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SPD-Chef Sigmar Gabriel und Präsident Wulff: Wieviel politische Torheit ist erlaubt?

Dr. Alexander von Paleske — 7-1- 2012—
In der Bundesversammlung am 30.6. 2010 wurde Christian Wulff zum Bundespräsidenten gewählt, nicht zum CDU / CSU / FDP- Bundespräsidenten, auch wenn er es mit deren Stimmenmehrheit wurde.

Nach allem, was bisher gegen Wulff bekannt wurde, steht sein Rücktritt jetzt dringender denn je an, notfalls ein Amtsenthebungsverfahren gem. Artikel 61 Grundgesetz, wenn ihm versuchte Nötigung nachzuweisen ist.

Das sieht der SPD-Vormann Sigmar Gabriel allerdings völlig anders. Am 26.12. 2011 tönte er:

Es wäre verheerend und nahe an einer echten Staatskrise, wenn innerhalb von zwei Jahren zum zweiten Mal ein Bundespräsident zurückträte“, sagte Gabriel. „Rückhaltlose Aufklärung soll nicht zum Rücktritt, sondern zu einer Rückkehr in eine angemessene und glaubwürdige Amtsführung führen.“

Schon bei den damals bekannten Vorwürfen war diese Stellungnahme nicht nur verfehlt, sondern hatte den Geruch des billigen politischen Taktierens an sich, denn nicht der Rücktritt ist verheerend, sondern Wullfs Verbleiben im Amt. Die Staatskrise ist nicht etwa die Neuwahl eines geeigneten Kandidaten, sondern seine Weigerung zurückzutreten.

In einem gestern veröffentlichten BILD-Interview legte Gabriel nach, allerdings nicht mit einer klaren Rücktrittsforderung, sondern dies sei die Sache der Regierungsparteien, denn die hätten ihn ja gewählt.

Wörtlich:

„Es ist nicht die Aufgabe der SPD, den Bundespräsidenten zum Rücktritt aufzufordern. Wir haben ihn nämlich nicht gewählt. Bei uns ist klar, dass wir einen besseren Bundespräsidenten wollten: Joachim Gauck.“

Das ist allerdings eine Stellungnahme, die an Erbärmlichkeit kaum noch zu unterbieten ist. Eine Stellungnahme, die verständlich wäre, wenn es sich bei Wulff um einen Fraktionsvorsitzenden der CDU/CSU oder der FDP handeln würde, nicht aber um den Bundespräsidenten Deutschlands.

Es ist der billige Versuch, sich um eine klare Stellungnahme herumzudrücken, und die notwenige Auseinandersetzung um den Skandal-Präsidenten stattdessen als wohlfeile Munition gegen die Regierung Merkel zu verwenden. Politische Taktiererei statt verantwortungsvollem Politikerhandeln.

Wulff muss gehen, und verantwortungsbewusste Politiker sollten, nein, müssen darauf drängen, ganz gleich wer ihn seinerzeit gewählt hat oder nicht.

Der Bundespräsident lügt – und bleibt
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Der Bundespräsident lügt – und bleibt

Dr. Alexander von Paleske —5.1. 2012 —
Es war ein jämmerlicher Auftritt gestern im Deutschen Fernsehen, denn Wulff konnte es nicht lassen, wieder zu lügen.

Nach allem was bekannt geworden ist, hat Wulff – entgegen seiner Darstellung – keineswegs nur verlangt, den geplanten Artikel in der Bild-Zeitung um einen Tag zu verschieben, sodass er dazu nach seiner Rückkehr von einer Auslandsreise Stellung nehmen könnte.

Vielmehr hat er ganz offensichtlich versucht, den Artikel insgesamt zu verhindern, und als Mittel dazu Drohungen und Beschimpfungen eingesetzt.

Mehr noch: In dem Interview versuchte er ausserdem sich jetzt als „Opfer“ darzustellen und schwadronierte über Menschenrechte, die auch einem Präsidenten zustünden. Billige Hascherei nach Mitleids-Sympathie.

Was der Präsident dann als Plan für die Zukunft, sein Verhältnis zur Presse zu ordnen, angab, ist an Lächerlichkeit kaum noch zu unterbieten.
Wer als Präsident, noch dazu als gelernter Jurist, nicht weiss, welche Bedeutung die Pressefreiheit in einer freiheitlichen Demokratie hat, dass und wie der Bundespräsident diese zu respektieren hat, er vielmehr noch „dazulernen müsse“, der ist für dieses Amt völlig ungeeignet.


Christian Wulff….…ungeeignet für das Amt des Bundespräsidenten. Screenshot: Dr. v. Paleske

Das Präsidentenamt ist nicht der richtige Ort, um das 1 x 1 der Demokratie zu erlernen. Derartige Basiskenntnisse werden zwingend voausgesetzt. Der Präsident hat Lehrer und Vorbild in Sachen Demokratie zu sein, aber nicht Schüler.

Darüber hinaus stellen sich Fragen nach seinem bisherigen Verhältnis zur Presse während seiner Zeit als Ministerpräsident in Niedersachsen, aber auch davor als Oppositionsführer im niedersächsischen Landtag.

Offenbar hatte er es verstanden, die Presse, insbesondere die Bildzeitung, als eine Art Hofpostille zu nutzen, oder zu instrumentalisieren. Schon dies eine Perversion eigener Art, und dann offenbar noch geglaubt, das würde immer weiter so laufen.

Nicht nur naiv ist dieser Präsident, sondern auch noch dreist.

Der Rücktritt wäre die einzig akzeptable Antwort auf all das gewesen, was sich bisher abgespielt hat.

Dass Oppositionspolitiker angesichts dieser Vorkommnisse nicht den Rücktritt klar und deutlich fordern bzw. gefordert haben, ist ein Versagen eigener Art.

Offenbar herrscht dort die Ansicht vor, politische Taktiererei ist besser als klare Forderungen zu stellen.
Insbesondere die Grünen haben wohl geglaubt, dass man über Wulff die Bundeskanzlerin Merkel angreifen kann. Ein Irrglaube, der selbst Zweifel an grüner Glaubwürdigkeit und Gradlinigkeit weckt.

Ein neues Jahr hat begonnen mit den alten Problemen, ohne dass eine Lösung in Sicht ist.

Nachtrag 5.1. 17.000h
Präsident Wulff hat erwartungsgemäss die Veröffentlichung des
Protokolls seiner Schimpfkanonade verweigert, das ihn als Lügner überführen würde.
Das wird ihm aber letztlich nichts nützen, weil im Rahmen des von mir angezeigten Verdachts der versuchten Nötigung die Aufzeichnung von der Staatsanwaltschaft Berlin abgehört und Kai Diekmann als Zeuge vernommen werden muss.

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Fröhliche Weihnachten oder: Wäre auch Wladimir Putin geeignet für das Amt des Bundespräsidenten?

Dr. Alexander von Paleske — 24.12. 2011 —–
Wer glaubt, dass die Überschrift eine Satire ankündigt, den muss ich enttäuschen.

Erst einmal sende ich herzliche Grüsse zum Fest und Jahreswechsel an unsere Leser und ein besonderer Dank geht an die unabhängigen Nachrichtenagenturen, allen voran Net News Express und Net News Global, ohne die unsere Artikel weit weniger Verbreitung finden würden. Insbesondere seit wir der „Zensur“ von Google zum Opfer fielen und weitestgehend bei Google News rausflogen, nachdem wir seinerzeit die Hintergründe der Arctic Sea Piraterie in der Ostsee aufgedeckt und publik gemacht hatten.

Unerträgliche Rechtfertigung
Es gibt mittlerweile Medien, die ganz offen versuchen, das unerträgliche Verhalten von Präsident Wulff zu rechtfertigen, oder zumindest zu entschuldigen. Und es sind Redakteure von Medien, die liberale Meinungsführerschaft für sich reklamieren.

Wir haben bereits in einem Artikel den früheren Herausgeber der ZEIT und jetzigen Chefredakteur der Monatsmagazins CICERO, Michael Naumann, angegriffen, weil er in, man möchte fast sagen zynischer Weise, die Bedienungs- Schnorrermentalität von Politikern, eine Vorstufe der offenen Korruption, offenbar zu rechtfertigen suchte.

Nun hat die Wochenzeitung DIE ZEIT in ihrer Online Ausgabe mit einem Artikel, verfasst von einem Markus Horeld, nachgezogen:

Die Lehre aus der Wulff Affäre – Mit der Überhöhung des Bundespräsidenten tut sich Deutschland keinen Gefallen“

Die Quintessenz: Da die Anforderungen an die Person des Bundespräsidenten überhöht sind, müssen wir die Anforderungen zurechtstutzen. Wir brauchen ihn (nur) für wenige bestimmte Zwecke:

„Dies alles heisst nicht, dass man ganz auf den Bundespräsidenten verzichten könnte, er spielt seine Rolle im Geflecht der Institutionen, . Er macht Gesetze mit seiner Unterschrift gültig. Er kann den Bundestag auflösen, wenn der keine Kanzlerwahl hinbekommt. Er vertritt die Bundesrepublik völkerrechtlich, dafür und für ein paar Aufgaben mehr ist er da, und nur dafür brauchen wir ihn.

Es ist allerdings die brutalste Zusammenstreichung des Anforderungsprofils an einen Präsidenten, die je in einer liberalen Zeitung zu lesen war.

