die Pharma-Firmen verpflichtete, bereits im Vorfeld mitzuteilen, wenn es zu einem Lieferengpass kommen könnte, z.B. wenn Rohstoffe zur Herstellung nicht ausreichend angeliefert wurden, oder Schwierigkeiten im Produktionsprozess auftreten, blieb erst einmal im Gesetzgebungsverfahren hängen.

Auch in Deutschland keine Seltenheit

Es dauerte nicht lange, bis auch in Deutschland Lieferengpässe bekannt wurden. Die Medien berichteten im Juni 2012 darüber. So hiess es in einem Artikel in der Frankfurter Rundschau vom 11.6. 2012 „Den Kliniken gehen die Pillen aus“:

Was sich wie die Geschichte aus einem Entwicklungsland anhört, kennen inzwischen Krankenhäuser im gesamten Bundesgebiet. Sie kämpfen darum, lebensnotwendige Arzneimittel noch in ausreichender Menge zu bekommen.Von 1900 Medikamenten, die eingesetzt werden, sind ständig 10 bis 20 nicht, oder nur in kontigentierter Menge lieferbar.

Einige Medikamente lassen sich austauschen, andere wiederum nicht, so auch nicht das Melphalan bei der Behandlung des Multiplen Myeloms.

Die Patienten wissen, selbst bei den austauschbaren Medikamenten, in der Regel nichts von den Lieferengpässen, auch dann nicht, wenn das eingesetzte Medikament 2. Wahl ist, also nicht die gleiche Effektivität besitzt. Und die Ärzte hüten sich verständlicherweise, die Patienten darüber aufzuklären.

Wahlkampfgetöse
Vor der Wahl im Jahre 2013 hiess es dann in den Medien:
„SPD holt den Prügel raus“

„Die SPD Fraktion will den Behörden drastische Instrumente an die Hand geben, um auf Engpässe bei der Versorgung mit Arzneimitteln zu reagieren. Das vergleichsweise mildeste Mittel im SPD-Antrag solle eine Meldepflicht für Hersteller im Falle von Lieferengpässen sein. Ausserdem sollte eine Liste der als lebensnotwendig betrachteten Arzneimittel angelegt werde.

Heute, die SPD sitzt mittlerweile mit in der Regierung, ist selbst von einer Meldepflicht keine Rede mehr. Die Meldung ist freiwillig. Die Liste der zur Zeit von einem Lieferengpass betroffenen Medikamente findet sich hier.

Melphalan ist jedoch nicht darunter. Es wird ja auch nicht in Deutschland hergestellt.

Die CDU/CSU / FDPBundesregierung berichtete 2013 fröhlich:

„Die Versorgung mit Arzneimitteln kann als gut bezeichnet werden. Bei einem Versorgungsmangel können vorübergehend aus anderen Ländern alternative Arzneimittel zur Behandlung eingeführt werden.“

Welch eine Narretei angesichts der damals bereits vorhandenen Engpässe, und insbesondere dann, wenn der Lieferengpass
bereits aus dem Ausland kommt, wie jetzt beim Melphalan..

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