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Der Tod eines Löwen in Simbabwe – oder: Wieviele Menschen sind ein Löwe?

Dr. Alexander von Paleske — 4.8. 2015 —- Das Töten des Löwen Cecil, durch den wegen Wilderei in den USA bereits vorbestraften US-Zahnarzt Walter Palmer in der Nähe des Hwange Nationalparks, hat weltweite Empörung ausgelöst.


Cecil


Walter Palmer —-vorbestraft in den USA wegen Wilderei

Der Safari Operator hatte den Löwen aus dem Nationalpark, von wo er vielen Besuchern mit seinem Rudel bestens bekannt war, gelockt, um ihn gegen 50.000 Dollar dem US-Zahnarzt. auszuliefern, der ihn unbedingt mit einem Pfeil erlegen wollte, was zu einem stundenlangen Todeskampf des Tieres führte.

Diese flagrante und tierquälerische Verletzung simbabwescher Jagd- und Abschussregeln wäre unentdeckt geblieben, wenn nicht der Löwe ein „Tracking Device“ gehabt hätte, da er in ein Forschungsprojekts integriert war

Die internationale Empörung zwang den Grosswild-jagenden Dentisten erst einmal unterzutauchen. Selbst vor seiner Praxis demonstrierten empörte Tierfreunde.


Proteste vor der Zahnarztpraxis

Ausrottung durch Grosswildjagd?
Die Grosswildjagd ist ein lukrativer Geschäftszweig im südlichen Afrika – und ein Devisenbringer für Länder wie Simbabwe.

Die Regierung macht strenge Vorgaben über den erlaubten Abschuss, der im übrigen nur in designierten „Hunting Areas“, nicht aber in den Nationalparks zulässig ist. Dadurch soll der Bestand gesichert werden.

Aber selbst in den Nationalparks müssen gelegentlich Elefanten von Rangern getötet werden – der begrenzte Lebens-und Nahrungsraum auch des Hwange Nationalparks erlaubt nur eine begrenzte Zahl.

Nur mit Überwachung
Diese Bestandssicherung setzt allerdings eine umfassende Überwachung voraus, die in den letzten Jahren in Simbabwe zweifellos lückenhafter geworden ist.

Das harsche ökonomische Klima, verbunden mit den niedrigen Gehältern der Park- und Widlife -Ranger, machen sie anfällig für Bestechung, zumal für viele Grosswildjäger Geld ohnehin keine Rolle spielt. Und hier geht es nicht um Kleckerbeträge.

Daher der Versuch, Grosswild aus dem Nationalpark zu locken, wie im Fall des Löwen Cecil.

Fragen zum Artenschutz
Es stellen sich zwei Fragen:

1. Welches Grosswild ist von der Ausrottung bedroht?

2.Welches sind Gefahren für das Grosswild – auch in Simbabwe?

Besonders von der Ausrottung bedroht sind Nashörner und Wildhunde – jedenfalls im südlichen Afrika.

Hauptproblem: organisierte Wilderei
Die grössten Gefahren für diese bedrohte Tierwelt kommen – das wird gerne vergessen – nicht von der geregelten Grosswildjagd, sondern von der skupellosen Jagd nach dem Elfenbein und den Hörnern der Nashörner, die in Asien Höchstpreise erzielen.

Insbesondere die Jagd nach dem Horn der Nashörner hat zu deren fast vollständiger Ausrottung geführt. Höchstsummen werden für die angeblich heilenden Kräfte des Nashorn-Horns geboten, dem früher auch noch potenzsteigernde Fähigkeiten unterstellt wurden. Da ist das Horn aber mittlerweile von dem weitaus billigeren Sildenafil (Viagra) abgelöst worden.

Die Mär von den angeblichen Wunderheilungen durch das Hornpulver geistert aber weiterhin durch Südostasien, während das Elfenbein insbesondere in China, zu Figuren verarbeitet, als Ausdruck des erreichten Wohlstands vorgezeigt wird.


Schnitzereien aus Elfenbein in China angeboten Screenshots: Dr. v. Paleske

Bestens vernetzte Banden sorgen für den Ab- und Weitertransport der Hörner und des Elfenbeins nach Südostasien und China

Vergiften der Wasserstellen
Die Jagd nach Elfenbein wurde vor nicht allzu langer Zeit durch Vergiften der Wasserstellen mit Zyanid durchgeführt, das die Jagd mit Maschinenpistolen ablöste, wir berichteten ausführlich darüber. Die Folge war nicht nur die Tötung von einer grossen Zahl von Elefanten, sondern auch Geiern, die das vergiftete Fleisch der Elefanten verzehrten.

Hier soll keineswegs der Grosswildjagd das Wort geredet werden, aber die Abschussprämien kamen bei der geregelten Grosswildjagd indirekt der Bevölkerung zugute, was sich von der organisierten Wilddieberei kaum behaupten lässt.

Projekt Campfire
In Simbabwe gab es in den 80er und 90er Jahren das Projekt Communal Areas Management Programme for Indigenous Resources (Campfire), das die lokale Bevölkerung unmittelbar an den Erlösen aus der Grosswildjagd teilnehmen liess, wodurch die lokale Wilddieberei drastisch fiel, denn auch die gibt es: Das Wild wird – zum Eigenverzehr – mit Schlingen gefangen, worin sich nicht nur Impalas verfangen, sondern auch Löwen und Hyänen.

Insofern geht der jetzige Aufschrei über das zweifellos verabscheuungswürdige Erlegen des Cecil etwas an den wirklichen Problemen vorbei.

Hinzu kommt, dass Unterernährung, mangelnde Krankenversorgung etc, also alles das, wovon es in Afrika reichlich gibt, keinen Aufschrei (mehr) auslöst.

Die Anteilnahme am und die Empörung über den Tod des Löwen Cecil steht da in einem deutlichen Missverhältnis zu den Riesenproblemen, mit denen auch wir in Simbabwe im Gesundheitsbereich täglich kämpfen müssen.

Es stellt sich die Frage, wie viele tote Menschen lösen die gleiche Anteilnahme und Empörung aus, wie der Tod des Löwen Cecil?

Jagd nach Elfenbein: Schwarze Zukunft für afrikanische Elefanten

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Austrische Hypo-Alpe-Skandalbank, das knüppeldicke Ende, Deutsche Banken und internationale Geierfonds

Dr. Alexander von Paleske —- 17.3. 2015 — Das ruhmlose Ende der skandalträchtigen österreichischen Hypo-Alpe-Adria-Bank (Skandalpe) im Jahre 2014 bestand nicht nur darin, dass diese ihre Geschäftstätigkeit einstellen musste, sondern auch alle Miesen in eine finanzielle Abfalltonne, sprich Bad Bank namens Heta ausgelagert wurden .


Skandal-Bank Hypo-Alpe-Adria

Diese Heta sollte eigentlich als Abwicklungseinrichtung den von der Hypo-Alpe hinterlassen finanziellen Trümmerhaufen beseitigen, von Schuldnern eintreiben, was noch einzutreiben geht, und die Zinsen für die von der Hypo-Alpe begebenen Anleihen bezahlen – notfalls mit vom austrischen Staat bereitgestellten Steuergeldern.

Viele sollen bluten
Als sich vor vier Wochen zeigte: die Kapitallücke, die vom austrischen Staat zu schliessen gewesen wäre, liegt bei 7,6 Milliarden Euro, da entschied Österreichs Regierung angesichts dieser horrenden Summen anders: Die Abwicklungsbank Heta wird selbst abgewickelt. Also: Viele sollen bluten, nicht nur einer.

Wie ein Wechselgläubiger, der einfach den Wechsel platzen lässt, werden bis zum Jahre 2016 überhaupt keine Zahlungen vorgenommen, und danach kommt es zum „Haircut“: wie beim Barbier werden schipp-schnapp einfach die Verbindlichkeiten gekürzt – nicht nur um ein paar Prozentpunkte, sondern richtig.

Wenn die laufenden Anleihen nicht bedient werden, dann werden auch die Credit Default Swaps (CDS) fällig, die finanziellen Massenvernichtungswaffen, welche bereits zur internationalen Finanzkrise im Jahre 2008 beitrugen – und dies nicht zu knapp.

Folgen ausbleibender Zinszahlungen und drohenden Haircuts in Deutschland
Die Folgen sind bereits jetzt auch in Deutschland zu besichtigen: Offenbar hatten sich etliche Banken mit Skandalpe-Anleihen eingedeckt, und einige haben sich daran verschluckt: So die Düsseldorfer Hypo-Bank, die dank der in ihrem Besitz befindlichen Hypo-Alpe-Adria-Anleihen vergangene Woche vor dem Absturz stand, und am Freitag vom Banken-Feuerwehr-Fond (Einlagensicherungsfond) gerettet werden musste.

Jetzt ist das Geschrei gross. Offenbar hatte die kleine Bank zu viel – viel zu viel – auf die Hypo-Karte gesetzt, und die stach schon lange nicht mehr. Die Düsseldorfer Hypo-Bank Bank sollte besser Dussel-Bank-heissen.

Ein Skandalrückblick
Seit 2001 ist die austrische Bank Hypo-Alpe, mit Hauptsitz in Klagenfurt / Kärnten, und ihrem seinerzeitigen, mittlerweile mehrfach verurteilten Chef Wolfgang Kulterer, in die Schlagzeilen geraten – in die negativen versteht sich.

Bereits im Jahre 2007 , noch vor dem Verkauf der Kärntner Bank an die Bayerische Landesbank (Bayern LB), hatten wir in mehreren Artikeln auf die bereits bis dato dort angelaufenen Skandale hingewiesen, und Ende 2008 eine Skandal-Zusammenfassung gebracht, in die auch Informationen einflossen, die in den Medien gerne ausgespart wurden. Eine keineswegs vollständige Auswahl:

– Die dreistelligen Millionenverluste durch riskante Swap-Geschäfte bereits im Jahre 2004 und die anschliessenden Vertuschungsversuche samt Bilanzfälschung.