Guttenberg-Artikel lässt grüssen
Der Artikel liegt allerdings auf der gleichen Linie, wie der erbärmliche Guttenberg-Artikel des ZEIT-Chefredakteurs Giovannni di Lorenzo, der sich seinerzeit vehement gegen den Rücktritt Guttenbergs aussprach.

Tenor: nur als Verteidigungsminister brauchen wir ihn, der Rest ist schnurz-piep-egal.

In dieses neue Anforderungsprofil passen in der Tat einige Politiker, nicht jedoch die weit überwiegende Mehrheit der Deutschen. Nicht etwa, weil sie dem Amte nicht gewachsen wären, sondern weil für sie Anforderungen, wie:

– ein Mindestmass von Anstand und

– die tägliche Pflicht, mit dem vorhanden Einkommen auszukommen und

– sich nicht wie ein erbärmlicher Schnorrer aushalten zu lassen,

selbstverständlich sind.

Ein Bundespräsident, bzw. ein Ministerpräsident, das wollen die Artikel weismachen, braucht sich offenbar nicht mehr daran zu halten, frei nach dem Sprichwort: quod licet Iovi, non licet bovi.

In dieses gestutzte Anforderungsprofil würde selbstverständlich auch Wladimir Putin, der Wahlfälscher, von Ex-Kanzler Gerhard Schröder in offenbar völliger Blindheit als „lupenreiner Demokrat“ geadelt, hineinpassen.

Und es passte auch für den Affären-Ministerpräsidenten von Niedersachsen, Christian Wulff.

Nicht nur Schnorrer-Affären-Ministerpräsident, nicht nur jemand, dem vorgeworfen wird, dann noch das Landesparlament belogen zu haben, sondern ein Politiker, der soziale Kälte exerzierte, indem er

– Die Blindenhilfe abschaffte

– Die Lernmittelfreiheit abschaffte

– Den Sozialetat zugunsten der Polizei abmagerte.

Die Erwartungen, so wollen uns die Artikel glauben machen, müssten zwangsläufig herabgeschraubt werden, aus Gründen der ach so menschlichen Fehlbarkeit.

Als wenn es nicht genügend Präsidenten gegeben hätte, die einem weit anspruchsvolleren Anforderungsprofil problemlos entsprochen hatten.

Genannt seien Theodor Heuss, Gustav Heinemann, Richard von Weizsäcker (unvergessen seine Rede zum 40. Jahrestag der deutschen Kapitulation) und Roman Herzog. Aber auch letztlich Johannes Rau, Walter Scheel und Karl Carstens, nicht aber Heinrich Lübke.

Verlübketes Anforderungsprofil
Die genannten Schreiber wollen uns weismachen, man solle das Präsidentenamt „verlübken“, denn die von ihnen genannten Mindestanforderungen erfüllte auch der Lachnummer-Präsident und einstige KZ-Bau-Planer Heinrich Lübke.

Es ist ein Zynismus der Macht, dem hier journalistisch Vorschub geleistet wird. Der hatte bereits angefangen, als BK Merkel aus durchsichtigem Machtkalkül den ungeeigneten Kandidaten Wulff ins Spiel brachte, und ihn auf Teufel komm raus schliesslich im dritten Wahlgang durchsetzte.

Bundespräsident Wulff muss zurücktreten, und nicht etwa die Anforderungen an das Amt bis zur Lächerlichkeit heruntergeschraubt werden, um sie so für den jetzigen Amtsinhaber passend zu machen.

Damit würde Wulff im übrigen nur dem gerecht werden, was er selbst einst von dem Präsidenten Johannes Rau nach Bekanntwerden der sog. Flugaffäre, und seinem Vorgänger im Amt des Ministerpräsidenten, Glogowski, gefordert hatte.
Ansonsten müsste er sich zu allen anderen Vorwürfen auch noch den der üblen politischen Heuchelei gefallen lassen.

In diesem Sinne

Fröhliche Weihnachten.

NACHTRAG 25.12. 2011
An den Spekulationen über das Vorleben der Bettina Wulff , die zur Zeit durch das Internet geistern, aber auch z.B. in der Berliner Zeitung angerührt wurden, werden wir uns nicht beteiligen, weil dies – soweit jedenfalls zur Zeit erkennbar – unaufgeklärt ist, und vermutlich zum Privatbereich gehört.

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Zu Naumanns Artikel
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Zu Lorenzos Guttenberg Artikel
DIE ZEIT: Liberale Meinungsführerschaft ade? – ein Einwurf

Satire:
Giovanni di Lorenzo: Jetzt antworte ich auf die unsachliche Münchguttenberg-Interview-Kritik
Danke Giovanni di Lorenzo von der ZEIT für die Guttenberg-Raushole


Zur Piraterie auf der Arctic Sea

Arctic Sea“- Kaperung: Indizien deuten auf Geheimdienstaktion – vermutlich Mossad – und nicht Piraten
Kaperung der Arctic Sea – die Indizienkette beginnt sich zu schliessen
Pressebericht bestätigt Mossad-Beteiligung an der Arctic- Sea Kaperung

Zur Zensur von Google
Gigant Google: Zensur nur in China?

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Bundespräsident Christian Wulff und der Axel Springer Verlag: (K)ein Herz und eine Seele?

Dr. Alexander von Paleske — 22.12. 2011 —
Man möchte sich die Augen reiben: Die BILD-Zeitung und andere Medien aus dem Hause Springer haben – allen anderen voran – das Trommelfeuer auf den gegenwärtigen Bewohner von Schloss Bellevue, den CDU-Mann Christian Wulff eröffnet. Die anderen Medien zogen dann nach.

Fast fühlt man sich an die Tage der Brandt-Scheel-Regierung (1969-1974) erinnert, als die Springerpresse die sozial-liberale Koalition vor dem Hintergrund der Ostverträge auf Anweisung von Verlagsherr Axel Springer unter Dauerfeuer nahm.

Elfriede hat das letzte Wort
Das kann doch wohl kaum der Chefredakteur der BILD, Kai Diekmannn, bzw. Verlagschef Matthias Döpfner ohne Absegnung von ganz oben, also durch Abnicken seitens der Mehrheitsaktionärin Elfriede Springer, die mit der Bundeskanzlerin Merkel sehr befreundet ist, entschieden haben.

Während der SPEGEL sich juristisch die Einsicht in das Grundbuch erkämpfte, recherchierte die BILD offenbar gleich und schon seit geraumer Zeit in die Richtung Darlehen Geerkens.

Was steckt dahinter?
Was steckt also dahinter, wenn Springer gegen den Christdemokraten Wulff losschiesst?

Um es gleich vorweg zu nehmen: Hier geht es nicht darum, den gegenwärtigen Bundespräsidenten in Schutz zu nehmen, ihn als Opfer darzustellen. Ein Präsident, über den täglich neue unerfreuliche Details bekannt werden, die allesamt mit seiner freundschaftlichen Nähe zu, kostenlosen Urlauben mit, und güstigen Darlehen von teils umstrittenen, allesamt ausserordentlich wohlhabenden Freunden, wie dem Carsten Maschmeyer, Onkel Egon (Geerkes) und anderen, zu tun haben.

Und das Ende dieser Angriffe – BILD immer voran – scheint offenbar noch nicht gekommen zu sein.

Das lässt zumindest die Vermutung zu, so ein Angriff kann nicht ohne Zustimmung – zumindest nicht ohne Wissen – aus dem Bundeskanzleramt gefahren werden, oder sollte sich bei Springer die Fahne gedreht haben, und jetzt ohne Rücksicht auf Freundschaften und Verluste zum Zwecke der Auflagensteigerung vorgegangen werden ?

Bei Springer nicht allzu wahrscheinlich.

Hat also die BK Angela Merkel den Wulff fallengelassen, ihn zum Abschuss freigegeben, oder wollte sie ihn nur etwas mürbe machen um all die hässlichen Gesetze, die in den nächsten Wochen und Monaten durch den Bundestag gepeitscht werden sollen, problemlos von einem ohnehin schwachen und nun weiter geschwächten Präsidenten gegenzeichnen zu lassen?

Und ist ihr dann die Sache aus den Händen geglitten?

Ein Bauernopfer?
Oder ist Wulff ein Bauernopfer, um eine grosse Koalition zustande zu bringen, die gleichzeitig mit der Aussicht auf einen SPD-Präsidenten schmackhaft gemacht werden soll?

Oder sollte hier zum Dampfablassen ein Nebenkriegsschauplatz eröffnet werden, um von dem Versagen der schwarz gelben Koalition und der drohenden Finanzpleite abzulenken?

Immerhin stellt sich heute heraus, dass der SPD-Vormann Sigmar Gabriel den Präsidenten wegen dessen Verfehlungen nur mit Samthandschuhen anfasst, anstatt das zu tun, was auf der Hand liegt, nach allem was bereits bekannt ist: den Rücktritt von Wulff zu fordern.

Natürlich gibt es noch eine weitere mögliche Variante: Der STERN war ebenfalls hinter der Geschichte her, aber anders als zu Nannens Zeiten wollte man offenbar noch zuwarten. Die BILD hätte dann nach der Devise handeln können: der wird sowieso angeschossen, dann machen wir das zuerst und steigern damit noch die Auflage.

Was immer die Gründe sind, Wulff ist jedenfalls deutlich geschwächt.

Er war von Anfang an der falsche Präsident, wie der SPIEGEL zu Recht feststellte, von Frau Merkel nach vorne geschoben um ihn einmal als Konkurrenten und Kritiker loszuwerden, und gleichzeitig, einmal im Präsidentenamt platziert, keine grossen Widerstände bei Gesetzesvorhaben erwarten zu müssen.

Mehr hinter als vor den Kulissen
Hinter den Kulissen tut sich mittlerweile wohl mehr, als man von aussen erkennen kann.

Rückt jetzt die Grosse Koalition in Berlin näher, nachdem die FDP in den Umfragen zu einer 2% Splitterpartei abgesackt ist ? Und ist dies alles nur ein Vorgeplänkel dazu?

Time will tell.

Heinrich Lübke lässt grüssen
Aber eines kann man jetzt schon sagen: Es drängt sich der Eindruck politischen Geschacherns auf, weil nicht das getan wird, was einzig das Vertrauen in das Amt des Präsidenten wiederherstellt: den Rücktritt des Amtsinhabers zu fordern.

Christian Wulff tritt so in die Fußstapfen von Heinrich Lübke.
Das Ansehen des Amtes nimmt deshalb schweren Schaden.

Aber das scheint den Politikern herzlich gleichgültig zu sein. Von Jürgen Trittin, dem eine Entschuldigung genügte über die Samthandschuhe des Sigmar Gabriel bis zur „germanischen Dampfwalze“ Angela Merkel.

NACHTRAG, 22.12. 15.50
Bundespräsident Wulff hat vor wenigen Minuten eine Presserklärung abgegeben.

–Er hätte niemandem einen persönlichen Vorteil gewährt

– Er hätte den Privatkredit offenlegen müssen. Es tue ihm Leid.

– Der Bundespräsident bezeichnet die Pressefreiheit als hohes Gut

– Er hätte alle geforderten Unterlagen der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt

– Wulff erklärt, alle Fragen zu den Vorgängen sehr ernst zu nehmen.

Fragen waren keine zugelassen. Seinen langjährigen Sprecher Olaf Glaeseker entliess er kurz zuvor.

Zusammenfassende Bewertung:
Too little, too late. Die Krise dürfte daher trotz – oder gerade wegen der Dürftigkeit – der Erklärung und ihrer Verspätung, weitergehen.

Satire zu Wulff
Vor der Weihnachtsansprache des Präsidenten Wulff: eine Botschaft von Knecht Ruprecht
Bundespräsident Christian Wulff: Jetzt rede ich Klartext
Bundespräsident Wulff: Deutschland ist (noch) keine Bananenrepublik
Glückwunsch Frau Merkel! Christian Wulff – Der richtige Mann zur richtigen Zeit

Zu BILD-Diekmann
Hamburger Bordellbesitzer schreibt an BILD-Diekmann zur Hurenserie
BILD-Kai (Diekmann): Kampagnenstart „Junge komm bald wieder“

Das geistige Entsorgerquartett – Eine neue Show für das ZDF

An BILD-Diekmann Betr.: „Franziska (26) Ich lebe mit zwei Männern“

Kai Diekmann Betreff: Serie “So war mein bester Sex”
Kai Diekmann: Deutschland vor der Schicksalswahl
BILD-Diekmanns Glückwunschmail an Boris Becker
Kai Diekmann und seine Menschelei
Post für BILD-Diekmann

Keine Satire zu Wulff
Ist Michael Naumann, Chefredakteur des „Cicero“, durchgeknallt?

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Kritik an der privaten Knastindustrie wächst!

Alcatraz Industries – Zahlreiche Politikerinnen und Politiker sind gegen die (Teil)Privatisierung bundesdeutscher Haftanstalten. Public Private Partnership (PPP) soll in diesem Bereich Einhalt geboten und PPP-Modelle rückgängig gemacht werden. Die Kritik an der privaten Knastindustrie wächst!

Die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg will die durch die Vorgängerregierung realisierte Teilprivatisierung von Justizvollzugsanstalten rückgängig machen. Der in Offenburg bis 2014 geltende Vertrag mit einem deutschen Sicherheitsunternehmen soll nach Vorstellungen der Koalition und des Justizministeriums keine Verlängerung erfahren. Damit gibt Justizminister Rainer Stickelberger (SPD) dem Bund der Strafvollzugsbediensteten Deutschlands (BSBD) recht, der seit Jahren gegen die Bildung von Public-Private-Partnership-Projekten (PPP) im Strafvollzug warnt. „An Baden-Württemberg sollten sich auch andere Länder ein Beispiel nehmen, die noch über die Privatisierungen im Justizvollzug nachdenken, derartige Projekte bereits realisieren oder konkret planen”, fordert Anton Bachl, Bundesvorsitzender des BSBD, die Bundesländer dazu auf, ihre Pflichtaufgabe Strafvollzug wieder mit eigenem Personal in eigener Verantwortung wahrzunehmen.

Mitte Juli besuchte Rainer Stickelberger, Justizminister in Baden-Württemberg, die einzige teilprivatisierte Justizvollzugsanstalt seines Bundeslandes in Offenburg. Von der baulichen Anlage des 2009 eröffneten Komplexes und dem Engagement der Mitarbeiter zeigte er sich beeindruckt. Er machte aber auch seine Bedenken gegen die Privatisierung deutlich. Der Betrieb in Offenburg verstoße zwar nicht gegen Rechtsnormen, dennoch gäbe es die ständige Gefahr der Grenzüberschreitung, da hoheitliches und nicht hoheitliches Handeln fließend ineinander übergingen. Wegen dieser Problematik verfolgt Stickelberger das Ziel, den Vertrag mit dem Sicherheitsdienstleister nach dessen Ablauf 2014 nicht zu verlängern. Ein Teil der 100 betroffenen Sicherheitskräfte könnten vermutlich in den Staatsdienst übernommen werden, einzelne Bereiche wie Friseur, medizinische Versorgung oder Einkauf seien durchaus in privater Hand weiter zu führen.

Der BSBD ist mit dieser Entwicklung grundsätzlich sehr zufrieden. „Für uns ist die geplante Rücknahme der Teilprivatisierung ein großer Erfolg. Allerdings verkennt Stickelberger die Problematik der medizinischen Versorgung, wenn er glaubt, diesen sensiblen Bereich weiterhin in privater Hand belassen zu können”, sagt der Bundesvorsitzende Anton Bachl. „In Baden-Württemberg wird eine Entwicklung gestoppt, die eindeutig in die falsche Richtung gegangen ist.” Als Gewerkschafter führt Bachl dabei weitere Argumente an, die über die Vermischung von hoheitlichen und nicht hoheitlichen Aufgaben hinaus gehen. „Ziel von Privatisierungen ist es vordergründig, Kosten zu senken. Das betrifft in erheblichem Maße und vor allem die Personalkosten. Natürlich zahlen Dienstleister, die auf Wirtschaftlichkeit ausgerichtet sind, deutlich geringere Löhne.”

Zum einen sei es fraglich, wie bei niedrigen Gehältern eine adäquate Qualifizierung des Personals gewährleistet sein soll. Gerade in Justizvollzugsanstalten könne das dramatische Folgen haben: Es würden von den Sicherheitsunternehmen zwangsläufig Menschen im Strafvollzugsdienst eingesetzt, die auf diese Aufgabe nicht angemessen und fachkompetent vorbereitete seien. Zum anderen müssten diese gering bezahlten Kräfte verstärkt bezahlte Überstunden machen, um ein für die Finanzierung des Lebensunterhalts notwendiges Monatseinkommen zu erzielen.

In den Vollzugseinrichtungen Burg-Madel in Sachsen-Anhalt und Offenburg in Baden-Württemberg ist diese Praxis schon an der Tagesordnung. Nach Analysen des BSBD geht es dabei um bis zu 150 Überstunden pro Monat, die geleistet werden, um ein einigermaßen akzeptables Monatsentgelt zu erreichen. „Freizeitausgleich wird dem Vernehmen nach überhaupt nicht gewährt, weil die Betroffenen auf die Auszahlung der Überstunden finanziell angewiesen sind”, erläutert Anton Bachl. „Eine Entwicklung, die in vielen Bereichen des beruflichen Lebens beobachtet werden kann, der wir aber gerade im hoheitlichen Staatsdienst Einhalt gebieten müssen, um eine Überlastung des Personals zu vermeiden, die unmittelbar Sicherheitsrisiken für die Allgemeinheit heraufbeschwören kann.”

Sorgen um die Sicherheit
Vor diesen Hintergründen macht sich Anton Bachl auch Sorgen um die Sicherheitsstandards in den teilprivatisierten Justizvollzugsanstalten. Die Anfänge in Offenburg hatten da schon Schwierigkeiten hervorgebracht, wie auch Stickelbergers Vorgänger Ulrich Goll hatte einräumen müssen. Mehrfach musste das Personal des privaten Dienstleisters darauf hingewiesen werden, dass zum Beispiel Türen in Gefängnissen zu schließen sind und Gefangene immer unter Aufsicht sein müssen. „Wir haben für den Schutz der Bevölkerung Sorge zu tragen. Wie sensibel die Öffentlichkeit zu recht auf derartige Themen reagiert, hat uns doch nicht zuletzt die aktuelle Diskussion um die Sicherungsverwahrung gezeigt”, mahnt Bachl. Auch auf das Streik-Risiko weist der Gewerkschafter hin. „Nehmen wir das weniger sensible Beispiel der Bahn: Dort fuhren manche private Züge auch zwei Wochen nach Beendigung der Streikmaßnahmen noch nicht. Was das für den Strafvollzug bedeuten würde, kann sich wohl jeder selbst ausmalen.”