– Die Beziehungen zur General Commerce Bank in der Wiener Schlickgasse, ein Zentrum internationalen Finanzbetrugs, wo internationale Finanzartisten wie der Waffenhändler Adnan Khashoggi, der vorbestrafte Raoul Berthamieu, der mehrfach vorbestrafte ehemalige US-Rechtsanwalt Regis Possino, und die internationalen Finanzverbrecher Amador Pastrana und Rakesh Saxena, das Sagen hatten.

– Die Geldwäsche für kroatische Gangster, Mafiosi, Drogenhändler
wie Darko Saric und bestechliche Politiker unter Zwischenschaltung der Niederlassung in Liechtenstein.

– Der Rauswurf der Niederlassung Liechtenstein aus der Börse von Vancouver/Kanada wegen undurchsichtiger Transaktionen.

– Die Schein-Kapitalerhöhung im Karussell

– Insbesondere aber die Übernahme der Hypo-Skandalbank durch die BayernLB, mit Einschaltung des austrischen Rechtsaussen Jörg Haider, und den Manipulationen, die sich offenbar Umfeld der Übernahme abspielten.

– Der Skandal um das Grundstück Three Tobacco Leaves in Belgrad

– Schliesslich: Die Förderung von Sportlern und Künstlern, die durch offen faschistische Bemerkungen bzw. Darbietungen auf sich aufmerksam gemacht hatten.

Keine Alarmglocke bimmelte
All das hätte bei jedem vernünftigen Banker alle Alarmglocken zum Bimmeln bringen müssen.
Mehr noch: als die Hypo-Skandal- und Fass-ohne-Boden-Bank vor dem Absturz stand, übernahm sie der austrische Staat für einen Euro von der BayernLB. Aber angesichts der finanziellen Eskapaden mit Balkan-Verbrechern, Drogenbaronen, korrupten Politikern und Geldwäsche im Grossmasstab, konnte es eigentlich nur ein Ende geben: eines mit Schrecken, was wir kontinuierlich auch seit 5 Jahren prognostiziert haben.

Keine Hausaufgaben gemacht

Was sind denn das für deutsche Banken, die offenbar noch nicht einmal ihre Hausaufgaben machen können, sich von ein paar Prozentpunkten blenden lassen, und auf die Garantie eines Bundeslandes namens Kärnten vertrauen, dessen Gesamthaushalt weniger als ein Drittel der aufgelaufenen 11 Milliarden Euro Verbindlichkeiten der Hypo-Alpe ausmacht??

Kaum überraschend allerdings, dass auch die skandalgeschüttelte HSH-Nordbank zu den Grossgläubigern – Verlustgläubigern gehört. Auch die HELABA durfte nicht fehlen, Die fiel bereits in den 70er Jahren skandalmässig auf.

Weitere Gläubiger siehe hier.

Und neben diesen müssen selbst die Münchner Rück (Munich Re) und die Allianz mit zweistelligen Millionen-Euro-Verlusten aus diesen Anleihegeschäften rechnen.

Am schärfsten aber dürfte es noch die BayernLB treffen, die bereits den ersten ihrer multiplen Prozesse verloren hat, mit dem sie eine Rückabwicklung des Kaufs der Hypo-Skandalpe im Jahre 2007 erreichen wollte.

Mittlerweile klagen sowohl der österreichische Staat, wie auch die Bayern LB gleich mehrfach in Bayern und in der Alpenrepublik gegeneinander. Es geht um Euro-Milliardenbeträge. Schön für die beauftragten Anwälte. Ein Ende dieser Prozesslawine ist noch gar nicht absehbar.


Bayern LB …..Prozesslawine ohne Ende

Gleichzeitig hat die Abwicklungsgesellschaft Heta auf Druck der Finanzmarktaufsicht (FMA) verkündet, dass keine weiteren Verfahren mehr gegen Schuldner eingeleitet werden, und an denen bestand wahrlich kein Mangel: von ukrainischen Hühnerstallbesitzern, bis zu Eigentümern betagter Küstenschiffe, die mit Hypo-Alpe Millionengeldern in Kreuzfahrtschiffchen umlackiert wurden. Dann jede Menge Yachten in der Adria etc etc.

Die Geier kommen
Dort, wo Aas ist, kreuzen die Geier auf, so auch bei den Anleihen der Hypo. Geierfonds aus den USA und von anderswo kaufen jetzt die Hypo-Anleihen zum Schäppchenpreis, beteiligen sich natürlich nicht an einem (teilweisen) Forderungsverzicht, und setzten eine Armada von Anwaltsfirmen in Gang, die den vollen Betrag eintreiben sollen – mittels Prozessen.

Das hat vielfach bei Dritte Welt- bzw. Schwellenländern wunderbar funktioniert, so zuletzt im Falle Argentiniens, gegen welche die Geierfonds vor zwei Wochen einen weiteren Sieg vor Gericht feiern konnten.

Bald könnte es auch für Österreich heissen: Zuerst müssen die Geier gefüttert werden.

Gute Nacht Österreich, es ist noch lang noch nicht Schluss in Sachen Hypo-Alpe-Skandalpe.

Zentraler Artikel für alle bereits bis Dezember 2008 angelaufenen Hypo-Alpe Skandale
linkBayernLB-Tochter Hypo Group Alpe Adria – Reicht mir die Hand, meine Skandale


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Amsterdam: Eine Stadt, ihre Schwerverbrecher, und kriminelle Geschäfte mit Staatsanwälten

Dr. Alexander von Paleske —- 12.3. 2015 —- Es war auch der deutschen Presse eine Meldung wert: der niederländische Justizminister Ivo Opstelten ist zurückgetreten, nachdem Einzelheiten eines finanziellen Deals mit dem Drogen-Grossdealer Cees Helman alias „Puk“ vor 15 Jahren herauskamen, und er darüber hinaus auch noch Parlamentarier über den finanziellen Umfang belogen hatte.


Ivo Opstelten ….Justizminister a.D.

Es war einmal in Amsterdam
Damals war sein Staatsekretär Fred Teeven, der ebenfalls zurückgetreten ist, als Staatsanwalt mit den Ermittlungen gegen Drogen-Grossdealer im Raum Amsterdam befasst.
Offenbar war der tief im Drogengeschäft involvierte Berufsverbrecher Cees Helman bereit, auszusagen, und zwar gegen einen anderen Grossdealer namens Johan Verhoek alias De Hakkelaar (der Stotterer) und seine Octopus-Verbrecherbande.


Cees Helman – das freundliche Gesicht eines Grossgangsters

Johan Verhoek war seit den achtziger Jahren als Drogen-Grossgangster unterwegs, arbeitete auch mit dem holländischen Boss der Drogenbosse, Klaas Bruinsma zusammen, bis dieser im Auftrag des serbischen Berufskriminellen Sreten Jocic alias Joca Amsterdam von dem Berufskriminellen und ehemaligen Polizisten Hoogland im Juni 1991 erschossen wurde.

Das kriminelle und teils mörderische Treiben des Sreten Jocic hatten wir bereits in einem Artikel dargestellt einschliesslich der Berührungspunkte mit der österreichischen Pleitebank Hypo Alpe Adria und der Ermordung des investigativen kroatischen Journalisten Ivo Pukanic.

Darin hatten wir auch über den Grossgangster Bruinsma berichtet, dessen seinerzeitige Geliebte die spätere Prinzessin Mabel der Niederlande war.

Mabel, Prinzessin von Orange-Nassau, einst Geliebte des Grossgangsters Klaas Bruinsma nun Schwägerin des Königs der Niederlande.

Cees Helman sollte den kriminellen Lebensweg des Klaas Bruinsma alsbald kreuzen.

Ein Blick zurück
Zunächst ein Blick zurück auf die Entwicklung Amsterdams zur europäischen Drogen-Gangstermetropole

Um zu verstehen, wie Amsterdam in den späten achtziger, neunziger, und nun 2000er Jahren zur grössten Drogen-Gangstermetropole Europas werden konnte, lohnt sich ein Rückblick:
Geradezu beschaulich ging es noch im Amsterdam der 60er Jahre zu: die gewöhnliche Kriminalität und der Rotlichtbezirk, dessen Fensterdamen viele Besucher anlockten.
Das alles änderte sich radikal mit der Entwicklung des Drogenmarktes, in dem Amsterdam zu einer Art Drehscheibe aufstieg: Anlaufstelle und Verteiler für weiche und harte Drogen in Europa.
Riesenprofite, die bei diesen Geschäften erzielt werden können, lockten auch Kriminelle aus vielen Ländern an, vor allem aus den Republiken des ehemaligen Jugoslawien, aber später auch aus China, Marokko und der Türkei – und natürlich die italienische Mafia.

Die Amsterdamer Drogen-Mafiosi, zu denen neben Klaas Bruinsma auch die Berufsverbrecher Sam Klepper, John Mieremet, Cor van Hout und der Gewaltverbrecher und Heineken- (Heineken-Bier) Entführer Willem Holleeder gehörten, arbeitete eng mit Verbrechern in Antwerpen und anderswo in den Niederlanden zusammen, so auch mit der kriminellen Bande um den Stotterer Johan Verhoek alias De Hakkelaar, die sich Octopus-Syndikat nannten.

Ein Drogist namens Cees Helman
Zu ihnen stiess nun der im Jahre 1952 geboren Cees Helman, der als Autoverkäufer angefangen hatte, und alsbald auf der schiefen Drogenbahn landete.

Im Jahre 1984 die erste Verhaftung: wegen Drogenhandels mit Kokain und Haschisch in grossem Stil. Cees fing sich gleich 9 Jahre Freiheitsentzug ein. Der Mitangeklagte Bennie Mulch kommt jedoch frei, er hatte vermutlich „gesungen“. Das sollte ihm schlecht bekommen, denn offenbar im Auftrag des Klaas Bruinsma – und vermutlich auch des Cees Helman – wird er am 23.12. 1985, einen Tag vor Heiligabend, erschossen.

Wer zählt die Morde
Mulch ist nur einer von mehr als hundert Personen aus der Amsterdamer Unterwelt, die im Laufe der Jahre „liquidiert“ wurden.