Die Argumentation über rein finanzielle Vorteile gehe einfach zu weit. Aber sie sind es, die auch in anderen Bundesländern die Gedanken in Richtung der PPP-Modelle wandern lassen. Der BSBD und seine Landesbünde wünschen sich, dass hier etwas genauer auf Offenburg geschaut und dort auch abgeschaut wird.

Vorausberechnungen halten einer späteren Prüfung oftmals nicht stand, wie insbesondere das Beispiel Hünfeld in Hessen zeigt. „In Baden-Württemberg kritisieren die Rechnungsprüfer inzwischen die Privatisierung. In Bayern wurde das Public-Private-Partnership-Projekt gestoppt, weil der Bau der JVA Augsburg zu teuer gewesen wäre und das PPP-Versuchsobjekt in München zu viele Mängel aufwies. In Bremervörde handelt es sich übrigens um den gleichen Bauträger wie in München. Er wird das Gebäude anschließend dort aber 25 Jahre lang selbst betreiben – was danach auf das Land Niedersachsen zukommt, steht in den Sternen”, skizziert Bachl die Entwicklung in den Bundesländern.

Überhaupt fragen sich Anton Bachl und seine Gewerkschaftskollegen, wie sich in Niedersachsen rechnen kann, was sich andernorts schon als unwirtschaftlich entpuppt hat. „Was können die Niedersachsen, was Bayern und Baden-Württemberg als wesentlich geringer verschuldete Bundesländer sich nicht länger leisten mögen? Wie kann ein Bundesland auf 25 Jahre eine Ersparnis von 7,7 Prozent ausrechnen, wenn nicht einmal die Lohnentwicklung der nächsten zwei Jahre absehbar ist?”

In Sachsen-Anhalt ist Justizministerin Professor Dr. Angela Kolb (SPD) von einer Teilprivatisierung schon nicht mehr hundertprozentig überzeugt. Wann erkennen das auch die Verantwortlichen in Niedersachen, Hessen (Hünfeld) und Berlin?

Übersicht und Kommentierung: PPP-Projekte im deutschen Strafvollzug
In den vergangenen Jahren wurden in Deutschland mehrere Projekte zur Privatisierung von Aufgaben im Strafvollzug angestoßen und verwirklicht. Mehr Wirtschaftlichkeit und zusätzliche Arbeitsplätze versprechen sich die Befürworter davon. Gegner bezweifeln die finanziellen Vorteile und haben zudem Qualitäts- und Sicherheitsbedenken.

Baden-Württemberg
Die JVA Offenburg wurde zwischen 2006 und 2009 erbaut und ist die einzige teilprivatisierte Einrichtung dieser Art in Baden-Württemberg. In Offenburg kümmern sich die privaten Dienstleister überwiegend um die täglichen Versorgungsleistungen und um die Vermittlung sozialer, schulischer und beruflicher Kompetenzen. Im Einzelnen gehört beispielsweise das Versorgungsmanagement mit Küche, Wäsche, Gefangeneneinkauf und Telefonie zu den Aufgaben, außerdem die Gebäudereinigung sowie die Anleitung der Gefangenen, das Betreuungsmanagement mit der medizinischen Versorgung, dem Sozialdienst, dem psychologischen Dienst, Freizeit, Sport, Schule, berufliche Ausbildung und Arbeitstherapie. Auch die Beschäftigung der Gefangenen in den Arbeitsbetrieben fällt in die Zuständigkeit der Privaten.

Ausgenommen sind dagegen die Vollzugsplanung, Lockerungsentscheidungen und die Anordnung von Disziplinar- und besonderen Sicherungsmaßnahmen. Die Organisationshoheit, die Gesamtsteuerung der Anstalt und die Überwachung der Dienstabläufe sind ebenfalls in staatlicher Hand.

Bayern
Im April 2011 wurde der Startschuss für den Neubau der JVA Augsburg gegeben – in staatlicher Hand! Rund 20 Jahre hatte es von den ersten Überlegungen bis zur Realisierung gebraucht. Dabei wurde auch versucht, das Projekt an einen privaten Investor zu vergeben, doch die Ausschreibung brachte kein wirtschaftlich sinnvolles Ergebnis. Da Bayern Teilprivatisierungen ablehnt, ging die Kalkulation des PPP-Projektes offenbar nicht auf. Die Krux bei diesen Modellen besteht darin, dass der PPP-Bau günstiger als der staatliche Bau errichtet werden muss, um überhaupt eine wirtschaftliche Alternative bieten zu können.

Zudem erweist sich die Kalkulation der Teilprivatisierung als überaus problematisch, weil vielfach Annahmen zugrunde gelegt werden, die später nicht eintreten. Dann aber ist es meist zu spät, weil sich das betreffende Bundesland langfristig gebunden hat.
In Bayern fand man einen eleganteren Weg. Aufgeschreckt durch die hessischen Erfahrungen und die horrenden Baumängel der als PPP-Projekt errichteten Frauenanstalt in München lehnten es die Verantwortlichen nach langen Verhandlungen ab, ein erneutes finanzwirtschaftliches Risiko zu Lasten des Landeshaushaltes einzugehen.

Hessen
Die JVA Hünfeld in Hessen war die erste teilprivatisierte Anstalt in Deutschland. Sie wurde 2005 eröffnet. Neben Planung und Errichtung wurden Hausmanagement (Bauunterhaltung, Wartung, Reinigung, Instandhaltung u.ä.), Videoüberwachung der Liegenschaft, Versorgungsmanagement (Küche, Reinigung, Bekleidungsausgabe), Pflegepersonal, Krankenstation, soziale und pädagogische Beratungsdienste, Leitung der Arbeitswerkstätten, schulische und berufliche Bildung der Gefangenen, Sport- und Freizeitangebote, musikalische Aktivitäten, Führung der Bibliothek sowie bestimmte Teile des Bewachungs- und Kontrollmanagements wie beispielsweise die tägliche Kontrolle der Funktionsfähigkeit der Sicherungsanlagen in private Hand gelegt.

Auch dort ist das helle Licht des einstigen hessischen Leuchtturmprojektes inzwischen erloschen. Die Kosteneinsparungen, die man sich zu Beginn des Projektes vorgenommen hatte, konnten nicht annähernd erreicht werden. Vergleichbare Anstalten in staatlicher Regie wirtschaften offensichtlich kostengünstiger.

Niedersachsen
In Niedersachsen entsteht bis 2013 die neue JVA Bremervörde auf einem alten Kasernengelände. Im Oktober 2010 bekam die niederländische Royal BAM Group als Ausschreibungssieger den Zuschlag für Errichtung und Betrieb der ersten teilprivatisierte JVA in dem nördlichen Bundesland. Geschlossen wurde ein 25 Jahre währender Vertrag. Die Baukosten belaufen sich auf 50,5 Millionen Euro. Im Frühjahr 2013 soll der ein dreimonatiger Probebetrieb aufgenommen werden. Für die gesamte Laufzeit zahlt das Land 286 Millionen Euro. Gemeinsam mit Tochtergesellschaften und Drittanbietern wird die BAM Group im laufenden Betrieb „nichthoheitliche Aufgaben” übernehmen. Dazu sollen Wartung, Reinigung, Verwaltungshilfsdienste, Gefängnisküche, Gesundheitsdienst und Sozialfürsorge der Gefangenen zählen.

Sachsen-Anhalt
Im Jahr 2007 wurde der erste Spatenstich für die JVA Burg-Madel in Sachsen-Anhalt gemacht. Die Planung und das architektonische Aussehen ähnelt in verblüffender Weise den früheren Planungen für die JVA Augsburg. An den privaten Dienstleister wurden Verpflegung, Reinigung und Entsorgung, technische Wartung und Betreuung, Kraftfahrdienst und Fuhrparkmanagement, Gefangeneneinkauf, Freizeitgestaltung, Sportübungsleitung, vollzugliche Hilfsdienste (zum Beispiel Hilfsdienste an der Außenpforte), Verwaltungshilfsdienste (zum Beispiel Friseur oder Bibliothek), Teile der medizinischen Versorgung, des Psychologischen Dienstes, der Sozialen Dienste, technisches und kaufmännisches Gebäudemanagement (Wartungs- und Instandhaltungsleistungen bis hin zur Energiekostenabrechnung) übertragen.

Damalige Berechnungen gingen von zwölf Prozent Ersparnis aus. Es wurden Verträge mit einer Laufzeit von 25 Jahren geschlossen. Schon 2009, im Jahr der Inbetriebnahme, wurde erste Kritik laut. Die Kosten lagen höher als erwartet und die schlechten Haftbedingungen, bedingt unter anderem durch hohen Krankenstand bei den Mitarbeitern des privaten Dienstleisters, wurden nicht zuletzt durch den BSBD kritisiert. Inzwischen zeigt sich auch Justizministerin Professor Dr. Angela Kolb nicht mehr so überzeugt vom Public Private Partnership wie noch zu Zeiten des Spatenstichs. Sie hatte im Frühjahr 2011 verlauten lassen, dass es unter ihrer Führung kein weiteres Modell geben werde.

Der administrative Aufwand im Ministerium sei zu hoch und das Land könne auf neue Entwicklungen nicht mehr flexibel genug reagieren. So wurde beim dortigen Neubau eine Abteilung für Sicherungsverwahrte vorgesehen. Dort sollten auch die Verwahrten aus den Nachbarländern Sachsen und Thüringen untergebracht werden. Da auch in der JVA Burg das Abstandsgebot, also die stärkere Unterscheidung von Strafhaft und Sicherungsverwahrung, nicht genügend berücksichtigt wurde, genügt diese Einrichtung den zwischenzeitlichen Anforderungen nicht mehr. Damit begannen dort erhebliche Probleme mit dem Betreiber. Schließlich ist bei höherer Belegungsfrequenz auch der Aufwand größer. Jede geringste Änderung in der Vollzugsplanung lässt sich ein gewinnorientiert arbeitendes Unternehmen selbstverständlich gut bezahlen.

Angesichts der aus Sicht der Gewerkschaft sachgerechten Äußerungen von Prof. Angela Kolb sollte die Landesregierung konsequent sein und bei der unvermeidlichen konzeptionellen Neuordnung des Justizvollzugs in Sachsen-Anhalt vom Irrweg der Teilprivatisierung ablassen, Strafvollzug wieder als eigene Pflichtaufgabe begreifen. Die von der Ministerin beklagte mangelnde Beweglichkeit und aber auch das Vertrauen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort, könnte so zurück gewonnen werden.

Berlin
Eine Kooperation mit dem Land Brandenburg wird auf dem Gebiet des Strafvollzuges in Berlin zwar abgelehnt, aber auf dem Boden des Nachbarlandes die neue JVA Heidering gebaut. Ebenso undurchsichtig kommt ein Gutachten eines privaten Beraters zu widersprüchlichen Ergebnissen. Die Baumaßnahmen werden jedenfalls herkömmlich staatlich finanziert und gebaut. Der Werkdienst, einer der wichtigsten Resozialisierungsbereiche und der einzige Fachbereich einer JVA, der zugleich auch Einnahmen erwirtschaften kann, soll jedoch später an private Unternehmen vergeben werden. So war zumindest die Aussage der Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) noch im Dezember 2010 BSBD-Vertretern gegenüber.

Offenbar war diese Aussage der Position der Gesprächspartner angepasst, denn inzwischen scheint die Planung in Richtung Teilprivatisierung sowie die Übernahme von neoliberalem Gedankengut doch erheblich weiter zu gehen.

deutschland

Kurskorrektur in deutscher Außenpolitik: Krethi und Plethi bleiben draußen

Luz María De Stéfano Zuloaga de Lenkait – Der SZ-Redaktion ist eine elementare Frage in Bezug zu Libyen entgangen: Wer hätte Interesse, das Land so sehr zu destabilisieren, dass Chaos und mörderische Gewalt plötzlich in offenbaren Vordergrund stehen und westliche Länder dazu veranlassen, unter dem Vorwand „humanitäre Intervention“ ihre eigene Lesart von Freiheit und Demokratie dorthin exportieren zu wollen. Ausgerechnet aus den Öl-Provinzen im Osten begannen britische Stellen wie Reuter und BBC zu berichten.

Zu Recht verlangte die UN-Kommissarin für Menschenrechte eine Untersuchung über die Bombardierung von Zivilisten durch Luftangriffe in Libyen, um die Verantwortlichen zu identifizieren. Die offizielle Regierung in Tripolis dementierte kategorisch von Anfang an angeordnet zu haben, die Demonstranten zu bombardieren. Also bleibt die Frage offen: Wer ordnete an zu morden? Wer hat Interesse daran, Gaddafi so zu diskreditieren und zu demontieren, und das genau dann, als sich Ägypten aus den Fängen des Westens anfängt zu befreien? Perfiderweise begannen die NATO-Bombardierungen in Libyen gerade dann, als die von der UN-Kommissarin für Menschenrechte angestrebte Untersuchung in Libyen beginnen sollte, um die Bombardierung von Zivilisten zu klären. Die Untersuchung wurde somit verhindert, eine Untersuchung, die die Zustimmung der Regierung Gaddafis hatte.

Europa ist in vielerlei Hinsicht weit davon entfernt, eine freiheitliche demokratische Rechtsstaatlichkeit glaubhaft zu repräsentieren. Eine europäische Außenpolitik hat es nie gegeben. Auf europäischer Bühne geht das egoistische Klein-Klein unvermindert weiter. Ein Grünen-Politiker, der nach Washington eilt, um dort seinen persönlichen Frust und eigene Orientierungslosigkeit auf höchste Ebene zu demonstrieren, sollte jedenfalls für die Grünen und für den deutschen Bundestag ein unerwünschter Politiker sein. Solche kleinkarierten Figuren, die schon bei den US-amerikanischen Falken wie Madeleine Albright an der Seite der US-Marionette, dem Grünen Joschka Fischer eine triste Rolle spielten, wissen jetzt weder aus noch ein, als ein deutscher solider Politiker des großen Kalibers wie Thomas de Mazière selbstsicher in Washington vor seinen Kollegen Robert Gates tritt. Dem dummen Grünen fiel nichts anderes ein, als nach Washington zu eilen, um sich selbst und seine Partei zu diskreditieren, indem er sich für die Position seines Landes „entschuldigt“ (SZ-30.4.). Dadurch zeigt er schamlos völlig bloßgestellt seine Verblendung und seine Inkompetenz. Dämlicher kann es kaum werden. Er disqualifiziert sich selbst, als Abgeordneter des deutschen Volkes im Parlament zu sitzen. Der Bundesvorstand von Bündnis90/Die Grünen muss diesen kleinen eitlen Mann sofort aus seinen Positionen entfernen und ihn durch einen kompetenteren seriösen Politiker ersetzen. Sonst verliert diese Partei trotz augenblicklichen Hochs mittelfristig an Respekt vor der deutschen Öffentlichkeit.

Es ist an der Zeit zu verstehen und zu begreifen, dass die Bundesregierung Deutschlands zu Recht eine Kurskorrektur der lange stagnierenden gebeugten Nachkriegszeit-Außenpolitik anzustreben hat, und zwar in der Hoffnung, dass andere europäische Länder und die USA selbst bald auch erwachen werden, um ihre Kurskorrektur zu verwirklichen.

Natürlich wird diese Kurskorrektur nicht mit Vasallen wie Tom Koenig stattfinden. Ideologisch steht er an der Seite des rückständigen reaktionären Republikaner John McCain, der für weitere Bombardierungen und weiteren Mord an der Seite der Rebellen plädiert.

Der arabische Aufstand lässt unmissverständlich erkennen, dass Europa nicht den Gang der Welt bestimmt. Genauso wie die Europäer ihre Einheit anstreben, haben die Araber dasselbe Recht, sich zu vereinigen. Europa sollte diese Entwicklung unterstützen, anstatt sie zu bremsen und sich für eine verheerende Intervention herzugeben.

Anstatt mit Verstand realistisch und fair die Ereignisse zu beurteilen, sind kleinkarierte Politiker wieder dabei, Europa in militärische mörderische Inkursionen zu stürzen, weil sie es anders offensichtlich nicht wollen oder können. Die neueste sinnlose Tötung des 29-jährigen Sohnes von Gaddafi (Meldung von 1.5.) demonstriert, wie sehr ein ursprüngliches Verteidigungsbündnis degradiert ist: Es gibt gezielte Tötung, gezielten Mord, geplant und gelenkt von hoch-postierten Verbrechern im europäischen Zirkus. Menschliches Mitgefühl gilt allen Angehörigen der durch NATO-Bomben Terror in Libyen ermordeten Menschen einschließlich der Gaddafi-Familie und allen Kameraden und Freunde des Jungen, der an der Universität München studierte.

Vom europäischen Zirkus ist der Vatikan leider nicht ausgenommen. Im Gegenteil, er repräsentiert diesen Zirkus am besten. Anstatt eine ehrliche Würdigung des Papst Johannes-Paul II zu offenkundigen und seine unbeirrte Botschaft für den Frieden zu übertragen, verfällt der Vatikan in mittelalterliche Rituale, die gar nichts mit der Würdigung von Johannes-Paul II als authentischen Vorkämpfer gegen den Krieg zu tun haben, eine Würdigung, die jetzt hoch aktuell und notwendig ist, sollte der heutige Summo Pontifex einen Sinn für die internationale Aktualität haben. Die katholische Welt vermisst klare Worte von Frieden und Hoffnung in dieser trüben Zeit.

Abstoßende Mörder-Regierungen wie die von Großbritannien und Frankreich haben als solche längst keinen Platz mehr in der zivilisierten Welt. Sie stoßen auf generelle Verachtung und immer größeren Abstand, auf Isolierung in der Weltstaatengemeinschaft.

Es ist zu begrüßen, dass sich Deutschland in einen von Frankreich und Großbritannien ausgehenden längst überwunden geglaubten Kolonialismus nicht dirigieren lässt. Der britische Versuch, eine neue Sicherheitsordnung im Nahen Osten mit Paris abzusprechen, hat keine Legitimation. Keine dieser im Nahen Osten fremden aggressiven Mächte kann erwarten, von einem arabischen Volk anerkannt zu werden, um dort nach Zerstörung und Tod der Bevölkerung, die Gründung einer Ordnung gemäß ihrer fremden Interessen zu beanspruchen. Diese Zeiten sind vorbei.