Die Mordstatistiken in Amsterdam weisen aus:
Von März 1975 bis März 2009 wurden mehr als 100 Personen aus dem kriminellen Milieu beseitigt.
Todesurteile verhängten die Bosse, ausgeführt wurden sie von sog. Hitmen und den Hells Angels in Amsterdam.

„Lediglich“ 8 Milieu-Morde waren es in den Jahren 1975 bis 1990. Aber dann ging es so richtig los, mehr als 90 zwischen 1990 und 2009.

Aufgeklärt und die Täter der Bestrafung zugeführt: Seltenheitswert.

Und dieser Trend hat sich beschleunigt fortgesetzt.
Unter den Erschiessungsopfern waren 60 Holländer, 12 Jugoslawen, vier Marrokaner, drei Briten, drei Türken, drei Kolumbianer, zwei Belgier zwei Schwarzafrikaner zwei Chinesen und ein Italiener.

Einer der grössten Auftraggeber in Sachen Mord war offensichlich der holländische Berufsverbrecher Willem Holleeder, der sein Krimi-Geld von dem seinerzeitigen steinreichen Immobilienbesitzer und Lebensgefährten der EU- Kommissarin Neelie Kroes namens Jan Dirk Paarlberg, waschen liess. Wie praktisch.


Paarlberg & Kroes – ein Herz und eine Seele mit etwas krimineller Schlagseite

Nur reichten die Beweise nie aus, um Holleeder für den Rest seines Lebens hinter Schloss und Riegel zu bringen.


Gewaltverbrecher Willem Holleeder

Bei Singen: Mord
Besonders rasch und unerbittlich gingen die Drogen-Mafiosi mit Polizei-Informanten um: Auf „Singen“ stand die Todesstrafe

Weiter mit Cees Helman
Dieser Cees Helman verspürte kein Bedürfnis, seine Strafe abzusitzen, sondern türmte bereits unter tatkräftiger Mithilfe des Grossgangsters Klaas Bruinsma 1985 aus dem Bijlmerbajes-Gefängnis.

Als Gegenleistung verlangte Briunsma von Cees Helman, den Stotterer Johan Verhoek umzulegen. Der war Bruinsma unliebsam aufgefallen, wollte in Bruinsmas Revieren wildern, und stammte nicht einmal aus der holländischen Mittelschicht, sondern aus einem Caravanpark.

Cees lehnte ab, ein Octopus-Freund ist schliesslich ein Freund, man wird sich anders handelseinig.

Erst im Jahre 1994 wird Cees wieder geschnappt, diesmal sind es vier Jahre, die er mit den Resten seiner alten Strafe absitzen muss.
In der Zwischenzeit war er nach einem Kurzurlaub in Spanien keineswegs untätig – die Katze lässt das Mausen nicht – sondern schaffte Drogen im Gesamtwert von mindestens 300.000 Euro an die Verbraucher bzw. Weiterverkäufer. So viel konnte ihm jedenfalls nachgewiesen werden – macht nochmals vier Jahre Knast.

Wieder ist das für unseren Cees viel zu lange, und so lässt er Explosiva (Semtex) in das Gefängnis schaffen. Der Ausbruchsversuch scheitert jedoch.

Geld von der Staatsanwaltschaft
Dann im Jahre 2000 der Deal mit der Staatsanwaltschaft: Singen gegen Millionen.

Die Ermittler sind scharf darauf, den „Stotterer“ Johan Verhoek und seine Krimi-Octopusse für lange Zeit aus dem Verkehr zu ziehen, haben aber wieder einmal nichts auf der Hand. So versuchen sie es über einen schmutzigen Deal: Geld für Verpfeifen.
Das Geld stammte aus beschlagnahmten Drogengeldern
, die nun – steuerfrei – an einen Schwerverbrecher freigegeben werden sollten.

Ein abenteuerliches Vorgehen, selbst für die Cannabis-freundlichen Niederlande. Noch schlimmer: das Geld wird an der Steuer vorbei auf Nummernkonten in der Schweiz überwiesen. Die Staatsanwaltschaft als Gehilfe zum Steuerbetrug und Veruntreuer von Staatsgeldern – schlimmer geht’s nimmer.

Dass dem Justizminister bzw. dem Staatssekretär auch noch das Unrechtsbewusstsein fehlte – und fehlt- macht die Sache keineswegs appetitlicher.

Alles in allem ein Armutszeugnis der holländischen Strafverfolgungsbehörden, die offenbar der sich ausbreitenden Kriminellen-Szene in Amsterdam, und den sich häufenden Morden im Milieu, ziemlich hilflos gegenüberstehen, und glauben, mit kriminellen Methoden das Problem lösen zu können.

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Justiz in der Krise oder Krisenjustiz?

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Journalistenmord-Hintermänner in Freiheit, die Frage nach Involvierung der austrischen Hypo Alpe Adria-Bank unbeantwortet

Dr. Alexander von Paleske —– 5.3. 2015 —- Am 23. Oktober 2008 explodiert eine auf einem Motorrad angebrachte Bombe in der Stara Vlaska Strasse der kroatischen Hauptstadt Zagreb. Sie reißt zwei Menschen in den Tod, weitere werden verletzt.

Ein investigativer Journalist muss sterben
Die Opfer sind der investigative kroatische Journalist und Herausgeber der kritischen Wochenzeitung Nacional, Ivo Pukanic, und der Marketing – Direktor des Blattes, Niko Franjic.


Kaltblütig ermordet: Investigativer Journalist Ivo Pukanic

Sechs in Kroatien wegen dieses Mordes angeklagte Personen waren 2012 zu insgesamt 150 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden.
Diese Mörder sind offenbar jedoch nur Handlanger, von anderen angeheuert, die ein grosses Interesse hatten, den Journalisten aus dem Wege zu räumen .

Als unmittelbarer Hintermann war der serbische Grossgangster und Drogen-Mafiaboss Sreten Jocic alias Joca Amsterdam in Belgrad angeklagt . Ihm wurde vorgeworfen rund 1,5 Million Euro für den Mord auf Bestellung bekommen haben.

Nun hat ein Berufungsgericht in Belgrad ihn am Montag in zweiter und letzter Instanz von dem Mordvorwurf freigesprochen. Die Beweise der Anklage seien nicht ausreichend .


Sreten Jocic …….Freispruch für einen Schwerverbrecher Screenshot Dr. v. Paleske

Kein Zigarettenschmuggler
In einer Agenturmeldung der APA – in Deutschland wurde in der Presse nichts über diesen Prozess und seinen Ausgang berichtet – wurde Sreten Jocic als Zigarettenschmuggler bezeichnet.
Jocic war jedoch kein Zigarettenschmuggler, sondern ein Schwerverbrecher, der offenbar an einer Reihe von Morden beteiligt war, bzw. diese in Auftrag gegeben hatte, und zur Zeit eine 15-jährige Freiheitsstrafe wegen Anstiftung zum Mord in einem Belgrader Gefängnis absitzt.

Ein Schwerverbrecher, dessen Blutspur sich durch ganz Europa zieht, und der sein Geld nicht etwa mit Zigarettenschmuggel verdiente, sondern vor allem mit Drogenschmuggel in grossem Stil.

Wir haben den Lebensweg dieses Berufsverbrechers, der eine Zeit lang auch Mitglied der hochkriminellen Frankfurter Jugo-Mafia war, in einem Artikel zu Prozessbeginn nachgezeichnet.

Interessant: In diesem Prozess erklärte Jocic unter anderem: der Mord an Pukanic habe etwas mit den Machenschaften der Hypo-Alpe–Adria-Bank zu tun. Eine Bank, die gerade mit einem Milliardenschaden für den österreichischen Steuerzahler abgewickelt wird, und die zu einer Verschlechterung der Bonitätsnote Österreichs bei den Ratingagenturen führt.

Ganz zu schweigen von dem Rattenschwanz von Prozessen, die mittlerweile zwischen der einstigen Mutter, der Bayerischen Landesbank (BayernLB), und dem Nachfolger im Eigentum, dem österreichischen Staat, geführt werden.


Skandal-, Pleite-, Fass-ohne-Boden-Bank

Korrupten Politikern und kriminellen Geschäftsleuten auf der Spur
Der investigative kroatische Journalist Pukanic sollte vermutlich aus dem Wege geräumt werden, weil er den kriminellen Machenschaften kroatischer Politiker und Geschäftsleute, an vorderster Stelle der damalige hochkorrupte Premier Ivo Sanader, auf der Spur war.

Sanader, zur Zeit der Ermordung von Pukanic in Amt und Würden, sitzt mittlerweile eine Gefängnisstrafe wegen Bestechlichkeit ab – die Hypo-Alpe Adria-Bank, die offenbar auch als Waschmaschine für kroatische Finanzbetrüger diente, hatte ihn tüchtig geschmiert.

Nicht der einzige Mordanschlag auf Journalisten
Pukanic war jedoch nicht der einzige kroatische Journalist, auf den ein Mordanschlag verübt wurde. Auch der investigative Journalisten Domagoj Margetic sollte getötet werden. Ein Auftragsmörder versuchte ihn am 14. August 2014 mit einen Betonklotz zu erschlagen. Margetic wehrte sich und überlebte schwer verletzt.

Domagoj Margetic war seit Jahren den kriminellen Machenschaften der Hypo-Alpe Adria-Bank (Skandalpe) in Kroatien auf der Spur und berichtete bereits 2007, als die Bank noch Tochter der Bayern LB war, über die Geldverschiebungen von der Hypo-Skandalpe an die Hypo-Zagreb unter Einschaltung von „Durchlauferhitzern“ im Bankbereich, im Fachjargon auch Geldwäsche genannt.

Margetic informierte auch österreichische Parlamentsabgeordnete über das Ergebnis seiner Recherche, stiess aber auf keinerlei Interesse.

Die Frage, von uns im Jahre 2012 gestellt: war die Hypo Alpe in den Journalistenmord verwickelt, was der Verbrecher Jocic behauptete. Sie ist bis heute unbeantwortet.