Mit einer trügerischen, unseriösen und stark vom Kolonialwahn geprägten Politik gegenüber der arabischen Welt will Deutschland selbstverständlich nicht kooperieren. Im Gegenteil, diese fatale Politik verdient von den USA, von Deutschland und von aller Welt verurteilt zu werden oder mindestens, sich davon zu distanzieren. SPD und Grünen haben dies versäumt. Deshalb verlieren sie die Glaubwürdigkeit, eine bessere und gerechtere Weltordnung zu errichten, die nicht mit allen, sondern nur mit gerechten und rechtlichen Mitteln zu schaffen ist.

Vollkommen im Klaren über die unbeständige Haltung Washingtons musste der deutsche Verteidigungsminister Thomas de Mazière seinen Kollegen Robert Gates in Washington damit sachlich konfrontieren, als Gates sich wagte, die eigenständige Position Berlins als „schädlich“ zu bezeichnen. Im Gegensatz zu europäischen Regierungen hielt sich Washington am Anfang in der Sache Libyen auffällig zurück, wie vor der Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates in New York (22.2.2011) offensichtlich war. Dort hatte sich Washington nicht dem Antrag der Europäer zur Einberufung der Sitzung angeschlossen. In der Tat gab es keinen völkerrechtlichen Grund für eine solche Einberufung des UN-Sicherheitsrats, der nur zuständig ist, wenn der Frieden eines Landes durch den Angriff eines anderen Landes bedroht ist. Libyen drohte niemanden, also gab es einen solchen Fall nicht. Der Nachbar Ägypten verstand auch nicht die Lage in Libyen als Bedrohung, wie sicherlich der britische Premier David Cameron mit seinem überraschenden Besuch in Kairo (21.2.) versuchte, die ägyptische Führung zu alarmieren. Vergebens. Die seltsame britische Geheim-Mission in Ägypten scheiterte. Kein ägyptischer Diplomat hat sich für die Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates entschieden. Anders als früher, war diesmal der britische Premier nicht zuerst nach Washington geflogen, sondern direkt nach Kairo, da London aller Wahrscheinlichkeit nach wusste, dass die US-Regierung von Barack Obama sich nicht wie die vorherigen auf eine solche abgekartete Intrige einlassen würde.

Die große Politik stellte sich jetzt von Anfang an anders da, als es sich einige schräge Gestalten in deutschen Medien und Politikzirkeln zu wünschen scheinen: Zwei „dringliche“ NATO-Sondersitzungen, die erste am 25.2. und die zweite am 2.3. 2011, verliefen ohne Ergebnis: Weder die USA noch Großbritannien beauftragten den Einsatz militärischer Gewalt in Libyen. Auch nicht die Vereinten Nationen und keine ihrer Unterorganisationen. Auch kam nichts dergleichen aus der Afrikanischen Union, der Arabischen Liga oder authentisch von den Oppositionskräften in Libyen selbst, die ursprünglich keine ausländische Einmischung wollten.

Die Arabische Liga wandte sich nach einem Außenministertreffen in Kairo entschieden gegen eine Militärintervention. Russland und China erteilten Überlegungen der EU und der USA über eine Einrichtung von sogenannten Flugverbotszonen über Libyen eine Absage. Eine solche Idee sei „überflüssig“. So der russische Außenminister Sergej Lawrow (1.3.) Das Außenamt in Peking sprach sich klar gegen militärische Schritte zur Absetzung Gaddafis aus. Entsprechende Überlegungen im Westen verfolge man mit Sorge. „Wir hoffen, dass das Land so bald wie möglich zu Stabilität zurückkehrt und seine Probleme durch einen Dialog friedlich gelöst werden können.“ So die Verlautbarung aus dem chinesischen Außenministerium.

Selbst der US-Verteidigungsminister Robert Gates äußerte sich in der NATO-Sondersitzung (2.3.) eindeutig: „Eine solche Flugverbotszone bedeutet Krieg gegen Libyen. Das will Amerika nicht“ (ARD-Tagesschau 3.3.11 um 20 Uhr). Wohl daher spucken die Militaristen Gift und Galle. Mit ihnen ein dummer Grünen-Politiker wie Tom Koenig, der keinen Sinn für außenpolitische Kompetenz und parlamentarische Würde hat, wie er sich in Washington selbst bloßstellte. Dagegen ist der Auftritt vom Verteidigungsminister Thomas de Mazière hoch zu schätzen: Er kritisierte offen die USA-Einstellung und erinnerte seinen US-Kollege Robert Gates, dass er selbst gegen eine Flugverbotszone argumentiert hatte. Gerade auf Gates Einfluss hatte die Bundesregierung ja gesetzt in ihrer Ablehnung einer Flugverbotszone. Sie hatte gehofft, Robert Gates werde sich gegen Außenministerin Hillary Clinton durchsetzen, die für die Flugverbotszone geworben hatte. (Meldung vom 30.4.)

Während die Sprache aus dem Weißen Haus unter US-Präsident Barack Obama deutlich war, erschien die Einstellung der Außenministerin Hillary Clinton unbeständig und wackelig, da sie offensichtlich nach der Pfeife der Militaristen tanzt. Vermutlich will sie eine weitere Rolle spielen, sollten die Falken wieder die Oberhand gewinnen, was eine Katastrophe für Amerika und die gesamte Welt wäre. Es war offensichtlich ein Fehler von Präsident Barack Obama, seine Rivalin als Außenministerin zu ernennen, anstatt eine zuverlässige Person, die von der Richtung seiner Politik wirklich überzeugt ist.

Bestimmte ultrarechte europäische Kreise in Verbindung mit ultrarechten Cliquen in Deutschland und Europa bleiben immer noch mit der Bush-Cheney-Clique verbunden und sind bis heute nicht bereit, sich mit der Obama-Linie abzufinden, darunter der armselige Grünen-Politiker Tom Koenig, der an der Seite der Ultras unter den Demokraten mit Madeleine Albright seine Karriere im Höhenflug sah. Dass sich solche Gespenster-Figuren als UN-Experte ausgeben, ist ein Hohn für das Völkerrecht und für die UN-Charta, von der sie kein Jota verstehen. Niemand sollte sich wundern, wenn solche faschistoiden Populisten einen Konflikt wie in Libyen benutzen, um zu versuchen, Obama zu stürzen. Energisch muss der US-Präsident solchem unheilvollen militaristischen Druck widerstehen.

Das Bundeskanzleramt hat glücklicherweise die Außenpolitik in voller Konsonanz mit dem Außenminister bedacht und formuliert. Damit bleiben das blamabel kleinkarierte Krethi und Plethi draußen. Hoffentlich für immer.

sendenDie Autorin Luz María De Stéfano Zuloaga de Lenkait ist Juristin und Diplomatin a.D.

deutschland

Deutsche Bank, Anlagemüll und die Zinswetten mit hochverschuldeten Kommunen

Dr. Alexander von Paleske — 18.4. 2011 — Banken geben sich gerne Zusatznahmen, wie „Beraterbank“ oder „mit dem grünen Band der Sympathie“.

Die Deutsche Bank könnte sich jetzt mit Fug und Recht einen Zusatznamen anhängen: Betrügerbank. Den Titel hätte sie sich redlich mit dem Verhökern von Schrottanleihen verdient, wir berichteten darüber.

Deutsche Bank auf Abwegen
Das erbärmlichste Stück aber hat sie sich mit Finanzgeschäften geleistet, die sich hochtrabend Zinsswaps nennen, hochspekulative Geschäfte, sogenannte Spread Ladder Zinsswaps. Nicht mit irgendwelchen reichen Leuten, die ein wenig Geld der Bank zum Spekulieren gaben, sondern mit Städten und Gemeinden, die bis über beide Ohren verschuldet sind, die oft nicht mehr wissen, woher sie das Geld zur Unterhaltung der Infrastruktur nehmen sollen.

Kommunen, die vor allem versuchten, ihre hohen Zinslasten zu reduzieren, die sie Monat für Monat und Jahr für Jahr aus den immer spärlicher fließenden Steuereinnahmen bezahlen müssen, bevor sie überhaupt daran denken können, ihren eigentlichen Aufgaben, Kindergärten zu unterhalten, Strassen zu reparieren etc., nachzukommen, einschließlich der immer weiter steigenden Sozialausgaben.

Für das Jahr 2010 verzeichneten die Städte und Gemeinden bereits das enorme Defizit von 9,8 Milliarden Euro.

OB Petra Roth klagt

Petra Roth, Oberbürgermeisterin Frankfurts und Präsidentin des Deutschen Städtetages klagte
:

Viele Kommunen liegen auf der Intensivstation, der Verfall ihrer finanziellen Basis muss gestoppt werden. Die Menschen spüren vor Ort, dass die Angebote ausgedünnt werden, und die Infrastruktur leidet.“

Das sah die Deutsche Bank offenbar ganz anders. Sie sah vermutlich viel mehr das ungeheure Potential für hochriskante Zinswetten mit den verzweifelten Gemeinden und deren Kämmerern.

Die Deutsche Bank bot den Gemeinden an, langfristige Kredite in zinsgünstigere kurze Kredite umzuwandeln, und verband damit als scheinbares unverfängliches Zubrot gleich noch eine Zinswette.