Aber vielleicht bringt der neue austrische Hypo-Alpe Untersuchungsausschuss zum Thema „Mein Gott, wie konnte das alles geschehen“ nicht nur etwas mehr Licht in den Absturz, sondern auch in die offenbar kriminellen Machenschaften dieser ehemaligen „Jörg Haider Bank“.

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Ehemaliger Generalstaatsanwalt Dr. Karge zum Ecclestone-Prozess: „Ich bin ausser mir“

Dr. Alexander von Paleske —- 6.8. 2014 —— Der Strafprozess gegen den Formel 1- Mann Bernie Ecclestone, ist gestern gegen eine Zahlung von 100 Millionen US Dollar (60 Millionen Euro) eingestellt worden.


Bernie Ecclestone gestern …….weisse Weste für 100 Millionen? Screenshot: Dr. v. Paleske

Ich bat den ehemaligen Berliner Generalstaatsanwalt Dr. Hansjürgen Karge um eine Stellungnahme.

Herr Dr. Karge, die gestrige Verfahrenseinstellung ist gegen eine hohe Geldsumme erfolgt. Nährt das nicht den Verdacht, die Justiz ist keineswegs blind sondern misst mit zweierlei Mass?
Ecclestone drohten maximal 10 Jahre Freiheitsentzug , nun ist er ein freier Mann mit blütenweisser Weste und kann weiter im Rennsport viel Geld verdienen.. Die 100 Millionen Dollar dürften den Multimilliardär wohl auch nicht allzu sehr schmerzen. Wie denken Sie als ehemaliger Generalstaatsanwalt darüber?

Dr. Karge:
Ich bin außer mir ob dieses m.E. eindeutig gegen die Strafprozessordnung (StPO) verstoßenden Ergebnisses. Paragraph 153a StPO sollte Geringfügigkeiten ohne langwierige Hauptverhandlungen erledigen. Dann wurde der Geltungsbereich bis auf die „mittlere“ Kriminalität ausgedehnt. Bereits am Tag nach dem Inkrafttreten des Gesetzes rief mich der Vorsitzende „meiner“ Wirtschaftsstrafkammer an und meinte, ich hätte so eine komplizierte Anklage erhoben, die könne man doch jetzt elegant nach § 153a StPO erledigen. Meine Arbeit von einem Jahr war dahin.

Bei Herrn E dürfte es sich aber wohl nicht nur um mittlere Kriminalität gehandelt haben, wenn man der Anklage folgt.
Aus meiner Sicht wird § 153a StPO seit Jahren von Staatsanwaltschaften und Gerichten missbraucht. Staatsanwaltschaften klagen an, weil sie von der politischen Führung dazu angehalten werden oder weil sie aus falschem Ehrgeiz handeln, obwohl es sich nicht um „wasserdichte“ Anklagen handelt.

Richter sind unwillig, weil es sich um eine im Vergleich zu „normalen“ Prozessen viel größere Anstrengung handelt. Im übrigen: Wer in eine Wirtschaftsstrafkammer kommt, das bestimmen allein seine Kollegen. Es sind nicht immer die besten, die kommen in die Schwurgerichtskammern.

Wenn man nicht klären konnte, ob Bestechung vorliegt, dann hat man Herrn E freizusprechen. Was hat es denn mit Geringfügigkeit zu tun, wenn eine Bestechung nicht nachzuweisen ist? Gibt es jetzt eine geringfügige Bestechung wie „ein bißchen schwanger“?

Auch wenn ein ehemals Angeklagter nach der Einstellung des Verfahrens nicht vorbestraft ist: Eine Einstellung nach § 153a StPO setzt das Vorliegen einer Straftat voraus! Weil diese als geringfügig eingestuft werden kann, darf das Verfahren eingestellt werden.
Wenn Herr E. nicht wusste, dass sein Partner von der Landesbank (Dr. Gribkowski) „Beamter“ war, dann kann ihm eine Straftat nicht nachgewiesen werden, und dann darf das Verfahren wegen einer als geringfügig zu bewertenden Straftat, die ja nicht vorliegt, auch nicht eingestellt werden.

Nun läuft ebenfalls in München ein weiterer Strafprozess mit prominenten Angeklagten: Den ehemaligen Managern der Bayerischen Landesbank (BayernLB). Die haben im Jahre 2007 mit dem Kauf der österreichischen Hypo-Alpe-Adria Bank mehrere Milliarden Euro in den Sand gesetzt, und stehen jetzt wegen des Vorwurfs der Untreue vor Gericht.. Das Landgericht München wollte ursprünglich die Anklage wegen Untreue gar nicht zulassen. Erst auf die Beschwerde der Staatsanwaltschaft hin wurde vom Oberlandesgericht München die Verfahrenseröffnung angeordnet. Im Prozessverlauf bisher drängte sich (für mich) der Eindruck auf, das Gericht wollte mit der Nichtzulassung der Anklage auf jeden Fall recht behalten. Sollten per lege lata derartige Zulassungserzwingungen nicht grundsätzlich dann an eine andere Kammer des Landgerichts gehen?

Dr. Karge:
Bei dem Verfahren BayernLB habe ich volles Verständnis für die Anklagebehörde. Das Problem ist auch hier das Gericht. Nach meinen Erfahrungen brächte es nichts, wenn jetzt eine andere Strafkammer zuständig wäre. Die Staatsanwaltschaft muss durch engagierte Sitzungsvertreter/innen und entsprechende Beweisanträge für eine Aufklärung sorgen und „elegante“ Erledigungen verweigern. Ob eine Verurteilung dann möglich sein wird oder nicht, das ist zweitrangig.“

Mehr von Ex-Generalstaatsanwalt Dr. Karge:
Justiz in der Krise oder Krisenjustiz?
Zum Ende des Strafprozesses gegen Verena Becker – Ein Interview mit dem ehemaligen Generalstaatsanwalt von Berlin, Dr. Hansjürgen Karge
Ehemaliger Berliner Generalstaatsanwalt zum „Strafprozess-Deal-Urteil“ des Bundesverfassungsgerichts

kriminalitaet

Mittelkürzung für Schulen in Österreich, der Hypo-Alpe-Bank-Skandal, und ein Strafprozess in München

Dr. Alexander von Paleske — 6.5. 2014 —- Zug um Zug wird nun das ganze Ausmass des Schadens sichtbar, den die rasante Talfahrt dieser austrischen Pleite-Bank, die nur durch massisvste staatliche Zuwendungen am Leben gehalten wird, in Österreich angerichtet hat. Eine Bank, die von 2007-2009 sich im Besitz der Bayerischen Landesbank (BayernLB) befand.


Skandal-, Pleite-, Fass-ohne-Boden-Bank

Sparen im Schuletat
Um die Riesenlöcher, die diese Fass-ohne-Boden-Bank in den österreichischen Staatshaushalt gerissen hat, zu stopfen, wird jetzt auch im Schuletat gespart: 57 Millionen Euro. Motto offenbar: diese Steuerlast muss auf viele Schultern verteilt werden, auch auf die von Schulkindern.

Das allein bedeutet einen weiteren Skandal, denn die österreichischen Schulen, nicht anders als in Deutschland, brauchen alles andere, nur keine Mittelkürzung des ohnehin knappen Etats.

Finanzielle Abenteuer ohne Ende
Immer mehr kommt nun auch ans Tageslicht, nach welchen finanziellen Abenteuern dieser Bank schliesslich die Puste ausging: Die Bank vergab Kredite so wie Freibier auf einem Schützenfest,
ohne Sicherheiten und ohne genaue Prüfung des finanziellen Backgrounds,
Bereits berichtet hatten wir über:

– den Wiener Skulpturenpark Paradiso, vorfinanziert aber nie errichtet , von dem nur ein paar zerbrochene Skulpturen übrig blieben.

– die Finanzierung von Hühnerställen und Lastwagen in der Ukraine, die sich als nicht rückzahlfähiger Kredit für einen ukrainischen Klepto-Oligarchen herausstellten.

– die Vergabe von Riesenkrediten an die kroatische Tudjman-Mafia zum Zwecke der Durchführung von Bauvorhaben

– die Geldwäsche-Geschäfte mit, und Bestechungen von kroatischen Politikern bzw. politiknahen „Geschäftsleuten“ (Ivo Sanader & Co)

– die finanzielle Polsterung der maroden Luftlinie Styrian Spirit

– die Skandale um die rostigen Schiffe MS Monet und MS Harald Jari.

Weitere Skandal-Batterie
Nun gibt es gleich eine ganze Batterie von weiteren „Frei“krediten bzw. Betrügereien, die finanziell abgefedert werden müssen:

– die offenbar teils ungesicherten Kredite an den Generalkonsul M in Split/Kroatien

– die völlig ungesicherten und nun abzuschreibenden Kredite an den ukrainischen Eieroligarchen Oleg Bakhmatyuk

– Die Yacht für den bulgarischen Alexandur A.

– Der Leasingbetrug in Italien seit 2003. Schadensausgleich „lächerliche“ 93 Millionen Euro. Insgesamt versenkte die Hypo-Alpe in Italien 540 Millionen Euro.

– Die Franken-Swaps-Klage in Serbien

– Der 25 Millionen Euro Kredit an den maroden Baukonzern Alpine, der dann prompt in die Pleite rutschte, mit ihm rutschte das Hypo-Alpe Geld in die Baugrube.

– Vergessen werden sollte auch nicht der Skandal um eine alte Geige, der ein Schlaglicht darauf wirft, wie diese Bank mit ungesicherten Krediten um sich warf: Eine alte Geige war als Sicherheit für einen Kredit in die Hände der Skandalbank geraten. Angeblich 800.000 Euro wert. Die Bank glaubte das unbesehen.
Nun ist der Kreditnehmer pleite, der Schätzwert der Geige liegt nur bei schlappen 34.000 Euro, rund 5% der kreditierten Summe.

So wird dann – bei einer derartigen Geschäftspolitik kaum überraschend – der Jahresverlust der Skandalbank für 2013 auf rund 2,75 Milliarden Euro beziffert.

In diesem Jahr alleine braucht die Bank wohl noch einmal 1,43 Milliarden Euro Staatsknete.

Insgesamt ist die Verschuldung der austrischen Skandalrepublik seit 2007 um die Hälfte gestiegen, wobei die Bankenhilfe rund ein Viertel diese Schuldenzuwachses ausmacht, die Hypo-Alpe daran den Löwenanteil hat.

Gesamtmiese 10 bis 17 Milliarden Euro
Die Hypo Alpe Gesamtmiesen – deren wertloser Plunder soll jetzt in eine Bad-Bank ausgelagert werden – sollen zum Schluss irgendwo zwischen 10 und 17 Milliarden Euro liegen.

Ein Strafprozess in München
Zur gleichen Zeit findet in München der Strafprozess gegen die ehemaligen Vorstände der BayernLB statt, die wegen des Vorwurfs der Untreue und Bestechlichkeit im Zusammenhang mit dem Kauf der Hypo-Skandalbank im Mai 2007 angeklagt sind.

Die Anklage wirft den Managern, an der Spitze Werner Schmidt, vor, die Bank viel zu teuer eingekauft zu haben und dadurch die BayernLB und damit den bayerischen Staat geschädigt zu haben.

Obgleich die Hypo-Alpe Bank schon zum Abschluss des Verkaufs mit Skandalen und Unregelmässigkeiten reich gesegnet war, hatten die Vor stände es offenbar nicht für nötig befunden, die „Braut“ gründlichst zu durchleuchten.

Wir hatten bereits vor dem Vertragsabschluss auf die Skandale hingewiesen, und kurz danach noch detaillierter, insbesondere auf die engen Geschäftsbeziehungen mit der General Commerce-Bank, beheimatet in der Schlickgasse 1 in Wien, von wo aus internationale Finanz-Grossbetrüger wie der Waffenhändler Andan Kashogggi, der Berufsbetrüger Raoul Berthaumieu alias Lee Sanders, und der seinerzeit in Kanada unter Hausarrest stehende Inder und Grossbetrüger Rakesh Saxena ihre weltweiten Gaunereien organisierten.

Das alles interessierte die Münchner Strafkammer offenbar herzlich wenig. Sie sah in dem leichtsinnigen Verhalten der BayernLB-Manger nichts Strafbares, und liess die Anklage in diesem Punkte kurzerhand nicht zu.
Erst das Oberlandesgericht München, auf Beschwerde der Staatsanwaltschaft, wies dann die Strafkammer an, die Anklage auch in diesem Punkte zuzulassen.

Es ist wohl nicht zu erwarten, dass das bankerfreundliche Landgericht zwischenzeitlich seine Einstellung geändert hat, was bei den Ex-Bayern- LB- Bankern sicherlich Freude auslösen dürfte.

Kulterer packt aus
Nun ist in der vorvergangenen Woche der ehemalige Chef der Hypo-Alpe, Wolfgang Kulterer, der bereits in Österreich mehrere Strafurteile im Zusammenhang mit den Unregelmässigkeiten beim Bankbetrieb der Hypo-Alpe eingefangen hat, und demnächst seine bereits rechtskräftigen Strafen antreten muss, als Zeuge aufgetreten.

Kulterer, der nichts mehr zu verlieren hat, liess die Katze aus dem Sack: Er bezeichnete nicht nur den Zustand der Bank zum Zeitpunkt des Verkaufs an die BayernLB als katastrophal, „verheerend“, er berichtete auch, dies sei dem BayernLB-Chef Werner Schmidt seinerzeit bekannt gewesen, denn ein Jahr vor dem Verkauf habe der ein Kaufangebot der Hypo-Alpe dankend abgelehnt mit den Worten: „Die Hypo-Alpe ist uns zu schlecht“.
Damals war die BayernLB gerade rechtzeitig aus der österreichischen BAWAG ausgestiegen, bevor sich der Pleitegeier auf dieser Bank niederlassen wollte, nachdem ein gewisser Flöttl im Auftrag der Bank Milliardenbeträge in der Karibik durch Swapsen verjubelt hatte.

Aber der offenbare Expansions-Druck seitens des bayerischen Finanzministers Faltlhauser, der natürlich nicht angeklagt ist, wuchs, und so liess Schmidt offenbar alle Vorsichts-Massnahmen wie „due diligence“ fahren, und kaufte die „Hypo-Katze im Sack“.

Herrliche Zeiten sind das, jedenfalls für Banker. Wo jeder normale Mensch an einen Strafschärfungsgrund für das offenbar leichtfertige Verplempern von öffentlichen Geldern in diesen Grössenordnungen denkt, da kann man offenbar in Bayern stattdessen mit Milde rechnen.

Beruf Banker als Strafmilderungsgrund?

Zentraler Artikel für alle bis Dezember 2008 angelaufenen Hypo-Alpe Skandale
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Zur Hypo-Alpe-Adria Bank
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Hamid Mir – Anschlag auf einen Top-Journalisten und die Pressefreiheit

Dr. Alexander von Paleske —– 20.4. 2014 ——Anschläge auf Journalisten machen in Deutschland kaum Schlagzeilen, es sei denn, eine deutsche JournalistIn ist davon betroffen, wie zuletzt die Bildjournalistin Anja Niedringhaus.

Journalisten in Ländern wie Pakistan, Irak, Syrien und Ägypten riskieren ihr Leben – jeden Tag – um Öffentlichkeit zu schaffen, für das, was wirklich ist, Hintergründe zu beleuchten, den Lügen von Regierung bzw. Opposition die eigene Meinung und das Ergebnis ihrer Recherchen entgegenzustellen.

Lange Liste
Die Liste getöteter Journalisten ist lang, so sind in Syrien seit Beginn des letzten Jahres 30 Journalisten getötet worden, im Irak 15, in Ägypten 7, und in Pakistan 6 . Die meisten von ihnen nicht durch Kriegseinwirkung, sondern gezielt getötet.

Am18.4. wurden die französischen Journalisten Edouard Elias, Didier François, Nicolas Hénin und Pierre Torrès nach mehrmonatiger Geiselhaft, und vermutlicher Zahlung eines hohen Lösegeldes, in Syrien von den Rebellen freigelassen.

Anschlag auf Hamid Mir – nicht der erste
Gestern wurde wieder ein Anschlag in Pakistan auf einen Journalisten verübt, der aber trotz mehrerer Schussverletzungen überlebte: Hamid Mir. Er befand sich auf dem Weg vom Flughafen in Karachi zu seinem Büro, als von einem Motorrad aus mehrere Schüsse auf ihn abgefeuert wurden.


Hamid Mir – Screenshot: Dr. v. Paleske

Es war nicht der der erste Mordanschlag auf ihn: Bereits im November 2012 war ein Bombenanschlag auf ihn versucht worden. Eine Bombe war unter seinem Auto angebracht worden, sie wurde rechtzeitig entdeckt und entschärft. Drohanrufe kommen nahezu täglich.

Hamid Mir ist einer der bekanntesten TV-Journalisten Pakistans. Er war der letzte, der Osama bin Laden interviewte, und zu seinen Interviewpartnern gehörten u.a. die US- Ex-Aussenministerin Condoleeza Rice und Tony Blair.

Er ist für seine Kritik an Armee und Geheimdienst Pakistans bekannt und schrieb auch auf diesem Blog.

Hamid Mir, der aus einer Journalisten-Familie stammt, arbeitet seit 2002 für die private pakistanische Fernsehstation GeoTV. In seiner Talk Show „Capital Talk“ treten Vertreter der Regierung wie der Opposition auf.

Seinem Bruder teile er in einem Brief kürzlich mit, dass er mit einem Anschlag seitens des pakistanischen Geheimdienstes ISI rechne, ein Geheimdienst der insbesondere für brutale Folter, gelegentlich auch mit Todesfolge, traurige Berühmtheit erlang hat, und der auch Folteraufträge für den britischen Geheimdienst übernahm , wir berichteten darüber.

Vorletzter Anschlag vor nur drei Wochen
Der vorletzte Mordanschlag auf einen Journalisten in Pakistan liegt nur drei Wochen zurück, er galt Raza Ahmed, besser bekannt als Raza Rumi. Er überlebte, sein Fahrer starb.

Es war der fünfte Anschlag auf Mitarbeiter des Medienhauses Express, drei Mitarbeiter verloren Anfang des Jahres bei einem der Anschlag ihr Leben.

Nach dem Anschlag fanden in Pakistan Demonstrationen von Journalisten statt, die einen besseren Schutz vor derartigen Anschlägen forderten.


Journalisten demonstrieren nach dem Anschlag —- Screenshot: Dr. v. Paleske

Autoritäre Regime und deren terroristische Gegner, wie die Taliban hassen die Öffentlichkeit, weil sie ihre Propaganda Lügen straft. Wer sich als Journalist der Wahrheit verpflichtet fühlt, muss mit dem Schlimmsten rechnen. Wenigstens darüber sollte regelmässig berichtet werden, auch wenn es sich nicht um deutsche Journalisten handelt.

Hier veröffentlichte Artikel von Hamid Mir
Hamid Mir, The Last Man To Interview Osama Bin Laden
The burden of being Osama’s daughter

The way forward
Taliban will be defeated this time

Zum pakistanischen Geheimdienst ISI
Folter wird zum “Normalfall” oder: Zurück ins Mittelalter

Siehe auch Reporter ohne Grenzen
http://www.reporter-ohne-grenzen.de/

kriminalitaet

Waffenhandel, Bestechung, Finanzgaunerei und Frankreichs Neo-Kolonialpolitik

Dr. Alexander von Paleske 29.11. 2013 —
Vergangene Woche nahm die Schweizer Polizei auf dem Flughafen Zürich den israelischen Geschäftsmann russischer Abstammung Arcadi Gaydamak fest.


Arcadi Gaydamak ……..in Zürich verhaftet.

Die Nachrichtenagentur AFP verbbreitete die Nachricht, aber die deutsche Presse interessierte sich nicht dafür, von einer kurzen Notiz in Zeit-Online einmal abgesehen.

Angolagate in Frankreich
Frankreich verlangt jetzt die Auslieferung Gaydamaks, dort wurde er im sog. Angolagate-Prozess zu sechs Jahren Haft verurteilt, das Pariser Berufungsgericht reduzierte die Strafe jedoch um die Hälfte.