Nur ein scheinbarer Ausweg
Die verzweifelten Kämmerer sahen plötzlich einen Ausweg aus der drückenden Zinslast, und griffen oftmals zu, wie der Ertrinkende nach dem Strohhalm. Und nicht nur Städte und Gemeinden ließen sich auf diese Geschäfte ein, sondern auch selbständige Gemeindebetriebe wie Wasserwerke, Wohnungsbaugesellschaften, Abfallbeseitigungsbetriebe und mittelständige Betriebe.

Das schöne bei den Kommunen war: Sie können nicht Pleite gehen. Für die Deutsche Bank also ein todsicheres Geschäft. Scheinbar todsicher.

Etliche Städte und Gemeinden, wie z.B. Hagen, Neuss, Remscheid und Dortmund, es sind insgesamt mehrere Hundert Kommunen, die sich auf diese „Casinogeschäfte“ eingelassen haben.

Das dicke Ende kommt bestimmt
Am Anfang lief die Chose meistens recht gut, das dicke Ende mit massivsten Verlusten ließ aber dann auch nicht lange auf sich warten.

Die Geschäftspartner der Deutschen Bank fühlten sich hereingelegt, denn statt die Zins- und Schuldenlast zu reduzieren, kam es nicht selten zum Gegenteil. Die Kommunen luden sich so zu der vorhandenen exorbitanten Schuldenlast nun noch weitere Schulden – aus „Casinogeschäften“ – auf.

Es kam zu Auseinandersetzungen mit der Bank, die oftmals vor Gericht gingen.

In einer ganzen Reihe von Prozessen hatten die Landgerichte und die Oberlandesgerichte meistens der Deutschen Bank recht gegeben.

Bundesgerichtshof zeigt Rote Karte
Nun hat der Bundesgerichtshof am 22.3. 2011 die Reißleine gezogen, jedenfalls gegenüber Mittelbetrieben, die gar nicht das Wissen hatten, um bei diesen komplexen „Casinogeschäften“ durchzublicken.

Der BGH-Senat stellte fest:

„der Vergleich dieser Spread Ladder Swaps mit einer Wette ist eine Verharmlosung des Risikos, im Gegensatz zur Wette ist hier das Risiko unbegrenzt und kann bis zum finanziellen Ruin des Kunden gehen.“

Die Deutsche Bank habe im übrigen Ihre Schäfchen zuerst ins Trockene gebracht, die Swaps also bewusst zu Lasten des Kunden konstruiert, urteilte der BGH weiter.
Die Bank habe insoweit ihre Beratungspflichten verletzt, sich außerdem in einem klaren Interessenkonflikt befunden, den sie einseitig zu ihren Gunsten gelöst habe.

Ob diese Argumentation allerdings auch für Städte wie Hagen und Dortmund gelten wird, hochverschuldete Städte, die mit Zinsswaps Millionenverluste eingefahren haben, die aber über ein eigenes Rechtsamt verfügen, daher mit der Deutschen Bank wohl eher auf „Augenhöhe“ verhandelt haben, oder zumindest hätten verhandeln können, das ist bisher noch nicht höchstrichterlich entschieden.

Möglicherweise wird der BGH in solchen Fällen auch ein Mitverschulden der Städte feststellen, das dann zur Schadensverminderung führen würde, sog. „Verschulden gegen sich selbst“.

Fragen bleiben
Es bleiben jedoch zwei Fragen:
1. Wie konnte das alles passieren, was haben die Politiker auf Bundesebene gegen dieses sich anbahnende Desaster getan?
Die Antwort auf Bundesebene lautet: NICHTS. Erst Anfang dieses Monats beschäftigte sich der Finanzausschuss des Bundestages erstmals mit diesem Riesenproblem und hörte Sachverständige an, die, wie nicht anders zu erwarten, vor diesen Finanzgeschäften warnten . Und dies, obgleich bereits im Jahre 2007 der Bund der Steuerzahler nachdrücklich vor dem sich anbahnenden Desaster warnte.
Auch wir haben uns im Jahre 2008 bereits mit diesem Problem beschäftigt.

Zahnloser Tiger BaFin
2. Was hat die Finanzmarktaufsicht BaFin getan unter ihrem Präsidenten Jochen Sanio, der bei seinem Amtsantritt im Jahre 2002 noch vollmundig erklärt hatte:

„Die BaFin wird beißen, solange ich hier Präsident bin“

Sanio, von der Financial Times Deutschland auch als Dampfplauderer bezeichnet, wird voraussichtlich im Juli die BaFin verlassen.

Die Bilanz seiner Arbeit ist alles andere als befriedigend, und von Zubeißen, insbesondere gegenüber Finanzartisten kann leider keine Rede sein, wir berichteten darüber.


Fazit:

Die Gemeinden, denen immer mehr Aufgaben und finanzielle Lasten aufgebürdet werden, wurden nicht nur finanziell allein gelassen, sondern auch an Warnungen vor scheinbaren Auswegen aus der Finanznot seitens derer, die es besser wissen müssten, hat es gefehlt.

Zum Verkauf von Anlageschrott
Deutsche Bank und CDO’s oder: wie man Schrottpapiere losschlägt und dabei noch einen Riesen-Reibach macht. Drei Beispiele

Zinsswaps
Deutschbanker Ackermann stoppt Swapserei mit Kommunen
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NACHTRAG
Eine kleine Auswahl von Städten, Kreisen und Gemeinden, die mit unerfreulichen Zinswetten (nicht nur mit der Deutschen Bank) Schlagzeilen machten:

– Hagen (51 Millionen Euro Verlust)

– Neuss ( 16 Millionen Euro Verlust)

Würzburg

Flensburg

Ravensburg

Göttingen

Solingen

Dortmund

Mülheim

Luebbecke

Pforzheim

Kreis Borken

.. usw. ….usw…..usw. ….

……..und aus den letzten Wochen:

Neuruppin

Landsberg

Falkenstein

Steinfurt

Hückeswagen

Kamen

Lauterbach

Riesa

– Heiligengrabe

– Bad Sooden-Allendorf

Märkischer Kreis

Aber auch z.B. in Italien

oder Österreich

deutschland

Deutsche Bank und CDO’s oder: wie man Schrottpapiere losschlägt und dabei noch einen Riesen-Reibach macht. Drei Beispiele

Dr. Alexander von Paleske — 15.4. 2011 — Zwei Jahre hat es gedauert, bis der US-Senat einen zusammenfassenden Bericht über die Ursachen der Finanzkrise 2008 bekam.

Schwere Vorwürfe gegen Deutsche Bank
Der 650 Seiten starke Bericht liegt jetzt vor und er lässt an den Investmentabteilungen der Deutschen Bank und Goldman Sachs kein gutes Haar. Beiden Banken werden in dem Bericht „schäbige, riskante und betrügerische“ Praktiken vorgeworfen.

Im einzelnen :

– Bereits frühzeitig erkannt zu haben, dass die Collateralized Debt Obligations nichts als Schrottpapiere waren

– Konsequenterweise Wetten darauf abgeschlossen zu haben, dass diese Papiere im Wert abstürzen

– Die Deutsche Bank alleine mit diesen „Untergangswetten“ 1,6 Milliarden US Dollar eingesackt hat

– Gleichzeitig aber Kunden fröhlich weiter diese Schrottpapiere empfohlen „angedreht“ zu haben

Drei Kunden, Milliardenverluste
Drei Kunden, denen dieser Schrott verkauft wurde, und deren daraus resultierende hohe Verluste die Steuerzahler begleichen mussten, sollen hier vorgestellt werden:

1. Die Österreichischen Bundesbahnen.
Denen schwatzte die Deutsche Bank CDO- Schrott auf. Nach der Wirtschaftskrise wurden dann 660 Millionen Euro fällig welche die ohnehin schon defizitären ÖBB dann schultern sollten. Wir haben in einem Artikel uns damit ausführlich beschäftigt

2. Industriekreditbank IKB.
Auch an diesen seinerzeitigen „Pleiteverein“, den die Regierung in Berlin mit Milliardenzahlungen vor dem Totalabsturz bewahren musste, hatte die Deutsche Bank CDO-Schrottanleihen – von ihrem Top-Investmentbanker Greg Lippmann bereits im August 2006 in einer vertraulichen E-Mail als „Müll“ bezeichnet – losgeschlagen. Rechtzeitig, versteht sich.

3. Milliardengrab Hypo-Alpe- Skandalbank (Skandalpe) , einst Tochter der Verlustbank BayernLB,
Nicht nur der ÖBB brachten komplexe Geschäfte mit der Deutschen Bank Riesenverluste, auch die Hypo verbrannte viel Geld. Schrottpapiere, wurden von einem Ableger der Deutschen Bank, der HB Delaware in den USA, bereitgestellt, und von einer Tochter der Hypo- Alpe namens Carinthia von der Steuerparadies-Kanalinsel Jersey aus vertrieben. 2007 verlor die Credit Management der Hypo wegen der verfallenden US-Häuserpreise via Jersey 210 Mio. Euro. Das Engagement in toxische Wertpapiere hatte sich zu diesem Zeitpunkt auf 842 Mio. Euro summiert.

Nun geht es in Deutschland mit den Zinswetten der Gemeinden weiter. Und schon hat die Deutsche Bank mit drohendem Unterton durch ihren Prozessvertreter Reiner Hall verkünden lassen, wenn die Zinswettenprozesse zu ihrem Nachteil ausgingen „drohe eine neue Finanzkrise“.

Die Finanzkrise ist jedoch längst da, zwar nicht für die Deutsche Bank, aber für die große Zahl von Gemeinden, die sich auf diese Geschäfte mit der Deutschen Bank eingelassen haben.

Die zentrale Frage jedoch bleibt: Haben die Regierungen aus der Finanzkrise gelernt, und z.B. die Anfang der 90er Jahre eingeführten finanziellen „Massenvernichtungswaffen“ wie Credit Default Swaps (CDS) auf den Müll befördert? Mitnichten.

Daher In Abwandlung eines alten Bundesbahn-Werbespruchs:

Die nächste Finanzkrise kommt bestimmt.

KOMMENTARE

Delores (Gast) – 15. Okt, 16:09

This is an ariltce that makes you think “never thought of that!”
antworten – löschen


Zu den Österreichischen Bundesbahnen

Deutschbanker Ackermann schreibt an CSU-Seehofer


Zur IKB

Noch mehr Milliarden Euro Bürgschaften oder: Vorwärts mit der IKB
Der IKB-Prozess in Düsseldorf – oder: hat die Staatsanwaltschaft kapituliert ?
Goldman Sachs, Industriekreditbank (IKB) und Schrottpapiere

…und zu Zinsswaps
Deutsche Bank, Anlagemüll und die Zinswetten mit hochverschuldeten Kommunen
Die Artisten in den Finanz- und Wirtschaftsministerien: ratlos und planlos
Deutschbanker Ackermann stoppt Swapserei mit Kommunen

Zu Credit Default Swaps (CDS)
linkDefault Swaps oder: Die nächste Weltfinanzkrise rückt näher

Zur Finanzaufsicht BaFin
Finanzkrise, Bankenkrisen, Kleinanlegerbetrug – Hat die Finanzaufsicht BaFin versagt?
Finanzgauner, ihre Opfer und die BaFin
linkDie Grossbanken und der Staatsanwalt

Zentraler Artikel für alle bis Dezember 2008 angelaufenen Hypo-Alpe Skandale
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deutschland

Medizin unter dem Hakenkreuz – späte Aufarbeitung – oder: Die Mörder waren lange unter uns

Dr. Alexander von Paleske — 23.3.2011 — Heute stellte der Präsident der Bundesärtzekammer, Jörg Dietrich Hoppe, den Expertenbericht „Medizin und Nationalsozialismus“ vor. Eine sehr späte Aufarbeitung und Zusammenfassung der bisherigen Forschungsergebnisse.

Hoppe bemerkte:

Die Studie leistet einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung eines der dunkelsten Kapitel deutscher Medizingeschichte. Die Wahrheit ist: Arzte haben in der Zeit des Nationalsozialismus Tod und Leiden von Menschen herbeigeführt, angeordnet oder gnadenlos verwaltet. Eine vollständige Aufarbeitung der Gräuel stehe aber noch aus.

Der Bericht zeichnet auf, wie in den Jahren 1940/1941 in sechs zentralen Anstalten für psychisch Kranke und Behinderte mit Hilfe von Pflegern und Ärzten mehr als 70.000 Menschen im Rahmen der Aktion T4, – benannt nach dem Sitz der Programm-Zentrale in der Berliner Tiergartenstrasse 4 – vergast oder anderweitig getötet wurden. Es war das Vorspiel zum systematischen Judenmord.

Der NS-Euthanasie fielen zwischen 1939 und 1945 fast 300.000 Menschen zum Opfer. Außerdem wurden 400.000 „erblich minderwertige Menschen“ zwangssterilisiert.

Hoppe weiter:

Die Ärzteschaft habe sich nach dem Krieg erst spät – zu spät – zu der Schuld der Ärzte im Nationalsozialismus bekannt.

Niemals zur Rechenschaft gezogen
Das ist leider eine glatte Untertreibung, denn viele der damals für die Ermordungen Verantwortlichen wurden niemals zur Rechenschaft gezogen, und konnten nach dem Ende der Naziherrschaft weiter ungestört ihren Beruf ausüben.

Es waren nicht die Ärzte, die dies als einen Akt der Selbstreinigung aufdeckten, sondern der investigative Journalist Ernst Klee , der dieses finstere Kapitel mit Personendaten, Fallbeschreibungen und aufrüttelnden Artikeln immer wieder in das öffentliche Bewußtsein hob.

Nicht zufällig erhielt Klee 1976 ein Hausverbot für die psychiatrische Universitätsklinik von dem Frankfurter Psychiater Professor Bochnik. Ein Mediziner, der mir aus meiner Studienzeit in Frankfurt noch durch seinen offenbaren Mangel an Empathie, und durch süffisante Bemerkungen nach den Patientenvorstellungen, in denkbar schlechter Erinnerung geblieben ist.

Ein Blick zurück
An den sogenannten Gnadentötungen waren fast 400 Personen beteiligt. Orte des Verbrechens waren unter anderem Hadamar bei Limburg und Schloss Hartheim in Österreich.

Den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen folgte der Ärzteprozess, in welchem das Euthanasieprogramm ausführlich zur Sprache kam. Die beiden Leiter des Vernichtungsprogramms wurden zum Tode verurteilt. Der Psychoanalytiker Alexander Mitscherlich berichtete in einem Buch Wissenschaft ohne Menschlichkeit“ darüber und nannte Namen. . Die Auflage wurde von interessierter Seite angeblich aufgekauft.

Aber das war nur die Spitze des Eisbergs bzw. der Verbrecherpyramide.

Fritz Bauer ermittelte
Der Frankfurter Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, der nicht nur den Auschwitzprozess gegen einigen Widerstand in Gang gebracht hatte, sondern auch den sogenannten Diplomatenprozess, begann ebenfalls mit den Ermittlungen gegen die Schreibtischtäter der Euthanasie.

Die Ermittlungen wurden nach seinem Tode im Jahre 1968 jedoch nicht weitergeführt. Die Verantwortlichen konnten so der Strafe entgehen, bzw. kamen nach Jahrzehnten mit lächerlichen Strafen davon . Ein übler Vorgang in der Justizgeschichte Nachkriegsdeutschlands.

Der Korpsgeist der Ärzteschaft funktionierte ebenfalls prächtig. Wer aus der Reihe tanzte musste damit rechnen, als Nestbeschmutzer diffamiert zu werden.
Für eine justizielle Aufarbeitung ist es heute zu spät. Die Täter, die lange unter uns lebten und arbeiteten sind wohl mittlerweile verstorben.

Joseph (Joschka) Fischer – ein Entnazifizierungsheld im Auswärtigen Amt

deutschland

Der Fall Guttenberg – ein Medienspektakel ist zu Ende

Dr. Alexander von Paleske — 1.3. 2011 —
Minister von und zu Guttenberg ist zurückgetreten, das war längst überfällig. Nachtreten werden wir hier allerdings nicht. Nicht weil uns Herr von und zu Guttenberg so am Herzen liegen würde. Das gewiss nicht.

Vielmehr werden jetzt einige Medien sich in Häme ergehen, oder in falschem Mitleid, Medien, die diesen Mann erst zu einem sogenannten Medienstar gemacht haben.

Der Fall Guttenberg ist auch ein Fall Bild-Zeitung und Co.
Und der Fall weckt böse Erinnerungen an den Fall Barschel im Jahre 1987.

Beide waren Jungstars, beide hatten Ikarus-Flüge hinter sich, beide sind dann tief abgestürzt, wobei das Ende Barschels noch immer der endgültigen Aufklärung harrt.

Die Medien, die Guttenberg hochgepuscht, vergöttert haben, die verdienen Häme: Wir drücken nur Erleichterung aus, dass der Zirkus endlich vorbei ist, und Guttenberg auf das zurechtgestutzt wurde, was er wirklich war und ist: Ein mittelmässiger Jurist ohne 2. Staatsexamen mit ein bisschen rhetorischer Begabung und einem ausgeprägten Hang zur Selbstdarstellung, die ihm schliesslich zum Verhängnis wurde..

DIE ZEIT: Liberale Meinungsführerschaft ade? – ein Einwurf

Aus der Abteilung Guttenberg-Satire
Angela Merkel: Gut gemacht mein lieber K.T. zu Guttenberg
Guttenberg: Ich bin fi… und fertig – aber ich klammere mich an meinen Posten
Kanzlerin Merkel an Dr. e.x. Baron von Münchguttenberg: „Du dummer Junge“
Freiherr von und zu Guttenberg: Ich bin kein Plagiat – und nur darauf kommt es an
Tagesbefehl des Selbstverteidigungsministers von und zu Guttenberg vom 22.1. 2011
CSU-Seehofer mailt an Frontbesucher und Vorneverteidigungsminister Baron von und zu Guttenberg
CSU-Wahlkampf-Spot – Nur die Wahrheit zählt
Der Theodor, der Theodor der steht bei uns im Rohstoff-Militär-Kontor

Minister Guttenbergs Tagesbefehl
Verteidigungsminister gratuliert Schlag-Raab
Minister Guttenberg gratuliert Supertalent Lena Meyer- Landrut

Zur Gutti-Plagiatsammlung hier:
http://de.guttenplag.wikia.com/wiki/GuttenPlag_Wiki