Das Angolagate ist eine der grössten Schmiergeldaffären vor dem Hintergrund illegalen Waffenhandels, die dieser russische Geschäftsmann Gaydamak zusammen mit einem windigen französischen Kaufmann namens Pierre Falcone ins Werk gesetzt hatte: Um den reibungslosen Waffenverkauf in das afrikanische Bürgerkriegsland Angola, gegen das ein UN-Waffenembargo bestand, über Frankreich abzuwickeln wurde eine ganze Clique von Politikern und Mitgliedern der französischen Oberschicht bestochen, sodass schliesslich:

– 420 Panzer

– 12 Hubschauber

– 6 Kriegsschiffe

– 150.000 Granaten

– 170.000 Minen

nach Angola abgesetzt werden konnten.


Angola

Aus den Arsenalen des Warschauer Paktes
Die Waffen stammten aus den Arsenalen des ehemaligen Warschauer Paktes , und aus der slowakischen Firma namens ZTS-OSOS, deren Kapital zu 44% von der russischen Firma Kurganmash und dem russischen Staat gehalten wurde.


Pierre Falcone

ZTS-OSOS erhielt zur Finanzierung des Waffenverkaufs Darlehen von der französischen Bank Paribas, vermittelt durch einen Banker namens Jean-Didier Maille.

Die Waffen wurden zum Verkaufspreis von zusammen umgerechnet 780 Millionen US Dollar in ein Land geliefert, wo bereits seit 20 Jahren der Bürgerkrieg tobte, mit mehr als Hunderttausend Toten.

Der Bürgerkrieg sollte noch fast 10 Jahre weiterlaufen, bis zum Jahre 2002 – geölt mit Waffenlieferungen durch skrupellose Waffenhändler an beide Bürgerkriegsparteien: Die MPLA-Regierung des Jose Eduardo Dos Santos und die Rebellenbewegung UNITA des Jonas Savimbi.

Einkaufspreis für das Duo Falcone/ Gaydamak rund 500 Millionen US Dollar. Profitmarge: rund 50% minus natürlich die reichlichen Schmiergelder.

Zu dem bestochenen Personenkreis gehörten offenbar:

– Der älteste Sohn des verstorbenen Präsidenten Mitterand, Jean Christophe

– Ein ehemaliger französischer Innenminister namens Charles Pasqua

– Der Kollege von Pasqua namens Jean-Charles Marchiani

– DerPräsidentenberater des ehemaligen Staatspräsidenten Sarkozy, Jacques Attali (der jedoch nicht angeklagt wurde).

Insgesamt 40 Angeklagte waren es. Die französische Regierung hatte alles versucht, um diesen Prozess zu verhindern – vergeblich.

Sieben Jahre ermittelte die Staatsanwaltschaft und produzierte eine 486 Seiten lange Anklageschrift.
Wir berichteten ausführlich darüber, ebenso über den Prozess und die verhängten Strafen.

Zwei Hauptkriminelle
Gedeihen konnte dieser Skandal durch die „Fertigkeiten“ und Connections der beiden Hauptkriminellen: Pierre Falcone und Arcadi Gaydamak – und natürlich der neokolonialen Politik Frankreichs in Afrika, die sich jetzt gerade wieder an dem Desaster in der Zentralafrikanischen Republik dokumentiert (siehe hier).


Eine staatliche Hintertreppen-Waffenexportfirma

Pierre Falcone war der entscheidende Mann in einer 1985 gegründeten Waffenexportfirma namens Sofremi, de facto vom französischen Innenministerium kontrolliert. Innenminister damals: Charles Pasqua, auch der tauchte im Angolagate-Skandal auf.

Diese Sofremi , integraler Bestandteil von Frankreichs neokolonialer Politik, wie auch die Erdölfirma ELF, sollte Waffendeals tätigen, die der offiziellen Politik des Aussenministeriums nicht entsprachen. Also in der Regel schmutzige Deals, wie beispielsweise der Angolagate-Deal, nur dass der ausnahmsweise von Sofremi nicht vermittelt und auch nicht abgesegnet war.

Globaler-Hintertreppen-Repräsentant für Sofremi: Pierre Falcone, der für die schmutzigen Deals gewaltige Vermittlungshonorare einstrich.

Aber dieser Pierre Falcone, der lange Zeit auch in den USA und Südamerika lebte, war spendabel: So spendete er der Republikanischen Partei der USA im Jahre 2000 – George Bush jnr. war deren Kandidat – mal eben 100.000 US Dollar, während seine Frau Sonia an republikanischen Fund-raising Dinners teilnahm. Ticketpreis pro Nase . Läppische 10.000 Dollar.

Angola mon amour
Aber das Hauptaugenmerk richtete dieses Duo Infernale Falcone/ Gaydamak weiter auf Angola, denn dort gab es viel Öl, viele Diamanten und viele korrupte Politiker.

Beide beschlossen, weit mehr Geld als bisher zu verdienen: mehrere Hundert Millionen US Dollar – zum Nachteil eines von Bürgerkrieg und Armut gebeutelten Landes, und das lief so:

Falcone und Gaydamak wurden nach dem Angolagate-Deal Freunde und Finanzberater des angolanischen Präsidenten Dos Santos. Der plagte sich mit einem Problem herum, das er Mitte der 90er Jahre, als die Rebellenbewegung Unita in die Defensive kam, gerne lösen wollte:

Die Sowjetunion hatte von Anfang an die MPLA mit Waffen unterstützt , während Kuba Soldaten schickte. Nun wollten die klammen Nachfolger der UdSSR, konkret die korrupte Jelzin-Regierung, gerne Bares sehen. Gesamtforderung: Umgerechnet 5,5 Milliarden US Dollar.

Gaydamak verhandelt
Gaydamak überzeugte seine Ex-Landsleute, dass diese Forderung übertrieben, und ausserdem uneinbringlich sei, handelte sie auf 1.5 Milliarden US Dollar runter, zahlbar in Jahresraten von 100 Millionen über 15 Jahre.

Präsident Dos Santos freute sich riesig über diesen Nachlasshandel, und stellte entsprechende auf insgesamt 1,5 Milliarden US Dollar lautende Schuldscheine aus, die auch gegen Öllieferungen eingetauscht werden könnten.


Präsident Jose Eduardo Dos Santos …freute sich riesig

Mit diesem Schuldenabkommen stieg – beabsichtigt – die Kreditwürdigkeit Angolas.

Aus Dankbarkeit bekamen Falcone und Gaydamak die angolanische Staatsbürgerschaft geschenkt, Falcone wurde auch noch zum UNESCO Botschafter Angolas ernannt, was mit der Aushändigung eines Diplomatenpasses verbunden war. Wie schön, wenn ein Bock zum Gärtner wird.

Und, noch schöner, Falcone und Gaydamak durften die angolanische Firma CADA (Companhia de Distribuicao Angolana Alimentar), die ein Monopol auf die Versorgung mit Arzneien und bestimmten Nahrungsmitteln besass kontrollieren. Umsatz: rund 200 Millionen US Dollar pro Jahr.

Richtig in die Vollen
Für Gaydamak und Falcone war damit aber die Sache keineswegs abgeschlossen, denn jetzt sollte es richtig ran ans Geld-Schröpfen gehen:

Gaydamak, der beste Kontakte zum korrupten und kleptokratischen Zirkel des russischen Präsidenten Boris Jelzin hatte, darunter auch zu dem Klepto-Oligarchen Chodorkovski mit seiner Menatep-Bank über den wir kürzlich bericheteten, machte der russischen Regierung ein attraktives, nahezu unwiderstehliches Angebot: Er bot an, den Russen die angolanischen Schuldscheine zum halben Preis, also 750 Millionen US Dollar, abzukaufen. Bezahlung innerhalb eines Jahres statt Abstotterung über 15 Jahre. Zwischenfinanziert auch von der Menatep Bank, die wiederum viel Geld aus den fremdgeleiteten Weltbankkrediten zur Verfügung hatte.

Weiter an Glencore
Die russische Regierung willigte ein, Gaydamak bekam die Schuldscheine, die er dann gleich zum vollen Preis minus 10% also für 1,35 Milliarden Dollar an den Schweizer Rohstoffkonzern Glencore verhökerte, wie der investigative israelische Journalist Yossi Melman herausfand.

Glencore , ein Konzern, der einstmals von dem wohlbekannten Marc Rich gegründet worden war, mittlerweile mit der Firma Xstrata verschmmolzen, wir berichteten mehrfach darüber.

Das waren schon einmal 600 Millionen im Sack. Alles letztlich zu bezahlen aus der angolanischen Staatskasse.

Geteilte Freude
Aber das war noch nicht genug, denn an Russland bezahlte er natürlich nur die ersten beiden Raten zusammen 161 Millionen, wie die Schweizer Behörden herausfanden.

Wer solch einen Staat hereinlegt, der sich Widersachern auch gerne mit dem „Ausblasen des Lebenslichts“ entledigt, der muss normalerweise um sein Leben fürchten, nicht so Gaydamak, denn der steckte ja nicht alles in die eigene Tasche, sondern gab ab, getreu dem Motto. Geteilte Freude ist doppelte Freude.

So erhielten:

– Pierre Falcone: 160 Millionen US Dollar – möglicherweise nicht vollständig bezahlt, denn Falcone verklagte Gaydamak – erfolglos – im Jahre 2009 vor einem israelischen Gericht auf Zahlung.

Vitaly Malkin, russischer Banker, Klepto-Oligarch und eng mit Boris Jelzin verbunden: 48,8 Millionen


Vitaly Malkin …….Jelzin Freund und Klepto-Oligarch, jetzt Milliardär.

– Elisio Figuereido, Angolas damaliger Botschafter in Frankreich: 18.8 Millionen

– Präsident dos Santos: 20 Millionen

Cash to carry.

Und auch der Waffentransport ging nach dem Angolagate –Deal weiter, da der Bürgerkrieg ja auch weiterlief – einmal Waffenhändler immer Waffenhändler. Diesmal über die Falcone-Firma Vast Impex.

Die weiteren Aktivitäten des Gaydamak in Angolas Diamantensektor sind hier nachzulesen.

Nun ist er allerdings erst einmal hinter Gittern. Lange wird er da nicht bleiben.

So ein Tausendsassa, der auch schon – vergeblich – als Kandidat für die Bürgermeisterwahl in Jerusalem angetreten war.

Das Nachsehen bei all diesen Handlungen hatte die angolanische Bevölkerung, denn alle Gelder, die für Waffen, Bestechungen, persönliche Bereicherung etc. flossen, stammten aus den Bodenschätzen Angolas, allen voran Erdöl.

Aber für die bevölkerungswidrige Verwendung dieser Mittel sitzt Gaydamak natürlich nicht im Gefängnis.

Nachtrag 7.12. 2013
Mittlerweile ist Gaydamak wieder frei, und durfte nach Israel ausreisen.

Angolagate in Frankreich – Geldgier, Geschütze und Granaten
Angolagate in Frankreich – Lange Freiheitsstrafen für geldgierige Waffenhändler

Zur Zentralafrikanischen Republik
Zentralafrikanische Republik – ein weiteres Land wird Einfallstor für Terror-Salafisten
Zentralafrikanische Republik: Diktatoren, Rohstoffe, Plünderer und Putsche

Zu Gaydamak und der Sella-Bank
linkDer Fall Amis – ein gigantischer europäischer Betrugsskandal

Zu den russischen Klepto-Oligarchen
Russischer Ex-Oligarch Michail Chodorkowski – ein Kämpfer für Demokratie?
Gerichtstag in London: Russlands Präsident Putins gegenwärtige und verflossene Freunde kämpfen gegeneinander

Zu Angola
Angola: Reichtum, Armut und Demonstrationen
Portugals Finanzkrise: Angola als Retter?

Willkommen in Afrika, Frau Merkel – Sie haben aber nichts im Gepäck und kommen außerdem noch zu spät

Zu Glencore / Xstrata
Eine Elefantenhochzeit und ein Todesfall in der Schweiz
Kolumbianische Kohle nach Deutschland: Mit Blut, Schweiss und Tränen
Glencore, der Börsengang, und der Weg zum Rohstoff-Riesenkraken
Schweizer Rohstoff-Multis Glencore / Xstrata: Milliarden scheffeln, Ausbeutung zulassen, Umwelt verschmutzen

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Russischer Ex-Oligarch Michail Chodorkowski – ein Kämpfer für Demokratie?

Dr. Alexander von Paleske — 9.11. 2013 —-

„Vom Oligarchen zum Kämpfer für Demokratie“

so überschrieb die Neue Zürcher Zeitung jüngst einen langen Artikel, der sich mit dem Schicksal des Russen Michail Chodorkowski beschäftigt, der jüngst sein 10-jähriges Gefängnisjubiläum feiern durfte.


Neue Zürcher Zeitung vom 25.10. 2013

Seit 10 Jahren sitzt Michail Chodorkowski in russischen Haftanstalten. Während dieser Zeit soll er sich angeblich vom Oligarchen zum Kämpfer für Demokratie gewandelt haben. Wirklich?

Einst reichster Mann Russlands
Michail Chodorkowski war einst der reichste Mann Russlands mit einem geschätzten Vermögen von 7,5 Milliarden US-Dollar. Am 25 Oktober 2003 wurde er in Russland verhaftet.
Vorwurf: Betrug und Steuerhinterziehung.

2005 und 2010 wurde er in zwei Prozessen zu langjährigen Lagerhaftstrafen verurteilt.

Organisationen wie Amnesty International fordern seine Freilassung, ebenfalls westliche Politiker. Begründung: Die Strafverfahren seien politisch beeinflusst gewesen, und genügten keineswegs rechtsstaatlichen Grundsätzen.

Mit anderen Worten: Chodorkowski ist ein politischer Gefangener.

Diese Einschätzung hat allerdings nicht einmal (bisher) der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte im Falle Chodorkowskis geteilt.

Ein Blick zurück
Chodorkowski wurde zur Gruppe der russischen Oligarchen gezählt, Der Begriff „Oligarch“ im Zusammenhang mit Chodorkowski und anderen wirft allerdings Zweifel auf, weil damit die Oligarchen Russlands wie Chodorkowski , Roman Abramovitsch, Boris Berezsovsky, Alexander Lebedew und andere nur unzureichend beschrieben werden.

Wikipedia beschreibt Oligarchen wie folgt:

Ein Oligarch (vom griech.: ὀλίγοι oligoi = „Wenige“ und ἄρχων archon = „Herrscher, Führer“) ist ein Wirtschaftsmagnat oder Tycoon, der durch seinen Reichtum über ein Land oder eine Region weitgehende informelle Macht ausübt. Die Bezeichnung drückt, wie die Wortherkunft von Oligarchie es andeutet, aus, dass der Betreffende „einer von wenigen Herrschenden“ des betreffenden Landes ist, und wie groß der Einfluss seines Reichtums auf dessen Politik ggf. sein kann.

Das traf sicherlich für Chodorkowski und andere zu, jedenfalls solange Präsident Boris Jelzin noch das Sagen hatte.

Gestohlener Reichtum
In den 1990er Jahren, unter der Präsidentschaft Boris Jelzins, während Russlands Übergang zu einer Marktwirtschaft, rollte eine Privatisierungswelle von Staatseigentum an. Ganze Industrie- und Förderanlagen wurden für einen „Appel und ein Ei“ verramscht.
Grösstenteils handelte es sich dabei um Förderanlagen, Weiterverarbeitungsanlagen und Transportanlagen für Erdöl und Erdgas, Russlands Reichtum.

Verramscht wurden sie an eine kleine Gruppe von bestens vernetzten Jelzin-Freunden, welche diese „Weihnachtsgeschenke“ über Nacht steinreich und mächtig machten.
Insofern sind diese Herrschaften mit dem Wort „Oligarch“ nur hinsichtlich der Ausübung ihrer wirtschaftlichen Macht richtig beschrieben, nicht hingegen mit der Art und Weise, wie sie zu dieser wirtschaftlichen Macht gelangten.

Macht, nicht etwa durch geschaffenen Reichtum, sondern durch die Aneignung fremder Reichtümer: der Reichtümer Russlands zu Spottpreisen. Diebstahl im untechnischen Sinne ein besseres Wort dafür. Die Bezeichnung „Klepto-Oligarchen“ ist deshalb zutreffender.

Russlands damaliger Präsident Boris Jelzin, dessen Liebe zu Mütterchen Russland bei weitem durch seine Liebe zum exzessiven Alkoholgenuss übertroffen wurde, ermöglichte der ihm treu ergebenen Gier-Clique diesen Aufstieg, die im Gegenzug sich dann mit finanziellen Zuwendungen grosszügig zeigte, einschliesslich der Organisierung von Wahlkämpfen für ihren Wohltäter

Der Aufstieg Chodorkowskis
Chodorkowski hatte 1989 die kleine aber feine Menatep Bank gegründet, die erste Privatbank Russlands. Und da traf es sich gut, dass die Eltern eines Jugendfreundes und späteren Oligarchen, Alexei Golubovich, leitende Funktionen in der Staatsbank der UdSSR hatten.

Die Menatep-Bank stand wiederum später Jelzin bei seinen politischen Ambitionen spendabel zur Seite stand. Das verschaffte ihm gleichzeitig ein Entree in den in den inneren Jelzin-Zirkel.

So wurde Chodorkowski 1992 Mitglied im Beraterstab des russischen Premierministers, und im März 1993 Stellvertretender Minister für Brennstoffe und Energie. 1993 bis 1994 war er auch Mitglied des Rats für Industriepolitik bei der russischen Regierung.

Ein „In sich Geschäft“
Ende 1993 beteiligte er sich an der Finanzierung und Organisation des Wahlkampfes für Präsident Jelzin .
Im März 1995 nahm Chodorkowski an der Kabinettssitzung teil, auf der das „loans for shares-Programm“ abgesegnet wurde. Im Rahmen dieses Privatisierungsprogramms, mit dem auf Pump ganze Aktienpakte von Staatsfirmen eingesackt werden konnten, wurden in der Folge einige große Erdölunternehmen privatisiert. Chodorkowski war zu der Zeit Jelzins Bergbauminister – wie praktisch.

Chodorkowskis Menatep-Bank konnte bei den Auktionen 1995/1996 sage und schreibe 45% der Aktien des riesigen Mineralölunternehmens Jukos in ihren Besitz bringen. De facto natürlich ein „In sich Geschäft“ wie die Juristen es nennen. Ausserordentlich lukrativ noch dazu.

Nützliche Menatep Bank
Diese Menatep_Bank sollte sich noch als ausserordentlich nützlich für Jelzin & Co erweisen: Über diese Bank sorgte Chodorkowski – als „Jelzins Laufbursche“ sozusagen – offenbar dafür, dass, für Russland vom Internationalen Währungsfond (IWF) und der Weltbank bereitgestellte Kredite in Höhe von 10 Milliarden US-Dollar, sogleich in dunklen Kanälen versickerten, statt dem zugedachten Zweck zu dienen, wie z.B. der Entwicklung der Landwirtschaft.
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„Zwischenwaschmaschine“ für das Versickern dieses „Dollarsegens“, der eines Tages vom russischen Staat, sprich: Steuerzahler zurückgezahlt werden musste, war offenbar – wissentlich oder unwissentlich das sei dahingestellt – die Clearingagentur Cedel (jetzt: Clearstream) in Luxemburg, die heute zur deutschen Börse AG gehört, und über die wir schon mehrfach berichtet haben.

Die ehemalige Nr. 3 bei Cedel, Ernest Backes, und der investigative Journalist Denis Robert
wiesen darauf in ihrem Buch „Das Schweigen des Geldes“ hin.

Die Versuche von Clearstream, den Journalisten Robert mundtot zu machen, scheiterten, letztinstanzlich vor dem höchsten französischen Gericht, wir berichteten darüber.

Joseph Stiglitz, Nobelpreisträger in seinem Werk

The big disappointment’, International institutions and dysfunctions of capitalism

schrieb dazu:

„Die Privatisierung (in Russland) wurde zu einer umfangreichen Plünderung , von der die Oligarchen profitierten….
Als der IWF aufgeklärt wurde, dass die an Russland gegebenen (geliehenen) Milliarden nur wenige Tage nach der Erteilung der Kredite auf Konten von zypriotischen und Schweizer Banken wieder auftauchten, behauptete derselbe , es seien nicht seine Dollars.“

Jelzin-Clan Nutzniesser
Letztlich dürfte der Jelzin-Clan der Nutzniessser dieser Transaktionen gewesen sein, wobei vermutlich auch für Chodorkowski ein kleiner Unbequemlichkeits-Obulus abfiel.

Die Zeche zahlten letztlich die russischen Bürger mit ihren Steuern.

Vom Saulus zum Paulus?
Mit der Zeit engagierte sich Chodorkowski zunehmend in der russischen Innenpolitik. Er finanzierte Oppositionsparteien, wie 1999 zur Wahl der Duma die liberale Partei Jabloko, aber auch die Kommunistische Partei. Schließlich verdächtigte er den Kreml öffentlich der Korruption. Immer deutlicher stilisierte sich Chodorkowski selbst als Mann des Westens. Er versuchte, US-Unternehmen an Jukos zu beteiligen: So führte er Verhandlungen mit den US-Ölkonzernen ExxonMobil und Chevron Texas über eine mögliche Beteiligung. 2002/2003 erreichte er erneut eine Steigerung der Förderungsleistungen von Jukos und brachte nun die Fusion mit Sibneft zustande.

Im Vorfeld der Ermittlungen gegen Jukos hatte er angesichts der bevorstehenden Duma- und Präsidentenwahlen mehrfach verkündet, dass er nicht nur Parlamente, sondern auch Wahlergebnisse kaufen könne.

Der Rest ist Geschichte. Chodorkowski wurde verurteilt, und sitzt seit 10 Jahren in Haft.
Er kann ohne Zweifel als einer der grössten Klepto-Oligarchen Russlands bezeichnet werden, der schliesslich versuchte, auch noch direkt politische Macht auszuüben, und dabei Putin frontal angriff. Das ist ihm erwartungsgemäss nicht gut bekommen.

Dass dieser Mann, der mit extremst undemokratischen Methoden grosse Reichtümer Russlands sich einfach einverleibt hatte, zum Demokraten sich gewandelt haben soll, darf mit Fug und Recht bezweifelt werden.

Es gibt sicherlich andere Gefangene in Russland, die unsere Unterstützung verdienen, wie z.B. die Damen der Pussy Riot, nicht aber dieser Ex-Oligarch.

Zu Clearstream
David gegen Goliath: Französischer Journalist Denis Robert obsiegt im Verfahren wegen übler Nachrede gegen die Deutsche Börse-Tochter Clearstream.
Clearstream ein Megaskandal in Frankreich
Clearstream Frankreichs Jahrhundertprozess: Ex-Premier de Villepin freigesprochen

Bundesnachrichtendienst (BND) und Clearstream
Mail an BND-Noch-Präsident Ernst Uhrlau
Brief an BND-Präsident Ernst Uhrlau: Klären Sie einen Skandal auf!

Zu den Klepto-Oligarchen Beresovski und Abramovich
Gerichtstag in London: Russlands Präsident Putins gegenwärtige und verflossene Freunde kämpfen gegeneinander

Elf – oder Sprit für Bestechungen im Grossformat
Ein Berg von Korruption und ein Maulwurfshügel von Strafverfahren- Oder: Keine Aufklärung des Leuna-Skandals zu erwarten
Zahltag für französischen Rüstungkonzern oder: wie schmiert man eine Republik/Provinz

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Der Mossad-Piratenakt auf der Arctic Sea, und ein kriminell-politisches Nachspiel

Dr. Alexander von Paleske — 25.10. 2013 —– Im Juli 2009 wurde der finnische Frachter Arctic Sea mit seiner russischen Besatzung auf der Ostsee nahe der schwedischen Küste von baltischen Kriminellen gekapert.

Das Prisenkommando gab sich als Mitglieder der schwedischen Drogen-Polizei aus.

Das Schiff „verschwand“ und tauchte fast drei Wochen später vor der westafrikanischen Küste, genauer gesagt: vor den Kapverdischen Inseln wieder auf.

Medien und Münchhausen
Die Deutschen Medien überschlugen sich mit Münchhausen-Geschichtchen, genährt auch noch von irreführenden Stellungnahmen russischer Regierungsvertreter.

Indizien sprachen andere Sprache
Wir haben seinerzeit aufgrund der damals bereits vorliegenden Indizien geschlossen, dass es sich um einen, vom israelischen Auslandsgeheimdient Mossad inszenierten, Piratenakt handelte, der, wie sich später herausstellte, von baltischen Kriminellen unter offenbarer Zwischenschaltung des estnischen Politikers, Geschäfts- und Geheimdienstmannes namens Eerik Niiless Kross ausgeführt.

Nicht nur Holz…..
Das Schiff hatte ganz offensichtlich keineswegs, wie angegeben, nur Holz geladen, sondern hochmoderne Flugabwehrraketen des russischen Typs S-300, die für den Iran bestimmt waren.


Boden-Luftrakete S-300

Der Iran rechnete – nicht unbegründet – fest mit einem israelischen Luftangriff, der aber dank des Drucks Washingtons bisher unterbleib.

Die Aufrüstung des Iran mit diesen hochmodernen Raketen hätte die Verluste Israels bei einem Luftangriff drastisch in die Höhe getrieben.

Mafia umgeht Absprache
Israel hatte sich mit der russischen Regierung darauf geeinigt, dass es selbst keine hochmodernen Waffen nach Georgien liefert, im Gegenzug die russische Regierung keine S-300 Raketen in den Iran.

Offenbar schafften es aber russische mafiöse Kreise dieses Abkommen – gegen heftige Bezahlung aus Teheran – zu unterlaufen. Der Mossad organisierte daraufhin die Kaperung der Arctic Sea, was eine Reihe von Ähnlichkeiten mit der seinerzeitigen Mossad-Kaperung des mit Uranoxid beladenen Frachters Scheersberg A (Operation Plumbat) im Jahre 1968 aufwies.

Auftraggeber Mossad sollte im Dunkeln bleiben
Die westlichen Geheimdienste durchschauten dieses Lügengebäude, bzw. waren vom Mossad informiert, und hielten still.

Das Schiff verschwand natürlich in Wirklichkeit nie von den Radarschirmen westlicher Militärs. Der Öffentlichkeit wurde – offenbar entgegen besseren Wissens seitens der Medien – ein räuberpistolenähnlicher Bär aufgebunden, bis schliesslich im Oktober 2009 der Sicherheitsexperte Hans Rühle in Springers Welt die Katze aus dem Sack liess.

Die in Estland angeheuerten Berufskriminellen nannten, nach Ihrer Festnahme vor Westafrika, Eerik Niile Kross als ihren Auftraggeber und Zahlmeister, nicht durchblickend, was hier in Wirklichkeit gespielt wurde.

Gegner Russlands und Putins
Auftraggeber Kross, Geheimdienstmann und Politiker, hatte sich in der Vergangenheit als entschiedener Gegner der Politik Russlands und Wladimir Putins hervorgetan.
Kross war seinerzeit Mitglied der Untergrundbewegung Estlands, welche die Unabhängigkeit Estlands von der Sowjetunion anstrebte.

Nach der Unabhängigkeit Estlands wurde er Botschafter in London (1990-1992) und Washington (1992-1995), danach Koordinator der Geheimdienste Estlands.
Dann trieb es ihn in den Irak, wo zum Sicherheitsfachmann an der Seite Paul Bremers, dem Chef der Besatzungsadministration, er avancierte.

Wieder zurück in Estland dann ein Ausflug in die Politik und ins Geschäftsleben, bevor das nächste Krisenland, Georgien, lockte, das sich 2008 einen Krieg mit Russland lieferte.
Nicht nur damit forderte Kross die russische Regierung heraus, er liess zusammen mit anderen Politikern die Bronzestatue eines Rotarmisten auf dem zentralen Platz der Hauptstadt Tallinn entfernen, was sofort zu Protest-Demonstrationen des russisch sprechenden Teils der Bevölkerung führte

Kross und die Kaperung der Arctic Sea
Im Jahre 2010 beschuldigte die russische Regierung Kross, an der Kaperung der Arctic Sea beteiligt gewesen zu sein, und erliess Anfang 2012 einen Haftbefehl, der auch an Interpol weitergeleitet wurde. Aber erst jetzt bequemte sich Interpol, den russischen Haftbefehl zu internationalisieren.

Kross und die estnische Regierung wiesen alle diesbezüglichen Anschuldigungen zurück. Es bestehen offenbar jedoch genügend Anhaltspunkte für die Involvierung desses estnischen „Multitalents“.

Der Fall Arctic Sea ist damit wieder in die Medien gelangt – ohne dass endlich reiner Wein eingeschenkt würde, und Eerik Niiles Kross muss sich bei Auslandsfahrten vorsehen. Ein derartiger Trip könnte zu seiner Verhaftung führen.

Links zur Arctic Sea-Story

Kaperung der Arctic Sea – Verurteilung eines Piraten, Verdummung der Oeffentlichkeit
Pressebericht bestätigt Mossad-Beteiligung an der Arctic- Sea Kaperung
Kaperung der Arctic Sea – die Indizienkette beginnt sich zu schliessen
Kaperung der Arctic Sea – Mehrfacher Waffenschmuggel?
Arctic Sea: Die Öffentlichkeit wird getäuscht
Die Kaperung der Arctic Sea – oder: Windiges aus der russischen Seefahrt
Die Kaperung der Arctic Sea: Fakten, Indizien, Spekulationen
Arctic Sea“- Kaperung: Indizien deuten auf Geheimdienstaktion – vermutlich Mossad – und nicht Piraten

Zum Mossad-Mord in Dubai
Noch ein Mossad-Mord?